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Istanbul/ Türkei: Die Bilanz des gestrigen Angriffs in Armutlu und die Reaktionen

IKM
Izolasyon Iskencesine Karsi Mücadele Komitesi
Komitee gegen Isolationshaft
Comitee for Struggle against Torture through Isolation
tel/ fax.:0049 / 40 / 28053625 Adr.: Kreuzweg 12 - 20099 Hamburg
Kontoverbindung; Postbank/ Hamburg Kto-Nr: 79 966 205 BLZ: 200 100 20
Internet.: www.noisolation.de E-Mail.:  noisolation@ninebyte.de


Hamburg, 06.11.01


PRESSEMITTEILUNG:
An die Redaktionen Ausland / Europa / Türkei

Die Bilanz des gestrigen Angriffs in Armutlu und die Reaktionen:

-Arzu GÜLER (todesfastende), Sultan YILDIZ (Betreuerin TAYAD-Mitglied),
Bülent DURGA (Besucher), Barış KAŞ (Besucher) wurden bei diesem Massaker
ermordet.

Verletze:
-Hakkı Şimşek: Brandwunden im Gesicht und im Rücken.
-Halil Aksu: Zusammengeschlagen. Versuch der Zwangsernährung, er lehnt
es aber ab.
-Dursun Ali Pekin: Zusammengeschlagen, befindet sich im Schockzustand,
kann sich an nichts erinnern.
-Güzin Tolga: Verletzt, keine näheren Angaben.
-Haydar Bozkurt: Hat sich selbst angezündet, wurde operiert,
lebenskritischer Zustand.
-Sinan Tokuç: Brandwunden im Rücken.
-Nurgül Koyupınar: Verletzt.

Weitere Nachrichten:
-Angehörige dürfen ihre Kinder im Krankenhaus nicht besuchen.
-Etwa zwanzig Personen wurden in Armutlu festgenommen. Über ihnen wird
nichts von der Polizei bekanntgegeben.
-Armutlu ist weiterhin militärisch abgeriegelt. Als Polizisten sich
heute den Häusern annäherten wurden sie mit Steinen beworfen, woraufhin
sie sich zurückzogen.
-Um 11.00 Uhr gab es eine Pressekonferenz von TAYAD in Armutlu.
Journalisten wurde der Zugang in das Viertel, von der Polizei nicht
genehmigt. Mehrere Journalisten schafften es aber trotdem durchzukommen
und hatten somit die Gelegenheit die verwüsteten Häuser zu
fotografieren.
-Heute wurden wieder Barrikaden in Armutlu aufgebaut.
-In dem F-Typ Gefängnis in Tekirdag haben sich Nail Cavus, Kemal Ayhan
und ein weiterer Gefangener aus Protest gegen das Massaker in Armutlu
sich selbst angezündet. Ausserdem hat sich Eyüp Samur in dem F-Typ
Gefängnis in Kandira und Muharrem Cetinkaya in dem F-Typ Gefängnis in
Sincan sich selbst angezündet. Es wird vermutet, dass es hierbei auch zu
Toten gekommen ist. Die militärische Präsenz vor den Gefängnissen und in
den Gefängnissen wurde erhöht. Kranken- und Feuerwehrwagen warten vor
den Gefängnissen.
-Das TAYAD Büro in Istanbul wurde gestürmt. Der TAYAD Vorsitzende Betül
Gökoğlu und die Mitarbeiter Çayan Güner, Ali Haydar Demir und Sema,
dessen Nachname nicht bekannt wurde, festgenommen.
-In Ankara wurde ebenfalls das TAYAD Büro, die Büros der Zeitschrift
VATAN und das Idilcan Kulturzentrum gestürmt. Alle Mitarbeiter wurden
festgenommen.
-In Ankara wurden zehn Wohnungen der TAYAD-Mitglieder ebenfalls gestürmt
und die Mitglieder festgenommen.
-In Strassbourg wurde der Europäische Menschenrechtsgerichtshof für zwei
Stunden besetzt.
-In Hamburg wurden gestern nach dem Angriff in Armutlu die
Räumlichkeiten der GAL besetzt und heute wurden die Räumlichkeiten der
SPD in Hamburg besetzt. Die SPD-Verantwortlichen alarmierten auf der
Stelle die Polizei, woraufhin die Polizei gewaltsam die Anwesenden zur
Polizeiwache brachte. Sieben Personen wurden für acht Stunden auf der
Wache festgehalten und Erkennungsdienstlich behandelt. Die
Verantwortlichen bei der SPD lehnten jeden Dialog mit den Anwesenden ab
und zeigten somit nochmals ihre Unterstützung mit dem faschistischen
türkischen Staat.


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Der blutige Tag in Armutlu
Die zweite Militäroperation: "Rückkehr zum Leben"

Sie haben massakriert, verbrannt, erwürgt und verwüstet.
Gegen dieses System, diese Tyrannei und Unterdrückung wird Widerstand
geleistet

3000 Polizisten... tausende von Kugeln... tausende Bomben...
Spezialteams... Arbeitsmaschinen... Panzer... Todesschwadronen...
Bulldozern...
Es war genauso, wie bei dem Massaker vor 11 Monaten. Ziele waren wieder
die Todesfastenden. Zur ihren Zielen haben die Mörder auch das Volk
gesetzt. Diesmal war nur der Ort ein anderer. Der Ort war Kücük-Armutlu.

Am 5. November wurden wir in Armutlu massakriert.
Kücük-Armutlu, ein Elendsviertel, ein Ort der Werktätigen, die fürs
tägliche Brot kämpfen. Angehörige und bedingt freigelassene Gefangene
setzten hier ihren Todesfasten fort.
Tausende Mörder haben nicht nur Terror gegen die Häuser, in denen das
Todesfasten stattfand angewandt, sondern gegen alle, die ihnen über den
Weg gelaufen sind. Mit Bomben und scharfen Munitionen haben sie auf
dutzende Menschen geschossen mehrere getötet und viele verletzt.
Am 5. November wurden wir in einem Armenviertel massakriert, während
türkische Soldaten auf Befehl von USA nach Afghanistan geschickt werden.
Wir wurden massakriert, als BeamtInnen, StudentInnen, ArbeiterInnen,
Arbeitslose auf die Strassen gegen den Krieg wollten. Dieses Bild
erklärt warum wir am 5. November in Armutlu massakriert wurden.
Wir wurden massakriert. Weil der IWF es so wollte, weil die USA es so
wollte.
Wir wurden massakriert. Weil die Herrschenden ihr ausbeuterisches System
nicht verlieren wollten.

"Die Todesfastenden haben sich in den Häusern selbst angezündet"
Die Polizei und die Medien bringen das bei jeder Gelegenheit zum
Ausdruck.
ES IST EINE LÜGE!
Ausser einem Todesfastenden hat sich niemand selbstverbrannt, alle
anderen getöteten Personen sind keine Todesfastende.
SULTAN YILDIZ: Sie ist keine Todesfastende. Sie ist ein TAYAD-Mitglied
die sich dort aufhielt.
BÜLENT DURGAC: Er war im Jahre 1996 im Todesfasten und wurde vor zwei
Wochen aus dem Gefängnis entlassen, kam als Besucher nach Armutlu.
BARIS KAS: Er war ebenfalls ein Besucher.
Unter den getöteten war nur Arzu Güler eine Todesfastende, die im 152.
Tag ihres Todesfastens war.
Es ist eine LÜGE, das sie sich selbstverbrannt haben. Sie wurden mit
Bomben und Gewehren getötet. Selbst die Polizei gibt bei einigen zu,
dass sie an Rauchvergiftung gestorben sind.
Erinnert euch an dem 19. Dezember 2000. Mehrere Gefangene Frauen wurden
in ihren Zellen bei lebendigem Leib verbrannt.

Der Angriff in Armutlu dient zur Einschüchterung des Volkes
3000 Polizisten waren gekommen um 10 Todesfastende festzunehmen! 3000
Polizisten gegen drei Häuser, in denen das Todesfasten stattfand...
Ausser ihren Körpern und den Jugendlichen die Steine werfen besitzen sie
nichts... 3000 Mörder kamen... Tausende Kugeln wurden eingesetzt...
Tausende Bomben wurden geworfen... Ihnen ging es nicht nur um die 10
Todesfastende. So wie bei dem Massaker vom 19. Dezember und dem Massaker
in Akkise, ging es ihnen darum das das Volk einzuschüchtern. Sie haben
mit scharfer Munition vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf
unbewaffnete Menschen geschossen. Denn sie hatten mit dem Massaker vom
19. Dezember ihr Ziel nicht erreicht. In Akkise hatten sie ihr Ziel auch
nicht erreicht. Sie morden, aber der Widerstand wird fortgesetzt. Sie
üben Massaker an dem Volk aus. Das Volk lässt sich jedoch nicht
einschüchtern. Sie versuchen es immer wieder, aber erfolglos.

DAS IST TERROR!
An alle, die das Wort "Terror" nie aus dem Mund fallen lassen, gibt es
einen offeneren Terror als dieses?
Sondereinheiten, die speziell für Massaker ausgebildet wurden,
Konter-Guerilla Einheiten mit Masken und Todesschwadronen der Polizei...
Wem greifen sie vor den laufenden Kameras an? Menschen, die für
Menschenwürdige Forderungen ihr Leben einsetzen werden dort angegriffen.
Auf diese Menschen wird geschossen, sie sind es die massakriert und
brutal zusammengeschlagen werden.
DAS IST TERROR! Die Gewalt, die dort angewandt wird, soll das Volk
einschüchtern, es soll sich niemand mehr dazu trauen nach mehr Rechten
zu verlangen.

In einem System, welches mit solchen Mitteln "Leben rettet", hört der
Widerstand nie auf!
Sie schaffen es nicht mit Massaker uns zum Schweigen zu bringen. Es ist
nicht das erste Mal, das wir massakriert werden, dass Bomben gegen uns
eingesetzt werden und auf uns geschossen wird. Der Widerstand der
Gefangenen, der seit vier Jahreszeiten andauert, hat bisher 73 Gefallene
gefordert. Sie haben es weder drinnen noch draussen geschafft mit
Massaker, Terror und Tyrannei den Widerstand zu brechen. Der Widerstand
in Armutlu wird andauern. Der 5. November ist die Niederlage der
Herrschenden, es ist der Sieg, der Widerstand des Volkes in Armutlu. So
wird es in die Geschichte des kämpfenden Volkes eingehen.
DER WIDERSTAND WIRD FORTGESETZT UND WIRD NIE AUFHÖREN!
DIE MÖRDER SIND DAZU VERURTEILT ZU VERLIEREN!
WIR WERDEN SIEGEN!

Komitee gegen Isolationshaft

 

07.11.2001
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