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Berlin: Die neuen Kriege - Veranstaltungsreihe des Bildungswerks der Heinrich-Böll-Stiftung

--------distanzierung der red. eins--------

"Alle reden vom Krieg - Wir machen ihn." (aus einer wahrscheinlich nie
gedruckten Wahlwerbung der Partei Bündnis90/ Die Grünen)


Einige von Euch wird es vermutlich überraschen, dass heute wieder eine
Veranstaltung des Bildungswerkes der Heinrich Böll Stiftung bei nadir-aktuell geposted wurde.
Hatten wir doch noch im Oktober letzten Jahres verlautbaren lassen, dass es für
das Bildungswerk der HBS keinen Support bei nadir mehr geben wird.

{ siehe Meldung vom 03.10.2001 von redaktion eins
 http://www.nadir.org/nadir/aktuell/themen/infosystem.html }

Die Reaktionen auf dieses Statement fielen unterschiedlich aus. Einige
begrüssten die "Massnahme", andere meinten, dass das Bildungswerk nicht identisch mit
der Stiftung sei und verwiesen auf, vermeintlich korrekte, Inhalte der
Veranstaltungen des Bildungswerkes. In den folgenden Diskussionen setzte sich eine Position
durch, die, statt einer generellen Absage, eine "Einzelfallprüfung"
bei Mails des Bildungswerkes vorschlug. Im Ergebnis, werden einzelne
Veranstaltungen des Bildungswerkes auch wieder bei nadir-aktuell auftauchen.

Redaktion-Eins DISTANZIERT sich von dieser Veröffentlichungspraxis.

Wir sahen weder damals - noch heute, einen Grund Veranstaltungen bzw. Seminare
der Böllstiftung und seines Bildungswerkes bei nadir-aktuell zu posten.
Mit derselben Logik mit der das Bildungswerk der HBS bei nadir rehablitiert
wird, könnten auch DPA-Meldungen, Verlautbarungen der Friedrich-Ebert Stiftung und Artikel
aus dem FOCUS oder der F.A.Z. bei nadir geposted werden, - solange "nur der Inhalt stimmt".
Unabhängig von den jeweiligen ReferentInnen & dem Inhalt der Veranstaltungen/
Seminare bleibt die Böllstiftung die Stiftung der Partei Bündnis 90/ Die Grünen. Auch das
Bildungswerk der HBS ist, ob gewollt oder nicht, Teil dieser Stiftung. Daneben, sei die
Frage erlaubt: Wer eigentlich aus den "korrekten" Veranstaltungen des Bildungswerkes politischen
Nutzen zieht?
Könnte es nicht sein, dass das Bildungswerk, billiger als jede Werbeagentur,
das, eh schon ramponierte, Image der Grünen Partei für die Stimmklientel
aufbessert? Die antimilitaristischen Veranstaltungen der Böllstiftung und ihres Bildungswerkes
verhindern zwar nicht das nächste, mit "Bauchschmerzen", abgegebene Veto für Krieg mit
deutscher Beteiligung, für die Profilierung der Partei Bündnis 90/ Die Grünen als "kritische Stimme"
taugen sie allemal.

redaktion-eins bei nadir-aktuell, 27.01.02
 redaktion1@nadir.org


--------die Veranstaltungsankündigungen des Bildungswerks--------

Die neuen Kriege

Nach den Anschlägen des 11. September in den USA und dem in der Folge
proklamierten "Kreuzzug gegen den Terror" vollzieht sich ein Prozess der
beschleunigten Militarisierung. Der Einsatz der Bundeswehr scheint
mittlerweile ein unumstrittenes Instrument der deutschen Außenpolitik
geworden zu sein. Regte sich noch während des Kriegs gegen Jugoslawien 1999
eine Anti-Kriegsbewegung, kommt es gegen den Afghanistan Einsatz kaum mehr
zu Protesten. Auch der Ausbau des Sicherheitsstaates nach innen vollzieht
sich in Atmen beraubenden Tempo und unter weitgehender Ausschaltung von
Kritik.
In einer Veranstaltungsreihe wollen wir beleuchten, wie die Bundeswehr
derzeit zu einer Interventionsarmee umgebaut wird. Wir gehen den
Legitimationsstrategien der "humanitären" Einsätze am Beispiel der
Angriffskriege gegen den Irak nach. Wir untersuchen die Rolle von
Nichtregierungsorganisationen im Prozess der Militarisierung und skizzieren
wie sich eine europäische Rüstungsindustrie entwickelt.


Neue Bundeswehr und militarisierte Europäische Union - neue
Interventionsstreitkräfte für neue Kriege

Bei der Durchsetzung von westlicher Dominanz und dem Streben der westlichen
Staaten nach uneingeschränktem Zugang zu fremden Märkten und Ressourcen
spielen militärische Aspekte eine entscheidende Rolle.
Dieser Sachverhalt manifestiert sich in neuen strategischen Konzepten der
NATO vom April 1999, in den deutschen Verteidigungsrichtlinien von 1992 und
den heutigen Bundeswehr- Strategiepapieren. In denen die strategische
Aufgabe nicht mehr die Verteidigung, sondern die Sicherung und Durchsetzung
wirtschaftlicher Interessen der BRD bzw. der anderen NATO-Staaten ist.
Folgerichtig sind wir sowohl in Deutschland, als auch auf europäischer
Ebene, mit dem massiven Ausbau von Interventionsstreitkräften konfrontiert.
Der Umbau der Bundeswehr zur Interventionsarmee impliziert nicht nur, dass
Frequenz, Heftigkeit und Dauer von Kriegen zunehmen werden, sondern auch ein
Aufrücken Deutschlands auf militärischer Ebene.
Bevorzugte militärische Einsatzgebiete , sogenannte potentielle
Krisengebieten, wurden schon im NATO Konzept von 1992, also vor dem
Afghanistan Krieg, benannt: es sind die rohstoffreichen Regionen der
ehemaligen Sowjetunion, rund um das Kaspische Meer.

Mit Tobias Pflüger (Informationsstelle Militarisierung - IMI, Tübingen)
Montag 28. Januar, 19.30 Uhr
Schwarze Risse
Gneisenaustr.2a


Irak - der endgültige Feind?

Nach dem Angriff auf Afghanistan gerät der Irak als nächstes mögliches Ziel
in das Visier der US-geführten "Anti-Terror-Koalition". Bereits kurz nach
den Anschlägen des 11. September bezeichneten führende US-Politiker den
Moment für geeignet, "um Saddam zu ersetzen, nachdem wir die Taliban ersetzt
haben." (Newt Gingrich, ex-Sprecher des Repräsentantenhauses).
Konnte der Sturz der Taliban und die Bombardierung Afghanistans noch mit
vorgeblicher "Terrorbekämpfung" begründet werden, geht es bei der
anvisierten Ersetzung des Regimes Saddam Husseins ganz offensichtlich um
geostrategische- und Rohstoffinteressen der USA.
Anhand des Golfkrieges 1991, der nachfolgenden UN-Embargopolitik und den
derzeit diskutierten Szenarien für den Irak soll dem Muster der Kriege der
Neuen Weltordnung nachgegangen werden.

Mit Joachim Guilliard (Heidelberger Forum gegen Militarismus und Krieg/
Mitherausgeber des Buches: Irak - Ein belagertes Land. PapyRossa-Verlag,
Köln Mai 2001.)
Dienstag 5. Februar, 19.30 Uhr Schwarze Risse
Gneisenaustr.2a


Europäisierung der Rüstungspolitik?

Seit den frühen neunziger Jahren findet eine zunehmende Konzentration der
europäischen Rüstungsindustrie statt. Dieser Prozeß vollzieht sich in Form
von internationalen Übernahmen, Zusammenschlüssen, Joint Ventures,
Konsortien sowie des zunehmenden Rückgriffs auf im Ausland produzierte
Komponenten und Subsysteme.
Im Vergleich zu dem großen Konkurrenten USA, ist die europäische
Rüstungsindustrie aber noch immer enorm zersplittert. Die europäischen
Rüstungsproduzenten befinden sich in einem Dilemma. Jedes nationale
Unternehmen will einerseits möglichst weiterhin seine eigenen Produkte
gewinnbringend produzieren und exportieren. Zugleich ist der Zwang vorhanden
sich mit anderen europäischen Waffenherstellern zusammen zu schließen, um
der USA durch wirtschaftliche Potenz Paroli bieten zu können.

Mit Thomas Klein (Journalist), Wiesbaden
Montag 18. Februar, 19.30 Uhr
Schwarze Risse
Gneisenaustr.2a


Krieg und Frieden in der global governance des Neoliberalismus. Zur Rolle
der NROs im Globalisierungsprozess

In den sogenannten "humanitären" Kriege spielen die Nicht- Regierungs-
Organisationen (NRO) eine entscheidende Rolle. Nachdem sie in den 90er
Jahren vor allem in der Friedens-, Umwelt- und Entwicklungspolitik als
Garanten emanzipativer Veränderungen gehandelt wurden, stehen Nicht-
Regierungs- Organisationen (NROs) heute zunehmend im Verdacht, die postwar
Gesellschaft marktwirtschaftlich tauglich zu machen. Sind sie also zu
Funktionsträgerin neoliberaler Ordnungspolitik geworden?

Mit Thomas Seibert (medico international)
Freitag 22. Februar, 19.30 Uhr
Schwarze Risse
Gneisenaustr.2a


veranstaltet von:

Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis90/Die Grünen)
Kottbusser Damm 72, 10967 Berlin
Tel.: 030-61 12 89 66 Fax 030-618 30 11
www.bildungswerk-boell.de


 

28.01.2002
Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung   [Aktuelles zum Thema: Antimilitarismus]  Zurück zur Übersicht

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