BRD: Aufruf zu einem dezentralen und koordinierten Aktionstag gegen Krieg und Militarisierung
Dem Dauer-[Kriegs]-Zustand in den Rücken fallen!
Der Hauptfeind steht
im eigenen Land!
Aufruf zu einem dezentralen und koordinierten Aktionstag gegen Krieg und Militarisierung
Die bundesweite Koordination "KRIEG IST FRIEDEN!" ist ein
Zusammenschluss verschiedener Gruppen, die ausgehend von den
bisherigen Mobilisierungen gegen den Krieg eine Perspektive des
Widerstandes gegen die herrschenden Zustände entwickeln wollen. Das
Motto "Krieg ist Frieden!" greift sowohl die Orwell'schen Metaphern
der totalen Macht auf als auch die Einschätzung, dass die sich
durchsetzenden Herrschaftsstrategien keinen Unterschied mehr zwischen
Krieg und Frieden zulassen. Mit der Beschreibung der verschiedenen
Dimensionen der Militarisierung wollen wir eine Handlungsfähigkeit
erlangen und gesellschaftliche Konfliktlinien aufgreifen. Die von uns
zu entwickelnde Organisierung soll ein inhaltlich und praktisch
abgestimmtes und aufeinander bezogenes Handeln unterstützen. Zugleich
soll die bundesweite Koordination ermöglichen, dass sich auch Gruppen
und Initiativen, deren Arbeitsschwerpunkte in anderen Bereichen
liegen, an einer gemeinsamen Diskussion und Praxis beteiligen können.
Dauer-[Kriegs]-Zustand!
"Ein weiter entwickeltes Selbstverständnis deutscher Außenpolitik muß
auch militärisch für Sicherheit sorgen...Anders als zu Zeiten des
Kalten Krieges bedeutet Friedenspolitik in der einen Welt im 21.
Jahrhundert internationale Ordnungspolitik" (Joseph Fischer Oktober
2001)
Der andauernde Krieg gegen Afghanistan ist nur die Eröffnung einer
neuen Phase eskalierter Außenpolitik. Die so genannte "Neue
Weltordnung" dringt nun bis in die letzten Winkel der Erde vor. Der
erklärte "lang andauernde Krieg gegen den Terror" (US-Präsident Bush)
macht deutlich, dass es nicht um den Sieg über den Terrorismus geht,
sondern um die Durchsetzung eines Dauer-[Kriegs]-Zustandes.
Die
aktuelle weltweite Verwertungskrise erfordert eine Neuordnung des
Zugriffs und der Verteilung von Ressourcen innerhalb der weltweiten
kapitalistischen Konkurrenz. Die Militarisierung der Außenpolitik
etabliert den Krieg als Option, ganze Weltregionen in einen
Schwebezustand zu versetzen. Eine stabile Nachkriegsordnung scheint,
wie nicht nur am Beispiel Afghanistan deutlich wird, nicht mehr
angestrebt zu werden. Vielmehr wird mit
Hilfe von War-Lords, Privatarmeen und internationalen
Drogenkartellen, aus ethnischen, religiösen oder separatistischen
Bewegungen sowie diversen Krisenreaktionskräften ein Krisenmanagement
etabliert, das (fürs erste) die kapitalistische Akkumulation in roher
Form gewährleisten soll. Parallel zu diesem Prozess verschieben sich
die sozialen Verhältnisse in den Metropolen. Hier erfüllt der
Dauer-[Kriegs]-Zustand in der verschärften Konkurrenzsituation die
Aufgabe, die Gesellschaft nach innen autoritärer zu strukturieren,
patriarchalische Muster zu bestätigen und eine rassistische
Ausgrenzung zu verstärken. Diese Dynamik soll die gesellschaftlichen
Widersprüche unsichtbar machen, politische Auseinandersetzungen
unterminieren und soziale Widersprüche ethnisieren.
BRD, EU, USA und NATO - in Konkurrenz vereint!
USA "Unsere Strategie muss sich jetzt darauf konzentrieren, das
Auftauchen jedes potentiellen globalen Konkurrenten zu verhindern."
(Pentagon-Bericht `92)
BRD "Förderung und Absicherung weltweiter politischer,
wirtschaftlicher, militärischer und ökologischer Stabilität sowie die
Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des Zugangs zu den
strategischen Rohstoffen." (Planungspapier Militärpolitische und
militärstrategische Grundlagen und konzeptionelle Grundrichtung der
Neugestaltung der Bundeswehr 92)
Neben dem eskalierten Krieg der USA, versucht die EU, unter
fortgesetzten Hegemoniebestrebungen der BRD, ein alternatives,
Krisenmanagement aufzubauen und zu etablieren. Diese
Krisenlösungsstrategie zeichnet sich von außen durch ein vermeintlich
zivilisatorischeres Vorgehen aus. Doch steckt hinter dieser Strategie
die noch unterwickelte Militärpotenz der Staaten der EU. Allerdings
wäre es verfehlt, sich der Illusion hinzugeben, die eine oder andere
Variante wäre nur ein Hauch humanistischer. Letztlich ist diese
Strategie auch nur der inner-imperialistischen Konkurrenz geschuldet.
Sie stellt derweil den einzig Erfolg versprechenden Weg dar, der für
Rot-Grün gangbar ist. Die zu beobachtende Militarisierung der Innen-
und Außenpolitik, die Fischer, Schröder und Schilly betreiben, deutet
allzu klar an, dass sich Deutschland anschickt, die Hegemonie
innerhalb der EU auch militärpolitisch zu erlangen und ihren
Hinterhof in Süd- u Ost-Europa eigenständig zu ordnen. Die
BRD-Intervention im ehemaligen Jugoslawien ist dabei zum Katalysator
für die Überwindung der deutschen Niederlage im II. Weltkrieg und für
die Aufrüstung der Bundeswehr zu einer weltweit agierenden
Interventionsarmee geworden.
Der Dauer [Kriegs] Zustand und kapitalistischer Alltag zwei Seiten
einer Medaille!
Die wichtigsten strukturellen Entwicklungen des
Dauer-Kriegs-Zustandes sind nicht nur militärischer Natur. Sie werden
nicht nur von Soldaten, Offizieren und dem Verteidigungsministerium
betrieben. Der Dauer-[Kriegs]-Zustand durchdringt die Gesellschaft in
all seinen Facetten. Fast alle relevanten gesellschaftlichen
Institutionen sind der kriegerischen Logik unterworfen.
Der Krieg ist
die eskalierte Logik der kapitalistischen Konkurrenz, deren
wesentlicher Kern - bei allen Gegensätzen der Kriegsparteien der
gemeinsame Wille ist, die gesellschaftliche Herrschaft zu sichern.
Der Krieg ist auch Ausdruck patriarchalischem Konkurrenzverhaltens.
Massenvergewaltigungen und Funktionalisierung von Frauenrechten für
militärische Interventionen, Heldensöhne und Soldatenmütter kaum ein
gesellschaftlicher Zustand wirft Frauen und Männer auf so bestimmte
Rollenmuster zurück wie eine Kriegsmobilisierung.
Der Krieg ist als
„Verteidigung der Zivilisation“ zugespitzter Chauvinismus des Westens
gegen den globalen Süden. Nach Außen ein wesentliches Instrument, die
neokoloniale Weltordnung aufrecht zu erhalten, nach Innen ein Anlass
für rassistische Mobilisierung, Mobilitätsbeschränkung und einen
Generalverdacht gegen alles Fremde.
Doch Krieg ist kein
gesellschaftliches Schicksal, sondern das Ergebnis von politischem
Handeln. Die Logik des Dauer-[Kriegs]-Zustandes bringt
Verantwortliche, Profiteure, Verwalter und Zuträger hervor. Sie
bekleiden politische Ämter; Sie forschen an Universitäten; Sie sitzen
in den Amts- und in den Pressestuben.
Der Hauptfeind steht immer noch im eigenen Land!
Aufruf zum koordinierten Aktionstag
Mit dem "koordinierten Aktionstag" am 31.05./01.06.´02
stellen wir uns in Bezug zum internationalen Aktionstag gegen den
Krieg, der von World Social Forum in Porto Alegre (Brasilien)
ausgerufen wurde. Wir wollen mit unseren Aktionen die Logik der
Militarisierung von kapitalistischer Herrschaft und ihre Strukturen,
Institutionen und Akteure in verschiedenen Städten und Regionen angreifen.
"Koordinierter Aktionstag" heißt für uns, lokale Initiativen durch
Koordination zu stärken, an vielen Punkten sichtbar zu werden und so
auch die Attraktivität von Widerstand und kollektivem Handeln gegen
die Ohnmacht der kriegerischen Weltpolitik zu setzen. So sollen
bundesweit nicht nur Militärobjekte ins kritische Licht gestellt
werden, sondern auch Flüchtlingsverwaltungsbehörden, Überwachungszentralen und Konzerne die von der Neuen Weltordnung profitieren, GEN-Tech-Firmen und
Uni-Forschungsinstitute (als Teil der militärischen und polizeilichen Aufrüstung), Waffenschmieden und Medien-Zentralen, die verordnete Trauer, Wut und
Kriegsbegeisterung transportieren...
Wir rufen Euch auf, an den Aktionstagen am 31. Mai/01. Juni 2002 überall den Widerstand gegen den Dauer-[Kriegs]-Zustand auf die Straßen und
zu den Verantwortlichen zurückzutragen. Beteiligt euch an den Aktionen! Werdet selbst aktiv! Organisiert euch mit uns in der Antikriegsbewegung!
krieg ist frieden! - bundeweite koordination
kontakt: nopeace@mail.nadir.org
Gruppen, die für ihre Städte und Regionen Plakate zur Mobilisierung des Aktionstages bestellen wollen, sollten sich bis zum 22.04.2002 unter der
angegebenen Andrasse melden.
Gruppen die sich an der Vorbereitung und Koordination beteiligen wollen, sind jederzeit eingeladen mit uns Kontakt aufzunehmen.
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