Greifswald: NPD-Provokation am 1.9.01
„No pasaran„ – sie kommen nicht durch !
Naziaufmarsch am Weltfriedenstag, 1.09.2001, in Greifswald geplant
Es ist wieder einmal so weit: am 1. 9. 2001, dem Tag des Überfalls der
Hitler-Armeen auf Polen und der Entfesselung des II. Weltkrieges, wird
sich in grenzenlosem Zynismus um 11.00 Uhr ein Demonstrationsaufmarsch
der NPD vom Bahnhof aus in Bewegung setzen. Unter dem Motto „Gegen Krieg
und militaristischen Größenwahn„ werden sich die angereisten
NPD-Mitglieder in Reih‘ und Glied aufstellen, losmarschieren und somit
ihren eigenen großdeutschen Militarismus zur Schau stellen...
Im II. Weltkrieg, Folge v.a. deutschen Expansions- und
Weltherrschaftsstrebens, wurden 27 Millionen Soldaten und 25 Millionen
Zivilisten ermordet oder starben an den Folgeerscheinungen der
Kampfhandlungen, Hunger und Krankheiten. An dem Tag, an dem Hitlers
Armeen begannen „zurück zu schießen„, neuen "Raum" für das deutsche
"Herrenvolk" zu erobern - dem 1. September - soll und wird jährlich des
Kriegswahnsinns und der Opfer der Jahre 1939 bis 1945 gedacht werden.
An einem solchen Tag ist es für eine Zivilgesellschaft noch nicht einmal
auf Basis demokratischer Meinungsfreiheit tragbar, daß eine Partei,
deren Mitglieder vielfach durch die Benutzung nationalsozialistischer
Symbolik auffallen, ihre Parolen an die Öffentlichkeit bringen kann. Die
NPD versucht durch ihre revanchistischen Bestrebungen nach einer
„Wiedervereinigung (Deutschlands) in seinen geschichtlich gewachsenen
Grenzen„ (siehe Parteiprogramm) ein deutsches Nationalgefühl zu schüren,
daß weder zeitgemäß, noch tolerierbar ist.
Vielfach wird von Parteimitgliedern der NPD die Verbrechen
Hitlerdeutschlands in Frage gestellt, so z.B. der Holocaust und die
Kriegsverbrechen der Wehrmacht unter Hauptbefehl Hitlers in den
Ostfeldzügen. Hierzu tauchen in Greifswald seit einiger Zeit Aufkleber
gegen die angebliche Verunglimpfung der Wehrmacht auf (siehe Bild). Es
besteht kein Zweifel, daß einzelne Generäle und Soldaten versucht haben
sich den Befehlen Hitlers zu widersetzen und einen Krieg „nach allen
Regeln der Kunst„ zu führen versuchten. Doch das letzte Wort hatte auch
hier Hitler (Anfang März 1941 vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht,
Mitschrift): „ [...]Ein Krieg wie der gegen Rußland könne nicht
ritterlich geführt werden. Es handele sich um einen Kampf der
Weltanschauungen und rassischen Gegensätze, und er sei daher in nie
dagewesener, erbarmungsloser Härte zu führen. Alle Offiziere würden sich
überlebter Anschauungen entledigen müssen. Er wisse, daß die
Notwendigkeit solcher Art Kriegsführung über die Fassungskraft der
Generäle hinausgehe, aber er bestehe auf widerspruchslose Durchführung
seiner Befehle [...]„. Auch in Bezug der Behandlung von Kriegsgefangenen
ließ Hitler keinen Zweifel aufkommen (u.a. streng geheimer Befehl vom
18. Oktober 1942 in Bezug auf die Behandlung von Sabotageeinheiten:
„[...] Es kann also unter keinen Umständen gestattet werden, daß ein
Spreng-, Sabotage- oder Terroristentrupp sich einfach stellt und
gefangengenommen wird, um nach der Genfer Konvention behandelt zu
werden. ... Sollte sich die Zwangsmäßigkeit ergeben, aus
Vernehmungsgründen einen oder zwei Mann zunächst noch auszusparen, so
sind diese nach ihrer Vernehmung sofort zu erschießen. [...]„ Der
Minister für die besetzten Ostgebiete Rosenberg zum Thema
Kriegsgefangene: „[...] Je mehr von ihnen sterben, um so besser für uns
[...]„
Es ist wahrscheinlich, daß der NPD-Aufmarsch am 1. September genutzt
wird, um die Rolle der deutschen Wehrmacht im II. Weltkrieg und damit
Kriegsführung im Allgemeinen zu verherrlichen. Doch dieses widerspricht
dem Anliegen eines „Tages für den Frieden„. Zu befürchten steht
weiterhin, daß diese Demonstration zur Verkündung der revanchistischen
Bestrebungen in Bezug auf die „deutschen Ostgebiete„ und Revidierung der
Geschichtsschreibung zur Verschleierung deutscher Schuld genutzt wird.
Aufgerufen sind alle Greifswalder Bürger, Schüler und Studenten sowie
demokratische Parteien und Organisationen, die sich der Pflicht einen
„Weltfriedenstag„ ohne NPD-Aufmarsch zu begehen, bewußt sind. Zusammen
sollte es uns möglich sein den Aufmarsch friedlich zu verhindern und ein
wirkliches Fest des Friedens gegen „Krieg und militaristischen
Größenwahn„ zu begehen. Auch die Universität und die Stadt Greifswald
sollten bemüht sein einen NPD-Aufmarsch im ohnehin als braun
verschrieenen Landstrich Vorpommern kurz vor dem Semesterbeginn nicht
zuzulassen.
„No pasaran – Sie werden nicht durchkommen". Zeigen wir alle
Zivilcourage gegen oft gewalttätige Fremdenfeindlichkeit, Rassismus,
Militarismus und Revanchismus – und das am „Weltfriedenstag„!
Literatur: William Shirer: "Aufstieg und Fall des 3. Reiches"
NPD will mehr Land
zitiert aus dem NPD-Programm
In ihrem Programm behauptet die NPD, die jetzigen Grenzen der BRD seien
zu Unrecht gezogen worden:
"[...] Deutschland ist größer als die Bundesrepublik! [...]
[...] Unrecht kann niemals die Grundlage eines dauerhaften Friedens
zwischen Völkern sein. [...]
[...] Im Rahmen dieser Neuordnung muß Deutschland - in Übereinstimmung
mit dem Völkerrecht und dem Abkommen von Helsinki - eine friedliche
Politik zur Wiedervereinigung innerhalb seiner geschichtlich gewachsenen
Grenzen betreiben.[...]"
Die Grenzen sind jedoch mittlerweile von Deutschland und seinen
Nachbarstaaten anerkannt. Ihre Infragestellung negiert die deutsche
Kriegsschuld sowie die nach dem 2. Weltkrieg geschaffenen historischen
Tatsachen und kann zu neuen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern
führen.
[Image]
Bildunterschrift:
Mit einem Bild, daß vermutlich die Propaganda der Dolchstoßlegende
illustrieren sollte, versucht die NPD Kritiker der Verbrechen der
Wehrmacht zu diffamieren. Die historisch unhaltbare Dolchstoßlegende
diente der extremen Rechten in der Weimarer Republik dazu, den
Kriegsausgang und die Reparationszahlungen an die Sieger des 1.
Weltkrieges anzufechten.
aktuelle Infos unter:
http://www.likedeeler-online.de
http://www.greifswald-gegen-rechts.de
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