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Türkei: Aufruf an alle Arzte..


 

 

IKM

Izolasyon Iskencesine Karsi Mücadele Komitesi

Komitee gegen Isolationshaft

Comitee for Struggle against Torture through Isolation

tel/ fax.:0049 / 40 / 28053625  Adr.: Kreuzweg 12
- 20099 Hamburg


Kontoverbindung; Postbank/ Hamburg Kto-Nr: 79 966 205
BLZ: 200 100 20


Internet.: www.noisolation.de E-Mail.:  noisolation@ninebyte.de

18.11.01

Appell an alle Ärzte auf der Welt ....

Die Revolutionäre in der Türkei werden eingesperrt, nur weil
sie gegen Hunger und Unterdrückung sind, und ihre Meinung frei äußern
wollen. Auch innerhalb der 4 Wände setzte der Staat seine Massaker
fort.

Die politischen Gefangenen wollen mit ihren Ansichten Leben und dementsprechend
ihr Leben gestalten. Was ist denn ein Mensch ohne eigene Meinung, welchen
Sinn hat dann das Leben! Tiere leben auch, aber die Frage ist wie! Es muss
einen Unterschied geben,  damit man sich als Mensch bezeichnen kann.
Was ist ein Mensch ohne eine eigene Meinung?

Die politischen Gefangenen in der Türkei sagen nein, wir sind
Menschen, wir haben bis jetzt mit unserer Würde gelebt und wir wollen
auch weiter in Würde leben. Sie sagen: „Sie wollen uns in die Isolationsgefängnisse
einsperren, damit wir verrückt werden, sie wollen uns  in Menschen
ohne eine eigene Meinung verwandeln.“ Deswegen begannen sie am 20. Oktober
2000 mit dem Todesfasten, weil ihr Körper die einzige Waffe ist, die
sie noch zur Verfügung haben.

Der türkische Staat aber kann nicht einmal das Recht auf Widerstand
ertragen. Zwischen dem 19. und 22 Dezember 2000 griff der Staat die Todesfastenden
in den Gefängnissen an, und ermordete 28 Gefangene durch erschießen,
verbrennen und vergiften mit Gasbomben. Alle politischen Gefangenen wurden
in die Isolationsgefängnisse (F-Typ Gefängnisse) verlegt.

Hier setzten die politischen Gefangenen ihr Todesfasten fort. Der Staat
benutzte mehrere Taktiken, um diesen Widerstand zu brechen. Er entließ
die Gefangenen unter bestimmten Auflagen aus den Gefängnissen. Die
Gefangenen setzten aber ihren Widerstand auch außerhalb der Gefängnisse
fort. Um ihren Widerstand zu brechen wurden über hundert Gefangene
zwangsernährt, wodurch sie ihr Erinnerungsvermögen verloren haben.
Aus ihnen wurden lebende Leichen. Der Widerstand konnte nicht beendet werden.
Der Staat griff die Häuser im Istanbuler Stadtteil Armutlu an, wo
die unter Auflagen entlassenen Gefangenen und Freiwillige, die sich diesem
Widerstand angeschlossen hatten, ihr Todesfasten fortsetzten, mit 3000
maskierten Polizisten, Waffen, Arbeitsmaschinen und Gasbomben. Sie ermordeten
4 Personen, indem sie erschossen, vergiftet und verbrannt wurden. Der Widerstand
wurde trotzdem fortgesetzt. Der Staat ist dabei, neue Gesetze zu erlassen,
um seine Angriffe zu legitimieren, und einen aufkommenden Protest zu verhindern.

„Wenn ein Stadium der Lebensgefahr erreicht wird oder das Bewusstsein
verloren geht und dies medizinisch festgestellt wird und am befindlichen
Ort nicht behandelt werden kann, kann der Betroffene auch gegen seinen
Willen in ein Krankenhaus eingeliefert werden, um hier auf der Grundlage
der erstellten Diagnose behandelt und ernährt zu werden.“ Mit solchen
Gesetzen wollen sie ihre Folter, mit dem sie die Menschen verkrüppeln,
legalisieren. Die Zwangsernährung stellt eine Straftat dar und der
Staat macht sich weiter straffällig. Die Ärzte müssen den
Eid, den sie geschworen haben, befolgen, um nicht länger ein Werkzeug
der staatlichen Massaker zu sein. Die Gesetze, die erlassen werden, beinhalten
auch eine Beleidigung der Ärzte. Denn man fragt die Ärzte nicht
mehr, ob sie eingreifen wollen oder nicht, sie müssen laut Gesetz
dann eine Zwangsernährung durchführen und so eine Verkrüppelung
verursachen.

Diese Ärzte werden dann zu Robotern.

Wir appellieren an die Ärzte, die sich als Verteidiger der Menschenrechte
sehen:

Dieses Gesetz ist eine Beleidigung ihrer Berufsethik. Fahren sie in
die Türkei, damit sie mit ihren eigenen Augen sehen können, was
die politischen Gefangenen durchmachen müssen.

Wie lange wollen sie noch schweigen.

80 Menschen haben ihr Leben verloren und über hundert Menschen
haben ihr Erinnerungsvermögen verloren. Warten sie darauf, dass 800
Menschen ihr Leben verlieren? Solange sie schweigen, ist der Tod von weiteren
Menschen unumgänglich! Der türkische Staat greift mit Massakern
an. Solange sie diesen Massakern nur zuschauen, machen auch sie sich mitschuldig.

DIE GEFANGENEN PROSTESTIEREN GEGEN DIE ISOLATIONSGEFÄNGNISSE,
FÜR EIN MENSCHLICHES LEBEN  WEHREN WIR UNS GEGEN DIE UNTERDRÜCKUNG

P.S: Nach dem Massaker haben wir 1 Delegationen in die Türkei
geschickt. Wir sind dabei eine weitere Delegation zu erstellen. Wenn sie
Interesse haben, in dieser Delegation teilzunehmen, können sie uns
eine E-Mail schicken oder uns anrufen.

 

 

19.11.2001
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