Berlin: Jenseits ethnischer Zuschreibungen? Neue Soziale Bewegungen und Alternativkultur in Lettland (Veranstaltung am 14.12.01)
Der Ost-West-Arbeitskreis lädt ein:
Freitag, 14. Dezember 2001, 20.00 Uhr,
KATO im U-Bahnhof Schlesisches Tor, Berlin-Kreuzberg:
Jenseits ethnischer Zuschreibungen?
Neue Soziale Bewegungen und Alternativkultur in Lettland
(Kritische Stimmen zur EU-Osterweiterung IV)
Referenten: Normunds Kozlovs, Sergej Timofeev (beide Riga)
Zum Zeitpunkt der staatlichen Unabhängigkeit Lettlands im Jahre 1991 betrug der Anteil der russischsprachigen Bevölkerung noch mehr als fünfzig Prozent. Nach der Verabschiedung eines restriktiven Sprachen- und Einbürgerungsgesetzes Mitte der 90er Jahre leben in Lettland nun mehr als 600.000 sogenannte ‚Nichtbürger’ bzw. ‚aliens’, also etwa ein Viertel der Bevölkerung, die weder an Wahlen teilnehmen können noch ein Recht auf Rente haben. Die Intervention von Europarat und OSZE hat diese Gesetze zwar abmildern können, trotzdem wird Lettland von außen hauptsächlich als ethnisch gespaltener Staat angesehen.
Wie wird die russischsprachige Bevölkerung heute von den LettInnen wahrgenommen – und wie ist es umgekehrt? Wie hat sich das Verhältnis im Laufe der letzten Jahre verändert und welche Auswirkungen auf die Entwicklung zivil- gesellschaftlicher Strukturen lassen sich feststellen? Ist eine ‚ethnische Brille’ zur Analyse der Entwicklung Lettlands überhaupt angebracht? Welche Formen von sozialen Bewegungen und alternativen, die Grenzen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen überschreitenden kulturellen Projekten haben sich entwickelt?
Referenten:
Normunds Kozlovs, Sozial- und Kommunikationswissenschaftler, erforscht und analysiert den sozialen Transformationsprozess Lettlands.
Sergej Timofeev, Autor und Journalist, koordiniert das Projekt ‚Orbita’ ( http://www.orbita.lv) für junge russische KünstlerInnen und SchriftstellerInnen in
Lettland.
Zur Veranstaltungsreihe Kritische Stimmen zur EU-Osterweiterung:
Die angestrebte Beitritt zur EU stellt die mittel- und osteuropäischen Länder vor schwierige Anpassungsprozesse, die zu sozialen Spaltungen und politischen Konflikten führen. Während in den EU-Ländern nach Nizza vor allem die finanzielle Machbarkeit des Erweiterungsprojekts diskutiert wird, verändert die Anpassung der nationalen Politik an die EU-Standards schon jetzt die konkreten Lebensbedingungen der Menschen in den Beitrittsstaaten. In der Veranstaltungsreihe sollen KritikerInnen des laufenden Beitrittsprozesses aus ausgewählten Beitrittsstaaten zu Wort kommen. Anhand der Diskussion spezifischer Themen soll eine Gesamtsicht der Auswirkungen des EU-Beitritts auf die osteuropäischen Gesellschaften ermöglicht werden. Die Reihe wird auch im nächsten Jahr fortgesetzt.
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