Greifswald: "Duschen wie in Auschwitz" im Studentenheim

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

anbei sende ich Ihnen einen Artikel aus der Onlineausgabe der Greifswalder
Zeitschrift "Likedeeler" (www.likedeeler-online.de) sowie erste Leserreaktionen.
Bitte verbreiten Sie dieses Material weiter, veröffentlichen Sie es und
beteiligen Sie sich am Protest.
Wenden Sie sich an den Rektor der Greifswalder Universität unter:
Tel. 03834- 86 1100 bzw. 0171-9783900
Fax 03834- 86 11 05
Mail  rektor@mail.uni-greifswald.de

bzw. an den Leiter der Presse- und Informationsstelle der Greifswalder
Universität, Herrn Dr. Edmund von Pechmann,
Tel. 03834- 86 1150
Mail:  pechmann@mail.uni-greifswald.de
Domstr. 11, D- 17489 Greifswald
(Mecklenburg- Vorpommern)

Mit freundlichen Grüßen
Cristina Fischer

www.likedeeler-online.de

28. September Duschen wie in Auschwitz? Uni-Pressesprecher verhöhnt Naziopfer

Bisher hatte der Stuhl des Pressesprechers der Universität Greifswald,
Edmund von Pechmann alle Skandale um ihn und seine Äußerungen in der
Öffentlichkeit überstanden. Derer gab es in den letzten Jahren einige, die zum
unverständlichen Kopfschütteln von Universitätsangehörigen über den
verantwortlichen Redakteur des offiziellen "Journal" der Universität führte.
Bereits vor einigen Jahren, studentische Selbstverwaltung und freie studentische
Publikationen standen noch am Anfang, gab es regelmäßige Auseinandersetzungen
zwischen AStA, der damaligen Studierendenzeitschrift "Crash" und Pechmann, in
die der frühere Rektor Kohler immer wieder schlichtend eingreifen mußte. Zuletzt
sorgte eine Äußerung des Univertreters im Herbst 1998 nicht nur in Greifswald
für Empörung. Dem Bild der Uni-Stadt, eh wegen rechtsradikalen Strukturen und
fremdenfeindlichen Übergriffen bereits des öfteren in den Schlagzeilen, fügte
Pechmann ein neues, häßliches Mosaiksteinchen hinzu. Der Greifswalder Verein
"Rosa Greif e.V." hatte ein "Schwul-Lesbisches-Filmfest" organisiert und dafür
Einladungen an offizielle Stellen der Stadt und der Universität, natürlich auch
an deren Pressestelle verschickt. Pechmanns Antwort kam prompt. Er faxte die
Einladung mit dem handschriftlichen Vermerk: Diese Sexualität in die
Öffentlichkeit zu ziehen, finde er unappetitlich, an den "Rosa Greif e.V."
zurück. Nach Intervention beim Rektor Kohler erklärte dieser, Pechmanns
Äußerungen sind diesem Fall als Privatäußerungen und nicht als Äußerungen der
Universität zu verstehen. Konsequenzen für Pechmann? Keine!

Auch wenn seine neue Äußerung im Uni-Journal sein zurückgesendetes Fax an "Rosa
Greif e.V." an Unverschämtheit noch weit übertrifft, sind persönliche
Konsequenzen für den offiziellen Vertreter der Universität eher
unwahrscheinlich. Im heute in der Mensa ausgelegten Journal 5/01 ("Hinausgeber:
Der Rektor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität") ist in einem Artikel über das
Studentenwerk Greifswald und seine neu erbauten Heime in der Fleischerwiese zu
lesen: "Vorbei die Zeit, da Männlein wie Weiblein in die auschwitzartige
Duschbaracke über die Straße huschten [...]." Nicht nur uns verschlug es über
die Dreistigkeit dieses Vergleiches mit den Todeskammern in Auschwitz die
Sprache. Ein Student der Universität überwand seine Sprachlosigkeit und rief den
Autor dieser Zeilen, Herrn Pechmann an und wollte wissen, ob er weiter zu diesem
Vergleich stehe. Pressesprecher Pechmann verteidigte seine Feststellung und
fragte, ob der Anrufer überhaupt die alten Duschen in der Fleischerwiese kenne.
Seiner Ansicht nach sahen sie eindeutig "wie in Auschwitz aus". Der Einwand, daß
das, was er mit "Duschen" in Auschwitz meine, nie welche waren und auch nie als
Duschen funktionierten, sondern nur dazu dienten, Millionen von Menschen zu
töten und er mit diesem Vergleich die Todesfunktion dieser Räume negiere und
Millionen hingemordete Menschen und Überlebende der Todeslager, die auf der
Rampe von Auschwitz von ihren Angehörigen für immer getrennt wurden, verhöhnen
würde, ließ ihn kalt. "Schreiben sie doch einen Leserbrief" hieß es lapidar. Ihm
sei es um die Verhöhnung der DDR-Diktatur gegangen, mit der man sich ja hier im
Osten sowieso unbeliebt machen würde. Diktatur sei eh gleich Diktatur. Das III.
Reich hatte "Duschen in Auschwitz", in der DDR gab es eben Duschen wie in
Auschwitz.

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Leserbrief an den
Rektor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Prof. Dr. Hans-Robert Metelmann

Fax 861105

Magnifizenz,

ich wende mich an Sie, als Herausgeber des "JOURNAL", weil ich nicht fassen
kann, was in der jüngsten Ausgabe (Nr. 5/01 vom 28. September) im Beitrag
"Mehr als Mensaessen" zu lesen ist.

U.a. heißt es darin: "Vorbei die Zeit, da Männlein wie Weiblein in die
auschwitzartige Duschbaracke über die Straße huschten ..." Das ist für mich
kein sprachlicher "Ausrutscher". Da die Sprache nichts anderes als "jede
Mitteilung innerer Zustände" ist (Hoffmeister: Wörterbuch der
philosophischen Begriffe), also das Denken des jeweiligen Individuum zum
Ausdruck bringt, kann ich nur zu dem Schluß gelangen, daß sich der Autor
dieses Beitrages, Dr. Edmund von Pechmann, mit rechtem Gedankengut soweit
identifiziert hat, daß ihm selbst schon nicht mehr bewußt ist, was für einen
Vergleich er hier anstellt. - Ein solcher Mann kann m.E. nicht die
Verantwortung für die Redaktion einer Zeitung haben, die unsere Universität
in der Stadt, im Land und in der Welt vertritt.

Angesichts der Tatsache, daß Sie sich entschlossen an die Spitze Ihrer
Studenten gestellt und gemeinsam mit Tausenden Greifswaldern am 1. September
gegen braunes Gedankengut ihre Stimme erhoben haben, hoffe ich, daß Sie
ebenso entschieden den Urheber dieser Zeilen zur Verantwortung ziehen
werden.

In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen
E.K.

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Stellungnahme des Schriftstellers Hermann Kant an die Redaktion des "Likedeeler"
(Streizeitschrift für Greifswald):

Liebe Freunde, es ist keineswegs übertrieben, wenn Sie jemandem, der mit
einem sprachlichen Terrorakt von "auschwitzartigen Duschbaracken" im
DDR-Studentenheim redet, kategorisch das öffentliche Wort entziehen.
Ihr Hermann Kant