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Potsdam: Smash the Union Jack!! - 15.12. Demonstration

Sa, 15.12. 10 Uhr S-Bhf Potsdam Babelsberg
>>> Demonstration
Smash the Union Jack!!
Rassistische und neofaschistische Strukturen aufdecken und angreifen!!


Do, 13.12. 19 Uhr im Kunstwerk, H.-Elfleinstr. 10, Potsdam
>>> Infoveranstaltung
White Noise - Informationen zu Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood &
Honour in Brandenburg


organisiert von Antifa Jugend Aktion Potsdam und Antifa Aktion Potsdam

unterstützt von Treptower Antifa Gruppe, KW'er Antifa Offensive,
Jugend Antifa Neuruppin, Jugend Antifa Belzig, AStA TFH Berlin, Viva
Boumanns e.V.


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>>> Der Union Jack - kein Laden wie jeder andere...

Der Union Jack in der Karl-Liebknecht-Strasse (Potsdam-Babelsberg) ist
ein Klamottenladen, in dem sich Nazis und ihre SympathisantInnen die
Klinke in die Hand geben. Und dies aus mehreren Gründen: Zum einen auf
Grund des Inhabers, Danny Prange, zum anderen auf Grund des
Sortiments. Danny Prange war in der militanten Neonaziorganisation
"Nationalistische Front (NF)” tätig und fungierte bei deren
Nachfolgeorganisation "Direkte Aktion Mitteldeutschland /JF" als
Stützpunktleiter für den Bereich Beelitz /Michendorf.

[Die “Nationalistische Front” war bis zu Ihrem Verbot 1992 eine der
bedeutendsten Kaderorganisation des militanten Neofaschismus in deren
Reihen z.B. auch heute noch führende Neonazis wie z.B. Steffen Hupka
(jetzt NPD) zu finden waren. Die NF verfolgte beständig die
militärische Schulung ihrer Mitglieder mittels Wehrsportübungen und
den Aufbau einer Terrorgruppe, des "Nationalen Einsatzkommandos
(NEK)". Die NF trat auch publizistisch mit ihrem Organ "Angriff" in
Erscheinung.]

Dabei hatte er nicht nur die parteipolitische Organisierung vor Ort im
Auge, sondern beteiligte sich selbst an militanten Aktionen, wie etwa
dem Überfall auf das damals besetzte "Archiv" in der Leipziger Straße
in Potsdam. Neun Faschisten, u.a. Danny Prange, stürmten am 30.04.1994
das Haus und verletzten die Anwesenden mit Luftdruckpistolen und
Schlagwerkzeugen.

Ideologisch hat er sich nicht von seiner Vergangenheit gelöst, auch
wenn er heute als normaler Geschäftsmann auftreten möchte. Dieser
Eindruck hält nur dem ersten Blick stand: Von einschlägigen Nazi-CDs
(u.a. "Blue Eyed Devils", "Landser") bis zu T-Shirts mit offen
faschistischen und rassistischen Inhalten ist alles zu haben,
größtenteils unterm Ladentisch oder auf Bestellung. Dabei ist er
darauf bedacht, in der gerade noch legalen Grauzone zu agieren und
sich so strafrechtlichen Konsequenzen zu entziehen. So schafft er
sich den idealen Freiraum für seine politischen Aktivitäten, von denen
er auch seinen Lebensunterhalt bestreitet. Der Grossteil des Angebots
ist an den aktuellen Katalog des "Hatesounds" Versandes in Werder
angelehnt. Bei "Hatesounds" handelt es sich um das Nachfolgeprojekt
der Berlin-Brandenburger Sektion von "Blood and Honour (B&H)", Teil
eines internationalen militanten Neonazinetzwerkes.

[Der Zweck von “Blood and Honour” ist die internationale Vernetzung
von Neonazis. Für ihre Propaganda nutzen sie vor allem die
mobilisierende Wirkung von Musik; so spielte auch die Potsdamer
Naziband "Proissenheads", die ihren Proberaum in einem städtischen
Jugendclub hatte, mehrmals auf B&H-Konzerten, z.B. mit den "Blue Eyed
Devils" in Leissnig, wo im Anschluss das örtliche Flüchtlingsheim
angegriffen wurde. Zudem betreibt B&H einen lukrativen Versand von
CD`s und Klamotten, bei denen "Hatesounds" nur ein Beispiel von vielen
ist und der international v.a. mit Schweden, Polen und Ungarn
koordiniert wird.

Dabei sollte B&H nicht auf "kulturelle" Arbeit reduziert werden:
Stefan Lange (Chef B&H Deutschland) schreibt im offiziellen Newsletter
der deutschen B&H-Sektion, dass es die Aufgabe von B&H sei "Patrioten
verschiedener Stilrichtungen zu sammeln und zu einen - nicht nur in
der Musik, sondern im Kampf" und dass sich die AktivistInnen "vermehrt
geschlossen an politischen Aktionen beteiligen sollten".

B&H Deutschland wurde 2001 vom Bundesinnenministerium verboten, ist
jedoch faktisch mit diversen Projekten immer noch existent
(Hatesounds). Ähnlich wie bei den Parteiverboten Anfang der 90er Jahre
hatte das Verbot nur den Effekt, dass man sich unter einem anderen
Deckmantel politisch weiterorganisierte oder schlicht und einfach die
Organisation wechselte.]

Das Interesse vieler Neonaziaktivisten besteht nach wie vor darin,
rechte deutsche Jugendliche, die in der rassistischen Alltagskultur
groß geworden sind, zu politisieren. Dabei handeln sie frei nach dem
Motto Ian Stuarts, dem Begründer von "Blood and Honour": "Musik ist
das ideale Mittel, Jugendliche den Nationalsozialismus näher zu
bringen, besser als dies in politischen Veranstaltungen gemacht werden
kann, kann damit Ideologie transportiert werden". Denn
Rechtsradikalismus stellt v.a. im Osten zuerst eine Kulturbewegung mit
Tendenzen zu einer sozialen Bewegung dar, die eine organisierte
politische Komponente hat, und nicht umgekehrt. Aus Sicht der Nazis
ist diese politische Strategie also logisch und durchaus erfolgreich.
Nicht vergessen werden sollte, dass im Konzept der "National Befreiten
Zonen" des "National Demokratischen Hochschulbundes" (Hochschulverband
der NPD) der Aufbau einer eigenen Infrastruktur (z.B. Läden oder
Tattooshops) als wesentliche Komponente genannt wird, um kulturelle
Hegemonie zu erzeugen und finanziell unabhängig zu sein. Durch das
Internet ist es zwar heute sehr viel einfacher geworden, an
einschlägiges rechtes Propagandamaterial zu kommen. Trotzdem sind
Läden wie der Union Jack wichtige Anlaufpunkte, die dem Potential, das
noch nicht enger eingebunden ist, Adressen vermitteln und Kontakte
ermöglichen.

>>> ........and now?

Wir als Antifagruppe wollen eine emanzipierte, antirassistische
Jugendkultur fördern, da wir dies langfristig als einzige effektive
Methode ansehen, gegen Nazis vorzugehen.

Denn wir denken, dass der sogenannte Antifa-Sommer, der letztes Jahr
über unsere Fernsehbildschirme flimmerte, nicht erreicht konnte, was
"versprochen" wurde. Die Maßnahmen gegen Nazis waren zum einen
oberflächlich und kaum erfolgreich, zum anderen hat sich an dem
rassistischen Konsens in der Gesellschaft nichts geändert. Der
Antifa-Sommer reiht sich in ein gesellschaftliches Klima ein, das sich
durch ein neues nationales Selbstbewusstsein und eine immer
unbefangenere Äußerung antisemitischer Ressentiments in der
Öffentlichkeit auszeichnet In beeindruckender Geschwindigkeit hat es
Deutschland in den letzten 10 Jahren geschafft, sich durch die
Integration der Vergangenheit der Grauen des Holocaust zu entledigen,
um nun als "normalisierter", voll anerkannter militärischer
Bündnispartner seine Soldaten in den Krieg zu schicken.

Zivilgesellschaftliche und staatliche Strukturen wollen zwar gegen
militante Rechtsextremisten vorgehen wollen, weil diese das staatliche
Gewaltmonopol in Frage stellen und den Ruf Deutschlands schädigen.
Ursachen und zu Grunde liegende Denkmuster, die denen des
"Normalbürgers" ähneln, werden jedoch nicht bekämpft. Denn die
Gesellschaft basiert u.a. auf autoritären Verhaltensmustern und
rassistischen Ausgrenzungsmechanismen; letztere äußern sich nicht nur
beim Stammtischgespräch, sondern auch in institutionalisierter Form,
z.B. in der Asylgesetzgebung und dem neuen Sicherheitswahn. Somit ist
die Zielsetzung des Antifa-Sommers logisch darauf begrenzt,
oberflächlich das Image Deutschlands aufzubessern und ein effektives
"buisness as usual" zu ermöglichen, das nicht von "Extremisten
jeglicher Couleur" gestört wird.

Ein spezielles Problem im Osten, gerade auch in Brandenburg, besteht
im weitverbreiteten Alltagsrassismus der Bevölkerung (z.B. sprechen
sich 60 % der befragten BrandenburgerInnen gegen ein Flüchtlingsheim
in ihrem Ort aus) und dem Fehlen einer "effektiven" Zivilgesellschaft,
die das Naziproblem selbst in die Hand nehmen könnte (?). Unzählige
verbale und körperliche Übergriffe gegen alles "Nichtdeutsche" (z.B.
der rassistische Angriff auf eine Nigerianerin am 07.11.2001 im
Potsdamer Sterncenter) sprechen eine deutliche Sprache.

Wenn sich jedoch Menschen entschlossen gegen Nazis und ihre Propaganda
engagieren, ist hierzulande nach wie vor von linken "Polithooligans"
die Rede. So wurden bei einem Angriff von Nazis auf ein besetztes Haus
in der Breitscheidstraße am 25.08.2001 nicht die BewohnerInnen
geschützt, sondern im Gegenteil das Haus brutal geräumt und alle dort
Anwesenden festgenommen.

>>> Get up, stand up!

Wir können und wollen uns nicht auf staatliche Antifaschisten und ihre
Programme verlassen - sie stellen für uns eher ein Teil des Problems
als einen Teil der Lösung dar. Wer selbst Rassismus propagiert und
institutionalisiert und nicht trotz, sondern wegen Auschwitz in den
Krieg zieht, hat mit unserer Gegnerschaft zu rechnen.

Uns reicht es nicht, auf Nazis und ihre Hetze mit hilfloser
Betroffenheit zu reagieren, wir treten ihnen offensiv entgegen - egal
wo, egal wann. Anstelle von leeren Phrasen setzen wir auf eine
selbstorganisierte antifaschistischen Jugendbewegung, die sich gegen
jede Form von Ausbeutung und Unterdrückung engagiert.

>>> DEUTSCHLAND, DU KOTZT UNS AN!
>>> SMASH THE UNION JACK -
>>> JOIN YOUR LOCAL ANTIFA!


--
Antifa Aktion Potsdam [AAPO]
>>>  http://aapo.antifa.net/
Lindenstr. 53, 14467 Potsdam

 

05.12.2001
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