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world-wide-web: Indymedia-Russia ein U-Boot der "Neuen Rechten"

Von: einige von Indymedia 01.10.2001 01:49

Indymedia-Russland und die Neue Rechte

Wie sich herausgestellt hat, wird die russische Indymedia Seite( http://www.russia.indymedia.org) scheinbar von dem in neurechten und rechtsradikalen Kreisen bekannten Wladimir Wiedemann alias Wladimir Guzman betrieben. Er hat sowohl in Deutschland als auch in Westeuropa Kontakte zu den wichtigsten Rechtsextremisten. Durch seinen Vortrag auf einem Treffen der "Europäischen Synergien" - einem wichtigen Forum für die Neue Rechte - , Interviews mit faschistischen Zeitungen wie "Ahnenerbe" oder Artikel in der Nazizeitung "Sleipnir" ist er "einschlägig" bekannt. Das Magazin Imperativ, als dessen Chefredakteur er im Impressum steht ist von der Ausrichtung her in Deuschland mit "Sleipnir" oder der "Jungen Freiheit" zu vergleichen - wobei Imperativ eine sehr kleine Auflage besitzt. Neben Texten von Mitgliedern der Heinrich Böll-Stiftungen finden sich Texte des Rechtsextremisten Horst Mahler....
Wladimir Wiedemann stellte sich bei Indymedia-Deutschland als Wladimir Guzman vor, über seine Bedeutung in rechten Kreisen war zunächst niemanden etwas bekannt. Durch die teilweise sehr platten Argumentationsmuster bestimmter Gruppierungen innerhalb der globalen Bewegung gelingt es immer wieder den Querfront-Strategen der Rechten sich innerhalb dieser herumzutreiben. Gerade in Russland, wo es kaum eine Linke gibt, ist es für die Rechte besonders leicht das Bild der sogenannten "Antiglobalisierungsbewegung" zu bestimmen. Von den Nationalbolschewisten der KP bis zur extremsten Rechten reicht hier das "Bündnis". In einer emanzipatorischen und libertären Bewegung, dessen Teil auch Indymedia ist, haben diese aber keinen Platz.
Es werden weitere Nachforschungen angestellt werden müssen. Innerhalb des Indymedia-Netzwerkes wird auch über Konsequenzen beraten werden.
Im Text finden sich Analysen, ein Brief von Wladimir, die Antwort darauf und mehr...

Bild: Auf der russischen Indmedia-Seite selbst finden sich nicht viele Hinweise auf rechte Inhalte. Allerdings befindet in der Mittelspalte ein Text des Faschisten I. Shamir mit Links. (Von uns im +6 dunkeln Kasten hervorgehoben)
Die Links zu Mahler und Dugin sind auf seiner Imperativ-Webseite seit der Veröffentlichung der Vorwürfe verschwunden. Die Links führen zu leeren Seiten. (rechtes Browserfenster im Bild)

Die folgenden Texte sollten vielleicht etwas aufmerksamer gelesen werden. Einen Hinweis noch zur sog. Querfronstrategie: Dies ist eine Strategie der Rechten, die auf die Weimarer Republik zurückgeht und die versucht rechte Argumentationsmuster und Gedanken weit in die Linke hineinzutragen. Natürlich wird dabei "behutsam" vorgegangen und vermieden Dingen zu erwähnen, die für Linke "abschreckend" wirken. Wichtiger Vertreter in Deutschland ist etwa der Rechtsextremist Peter Töpfer.

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Text: Indymedia-Rußland in den Händen der Neuen Rechten

Wie sich herausgestellt hat, wird die russische Indymedia Seite ( http://www.russia.indymedia.org) von dem in neurechten und rechtsradikalen Kreisen bekannten Wladimir Wiedemann alias Wladimir Guzman zusammengestellt. Gerade das liefert eine plausible Erklärung, wieso der Redakteur die im open posting auf dieser Seite veröffentlichte neuerechte Texte konsequent in Schutz nimmt.

Wladimir Wiedemann hat sich durch seine Vorträge bei den "Europäischen Synergien", einem internationalen Netzwerk der Neuen Rechten, durch die Herausgabe einer eigenen, ebenso neurechten Zeitschrift sowie seine Kontakte selbst zu den radikalsten Kreisen der russischen Neonazis eindeutig als Rechtsradikaler positioniert. Da dies in der Antiglobalisierungsbewegung offenbar nicht bekannt war, ist es Wiedemann gelungen, sich unter vermutlich "falscher Flagge" als Gestalter der russischen Indymedia-Seite anzubieten und diese Seite seit Januar 2001 zu betreiben.

Wiedemann stellt mit seinem Wohnsitz in Berlin, seinen Sprachkenntnissen und vielfältigen Verbindungen ein wichtiges Bindeglied zwischen der russischen und westeuropäischen Neuen Rechten dar. Die Neue Rechte ist eine Strömung der extremen Rechte, die versucht, sich selbst als außerparteiliche Intellektuelle darzustellen und den Einfluß in unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Diskurses zu bekommen, um diese nach rechts zu verschieben. Sie greifen mit Vorliebe auf präfaschistische Ideologen vor allem er "konservativen Revolution" zurück und vermeiden den offenen Bezug auf den deutschen Nationalsozialismus, unterhalten jedoch Kontakte auch zum militanten neonazistischen Spektrum. Die Neue Rechte arbeiten seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion an globalen Strategien geopolitischer Bündnisse zwischen Rußland/"Eurasien" und Europa mit dem Ziel der Errichtung eines streng hierarchisch gegliederten "kontinentalen Imperiums" ("von Dublin bis Wladiwostok"). Für diese Strategie ist es von außerordentlich großer Bedeutung, wenn es gelänge, der zunehmend einflußreichen Antiglobalisierungsbewegung einen primär antiamerikanischen Charakter zu verleihen und so die angestrebte geopolitische Konfrontation "EuroEurasiens" und der USA zu forcieren.

Dß Wiedemann ein wichtiger Ideologe dieser neurechten Strategie ist, beweist seine Teilnahme an der Tagung der "Europäischen Synergien" im April 1999. Bei diesem unter dem Motto "Die Achse Berlin-Moskau: Chancen und Probleme für Europa" stattfindenden Treffen referierte Wiedemann über "Optionen für einen gemeinsamen europäisch-russischen Rechtsraum". Der Text wurde später in der neurechten Zeitschrift "Hagal" (3/2000) und in Wiedemanns eigener Zeitschrift "Imperativ" (5/1999) abgedruckt.

Als wichtigste Autoren seiner Zeitschrift nennt Wiedemann in einem Interview Reinhold Oberlercher und Josef Schüsslburner, die beide als führende Autoren in einschlägigen rechtsextremen Zeitschriften wie "Staatsbriefe" und "Criticon" veröffentlichen. Eine weitere Liste der Autoren und Artikel z.B. von Nr. 4 und 5 der Zeitschrift "Imperativ" unterstreicht die autoritär-imperiale Ausrichtung des Projekts. Die in rechtsextremen Kreisen bedeutende Autoren wie Wolfgang Strauss (der Rußlandexperte dieses Spektrums), Rigolf Hennig (der Prediger der Reichsgedanken), Alexej Mitrofanov und Alexander Dugin versuchen, die neurechte Gemeinsamkeiten für eine Zusammenarbeit insbesondere Deutschlands und Rußlands als historisch wie geopolitisch begündet darzustellen.

Alexej Mitrofanov besitzt als Parlamentsabgeordneter der faschistoiden LDPR Schirinovskijs und Vorsitzender des Geopolitischen Ausschuß des russischen Parlaments eine Schlüsselposition ür offizielle Kontakte zu den europäischen Rechtsradikalen. Alexander Dugin und sein Thinktank Arktogeja stellen die wichtigste Struktur für die Entwicklung einer breiten neofaschistisch-neototalitären ideologischen Synthese dar, die antiliberale Elemente der russisch-sowjetischen Tradition mit eben solchen Elementen der westlichen radikalen Rechten verbindet. Gerade in Dugins Zeitschrift "Elementy" wurde seit Beginn der 1990er Jahre beinahe das gesamte Spektrum europäischer rechtsradikaler, vor allem neurechten Ideologien erstmals einer breiteren Leserschaft in Rußland vorgestellt.

Wichtig ist, daß Wiedemann/Guzman schon 1994 für eine Popularisierung Dugins im Westen sorgte, indem er eine Ausstellung mit Texten Dugins und anderer Neuer Rechter, aber auch so bekannter Intellektueller wie Boris Groys in Düsseldorf mitorganisierte. Eine Aufsatzsammlung dieser Ausstellung, die eine Verbindung von klassizistischer Kunst und autoritärer Politik als untrennbare Ideale herzustellen versucht, ist 1994 unter der Bezeichnung "Steinernes Gesicht" erschienen. Daß; die Verbindung Dugin-Wiedemann nach wie vor existiert, zeigt sich durch die Veröffentlichung Wiedemanns Texte auf "Arctogaia"-Seite sowie durch die Einladung an Teilnehmer der "Arctogaia"-Diskussionsforen zur russischen Indymedia-Seite, welche Wiedemann als der Redakteur der letzten erteilte.

Den wohl klarsten Beweis für die extrem rechte Einstellung Wiedemanns liefert ein Interview, das er der russischen, neonazistischen Zeitschrift "Nasledije Predkov" (7/1999) gab, die, ins Deutsche übersetzt, "Ahnenerbe" heißt. Diese Zeitschrift veröffentlicht regelmäßig auch Interviews westlicher Neonazis (wie Jürgen Rieger) und fällt durch Artikel zur Rassenforschung und Eugenik auf. In "Ahnenerbe" bezeichnet sich Wiedemann (ebenso wie Dugin oder andere neofaschistische Intellektuelle) als Traditionalist und unterstreicht die Führungsrolle der nordischen Völker bei der Aufrechterhaltung allgemeiner Rechtsvorstellungen traditionalistischer Gesellschaften. Weiterhin spricht Wiedemann in der Semantik traditionalistischer Faschisten von der Existenz eines sakralen Imperiums, das nicht nur das jetzige politische Europa, sondern den gesamten Kontinent mit einschließe. In bezug auf die deutsch-russische Zusammenarbeit wird er dann ganz unmißverständlich deutlich: "Hier sollte man die Erfahrungen der russischen Diplomatie berücksichtigen. Sie strebte immer danach, die Widersprüche von gegnerischen Parteien auszuspielen, um daraus maximalen Nutzen zu ziehen. Das heißt, daß wir in diesem Fall die Widersprüche zwischen Deutschland und dem Westen ausnutzen können, um einen gemeinsamen Nenner für die deutsch-russische Zusammenarbeit zu finden. Ich persönlich weiß, daß in Deutschland sehr einflußreiche ökonomische und politische Kreise existieren, die an einer Verdrängung der USA aus Europa und der Annäherung an Rußland interessiert sind. Nur die Annäherung an Rußland gibt Deutschland die Chance einer Wiedererrichtung seiner territorialen Ganzheit, seinen Einfluß in Europa zu bewahren, indem die geopolitischen Einflußsphären mit Rußland geteilt werden."

Die neurecht-faschistische Positionen Wiedemanns sind offensichtlich. Es bleibt zu hoffen, daß Indymedia sich nicht weiter als Instrument geopolitischer Sandkastenspiele der Neuen Rechten mißbrauchen läßt;. Wir gehen davon aus, daß angesichts dieser Informationen die Indymedia-Strukturen, die Wladimir Wiedemann die Betreibung der Indymedia-Rußand anvertraut haben, diese Entscheidung rückgängig machen.

L.M.

Auf Nachfrage belegen wir diese Text mit Material, das per Mail angefordert werden kann - eMail:  nofascistsnowhere@yahoo.com

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Antwort von Wladimir Wiedemann darauf

Liebe Leute, lasst mich ausreden.

Ich bin kein Nazi, kein Nationalist usw. Alle Anschuldigungen in dieser Richtung sind total falsch. Der/die anonyme Hetzer/in stammt aus Kreisen von GegnerInnen der "Antiglobalisierungsbewegung": Ich hab entsprechende Postings gelesen, wo die Leute dieses Kreises (Anarchisten sektierender Art) ganz offen aussprachen, daß die so genannte "Antiglobalisten" nur Dreck seien (auch Subkommandante Marcos oder ATTAK gehören dazu als Nationalisten und Hierarchisten). Die sagen auch, daß es nicht schlecht wäre, Indymedia-Rußland gewaltig zu übernehmen. Deswegen dieser Diffamierungskampf. Die sogenannte "faschistische Zeitschrift Imperativ" ist, erstens, keine Zeitschrift, sondern eine begrenzte Samisdatauflage (ca 30 Kopien auf Xerox) als Sammelband (insgesamt gab's 5 Hefte) von Texten über politologische Themen. Dort gab's wenige Texten einer deutschkonservativen Richtung als Beispiel dieser Denkweise (neben rein historischen und ökonomischer Artikeln "normaler" Art). Dieses Heft wurde im Auftrag des Geopolitischen Kommitees der russischen Staatsduma erstellt, und ich hab' daran bloß als freier Journalist und Deutschlandkenner teilgenommen. Aber das war auf keinen Fall ein Propagandamittel oder Massenproduktion (30 Kopien!). Die Leute, die Indymedia-Russia übernehmen wollen, haben diese Hefte von meinen Freunden bekommen, die konnten ja nicht wissen, wozu all das führen soll! übrigens, der so viel gehaßte Alexander Dugin, dessen Texten auch in diesem Sammelband zu finden sind, ist ein Berater des Vorsitzenden der russischen Staatsduma, und seine Euroasiatische Bewegung (als Versuch multikultureller Art) wird von den Oberhäuptern orthodoxer, islamischer, jüdischer und buddhistischer Gemeinden in Rußland unterstützt. An der letzten Konferenz der "Eurasier" hat sogar der ehemalige tschetschenische Vize-President Nouchaev teilgenommen, weil gerade die "Eurasia" realistische Optionen bietet, Frieden zu schließen! Hoffentlich kommt das bald, die Verhandlungen laufen schon! Damit sind auch meine Hoffnungen verbunden, daß letztendlich in Rußland (auch generell in der Welt) ein religiöser und politisch-sozialer Frieden kommt. Aber um diesen Frieden zu erreichen soll man, denk' ich, alle Seiten versuchen zu verstehen. Und gerade das tue ich als freier Journalist, reisend und wirkend zwischen verschiedenen religiösen und politischen Gruppen. Gerade das mögen die Fanatiker der Ideologie nicht! Ich sag's noch mal: bin kein Rassen-Klassen-Kasten-Wahnsinniger. Alle Leute, die mich persönlich kennen, können das bestätigen. Und es tut mir sehr Leid wegen dieser Hexenjagd gegen mich (ich hab' heute schon 2 Morddrohungen bekommen!). Die Meinung, ich sei ein Vermittler zwischen den Rechten in Osten und Westen sind total absurd! Übrigens, die so genannte Ausstellung in Düsseldorf ("Steinernde Gesicht") war vom Landeskulturministerium organisiert und die so genannte "russische neue Rechte" wurden von einem russischen Künstler aus Moskau, Alexander Sokolov, eingeladen. Ich meine damit: sucht hier keinen Teufel, sondern eine künstlerische Provokation! Na ja, ich könnte noch viel erzählen über meine Erfahrungen bei kolumbianischen Partisanen, moslemischen Rebellen, Black Panthers usw., aber was nutzt das, wenn das generelle Vertrauen fehlt? Es ist wirklich schade, daß ein Paar Idioten so ein dringlich nötiges Projekt wie Indymedia-Rußland kompromittiert haben. Dummheit triumphiert. Wie immer...

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Hier ein Kommentar, der unter einem der Texte zu finden war:

zur abwechslung mal was zum thema
28.09.2001 20:18
ich fand euren beitrag spannend und sorgfältig recherchiert. es ist richtig und wichtig, wo indymedia russland eine positionierung einzufordern. vielleicht noch eine anmerkung zu den eurasianern: die eurasianerbewegung in russland verweist von ihrer tradition her in konservative, elitäre antirevolutionäre und antidemokratische russische emigrantenkreise der 20er und 30er jahre in paris und prag. zentrale vertreter wie lev n. gumilev waren überzeugte anhänger soziadarwinistischer und faschistischer rassentheorien. andere wichtige namen, die in deutschland kaum bekannt sind, sind savickij, trubetskoj, karsavin, vernadskij und einige andere. dugin zitiert in seinen texten, die titel wie "die geopolitische zukunft russlands" tragen, genau diese leute und ordet sich selbst in diese traditionslinie ein. sein verlag "archtogaia" gibt die neuausgaben von eurasianischen theoretikern in hohen auflagen heraus. dugin und seine kontakte zur eurasianerszene scheinen wohl auch in der russischen linken thematisert zu werden. in der neuesten ausgabe der "avtonoma", einer russischen anarcho-autonomen zeitung, gibt es einen weiteren text über aleksandr dugin, die evrazijstvo-bewegung und ihre rolle in der neu-rechten szene. hab die zeitung aus moskau geordert und kann den text dann mal bei gelegenheit übersetzen.
soja marmeladova

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Auf Indymedia-Indymedia-Russland schrieb Vladimir ebenfalls einen Brief.
Hier jetzt die Übersetzung dazu und eine Erwiederung der Autoren des ersten Artikels:

Indymedia Rußland immer noch in den Händen der Neuen Rechten

Hier zunächst die Übersetzung der Antwort Wiedemanns auf unseren ersten Text, die auf der russischen Indymedia Seite erschien und der Diskussion nicht vorenthalten werden sollte.

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Herr/ Frau L.M.,

ihren aufdeckerischen Fähigkeiten (die auf der Arglosigkeit unserer Freunde basieren) Respekt zollend, erlauben wir uns trotzdem, an der Objektivität ihres Vortrags zu zweifeln, der ebenfalls auf der Seite von Indymedia Deutschland veröffentlicht wurde. Als Folge haben wir schon zwei Morddrohungen erhalten.

Erstens handelt es sich bei der von Ihnen, als Hauptbeweis für den Nazismusvorwurf gegen mich, erwähnten Zeitung "Imperativ" nicht um eine politische Zeitung mit Massenauflage, sondern um eine technische Textsammlung, die auf Initiative des Duma Komitees für Geopolitik geschaffen wurde, als eine Art Digest konservativen Denkens, in einer Anzahl von 30 xerokopierten Exemplaren. Alleiniger Sinn dieser Ausgabe war es, das Komitee über die von ihnen in Auftrag gegebene Thematik zu informieren.

Die von Ihnen erwähnte Ausstellung in Düsseldorf wurde keinesfalls von Ihrem ehrenamtlichen Diener, sondern vom örtlichen Kulturministerium organisiert. Der berüchtigte Sammelband "Steinernes Gesicht" gehört dem Moskauer libertären, klassizistischen Künstler A. Sokolov, der das gesamte entsprechende Kontingent von Autoren in einer Art skandalöser Mischung anzog.

Übrigens ist der berüchtigte Alexander Dugin, dessen Texte auch in Imperativ vorgestellt werden, nicht nur Berater des russischen Parlamentsvorsitzenden, sondern auch eine Person, die real einen breiten zwischenkonfessionellen Dialog in Rußland organisiert, denn zu seiner Organisation "Eurasien" gehören als Co-Vorsitzende die OBERHÄUPTER der moslemischen, jüdischen und buddhistischen Gemeinden Rußlands genauso wie Stellvertreter der Führung der russischen orthodoxen Kirche. Übrigens nahm an der letzten Konferenz "Eurasiens" auch der Ex-Premierminister Tschtetscheniens Ch. A. Nuchaev teil. Als Folge begann ein Dialog zwischen den sich gegenüberstehenden Parteien.

Alle Anschuldigungen an den Redakteur betreffs der Zusammenarbeit mit nationalistischen Kräften ist völlig absurd, denn er selbst wuchs in einer multinationalen und multikonfessionellen Familie auf und ist gegen jegliche rassistische, nationalistische, religiöse und sexistische Diskriminierung. Der ideenmäßige Standpunkt des Redakteurs ist, wenn es schon darum geht, Proudhonismus multipliziert mit Gandhiismus.

Man darf den Redakteur auch nicht als irgendeinen konspirativen Hauptmittelsmann zwischen den westlichen und östlichen Rechtsradikalen dämonisieren. Als professioneller Journalist und jemand der über einen breiten Bekanntenkreis verfügt (von den kolumbianischen Partisanen bis zu den islamischen Aufständischen und den Black Panters), nahm ich an einer ganzen Reihe religöser, ökonomischer und politischer Konferenzen teil, indem ich manchnmal selber auftrat oder ein Interview gab. Infolge dessen können Texte verzerrt sein oder in fragwürdigen Zeitungen als Kompensation erscheinen.

Schlußendlich hat niemand dem Redakteur diese Aufgabe übertragen, sondern das gesamte russische Indymedia wurde auf Eigeninitiative alleine von ihm von Null an geschafften.

Jetzt hat sich im Zusammenhang mit abgefangenen Postings herausgestellt, daß eine Reihe von Leuten die ihre Verachtung gegenüber der Antiglobalistischen Bewegung zum Ausdruck gebracht haben, das Ziel verfolgen, das russische Indymedia zu übernehmen und es als potentielle Propagandaressource für ihre engstirnigen sektiererischen Ziele zu benutzen. Für diese Leute ist sogar Subkommandante Markos ein faschistoider Nationalist (bei Bedarf kann ich ein Zitat anführen).

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Die Antworten des Redakteurs der russischen Indymediaseite Wladimir Wiedemann sowohl auf der russischen als auch der deutschen Indymediaseite wie auch eine Reihe wenig kluger "Diskussionsbeiträge" geben Anlaß zur Erwiderung.

Diese Erwiderung versteht sich als Aufforderung an Wladimir Wiedemann, seine Redakteurstätigkeit bei Indymedia freiwillig aufzugeben, da seine Verbindungen zum internationalen Rechtsextremismus klarer denn je zum Vorschein kommen.

Bevor wir im einzelnen auf Wiedemanns Antwort eingehe, etwas zu deren Struktur. Auffällig ist, daß Wiedemann auf die Hauptvorwürfe bezüglich seiner Kontakte zu rechtsextremen Strukturen gar nicht eingeht. Weder kommentiert er sein Interview aus "Ahnenerbe" noch seine Teilnahme und seinen Vortrag beim Treffen der Europäischen Synergien. Die anderen Aktivitäten leugnet er auch nicht, sondern relativiert sie 1. mit deren angeblicher Irrelevanz (30er Auflage, photokopiert) oder, ganz im Gegenteil, 2. mit der hohen staatlichen Funktion seiner Auftraggeber und Artikelschreiber. Die 3. Ablenkungsrichtung heißt Zufall bzw. Herabspielung seines tatsächlichen Involviertseins in diese Projekte.

Wladimir Wiedemann hat jedoch ein Problem. Und das besteht in den eindeutigen schriftlichen Zeugnissen seiner politischen Aktivitäten.

Aus dem Impressum der Zeitschrift "Imperativ", die schon deswegen kein Samizdat sein kann, weil sie, folgt man Wiedemanns Argumentation, von einer staatlichen Institution in Auftrag gegeben wurde, geht eindeutig hervor, daß Wladimir Wiedemann da "nicht einfach nur mitgemacht hat", sondern, daß er der Chefredakteur ist. Herausgeber ist die seit 1996 (!!) bestehende Institutionalistische Gesellschaft, der, man mag es kaum glauben, ebenfalls der ach so zufällig beteiligte Wiedemann vorsteht.

"Imperativ" einen konservativen Digest zu nennen, verharmlost rechtsextremes wie revisionistisches Denken und wird den Autoren und ihren Beiträgen nicht gerecht. Dies wird besonders deutlich, wenn Autoren wie Wolfgang Strauss ("Die Königsberger Karte") oder Rigolf Hennig in einem Kommentar zum Artikel "Das deutsche Reich und seine Ostgebiete" die vertraglich festgelegten Ostgrenzen der Bundesrepublik Deutschland in Frage stellen. Dies paßt im Übrigen hervorragend zu Wiedemanns Aussage: "Nur die Annäherung an Rußland gibt Deutschland die Chance einer Wiedererrichtung seiner territorialen Ganzheit". Für diese, bereits in unserem ersten Beitrag, zitierte Aussage ist uns der Indymedia Redakteur bis lang eine Erklärung schuldig geblieben.

Auf die Vorwürfe bezüglich seiner Verbindungen zu Alexander Dugin und dessen neu rechten Strukturen antwortet Wiedemann, in dem er, im festen Glauben sich damit verteidigen zu können, in Wirklichkeit einen politischen Skandal zum Vorschein bringt:
Wenn ein so einflußreicher Ideologe wie Alexander Dugin zu einer Unzahl rechtsextremer, darunter auch neonazistischer Organisationen Verbindungen unterhalten kann und gleichzeitig als offizieller Berater des russischen Parlamentspräsidenten arbeitet, dann ist das in erster Linie ein Indiz für den geistig moralischen Zustand der politischen Eliten in Rußland, jedoch nicht ein Entlastungsargument.

Dugin ist auch kein Eurasier jedenfalls nicht in deren klassischer Ausrichtung. Die Eurasier wollten eine politische und geographische Abgrenzung von Westeuropa. Dugin dagegen ist ein Verfechter faschistischer und national-bolschewistischer Geopolitik im Sinne von Haushofer, Nikisch und Thiriart. Diese strebten eine imperiale Einheit Europas und Eurasiens an.

Da Dugin politisch nach einer möglichst umfassenden antiliberalen national-bolschewistischen Synthese aus den totalitären Elementen der sowjetisch-russischen Tradition mit ebensolchen der westlichen extremen Rechten (eingeschlossen "linken" Elementen des National-Sozialismus) strebt, sind jegliche Anschuldigungen bezüglich eines angeblichen stalinistischen Komplotts gegen Indymedia an unsere Adresse hinfällig. Wer die politische Situation in Rußland lange genug verfolgt, entwickelt beinahe zwangsläufig eine symmetrische Abneigung gegen Stalinismus und Neofaschismus.

Nun zum "Friedensengel" Dugin. Dugin hat den ersten Tschetschenienkrieg, damals noch als Chefideologe der National-Bolschewistischen Partei, frenetisch bejubelt, indem er und seine Partei vorschlugen, Kriegsminister Gratschew ein Denkmal zu errichten. Auch den zweiten Tschetschenienkrieg unterstützte Dugin bedingungslos. Wie sehr, daß zeigt ein Zitat aus seinem Essay "Dom". "Wenn der Feind im Kaukasus ist, dann muß; er unbedingt vernichtet werden. Allgemein und ohne Unterschied. Und jeder - jeder - sollte wenigstens einen Finger im Blut des Feindes baden. Den Kindern muß gezeigt werden, seht her, dies sind die Leichen der Volksfeinde"

Dugins Islamkonferenz, über deren Ergebnisse uns Wiedemann naturgemäß nichts verrät, war alles andere als ein Beitrag zum Frieden im Nordkaukasus. Der Vorschlag, Tschetschenien in einen mittelalterlich traditionalistischen Bergteil und einen von Rußland kontrollierten Teil der Ebene zu teilen, kommt den Interessen der Extremisten auf beiden Seiten nicht aber der Bevölkerungsmehrheit und den moderaten Kräften um den rechtmäßig gewählten tschetschenischen Prä;sidenten entgegen. Indem "Eurasien" diesen Vorschlag unterstützt, zeigt sie ihre ideologischen Übereinstimmungen mit den extremistischen islamischen Kräften in Rußland, die überdies in vielfältiger Weise auch mit russischen nationalistischen Organisationen verbunden sind.

Ein genauer Blick, wer alles in Dugins "Eurasien" Mitglied ist [unter anderem viele ehemalige (?) Geheimdienstler, mit denen die Organisation offen Werbung betreibt], zeigt, daß das Ziel nicht in einem friedlichen zwischenkonfessionellen Dialog, sondern "bestenfalls" in einer Potenzierung eines antiwestlichen multireligiösen Fundamentalismus liegen kann. Daß das Ziel von "Eurasien" und der durch sie reprä;sentierten russischen Politik jedoch auch ein wesentlich gefährlicheres sein kann, verdeutlicht die Tatsache, daß sowohl Verbindungen zu fundamentalistisch islamischen Gruppen als auch zu großisraelischen Nationalisten bestehen. Gerade die Zusammenarbeit mit der israelischen Gruppe Bead Arzejnu, die von dem aus der Sowjetunion ausgewanderten Rabbiner Avram Schmulevich geführt wird und für ein Großisrael vom Nil bis zum Euphrat eintritt, scheint wenig geeignet, den Frieden zwischen der jüdischen und islamischen Religion zu fürdern. Mitglieder dieser Gruppe sind zugleich in der Führungsstruktur von "Eurasien" vertreten.

Nach all diesen deutlichen Klarstellungen, die nicht nur Wiedemanns rechtsextreme Verbindungen illustrieren, sondern auch zeigen, auf welche dreiste Art er Indymedia für dumm verkauft, noch etwas zum Vorwurf der Verschwörung gegen Indymdia unsererseits.

Falls es unsere Absicht gewesen sein sollte, Indymedia und die Antiglobalisierungsbewegung zu diffamieren, wären wir mit unserem Material und mit unseren Erkenntnissen sofort an die Öffentlichkeit, d.h. in erster Linie an die Presse gegangen und hätten nicht Indymedia die Chance gegeben, sich von Wiedemann und der Neuen Rechten zu trennen.

P.S. Zum Abschluß die Frage an Wiedemann, welche einflußreichen politischen und öonomischen Kreise er in Deutschland meint, die an einer Herausdrängung der USA aus Europa interessiert sind.

L.M.

 

01.10.2001
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