Berlin: Veranstaltung 30.11. Pommerland ist abgebrannt
Das Pommerland ist abgebrannt
Deutsche Geschichtspolitik und die Ausstellung
„Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht“
Veranstaltung mit: Günther Jacob | Peter Klotz |
Andrej Angrick
Als im November 1999 die Ausstellung zu den Verbrechen
der Wehrmacht offiziell zurückgezogen wurde, feierten
Nationalkonservative und Nazis ihrenSieg. In den
folgenden Diskussionen hatte der Leiter des Hamburger
Institutsfür Sozialforschung Reemtsma es als „gut
vorstellbar“, dass die „gegenseiteige Verschränktheit
der nazistischen und kommunistischen Barbarei [in der
neuen Ausstellung] thematisiert wird“ (Die Welt
6.11.99). Der Leiter der alten Ausstellung, Hannes
Heer, hatte von der Möglichkeit der „Frieden zwischen
den Generationen“ gesprochen, der „uns“, „dem
deutschen Volk“ in einem kathartischen Prozess durch
Konfrontation mit der Wahrheit zukommen könnte.
Die Veranstaltung will diesen Diskussionen und Debatte
nachgehen und fragen:
· wie die neue Ausstellung sich darin positioniert
· wie sich die (Geschichts-)Politik der Berliner
Republik auf die Wehrmacht und ihre
„Vergangenheitsbewältigung“ bezieht
· was Aufgaben einer kritischen Gesellschaftstheorie
des Faschismus sind
Günther Jacob, konkret Autor: über die
geschichtspolitischen Diskurse des Hamburger
Institutes für Sozialforschung: „Diskutiert wird diese
Ausstellung in einer bestimmten Plotstruktur der
psychoanalytischen Begriffe, wie z.B.
Vergangenheitsbewältigung, Einfühlen, Vergeben oder
Durcharbeiten, und in der Plotstruktur der Tragödie.
Wenn die Morde der Tätergeneration in der Plotstruktur
der Tragödie diskutiert werden, dann ist eine
bestimmte dramatische Geschichte vorgegeben, an deren
Ende die Versöhnung stehen kann.“
Andrej Angrick, Historiker am Hamburger Institut für
Sozialforschung: Aufgrund der Kritik an der „alten“
Wehrmachtsaustellung ist es das Anliegen der neu
konzipierten Fassung - zunächst unberührt vom
gesellschafts- und geschichtspolitischen Implikationen
- die Verbrechen, die von Angehörigen oder Einheiten
der Wehrmacht begangen worden sind, nach straf- und
völkerrechtlichen Aspekten aufzuschlüsseln. Vor einer
politischen Diskussion steht daher die Einforderung
von Konkretion und Differenzierung, denn - so auch der
Tenor der neuen Fassung - eine Vielzahl der Verbrechen
erfolgte arbeitsteilig mit anderen Institutionen des
NS-Regimes. Die Darstellung und Herausarbeitung des
Verbrechensbeitrages der Wehrmacht - vor allem beim
Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die
Sowjetunion - hat daher noch vor jeder weiterführenden
theoretisierenden Debatte zu erfolgen.
Johannes Klotz, Historiker und freier Autor: Eine
gesellschaftskritische Einordnung des
Vernichtungskrieges geht über die Katalogisierung von
Verbrechen und Gewalt hinaus. Dimensionen kritischer
Wissenschaft und Determinanten der
geschichtspolitischen Situation werden diskutiert.
30.11.01 | 19.00 Uhr | Humboldt-Uni
Unter den Linden | Raum: 30/94, 2.OG, Westflügel
Veranstalterinnen: Antifaschistische Aktion Berlin &
kritische Medizin | http://www.antifa.de
Sonstiges: 01.12.: Antifa-Demo, 10.30 H, Hackescher
Markt | Danach: Naziaufmarsch verhindern
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