Berlin: Kriegsdienstverweigerer von Feldjägern abgeschleppt
DFG-VK
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Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
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PRESSEERKLÄRUNG 10/2001
20. November 2001 verantwortlich: Frank Brendle
Kriegsdienst verweigert, anerkannt -zur Kaserne geschleppt
Der Totale Kriegsdienstverweigerer Ilker Hinz wurde heute unmittelbar nach
seiner Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer von Feldjägern aus dem
Kreiswehrersatzamt Berlin geführt.
Hinz war seiner Einberufung zum Wehrdienst für den 1. November nicht
nachgekommen, sondern hatte einen Antrag auf Anerkennung als
Kriegsdienstverweigerer (KDV) gestellt. Den Zivildienst lehnt er aus
Gewissensgründen ebenfalls ab, da dieser ein integraler Bestandteil der
Gesamt-verteidigung ist und ebenfalls eine Form der Wehrpflichterfüllung.
Der KDV-Antrag wurde heute vom Ausschuss im Kreiswehrersatzamt positiv
beschieden. Weil der Anerkennungsbescheid noch nicht rechtskräftig ist,
wurde der 24 jährige Militärgegner jedoch von drei Feldjägern mitgenommen.
Diese bezeichneten den Vorgang als Routine - wenngleich einer von ihnen
erklärte: "Ich finde es ja auch blöd, aber ich habe eben den Befehl".
Kein Routinevorgang ist jedoch, dass dem Kriegsdienstverweigerer nicht die
Möglichkeit gegeben wurde, im Anschluss an die Entscheidung mit dem Leiter
des Kreiswehrersatzamtes, Herrn Gräber, zu sprechen. Diesen wollte Ilker
Hinz darum bitten, auf die Möglichkeit eines Widerspruchs gegen die
Anerkennung zu verzichten. Der Anerkennungsbescheid wäre damit sofort
rechtskräftig geworden, und Hinz wäre von Feldjägern nach deren eigener
Aussage nicht weiter belästigt worden. Seine Bitte, ihm dieses Gespräch zu
ermögichen, wurde von den Feldjägern jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, dafür
sei keine Zeit.
Der Amtsleiter zeigte dafür kein Verständnis: "Hier bin immer noch ich der
Hausherr", äußerte er sichtlich verärgert, als ihn der Beistand von Hinz
kurz darauf über den Vorfall informierte.
Die Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
(DFG-VK) betrachtet dieses Geschehen nicht als Routine, sondern als absurd
und undemokratisch. Es hat keinen Sinn, jemanden, der schon als
Kriegsdienstverweigerer anerkannt ist, noch gewaltsam in die Kaserne zu
befördern, vielmehr handelt es sich um eine reine Bestrafungsaktion.
Wie lange Hinz in der Truppe festgehalten wird, hängt davon ab, ob der
Leiter des Kreiswehr-ersatzamtes tatsächlich noch heute oder morgen über den
Fall entscheidet - und wie diese Entscheidung ausfällt. Wir rufen die
Bundeswehr dazu auf, Kriegsdienstverweigerer sofort aus ihrem Verband zu
entlassen.
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