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rundbrief 5.8. - strasbourg

gipfelinfo 5.8.2002
öffentlicher rundbrief der infogruppe [berlin]
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IL-LEGAL TEAM STRASBOURG: WIE GEHT'S WEITER ?

31.Jul.02 - Wir sind TeilnehmerInnen von No Border
Camp und keine JuristInnen oder AnwältInnen...
Unsere Aktionen geben eine Perspektive
selbstorganisiert mit dem Repression umzugehen.
(Rechtshilfe und Mobilisierung).
Nach dem Camp werden mehrere Prozesse stattfinden:
- am 21 August (Prozesstermin von Ahmed der noch im
Untersuchungshaft steht. Eine erste Anhörung
bezüglich seiner eventuellen Freilassung aus der
Untersuchungshaft wird demnächst stattfinden.)
- am 23 Februar 1 Prozess
- am 25 Februar 2 Prozesse, davon einer mit zwei
Angeklagten
- am 28 Februar , ein Prozess mit zwei Angeklagten.
Die politische, juristische, finanzielle
Unterstutzung muss, auf jeden Fall organisiert
werden um weiter funktionieren zu können.
Wir wünschen uns dass:
- Unterstützung lokal und in Bezugsgruppen
selbstbestimmt organisierte wird
- eine Koordination der politischen Reaktionen und
der finanziellen Unterstutzung ermöglicht wird
Wir schlagen als Strukturbasis vor:
- Jede Unterstutzungsgruppe entscheidet selber über
ihrer juristische Strategie, ihr Umgang mit Medien,
... je nach Wunsch des Angeklagtes und basiert auf
einem minimalen Konzens (siehe unten), der für die
Schaffung einer kollektive Solidarität unerlässlich
ist.
- Kollektivisierung des Geldes ( egal ob das Geld
von einzelnen Unterstützungskollektiven oder mit der
Perspektive einer gemeinsamen finanziellen
Solidarität gesammelt wird)
- Die Verteidigungsweisen sollen sich nicht
widersprechen und keine andere Angeklagte belasten
- Keine Distanzierung gegenüber den Angeklagten und
den Aktionen des No Border Camps
Die 3 Ziele des Il-legal team sind:
- Geld zu sammeln für Prozesse und es je nach
Bedürfnis wieder die verschiedenen Gruppen zu
verteilen
- Bildung von selbstorganisierten Gruppen
(Einzelpersonen die keine Unterstutzungsgruppen
haben kann sich das il-legal team kümmern)
- Hilfe für die Kommunikation zwischen den Gruppen
zu geben und Mobilisierungsanrufe weiterzuleiten
Der Repression zu begegnen erfordert die Beteiligung
aller Gruppen und Personen die am Camp teilgenommen
haben. In Anlehnung an die vor dem Camp benutzte
Formulierung schlagen wir die folgende gemeinsame
Stellungnahme vor. Im Name des No Border Network und
aller am Camp beteiligte Kollektive und Individuen,
verlangen wir die sofortige Freilassung aller
Angeklagten und die Einstellung aller gegen sie
laufenden Verfahren.
Ihr könnt uns unter folgender Adresse erreichen: il-
 legalteam@lalune.org

[Il/Legal Team in exile, www.noborder.org]


IL/LEGAL TEAM STRASBOURG: HOW TO GO ON?

31.Jul.02 - We are participants in the No Border
camp; we are not lawyers nor barristers (see the
text presenting the legal team in the camp's legal
defense guide). We act, in connection with both
local and out-of-town lawyers who accept our way of
working, with a perspective self-organization, in
the face of repression, both via mobilization and
via defense in the courts.
Several trials will take place after the camp:
- August 21 (the trial for Ahmed, who is currently
incarcerated, which will be preceded by a hearing
for a release from pretrial detention, for which we
do not yet have the exact date.)
- February 23
- February 25 (two trials, of which one is for two
codefendants tried jointly)
- February 28 (two defendants)
It is obvious that political, financial, and court
support has to be organized to go on working
effectively.
We want:
- local or affinity support groups to be created and
organize themselves
- to facilitate a coordination of political
reactions, financial solidarity, and common
mobilizations among the different collectives.
We propose the following model:
Every support collective makes its own legal,
political, and media choices according to the
choices of the indicted people, within the limits of
a minimal basis of unity:
- that all money be pooled collectively (whether
that money be collected by each support collective
for a particular case, or collected on the basis of
general financial solidarity concerning the
repression against the whole camp).
- that different lines of defense not contradict
each other, because that damages everyone
- that there be neither any dissociation expressed
between indicted people, nor, more generally, any
dissociation from the actions of the No Border camp.
The Il/Legal Team has 3 goals:
- to collect money for the trials and redistribute
it according to the needs of each group (we will
soon propose an account number and an address to
spread far and wide, to organize financial
solidarity.)
- to promote the formation of self-organized support
groups, relaying the choices of each defendant (the
il/legal team will collectively support of any
isolated defendant who wants support)
- to help the groups to communicate with one
another, forward calls for mobilization, and help to
place events within the larger context of repression
of the camp's activities.
Responding to repression involves all the groups and
individuals who took part in the camp. As this has
been collectively decided upon in the preparation
phase, we consider the following formula to be
usable for all occasions: "In the name of the No
Border Network and all of the collectives and people
participating iin the camp, we demand that all those
accused be liberated immediately and that all
charges against them be dropped." (Groups may use or
decline this phrase, depending on the context.)
You can write us at the following address: il-
 legalteam@lalune.org

[Il/Legal Team in exile, www.noborder.org]


AKTIVIST NACH WIE VOR IN U-HAFT

Solidarität mit Ahmed

Am Mittwoch den 24. 7. 2002 wurde im Zuge der
Demonstration gegen die Abschiebungspolitik der EU
in der Strasbourger Innenstadt der junge in Paris
lebende Aktivist Ahmed ohne ersichtliche Grund
festgenommen. Die Demo, die im Rahmen des noborder-
camps stattgefunden hat, war von ausufernder
Polizeiwillkür gekennzeichnet.
Mit ein Grund für seine Festnahme könnte seine
marokkanische Herkunft sein, die französische
Polizei agiert immer wieder nach diskriminatorischen
Beweggründen (jährlich kommen in Frankreich mehr als
100 (hundert) junge Menschen aussereuropäischer
Herkunft durch Polizeiwillkür oder in den
Gefängnissen ums Leben! Den Folterpolizisten wird
nur selten der Prozess gemacht und wenn, dann enden
sie mit Freisprüchen oder unverhältnismässig milden
Urteilen. Der MIB spricht im Zusammenhang mit diesen
Praxen von kolonialistischer Rechtssprechung, d.h.
dass sich seit der Kolonialzeit nichts Wesentliches
geändert hat)

Ahmed wird vorgeworfen, einen Polizisten beleidigt
und geschlagen zu haben. Sein Haftprüfungsverfahren
letzten Freitag ergab, dass er bis zu seinem Prozess
(21. August um 14:30 im Saal 2 im Strassburger
Justizpalast) in Untersuchungshaft verbleiben müsse,
weil Fluchtgefahr bestünde, so die Stattsanwältin.
Er riskiert bis zu drei Jahre Haft.

Ahmed wurde nach ZeugInnenaussagen gegen Ende der
Demo, bei der Tränengas, Schlagstöcke und
Gummigeschosse eingesetzt wurden, mit unglaublicher
Brutalität von Polizisten zu Boden gezerrt und dann
mit angelegten Handschellen über mehr als zwanzig
Meter am Boden zum Polizeiauto geschliffen. Er war
zuvor mitten im Gesicht von einer Tränengasgranate
getroffen worden, eine herbeigeeilte Demonstrantin,
die ihm mit Wasser die Augen auswusch, berichtete,
dass er grosse Schmerzen gehabt habe. Es bleibt
fraglich, wie er nach so einer Attacke einem
Polizisten, wie es heisst, die Hand gebrochen haben
kann, wobei auch zu sagen ist, dass Ahmed von
zierlicher Gestalt ist. Am 19.7. gab er ein
Interview für die
noborderZONE( http://zone.noborder.org/diary/radioarc
hive/friday).

Es besteht die Gefahr, dass die Staatsanwaltschaft
für alle linken AktivistInnen ein Exempel statuieren
will, um von politischer Aktivität im Allgemeinen
und Demos im Besonderen abzuschrecken. Diese
Methoden widersprechen eindeutig dem Grundsatz der
freien Meinungsäusserung und zielen auf eine weitere
Diskriminierung linker AktivistInnen, wogegen wir
aufs schärfste protestieren.

Es wird nun versucht, eine internationale
Solidaritätsbewegung für Ahmed aufzubauen,
Solikonzerte und dgl. zu organisieren, um die
Anwaltskosten bestreiten zu können und
möglicherweise spezialisierte Anwälte aus mehreren
Länder beizuziehen.

Zeigt euch solidarisch mit Ahmed! Helft wo ihr
könnt!
Solidarität mit allen politischen Gefangenen!


ADRESSE VON AHMED - SCHREIBT IHM!:

Ahmed Menguini
25 375
6 rue engelman
BP 035
67 035 STRASBOURG cedex2
FRANCE

[noborderZONE]


SOLIDARITAETSAKTION FUER AHMED

Ahmed befindet sich seit dem No Bordercamp in U-
Haft. Zusaetzlich auch noch in Isolation. Erreichen
wir seine Freilassung nicht vor dem Prozessbeginn am
21.8., riskiert er eine noch hoehere Haftstrafe, wie
Erfahrungen aus Frankreich sagen. Mal abgesehen
davon; dass hier sowieso offensichtlich ein Exempel
statuiert werden soll...
Eine Soliaktion fuer Ahmed und alle anderen
Gefangenen des Strassburger Knastes
Solidaritaet mit Ahmed, seit dem Nobordercamp
Strassburg in U-Haft

Luftballons als Spontanbesuch

Ahmed ist seit der Mittwochsdemo des Stassburger
Nobordercamps in U-Haft, sein Prozess soll am 21.
August stattfinden. Im Moment ist er in Isolation
und keinerlei Besuche (ausser Anwalt) werden ihm
gestattet.
Wir haben beschlossen, ihm einige Gruesse zukommen
zu lassen und dabei auch die Forderungen der
kaempfenden Gefangenen aufzunehmen (Abschaffung des
Isolationsregimes und des Einzelarrestes)
Diesen Samstag (2.August) haben wir zwischen 17 und
18 Uhr an der Ohnmacht der Wachtuerme vorbei,
Heliumballons gesendet, viel hoeher als die
Gefaegnismauern. An diese haben wir Transpis
angeghaengt und auch einige Knallbonbons, Nebelteile
und leichtes Feuerwerk. .
Die Gefangenen haben begeistert reagiert, mit T-
Shirts in bunten Farben gewinkt und uns kraeftig
angefeuert.
Die Isolation ist eine administrative
Strafmassnahme, sie ist eine politische Massnahme,
die den Gefangenen zerbrechen soll und die
psychische und physische Probleme hervorruft, wie
mehrere Studien belegt haben.
Die Probleme mit den Besuchszeiten sind vielfaeltig,
die Androhung, sie zu streichen, ein gaengiges
Druckmittel. Als Buehne der Schikane bleiben sie
aber die einzigen direkten physischen Kontakte mit
Angehoerigen. Besuchserlaubnisse unterliegen der
Willkuer der Magistrature (Gerichtsbehoerde).

Daher wollten wir ein bisschen Luft von aussen zu
denen nach drinnen bringen, Ahmed nochmals zeigen,
dass wir ihn unterstuetzen und darauf hinweisen,
dass wir weder den hohen Mauern noch den
Schreibtischen gestatten, die Gefangenen zu
zermahlen und ihr Leben zu verneinen

Wir bleiben aktiv.

Wir fordern die Einstellung der Verfahren von Ahmed,
die augenblickliche Aufhebung der Isolation fuer ihn
und alle anderen Gefangenen, die Freilassung von
Ahmed vor seinem Prozess am 21. August.

Im Namen des No Border Kollektivs und aller
CampteilnehmerInnen fordern wir auch die Einstellung
aller uebrigen Verfahren.

Indem wir kaempfen, werden wir Bewegungsfreiheit und
das Rechtfuer jede(n), sich ueberall auf der Welt
einzurichten, durchsetzen.

Hinweise zur Soliarbeit, Unterstuetzungsfax-muster
und Ahmeds Postadresse unter www.noborder.org auf
dem Webjournal
Solidarity with Ahmed!

[noborderZONE]


SMALL ACTION IN LINZ/AUSTRIA

Ahmed is still in prison after the noborder-camp in
Strasbourg.
See the english and german article about the
solidarity-action in Linz/Austria.

During the nobordercamp in Strasbourg one person has
been arrested - he is french and has north-african
heritage.
He is still in prison. He is accused of having hurt
a policeman.

Because we wanted to protest against it we went to
the french consulate in linz to make him aware of
the unjustice which is happening here.
Our small "delegation? started the long and stony
way to one of the better off quarters in linz. But
unfortunately nobody was at home. After a short
inspection of the house we met a remote-controlled
lawn-mower (pic number one with red inside!).
After we saw corpus delicti number two (pic two with
red inside! - this is the news paper of the right-
winged party - the FPOE - here in austria!) we fled
from there. But before that we left handouts and a
letter there for the consul so that he knows we were
there.

Liberte pour Ahmed!!!
(you can see the pics on:
 http://www.at.indymedia.org/front.php3?article_id=13
833&group=webcast)

[indymedia.at]


AKTION IN LINZ

Im Zuge des nobordercamps wurde in Strasbourg ein
Franzose nordafrikanischer Herkunft verhaftet und
noch immer festgehalten. Hintergruende und Adresse:
 http://www.at.indymedia.org/front.php3?article_id=13
737&group=webcast

Aus diesem Grund beschlossen wir den französischen
Konsul darauf aufmerksam zu machen, was fuer eine
Ungerechtigkeit hier passierte und kurzerhand
starteten wir zu einem Besuch. Unsere kleine
"Delegation"nahm den beschwerlichen Weg in eines der
Villenviertel von Linz auf. Doch laider, laider war
zu Hause niemensch anzutreffen. Nach kurzer
Inspektion des Anwesens trafen wir auf das
Beweisstück Nr.1 (s. Foto eins mit rotem Innenteil)
- ein ferngesteuerter Rasenmäher, der wohl zur
Funktion des Hausspions gedacht war. Nachdem wir das
Beweisstück zwei (s. Foto zwei mit rotem Innenteil!)
jedoch sichergestellt hatten, ergriffen wir die
Flucht. Nicht jedoch ohne zuvor unser Anliegen in
schriftlicher Form und in dreifacher Ausgabe
hinterlassen zu haben.
Unterstützt Ahmed, macht Solifeste etc.......!!!
Und: protestiert!
(die oben angesprochenen fotos sind zu sehen auf:
 http://www.at.indymedia.org/front.php3?article_id=13
833&group=webcast)

[indymedia.at]


INTERVIEW ZU VERHAFTUNGEN BEI ANTI-ABSCHIEBEDEMO

Mickey ist einer der AktivistInnen, die bei der
Anti-Abschiebeknast-Demo am Mittwoch verhaftet
wurden. Inzwischen ist er nach 24stündigem Gewahrsam
wieder freigelassen worden. Hier ein Interview zur
Polizeibrutalität bei der Demo und zu Mickeys
Erlebnissen im Knast.
Mickey, gestern abend bist du von der Polizei
freigelassen worden. Erzähl doch mal, wie die die
Demo bis zu deiner Festnahme erlebt hast.

Ich hatte gehört, das die Demo verboten sei, das war
aber mehr ein wirres Gerücht. Deswegen und auch weil
ich Magenprobleme hatte, war ich mir nicht sicher,
ob ich überhaupt hingehen sollte. Weil mir das Thema
aber wichtig ist - ich bin eben für die Abschaffung
von solchen Einrichtungen - bin ich trotzdem
hingegangen. Mit einem mulmigen Gefuehl. Ich war mit
drei anderen Leuten unterwegs und alles lief
einigermassen OK, bis dann die Polizei in der
Strasbourger Innenstadt anfing, Tränengas auf uns zu
schiessen. Da hab ich gedacht, jetzt gehts ab, es
wird heftig. Das war mir und den anderen nichts, wir
sind in die Spitze der Demo gerannt. Von hinten
kamen ja die Bullen. Es ging über den Marktplatz in
eine Fußgängerzone. Ich hörte Scheiben klirren.

Wie bist du dann verhaftet worden?

Plötzlich ging alles ganz schnell, es lief wie ein
Film ab. Ein Zivibulle hatte es auf mich abgesehen,
er wollte auf mich einpruegeln. Einfach so, ich
hatte nichts getan. Ich bin in ein Geschaeft gerannt
und habe mich hinter den Tresen gefluechtet. Der
Bulle kam hinterher. Der war ganz fixiert auf mich
und hat gleich angefangen, mit seinem Knüppel auf
mich einzuprügeln. Etwa zwei Minuten lang. Er hat
mich dabei auf angebrüllt, auf Französisch und auch
auf Deutsch: "Steh auf!" Wenn ich dann hoch wollte,
prügelte er mich gleich wieder nieder. Das Spielchen
wiederholte sich mehrmals.

Waren noch mehr Leute in dem Laden?

Ja, Kunden, Angestellte, auch andere geflüchtete
DemonstrantInnen. Drei Zivibullen waren auch noch
dabei. Eine Frau war ebenfalls hinter dem Tresen und
hat versucht, den Bullen dazu zu bringen, von mir
abzulassen. Das hat aber nicht viel gebracht. Ich
habe das alles wenig mitbekommen. Wie gesagt: Es war
wie im Film. Die Schläge haben nicht einmal wirklich
geschmerzt in dem Moment. Das kam erst spaeter.

Wie ging es weiter?

Der Bulle zerrte mich hoch, hielt mich an den Haaren
fest. So stand er im Laden herum und prügelte noch
eine andere Frau zusammen. Er schrie, sie solle
rausgehen. Aber die war so geschockt und verheult,
die konnte sich kaum bewegen, erst Recht nicht bei
all den Schlägen. Dann schlug er noch einmal extrem
hart auf die Brust der Frau, sie sackte zusammen.
Schließlich zerrte er mich nach draußen. Ich lag auf
dem Bauch, die Hände über dem Rücken verschränkt. Er
meinte, ich solle ruhig bleiben, das war ich auch,
aber ab und zu trat er trotzdem noch mal auf mich
ein.
Nach fünf Minuten wurde ich mit ein paar anderen in
eine Bullenwanne gesperrt. Wir wartetetn etwa 20
Minuten und dann ging es mit einem normalen
Polizeiauto auf das Polizeirevier, das Hotel de
Police. Das Teil heisst wirklich so.

Da waren noch mehr Verhaftete?

Ja, ungefähr fünfzehn. Einem blutete die Nase wie
verrückt. Er wollte einen Arzt doch der kam erst
nach insgesamt eineinhalb Stunden und machte nur
eine ganz kurze ambulante Behandlung. Mir wurden die
Handschellen abgenommen und Kabelbinder angelegt.
Die Fesseln waren extrem fest, meine Hände schwollen
an und wurden blau, ich konnte sie nicht mehr
spüren. Bei einem anderen fingen die Hände sogar an
zu bluten. Zum Glück wurden die Kabelbinder aber
irgendwann ein bißchen gelockert.

Dann kamst du in eine Zelle?

Ich kam in ein Büro, meine Personalien wurden
aufgenommen, ich musste meinen persönlichen Kram
abgeben. Die Fesseln kamen auch ab. Dann wurde ich
drei Etagen nach unten gebracht und in eine Zelle
gesperrt.

Beschreibe mal, wie es in der Zelle war und was bis
zu deiner Freilassung geschah.

Ich sprach erst einmal ganz kurz mit einer Anwältin.
Die konnte mir aber nicht viel sagen. Das mir
zustehende Telefonat wurde mir verweigert -
irgendwer rief aber beim Legal Team vom Camp an und
sagte durch, das ich festgenommen sei. Die
Knastanlage war ein Rondell, in der Mitte die
Wächter, außen die Zellen. Ich war die ganze Zeit
allein eingesperrt. Der Raum war erstaunlich groß,
größer als ich mir so etwas vorgestellt hätte. Ein
blauer Boden, ein Holzabsatz als Bett, sonst gar
nichts. Sehr karg also. Die Tür hatte ein
Glasfenster durch das immer wieder die Bullen
durchschauten. Ich konnte dadurch aber auch die
anderen Gefangenen sehen. Essen oder zu Trinken gab
es nicht, aufs Klo durfte man alle zwei Stunden. Da
gab es einen Wasserhahn, dort trank ich dann immer
ein bisschen. Das Schlimmste an dem Knastaufenthalt
war einerseits die Ungewissheit: Ich wusste ja
nicht, was mir überhaupt vorgeworfen wird und auch
nicht, wie lange ich bleiben müsste. Andererseits
liefen die Bullen auch immer mal wieder an den
Zellen vorbei und schwangen ihre Knüppel,
schimpften, schlugen gegen die Türen. Psychoterror.

Was sagten sie zu euch?

Vieles verstand ich nicht. Einmal sagte einer, dass
sie jetzt mit uns auch mal Anarchie machen würden
oder so etwas.

Hast du dich eigentlich noch krank gefühlt, wie auf
der Demo?

Nein, das war weg. Dafür schmerzten die Schläge.

Du wurdest auch verhört?

Ja. Eine dreiviertel Stunde lang. Da kamen so
Fragen, warum ich denn vermummt gewesen wäre. Naja,
ich war ja nicht vermummt. Die Übersetzerin sagte
mir igendwann, das der Bulle mich am liebsten total
zusammenscheißen würde, weil ich dumm sei und er mir
nicht glaube.

Du hast also Aussagen gemacht.

Ich weiß, dass man in solchen Situationen nichts
sagen sollte. Aber alle vor mir hatten Ausage
gemacht, ich dann auch. Viel gesagt hab ich nicht.
Da spielte auch die Angst mit hinein, dass sie mich
noch schlechter behandeln würden, wenn ich die
Aussage verweigern würde.

Wann wurdest du freigelassen?

Ich bekam erst einmal doch noch etwas zu essen. Ein
Käsebrötchen. Ich bin vegan, das konnte ich also
nicht essen. Ich habe es schließlich geschafft, noch
ein paar Stunden in der Zelle zu schlafen. Dann ging
die Zellentür auf: Ich bekam meine Sachen zurück und
wurde freigelassen. Der Vorwurf gegen mich ist
übrigens, dass ich an einer bewaffneten Versammlung
teilgenommen haben soll.

Wie war der Empfang nach deiner Freilassung?

Ich wurde abgeholt, gleich am Knast bekam ich ein
Bier und rauchte erst einmal wie ein Verrückter. Das
durfte ich ja im Knast nicht, ich hatte da einiges
nachzuholen. Auf dem Camp haben die Leute mich dann
noch ganz süß mit einem Präsentkorb begrüsst.

Hast du dich mit den anderen Verhafteten schon
getroffen?

Ja, wir haben Gedächtnisprotokolle geschrieben und
alles mit dem Legal Team durchgesprochen. Insgesamt
wurden bei der Demo 21 Leute verhaftet. Bis auf
einen sind inzwischen alle wieder frei. Dieser eine
sollte heute im Schnellverfahren verurteilt werden,
hat den Prozess aber verweigert und bleibt jetzt
erst einmal bis mindestens Mitte August inhaftiert.

Wie beurteilst du die Demo insgesamt? Es gibt hier
auf dem Camp ja viel Kritik am Ablauf der ganzen
Aktion, zum Beispiel am Auftreten des Black Bloc.

Da hab ich mir bisher noch kein Bild machen können.
Ich habe ja nicht die ganze Demo und auch nicht die
Diskussionen danach erlebt. An dem Knasterlebnis -
so etwas ist mir noch nie passiert - habe ich gerade
genug zu knabbern. Was mir aufstösst und was mir
auch in Erinnerung bleiben wird ist vor allem die
Brutalität der Polizei.

Vielen Dank, Mickey, das du dir für dieses Interview
Zeit genommen hast.

[indymedia.at]


G8 2003 AM GENFERSEE (FRANKREICH)

Das nächste G8 Treffen findet im Juni 2003 am
Genfersee in Frankreich genau genommen in Evian
statt. Evian liegt unweit der Schweizer Grenze!!!

Auf nach Evian!
Smash G8
Bern (AP) Der französische Staatspräsident Jacques
Chirac hat vor seiner Entscheidung, das nächste G-8-
Gipfeltreffen vom Juni 2003 in Evian am Genfersee
abzuhalten, Bundespräsident Kaspar Villiger
kontaktiert. Wie Villigers Sprecher, Daniel Eckmann,
am Freitag auf Anfrage der AP sagte, orientierte
Chirac in freundnachbarlichem Sinn und Geist
Villiger in einem persönlichen Telefongespräch über
seine Absicht. Wegen der unmittelbaren Nähe des
Tagungsorts zur Schweiz habe sich der französische
Präsident zugleich erkundigt, ob die Schweiz bereit
wäre, die Durchführung des Treffens der sieben
führenden Industriestaaten und Russlands, wo nötig,
organisatorisch zu unterstützen. Villiger sagte
Chirac diese Unterstützung zu, wie Eckmann weiter
sagte. Einzelheiten seien dabei noch nicht zur
Sprache gekommen. Dies werde Gegenstand von
Diskussionen im Bundesrat sein. Villiger orientierte
gemäss seinem Sprecher aber bereits die anderen
Mitglieder des Bundesrats. Es ist davon auszugehen,
dass der Flughafen Genf-Cointrin eine wichtige
verkehrstechnische Rolle bei der Durchführung des G-
8-Gipfels spielen wird. Hinzu kommen
Sicherheitsfragen bezüglich des am französischen
Ufer des Genfersees gegenüber von Lausanne gelegenen
Tagungsorts. Nach den gewaltsamen Ausschreitungen
von Globalisierungsgegnern am Rande des G-8-Gipfels
von Genua im Jahr 2001 waren die Staats- und
Regierungschefs der G-8 in den abgelegenen
kanadischen Bergort Kananaskis ausgewichen.

[indymedia.de, von Anonym - 03.08.2002 20:03]


INFOGRUPPE BERLIN
Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist
hervorgegangen aus der Infogruppe der
Genuagefangenen. Wir sind unter  gipfelsoli@gmx.de zu
erreichen. Wir haben einen Email-Verteiler angelegt,
über den aktuelle Nachrichten zu Prozessen in
Göteborg und Genua (und andere Aktivitäten wie z.B.
die Mobilisierung zu EU-, G 8- oder Nato-Gipfeln
oder internationalen Camps) verschickt werden.
Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns
verfasst sind, sind mit eckigen Klammern versehen.
Wir können leider keine Verantwortung für die
Richtigkeit der Beiträge garantieren.
Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder
gelöscht) werden wollt, schickt einfach eine Mail.

 

05.08.2002
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