Pforzheim: Nazi-Fackelmarsch durch entschlossene AntifaschistInnen erfolgreich verhindert
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Presseerklärung vom 24.02.02: Nazi-Fackelmarsch in Pforzheim durch
entschlossene AntifaschistInnen erfolgreich verhindert
Über 300 AntifaschistInnen führten am gestrigen Samstag nach einer "Mahnwache
gegen das Wegschauen" auf dem Marktplatz eine entschlossene
Spontandemonstration zum Wartberg durch und verhinderten einen
neofaschistischen Fackelmarsch.
Bis letztes Jahr fand am 23. Februar anlässlich des Jahrestages der
Zerstörung Pforzheims im zweiten Weltkrieg ein Fackelmarsch von Neonazis aus
dem Spektrum des Nazivereines "Freundeskreis ein Herz für Deutschland", NPD /
JN und sogenannten Freien Kameradschaften, wie der einschlägig bekannten
"Kameradschaft Karlsruhe" auf dem Wartberg statt.
Die Antifa Pforzheim / Enzkreis rief in den letzten Wochen dazu auf, gerade
an einem solchen historischen Tag aus der Vergangenheit zu lernen und eine
solche fatale Entwicklung nicht mehr zuzulassen und mobilisierte unter dem
Motto "Gegen den Fackelmarsch der Nazis vorgehen! - Die rechte Normalität
durchbrechen !" zu Gegenveranstaltungen.
Bis 16 Uhr verteilten vor Beginn der offiziellen Gedenkveranstaltung auf dem
Hauptfriedhof Antifa-AktivistInnen Flugblätter an die interessierten
BesucherInnen, in denen über die Naziveranstaltung an diesem Tag berichtet
wurde und die Bürger und Verantwortlichen der Stadt Pforzheim aufgefordert
wurden, sich solchen Entwicklungen entschieden entgegenzustellen.
Gegen 17 Uhr versammelten sich mehrere hundert AntifaschistInnen auf dem
Pforzheimer Marktplatz zu einer Mahnwache "Gegen das Wegschauen" bei
faschistischen Aktivitäten.
Dort hielt ein Sprecher der Antifagruppe Pforzheim eine Rede (siehe Anhang),
in der deutlich gemacht wurde, das Pforzheim durchaus Probleme mit Nazis hat,
denen in den letzten Jahren leider sehr viel Spielraum gelassen wurde und die
Probleme von fast allen Stellen heruntergespielt oder unter den Teppich
gekehrt wurde.
Am Schluss der Rede rief die Antifa die Pforzheimer Jugend zu mehr Engagement
gegen Rechts auf:
"Vertraut nicht auf Stadt, Parteien und Polizei ! Nehmt die Dinge selbst in
die Hand ! Ob bei unserer Gruppe, der Jugendantifa oder zusammen mit Euren
Freundinnen und Freunden: Organisiert euch selbst ! Schliesst euch
hierarchiefrei zusammen und tut was gegen diese Verhältnisse ! Für eine
starke antifaschistische Jugendbewegung !"
Einige Zeit später wurde die Kundgebung aufgelöst.
Plötzlich setzte sich ein Grossteil der VersammlungsteilnehmerInnen in
Bewegung und zog in einer Spontandemonstration in Richtung des
Nazitreffpunktes.
Dabei wurde durch lautstarkes Rufen antifaschistischer Parolen die
Bevölkerung über den Zweck der Demonstration informiert.
Die Polizei versuchte dabei durch mehrere Polizeisperren die
AntifaschistInnen am Erreichen des offiziell genehmigten Veranstaltungsortes
zu hindern. Diese Absperrunge wurden jedoch alle trotz mehrfachen
Schlagstockeinsatzes seitens der Polizei durch massive Entschlossenheit der
Antifas durchbrochen.
Schliesslich trafen die DemonstrantInnen auf dem Parkplatz des
Wartbergfreibades ein und besetzten diesen. Eine Anreise von Neonazis an
ihren von der Stadt genehmigten Versammlungsort war somit nicht mehr möglich.
Die Naziveranstaltung wurde abgesagt.
Hierzu ein Sprecher der Antifa Pforzheim / Enzkreis:
"Zusammen mit vielen verschiedenen Menschen aus unterschiedlichsten
Zusammenhängen haben wir den Fackelmarsch der Nazis erfolgreich
verhindert.Wir danken allen, die mit einer unglaublichen Entschlossenheit mit
uns zum Nazitreffpunkt gezogen sind und sich selbst durch Polizeiabsperrungen
und Schlagstockeinsätze nicht haben aufhalten lassen. Die jahrelange rechte
Normailtät in Pforzheim wurde durchbrochen und den Nazis damit deutlich
gezeigt, dass sie und die Verantwortlichen, die solche Dinge zulassen, auch
in unserer Stadt mit massiven antifaschistischen Widerstand rechnen müssen !"
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Anhang (Bei der Kundgebung gehaltene Rede):
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Hallo liebe Antifas,
wir moechten euch im Namen der Antifagruppe Pforzheim / Enzkreis hier
begruessen und euch danken, dass ihr gekommen seid, um in Pforzheim
anlaesslich des neofaschistischen Fackelmarsches auf dem Wartberg durch
massive antifaschistische Präsenz endlich mal ein Zeichen gegen
Rechtsextremismus zu setzen und zu zeigen, dass Nazis auch in Pforzheim nicht
mehr in aller Ruhe ungestoert tun und lassen koennen, was sie wollen.
Pforzheim war schon immer eine besondere Stadt, was Rechtsextremismus angeht.
Schon vor dem zweiten Weltkrieg war Pforzheim eine rechte Hochburg. So
wählten 1933 rund 57,5% der Pforzheimer die NSDAP, während die Partei im
Durchschnitt 43,9 % der Stimmen erhielt. Doch auch in den letzten Jahren
taten sich diverse Stadtteile mit zweistelligen Ergebnissen von ueber 20 %
fuer die Republikaner hervor, wobei man betonen muss, dass diese in Pforzheim
keinen Hehl daraus machten, dass sie auf ihrer Liste bekannte Neonazis, wie
z.B. den Fuehrer des Freundeskreises ein Herz fuer Deutschland, Silvio
Corvaglia, und weitere Mitglieder des Nazivereins haben kandidieren zu lassen.
Auch die vermeintlich fortschrittlichen Kraefte in Pforzheim heben sich im
Vergleich zu anderen Staedten durch Untaetigkeit und Ignorieren der Probleme
hervor, um ja nicht am stark konservativen Mainstream der Stadt anzuecken und
evtl. ein wenig ihrer wenigen Waehlerstimmen oder ihres "guten Ansehens" zu
verlieren.
Die Polizei liess vor einigen Jahren ueber die Presse gar mitteilen, dass es
in Pforzheim gar keine junge rechte Szene gaebe.
Als die leider anders lautenden Tatsachen von uns vor ein paar Jahren mit
Hilfe kritischer JournalistInnen aufgedeckt wurden und ein völliges
Verschweigen nicht mehr möglich ist, laesst die Polizei offiziell trotz
rechten Brandanschlaegen und Überfaellen auf andersdenkende verlauten, dass
bei der rechten Szene in Pforzheim "keinerlei Gewaltbereitschaft
festzustellen sei".
Ansonsten wird kollektiv versucht, das Problem herunterzuspielen und unter
den Teppich zu kehren.
Im Gegensatz dazu wurde nach der Machtuebernahme durch die CDU nach der
letzten Kommunalwahl unser Autonomes Zentrum und damit der einzigste linke
Freiraum der Region per Verfügung geschlossen (und steht nun übrigens immer
noch leer) und die Eröffnung eines schon durch fast alle staedtischen
Instanzen genehmigten und begruessten Ersatzobjektes sofort durch einen
extra hierfür eingebrachten Antrag verhindert.
Als Grund wurde angegeben, dass sich einige Bewohner des Viertels, in dem das
neue AZ stehen sollte daran stören würden, da sie ja schon so viele Ausländer
im Viertel hätten und nicht noch die Problemgruppe der Linken dort haben
wollten. Das Boot wäre schon längst voll.
Dies hat die CDU in Ihrer Begründung dann natuerlich in etwas schoenere Worte
verpackt und dem neuen AZ mit der darauf folgenden Entscheidung den
Todesstoss gegeben, wohl wissend, dass sich die damals langsam wieder
erstarkende alternative Szene nicht mehr weit genug entwickeln kann, um
wieder ein bedeutender politischer Faktor zu werden.
Was man von den genannten verlogenen Begründungen wie "das Boot im
Problemviertel ist voll" und "ein AZ an dieser Stelle wuerde durch anreisende
Besucher mehr Autoverkehr auf dieser schon sehr belasteten Strasse
hervorrufen" zu halten hat, brauchen wir wahrscheinlich nicht auszuführen.
Diese Gesamtsituation in Pforzheim ermöglichte jedenfalls den Nazis, sich in
geradezu frei zu entfalten und sich straff zu organisieren.
Der Naziverein "Freundeskreis ein Herz fuer Deutschland" z.B. hat ca. 80
Mitglieder und organisiert regelmaessig Veranstaltungen mit Naziprominenz von
Franz Schönhuber, NPD-Anwalt Horst Mahler bis hin zu Nazikonzerten mit dem
Nazi-Jammerbarden Frank Rennicke in Gaststaetten wie z.B. dem Waldhorn in
Schwann.
Hierzu reisen teilweise mehrere Hundert Neonazis aus ganz Baden Wuerttemberg
und den benachbarten Bundeslaendern an.
Auch wenn die Polizei noch so oft verlautbaren laesst, es gaebe in Pforzheim
keine Probleme mit Rechten, wundert es uns nicht, dass es in den letzten
Jahren zu Anschlägen und Überfällen mit teilweise Schwerverletzten kam. Dabei
war es oft nur dem Zufall zu verdanken, dass es z.B. beim Gott sei dank
fehlgeschlagenen Brandanschlag auf das AZ durch ein damaliges Mitglied der
Republikaner oder durch Tritte mehrerer Neonazis mit Springerstiefeln gegen
den Kopf eines 15 Jährigen Opfers noch niemand zu Tode kam.
Und was sollte die Pforzheimer Jugend nun aus den letzten Jahren lernen ?
Vertraut nicht auf Stadt, Parteien und Polizei ! Nehmt die Dinge selbst in
die Hand ! Ob bei unserer Gruppe, der Jugendantifa oder zusammen mit Euren
Freundinnen und Freunden: Organisiert euch selbst !!! Schliesst euch
hierarchiefrei zusammen und tut was gegen diese Verhältnisse !!!
Für eine starke antifaschistische Jugendbewegung !!!
Tretet in antifaschistische Aktion !
Lasst und heute beginnen und den Nazis zeigen, was wir von ihnen und ihren
menschenverachtenden und mörderischen Ideologien halten !!!
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