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Köln: Pressefreiheit endet bei Fischer-Rede


wissenschaftlich-humanitäres komitee (whk)
AG Schwulenpolitik
Mehringdamm 61
10961 Berlin
www.whk.de

Pressedienst

whk0702/07.07.02
- Politik/Medien/Homosexuelle -

Europride Köln: Pressefreiheit endet bei Fischer-Rede

Beim Abfeiern der grünen Parteispitze auf dem Heumarkt lassen
Veranstalter kritische Journalisten aus dem Pressebereich
entfernen

Als Höhepunkt des Europride 2002 gab sich am heutigen Nachmittag die
Partei Bündnis 90/Die Grünen die Ehre eines entlarvenden
Wahlkampfauftritts.
Das zu einem erheblichen Teil erkennbar alkoholisierte Publikum wurde
von der Bühne zu Jubelchören auf die grüne Partei- und Staatsführung und
ihre
"Gleichstellungspolitik" anmiert. Deren Demokratieverständnis erwies
sich jedoch im nur der Medienöffentlichkeit zugänglichen Pressebereich
unmittelbar vor der Bühne auf dem Kölner Heumarkt:

Gegen 17 Uhr hatte Bundesaußenminister Dr. Joseph Fischer seine
Wahlkampfrede begonnen. Die akkreditierten Medienvertreter waren von der

Veranstaltungsleitung in einen abgeschlossenen Bereich zwischen Bühne
und Publikum eingewiesen worden. Während Fischer seiner Partei
Verdienste um die
"Gleichberechtigung" von Homosexuellen bescheinigte, erhob sich
lautstarker Protest zahlreicher Kundgebungsteilnehmer. Als Eike
Stedefeldt vom sexualpolitischen
Magazin Gigi versuchte, Quelle und Ausmaß des Pfeifkonzerts in
Augenschein zu nehmen, indem er auf eines der offenkundig dafür
vorgesehenen Podeste trat,
wurde er von Sicherheitsleuten daran gehindert mit der Behauptung, er
habe die Absperrung zum Publikum (und nicht etwa zur Bühne) überspringen
wollen.
Gleichzeitig wurden die ebenfalls akkreditierten Claas Sudbrake (Radio
Dreyeckland, Freiburg), Dirk Ruder (Pink Channel, Duisburg) und Markus
Bernhardt
(Tageszeitung Junge Welt, Berlin) erneut zum Nachweis ihrer bis dahin
wiederholt überprüften Europride-Presseausweise aufgefordert. Die
Anweisung hierzu
erging klar erkennbar von der Bühne herab durch Volker Beck, den
rechtspolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion und
Bundessprecher des
mitorganisierenden Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD),
der unmittelbar neben dem Außenminister agierte. Ebenfalls auf der Bühne

standen im
Dirndl Claudia Roth, grüne Parteivorsitzende und LSVD-Mitglied, sowie
Kerstin Müller, die grüne Fraktionsvorsitzende im Bundestag.

Nachdem Stedefeldts Tasche und Jacke durchsucht worden waren, wurden
alle vier Journalisten auf Anweisung Jörg Ebels von der grünen Bundes-AG

Schwulenpolitik aufgefordert, umgehend den Medienbereich zu verlassen.
Als sie auf ihre gültigen Akkreditierungen verwiesen, behauptete Ebel,
für diesen Bereich
seien keine Printmedien zugelassen. Daraufhin setzten Security-Kräfte,
darunter ein Mann mit BKA-Abzeichen, die Entfernung aller vier durch,
obwohl zwei von
ihnen für den Rundfunk dort waren. Verbleiben durften hingegen andere
Printjournalisten, allen voran Christian Scheuß, Chefredakteur der
größten, angeblich
unabhängigen deutschen Lesben- und Schwulenzeitung Queer (Köln), an der
die Partei Bündnis 90/Die Grünen via Ökofonds ebenso beträchtliche
Aktienanteile
hält wie Volker Beck und der LSVD.

Pikanterweise handelt es sich bei den an der Berichterstattung
Gehinderten durchweg um Personen, die derzeit zu Finanzskandalen der
grünen Partei und des
LSVD, deren personeller Verflechtung und ihren finanziellen
Beteiligungen an Medienunternehmen recherchieren. Bereits am Sonnabend
hatten sowohl Volker
Beck als auch eine grüne Pressesprecherin versucht, einen am
Sonntagabend ausgestrahlten kritischen Beitrag des ZDF-heute-journals
zum heftig umstrittenen
Gesetz über die Gründung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung zu verhindern,
was den Kameramann des ZDF-Teams zur Bemerkung hinriß, derlei habe er
zuletzt
unter Breschnew erlebt.

Nicht zuletzt arbeiten alle vier des Platzes Verwiesenen unter anderem
für das wegen seiner kritischen Berichterstattung mit dem
Felix-Rexhausen-Medienpreis als
"beste Zeitschrift aus dem lesbisch-schwulen Bereich" ausgezeichnete und

vom whk edierte Magazin Gigi. Für das whk beweist der heutige Vorfall,
daß dem
grünen Homo-Filz das Wasser bis zum Hals steht. Zwei Monate vor der
Bundestagswahl kann das aber keinen wirklichen Journalisten mehr
einschüchtern.

Rückfragen:  mail@whk.de

 

09.07.2002
wissenschaftlich-humanitäres komitee   [Aktuelles zum Thema: Gender & HERRschaft]  Zurück zur Übersicht

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