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Frankfurt am Main: Offener Brief an Erich Zabel u.a. wegen Naziaufmarsch am 1.Mai

Antifaschistisches Aktionsbündnis
60318 Frankfurt am Main
 aktions-buendnis@gmx.de

Pressemitteilung 15. April 2002

Offener Brief an Erik Zabel, Kai Hundertmarck und Jan Ullrich von
Frankfurter AntifaschistInnen

Naziaufmarsch im Schatten des Radrennens "Rund um den Henninger Turm"?

Rad-Profis sollen sich am Protest gegen neonazistische Gruppen am 1. Mai in
Frankfurt beteiligen


Gegen den geplanten Naziaufmarsch am 1. Mai in Frankfurt sollen die
Radsport-Profis Erik Zabel, Kai Hundertmarck und Jan Ullrich ein Zeichen
setzen. Dies forderte das Frankfurter "Antifaschistische Aktionsbündnis" in
einem offenen Brief an die Sportler. Anlass ist das ebenfalls am 1. Mai
stattfindende traditionsreiche Frankfurter Radrennen "Rund um den Henninger
Turm". Der antifaschistische Protest müsse auch im Radrennen seinen
Ausdruck finden, schreibt das Bündnis in seinem Brief. Keiner könne
verantworten, dass im Schatten des internationalen Radrennens Nazis durch
die Frankfurter Straßen marschieren.

Die deutschen Radsportidole werden zu einer öffentliche Stellungnahme
aufgefordert und gebeten auf ihrer Homepage auf die zahlreichen Proteste zu
verweisen. Beispielgebend können sie zum Ausdruck bringen, dass
Neofaschismus in all seinen Formen entschlossener Widerstand
entgegenzusetzen ist.

Das Aktionsbündnis rechnet damit, dass der Nazi-Aufmarsch wie im
vergangenen Jahr kurzfristig vom Bundesverfassungsgericht genehmigt wird.
Es ruft dazu auf, sich den Nazis entgegenzustellen und deren Demonstration
zu verhindern. Das Aktionsbündnis ist ein Zusammenschluss mehrerer linker
Gruppen aus dem Rhein-Main-Gebiet, die sich in antirassistischen und
antifaschistischen Bereichen engagieren. Es beteiligt sich an den
vielfältig stattfindenden Gegenaktivitäten in Frankfurt.

Zabel und Hundertmarck gehören nach ihren Siegen in den letzten beiden
Jahren wieder zu den Favoriten des Henninger-Rennens. Eine Antwort erwarten
sich die Frankfurter Antifaschisten insbesondere von Kai Hundertmarck, der
bei Frankfurt wohnt und mit dem Henninger-Radrennen aufgewachsen ist. Aber
auch der wegen seiner Verletzung pausierende Jan Ullrich sei gefordert,
teilt das Aktionsbündnis ausdrücklich mit.

Bianka und Bernd Renner
Pressesprecher/innen des antifaschistischen Aktionsbündnisses

Dieser Pressemitteilung liegt das Schreiben an Erik Zabel bei, das
wortgleich auch an Kai Hundertmarck verschickt wurde. Die Briefe sind an
Erik Zabel, an Kai Hundertmarck und an Jan Ullrich, sowie als E-Mail mit
der Bitte um Weiterleitung an das Team Telekom gesendet worden.

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DOKUMENTATION


Offener Brief an

Erik Zabel
59425 Unna


Proteste gegen den Naziaufmarsch am 1. Mai in Frankfurt am Main


Lieber Erik Zabel,

für den 1. Mai haben sogenannte "freie Kameradschaften" einen Aufmarsch in
Frankfurt am Main angemeldet. Wir gehen davon aus, dass dieser
Nazi-Aufmarsch wie im vergangenen Jahr nach einigem juristischen Hin und
Her kurzfristig durch das Bundesverfassungsgericht genehmigt wird. In den
"freien Kameradschaften" schlossen sich zahlreiche Mitglieder und Kader
inzwischen ver-botener neo-nazistischer Gruppen und Parteien nach
Organisationsprinzipien der Nationalsozialisten zusam-men. Ihre
bedrohlichen Aufmärsche mit zum Teil über 1000 Nazis finden statt unter
Losungen wie beispielsweise "Herren im eigenen Land statt Knechte der
Fremden".

Wir bereiten für den 1. Mai zahlreiche Proteste und vielfältige
Gegenaktivitäten vor. Wie im vergangen Jahr werden wir uns zusammen mit
mehreren tausend Menschen den Nazis entgegenstellen, und - egal wo sie
auftauchen werden - unser möglichstes tun, ihnen keinen Fußbreit zu
überlassen.

Wir wenden uns mit diesem Schreiben an Sie, weil Sie zu den teilnehmenden
großen Weltstars des ebenfalls am 1. Mai in Frankfurt stattfindenen
traditionsreichen Radrennens "Rund um den Henninger Turm" gehören. Wir sind
der Meinung, dass der antifaschistische Protest auch seinen Ausdruck im
Radrennen finden muss, wenn die Nazis marschieren. Deswegen bitten wir sie
- als berühmten Radsportler mit internationalem Ansehen - dringlichst, sich
an den demokratischen Protesten gegen den Naziaufmarsch zu beteiligen.

Setzen Sie ein Zeichen, indem Sie beispielsweise in einer öffentlichen
Stellungnahme den Naziauf-marsch verurteilen, indem Sie durch einen Link
nach  http://antifa.frankfurt.org auf ihrer Homepage zu den Protesten
aufrufen, indem Sie während dem Rennen einer unserer Aufkleber an Trikot
oder Rad befestigen und indem Sie die anderen Teilnehmer des Radrennens
auffordern, es Ihnen gleich zu tun.

Ihr Wort als deutsches Radsportidol hat Gewicht und stößt auf Gehör. Weder
Sie noch wir können verantworten, dass im Schatten des Radrennen "Rund um
den Henniger Turm" Nazi-Parolen wie beispielsweise "Deutschland den
Deutschen" durch die Straßen hallen.

Wir zählen auf Sie und verbleiben mit einem Frisch auf!

Bernd und Bianka Renner
für das antifaschistische Aktionsbündnis
Frankfurt, den 11. April 2002


 

15.04.2002
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