Dortmund: Verweigerte Rückkehr. Erinnerung an Hans Frankenthal
Veranstaltung mit Tjark Kunstreich (Berliner Bündnis gegen IG Farben)
Nur fünf Tage nach der "Einigung" über eine "Entschädigung" für die letzten
Überlebenden der Nazizwangsarbeit, am 22. Dezember 1999, starb der ehemalige
IG Farben-Zwangsarbeiter Hans Frankenthal im Alter von 73 Jahren. Hans
Frankenthal und sein Bruder Ernst kehrten, 19 bzw. 22jährig, im Juli 1945
nach
Schmallenberg im Sauerland zurück. Hinter ihnen lagen 12 Jahre Ausgrenzung
und
Verfolgung, fünf Jahre Zwangsarbeit, KZ-Haft in Auschwitz-Monowitz, der
Todesmarsch, der Verlust der Eltern und der Jugend. "Die Entnazifizierung
war eine
Farce" schrieb er in seinem 1999 erschienenen autobiographischen Buch
"Verweigerte Rückkehr. Erfahrungen nach dem Judenmord". Er war konfrontiert
mit einem postfaschistischen Deutschland, in dem niemand bereit war über die
eigene Schuld zu sprechen, geschweige denn Konsequenzen daraus zu ziehen.
"Das war wirklich ein Kunststück, dass die Deutschen es fertig gebracht
haben,
dieses Furchtbare so unter der Decke zu halten und totzuschweigen".
Fast vierzig Jahre vergingen, bevor Frankenthal in der Auseinandersetzung
mit der
postfaschistischen deutschen Gesellschaft zu einem Kämpfer gegen die
Verleugnung der deutschen Verbrechen wurde. Trotzdem war Hans Frankenthal
einer der
ersten, die dafür kämpften, dass die Nazizwangsarbeit - das "größte
Sklavenunternehmen in der Geschichte", so das Nürnberger
Kriegsverbrechertribunal - in
der Öffentlichkeit wahrgenommen wird als Bestandteil des deutschen
Menschheitsverbrechens. Als Jude in Deutschland fühlte er sich niemals
sicher. Er
hatte "immer 760 Mark im Schrank, um notfalls sofort nach Israel fliegen zu
können." Seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte er in Dortmund. Er war
aktiv in
der israelitischen Kultusgemeinde und im Auschwitz-Komitee der
Bundesrepublik.
In der Veranstaltung soll über sein Leben und seine Auseinandersetzung mit
der postfaschistischen deutschen Gesellschaft und seinem Kampf gegen die
Verleugnung der deutschen Verbrechen berichtet werden.
26. Juni 2002
19 Uhr
Langer August (Im Cafe)
Braunschweiger Str. 22
Dortmund
Veranstaltet von der Antifaschistischen Aktion Dortmund
www.free.de/aado
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