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Wunsiedel: Heß-Gedenkmarsch am 17.08.2002 verhindern


Ein weiterer Aufruf auch hier  http://hess.leftflash.net/aufruf.htm

Hallo liebe antifaschistInnen,

wir schicken euch hiermit mal eine kleine infomail zur mobilisierung in
wunsiedel.
wie ihr hoffentlich schon mitbekommen habt, wollen die nazis auch dieses
jahr wieder am 17. august in wunsiedel maschieren.
die genehmigung für die demo war letztes jahr sehr überraschend, so daß der antifawiderstand sehr gering war. jürgen rieger hat im vergangen jahr, den heß gedenkmarsch für die nächsten 10 jahre angemeldet. es ist in diesem jahr auf keinen fall mit einem verbot zu rechnen.
verschiedene spektren mobilisieren bundesweit zu gegenaktionen (antifaschistisches aktionsbündnis nürnberg, antifaschistisches aktionsbündnis bayern (aabb), dkp, sowie ein bürgerliches bündnis).

geplant ist ein aktionstag am 17.8. in wunsiedel. angemeldet ist ab 9 uhr
eine kundgebung am platz vor dem gymnasium (der heißt so), von dem um 15 uhr
eine bündnisdemo mit antifablock beginnt.
um 16.30 uhr gibt es ein konzert mit vier verschiedenen bands am platz vor
dem gymnasium.

für mobilisierungsverantstaltungen haben wir ein infopaket zusammengestellt,
das vier videofilme über die nazi demos in wunsiedel, so wie ein
vorbereitetes referat über die geschichte rudolf heß´s und die bedeutung der
rudolf heß gedenkmärsche zusammengestellt. wenn ihr interesse habt, dann
meldet euch unter < aja_nbg@uni.de> .
außerdem gibt es fertige wunsiedel plakate (2 farbig, din a3) unter der
gleichen e-mail adresse.

mit revolutionären grüßen
nürnberg

ps: im anhang findet ihr noch unseren wunsiedel aufruf.
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Rudolf Heß Gedenkmarsch stoppen! Kein Friede mit Deutschland!
Demonstration in Wunsiedel | 17. August 2002
5 Fuß Erde über Rudolf Heß
Am 17. August 2002 soll in Wunsiedel wieder der traditionelle
Rudolf-Hess-Gedenkmarsch stattfinden. Diesmal zu seinem 15.

Todestag. Nachdem im letzten Jahr annähernd keine Antifaschist/innen während
der Demonstration von über Tausend Alt- und

Neonazis vor Ort waren, soll dieses Jahr den Faschist/innen entschlossener
Widerstand entgegengesetzt werden. Hess, der am

17. August 1987 mit 93 Jahren im Gefängnis Berlin-Spandau starb und im
oberfränkischen Wunsiedel beerdigt wurde, war schon zu

Lebzeiten Märtyrerfigur der Rechten. Er wird in der rechtsradikalen Szene
als Held unter der NS-Führungsriege verehrt. Als

Botschafter des Friedens steht er für die Konservativen gegen den Vorwurf
der kriegerischen Mentalität Deutschlands. Der

eliminatorische Antisemitismus des Nazifaschismus wird von ihnen dabei
verschwiegen.
Von Hitlers Sekretär zum Stellvertreter ...
Historische Tatsache ist: Heß hat die Strukturen des NSDAP von Anfang an
mitaufgebaut. Bereits 1920 war er der Partei als

Mitglied 1600 beigetreten. 1923 war er beim Adolf Hitlers Putschversuch
beteiligt. Als dessen Privatsekretär ließ er sich von

ihm "Mein Kampf" diktieren und wurde nach dem Wahlsieg der NSDAP zum
"Stellvertreter des Führers" ernannt. Später wurde Heß

außerdem "Reichsminister ohne Geschäftsbereich". Im Alleingang flog Heß 1941
nach England, da er die britische Regierung zu

einem Waffenstillstand bewegen wollte. Damit sollte für Deutschland der
Rücken frei sein für den Krieg gegen die Sowjetunion

um dort neue "Siedlungsgebiete für das deutsche Volk" zu schaffen und
gleichzeitig die Vernichtung der dort lebenden Juden

und Jüdinnen, Sinti und Roma zu ermöglichen.
Rudolf Heß wurde in den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrecher zu
lebenslanger Haft verurteilt.

Gedenken für Rudolf Heß

Seit seinem Selbstmord gilt Rudolf Heß in der neofaschistischen und
rechtskonservativen Szene als "Märtyrer und

Friedensflieger". Die Gedenkaufmärsche Ende der 80er und Anfang der 90er
galten als Schmelztiegel und Sammelbecken. Die

inneren Querelen und Spaltereien innerhalb der Rechten waren vergessen, wenn
Alt- und Neonazis, Konservative,

Revisionist/innen und Fascho-Skins ihrer Ikone Rudolf Heß gemeinsam
huldigten.

Am 18. August 2001 waren es überwiegend die Neonazis aus dem Spektrum der
"Freien Kameradschaften", die mit Zustimmung des

Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes durch Wunsiedel marschierten. Der
Mythos um Rudolf Heß war zur Überraschung sowohl der

bürgerlichen Öffentlichkeit als auch der radikalen Linken noch nicht
ausgestorben. In neofaschistischen Zeitungen,

Fascho-Fanzines und auf pseudo-wissenenschaftlichen Homepages im Internet
wurde der nationalsozialistische Kriegsverbrecher

stets aufs Neue als "unschuldiger Systemgefangener", aber auch als
"Friedensflieger" dargestellt. Durch die anhaltenden

Verbote der Heß-Märsche Mitte und Ende der 90er hatten in der Szene Aktionen
zum Todestag von Rudolf Heß einen besonders

hohen Stellenwert. Aufkleber- und Plakatekleben, Sprühereien, Transparente
an Autobahnbrücken und Spontanaufmärsche

kennzeichneten jedes Jahr die "Aktionswochen" um den 17. August.
Auch in anderen europäischen Ländern hatte der Mythos um Rudolf Heß eine
starke Anziehungskraft auf die jeweiligen Neonazis.

Wunsiedel 2001
Die Nazis hatten in der gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus den
Heß-Aufmarsch im vergangenen Jahr als großen Erfolg

wahrgenommen. Der Anmelder Jürgen Rieger und die Führungsclique der "Freien
Kameradschaften" Christian Worch, Thomas Wulff,

Peter Borchert und andere, standen in der Szene als "Macher" da. Am
Aufmarsch selbst beteiligten sich Neonazis aus dem

gesamten Bundesgebiet. Neben dem verurteilten Rechtsterroristen und
Ex-FAPler Friedhelm Busse waren "Blood &

Honour"-Mitglieder und militante "Nationalisten" gekommen.


Das NPD-Verbot
Die NPD war bis auf etwas JN-"Fußvolk" kaum vertreten. Im ständigen Konflikt
zwischen den Kameradschaften und der NPD über

die Führerschaft der "nationalen Opposition" konnten die "Freien" den
Heß-Marsch in Wunsiedel für sich als Erfolg verbuchen.

Gerade vor dem Hintergund eines drohenden NPD-Verbotes gewinnt dies eine
besondere Bedeutung: Viele NPD- und JN-Mitglieder,

besonders die "erlebnisorientierten" Jung-Nazis, stehen einem möglichen
Verbot verunsichert gegenüber. Die "Freien

Kameradschaften" bieten ein Auffangbecken für diejenigen, die sich weiterhin
in einem neofaschistischen Organisationskreis

bewegen wollen. Als Aktionsplattfom hat die NPD an Bedeutung verloren. Zwar
mussten Worch und seine "Kameraden" mehrere Male

in Leipzig und in Frankfurt am 1. Mai 2002 herbe Niederlagen einstecken. Die
geplanten Aufmärsche konnten aufgrund

antifaschistischer und bürgerlicher Proteste und Blockaden nicht
stattfinden.
Ein erfolgreicher Rudolf-Heß-Gedenkmarsch im Jahr 2002 würde eine erneute
Stärkung der "Freien Kameradschaften" und eine

Festigung der bundesdeutschen Neonazi-Szene zur Folge haben.

Wer vom Faschismus reden will, soll von den bürgerlichen Parteien nicht
schweigen

Seit 1989 hat es auf Grund von Naziterror mindestens 130 Tote gegeben. In
weiten Teilen des Ostens hat sich bereits eine

rechte Dominanzkultur (kulturelle Hegemonie) etabliert; "national befreite"
Zonen in denen MigrantInnen, Linke und

Andersdenkende einer alltäglichen, oftmals tödlichen Bedrohung ausgesetzt
sind (und nicht nur dort), während der Mob zum Teil

klatscht oder größtenteils wegsieht. Forderungen vor allem von bürgerlicher
Seite oder der Industrie, die auf die Ausbeutung

von MigrantInnen angewiesen ist und sich ihre Exportchancen nicht durch das
Bild eines braunen Deutschlands verschlechtern

lassen will, nach einem staatlichen Einschreiten gegen rechte Tendenzen oder
Gewalt, nach mehr Sicherheit gegen rechts sowie

die zunehmend in den Medien gefragten Stellungnahmen der verschiedenen
Verfassungsschutzämter können jedoch keine politische

Lösung bieten.
Offene Faschisten wie die freien Kameradschaften und die NPD erfüllen
immernoch ihre Aufgabe der Buh-Menschen für

Konservative, Rechte jeden Couleurs.
Die Parolen unter denen die Nazis Anfang der Neuziger in Wunsidel
maschietrten (z.B. Ausländer raus) sind mittlerweile

Programm der Parteien der Mitte geworden.
Erst im Juni wurde beim EU-Gipfel in Sevillia eine Verstärkte kontrolle der
EU-Außengrenzen und härtere Visa-Politik

beschlossen. Selbst dem Vorschlag, daß nicht EU-Länder die es Schleusern zu
leicht machen, die Entwicklungshilfe zu

streichen, stand Bundeskanzler Schröder nicht ablehnend gegenüber.
Am 8. Mai dem Tag der kapitulation Deutschlands lud Gerhard Schröder den
deutschen Schriftsteller und Antisemiten Martin

Walser ins Bundeskanzleramt zu einem Gespräch ein. Walsers neues Buch ist so
von antisemitischem Haß durchdrungen, daß es

sogar die FAZ ablehnte, einen Vorabdruck zu veröffentlichen.
Die CDU/CSU will das Thema Einwanderung zu ihrem Hauptwahlkampfthema machen.
In welche Richtung das weißt, dürfte wohl klar

sein. Nach Stoibers Rede von der "durchrassten Gesellschaft", nach der
Ausländerfeidlichen Unterschriftensammlung gegen die

doppelte Staatsbürgerschaft und nach ihrem seit ihrem einfordern Deutschland
endlich nicht mehr als "Einwanderungsland" zu

sehen, ist klar, daß der Unterschied zwischen Neonazis und CDU/CSU zum Teil
nur marginal ist. Da freut sich auch die NPD und

die "freien Kräfte" wenn Norberte Geis (CSU), rechtspolitische Sprecher der
Union im Bundestag, am 7. Februar im Hessichen

Fernsehen fordert, daß "Deutschland den Deutschen" gehören sollte.

Für uns ist klar: eine Option für eine herrschaftsfreie Gesellschaft ist mit
diesen Parteien nicht zu haben.


Denn der sexistische, rassistische und antisemitische Normalzustand ist für
die Masse identifikationsstiftend und lenkt von

den eigenen Ausbeutungs- und Unterdrückungsstrukturen ab. So stehen diese
dem Kapitalismus nicht diametral gegenüber, sondern

sind notwendig in ihm angelegt.
... den nationalsozialistischen Aufmarsch verhindern!
Die herrschende Ordnung durchbrechen - Für einen anständigen Aufstand!


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Kontakt: AJA c/o Libresso| Bauerngasse 14| 90443 Nürnberg

 

03.08.2002
Autonome Jugendantifa Nürnberg (AJA)   [Email] [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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