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Vlotho: Demonstration | Gemeinsam gegen das Collogium Humanum am 31. August 2002

Aufruf zur Bündnisdemonstration

Demonstration: Samstag, 31. August 2002 12.oo Uhr, Vlotho Bahnhof

Schon seit Jahrzehnten können sich faschistische Organisationen in Vlotho (NRW), im Collegium Humanum (CH) in der Bretthorststraße 204, auf dem Winterberg treffen. Seit gut zwei Jahren nutzen wieder verstärkt unterschiedliche Gruppen der extremen Rechten die ehemalige Heimvolkshochschule als Veranstaltungsort (siehe Rückseite). Das Collegium knüpft damit an seine Bedeutung in den 1980er und frühen 1990er Jahren an, als in ihm bundesweite Treffen der extremen Rechten stattfanden. Durch seine Bildungsarbeit versucht das CH, völkisch- nationalistische Wertevorstellungen vom rechten Rand in die Mitte der Gesellschaft zu transportieren. Trotz Protesten von Antifaschistinnen und Bürgerinnen (verstärkt Mitte der 1990er), fungiert das CH noch immer als Koordinationszentrum im Netzwerk rechtsradikaler und neofaschistischer Gruppen und Organisationen. Es ist Zeit aufzustehen, um den rechten Umtrieben etwas entgegen zu setzen !

Zur Geschichte des CH

Das Collegium Humanum war 1963 als Verein auf Initiative von Prof. Dr. Werner Georg Haverbeck gegründet worden. 1968 erwarb der Verein eine alte Volksschule in Vlotho an der Weser, die zur Heimvolkshochschule ausgebaut wurde. Das Collegium selbst bezeichnete sich als "Akademie für Umwelt und Lebensschutz". Das Spektrum der heutigen Besucher reicht vom rechten Intellektuellen der Neuen Rechten bis hin zum Nazi-Skinhead. Verfolgen die einen im Collegium geschichtsrevisionistische Vorträge, in denen die Ideologie des Nationalsozialismus beworben wird, besuchen andere dort Nazi-Rockmusik-Konzerte, die nichts anderes als eine Begleitmusik zu Mord und Totschlag sind.

Völkische "Nationalrevolutionäre"

Am Wochenende vom 07. bis 08. Oktober 2000 traf sich diese Szene um die Zeitung "wir selbst", die auf das Engagement von NPD-Aktivisten zurückgeht, zu einem Liederabend im CH. Erwartet wurden bis zu 150 Besucher, deren deutsche Identität sich an völkischem Lied "gut" erbauen konnte. Kultur ist dieser Szene nicht ein Mittel, mit dem Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft gebaut werden können, sondern dient ihnen ausschließlich der Zementierung, ja teilweise erst der Errichtung dieser Unterschiede. Sie reden vom Ethnopluralismus, der es gebiete, dass Menschen, die man als verschiedenen Völkern zugehörig betrachtet, sich voneinander separieren.

Nazi-Rockmusiker

Am 31. März 2001 fand im Collegium ein Konzert mit der aus Gütersloh stammenden Band Sleipnir statt, deren CD "Mein bester Kamerad" 1998 wegen volksverhetzenden Inhalts beschlagnahmt wurde. Des weiteren trat die schottische Band Nemisis auf. Deren Sänger, Jamie Hunter, ist Herausgeber des schottischen Blood & Honour -Magazins "Highlander". Andere Nemisis -Mitglieder haben Kontakte zur britischen Nazi-Terrorgruppe Combat 18 und sind Mitglieder der schottischen Sektion der British National Party.

Neue Rechte des Netzwerkes "Synergies Européennes"

Regelmäßig trifft sich die deutsche Sektion dieses Netzwerkes im Collegium. Kern dieser sich als "Synergon Deutschland" bezeichnenden Gruppe sind junge Neofaschisten aus dem Umfeld des Verlages "Zeitenwende" aus Dresden und der sächsischen Schweiz, dessen führende Personen Sven Henkler und Steffen Behnke sind. Ihr Mentor war seit 1993 Haverbeck; er vermittelte die Fundamente ihrer faschistischen Ideologie, welche darauf abzielt ein Reich Europa zu gründen. Wenn sich diese Gruppierung im Collegium trifft, treten verurteilte Auschwitzleugner, wie der Schweizer Bernhard Schaub auf, der auf einer Tagung vom 04. bis 06. Mai 2001 unter falschem Namen über den Mussolini-Berater und Rassisten Julius Evola referierte. Auf der selben Tagung, die den Titel "Nonkonform - Vergessene Geistimpulse europäischer Tradition im 2O. Jahrhundert" trug, versuchte sich der anthroposophisch ausgerichtete Haverbeck-Biograph Andreas Ferch an der Rehabilitation des NS-Ideologen Alfred Rosenberg.

Vom 15. bis 19. August 2001 fand die bislang letzte Tagung dieses Spektrums im Collegium statt. Großmundig mit einer Liste von 17 internationalen Referenten der Neuen Rechten als eine europaweite "Sommerakademie - Synergies Européennes" angekündigt, entpuppte sich das Treffen auf einen engeren Personenkreis von ca. 40 Neofaschisten aus Frankreich, Belgien, der Schweiz und Deutschland beschränkt. Zu sehr scheint man in diesem Spektrum in interne Differenzen verstrickt zu sein. Setzen die Haverbeck-Schüler um den Verlag "Zeitenwende" auf eine krude Mischung anthroposophischer, heidnischer und christlicher Religionsansätze als kulturelles Fundament für ein Reich Europa, favorisieren die Reste des "Thule-Seminars" aus Kassel strikt neuheidnische Ansätze. Im Gegensatz zu diesen beiden kulturell-religiösen Ansätzen steht die Position der Deutsch-Europäischen Studiengesellschaft aus Hamburg, der dritten Säule des neurechten Spektrums im Collegium. Hier orientiert man auf die pseudowissenschaftliche Geopolitik, mit der bereits im NS die deutsche Vormachtstellung in Europa und schließlich der ganzen Welt untermauert werden sollte.

Nach: Der Rechte Rand Nr. 73, Nov./Dez. 2001

Zur Demonstration rufen auf:

Junge Linke Herford, DGB Ortskartell Vlotho, AKE e. V. Vlotho, D/G Vlotho, verdi Bezirk OWL, Kultur Kooperative Vlotho, Ladengruppe Infoladen Anschlag Bielefeld, AG Fossoli, Junge Linke Bielefeld, Bezirk Schülerinnenvertretung Herford, Grüne Liste Vlotho, Antifa Schaumburg, IG Metall Herford, U+D e. V. Vlotho, DGB Kreisvorstand Herford, Antifa West Bielefeld, SPD Stadtverband Vlotho, Jusos Vlotho, Feministisches Referat AStA Uni Bielefeld, Lebenslaute Regionalgruppe OWL, FAU Bielefeld, Ev. Jugend Vlotho, Stadtjugendring Vlotho, Friedensgruppe Herford, Welthaus Bielefeld.

Keine rechtsextreme Bildungsstätte in Vlotho und anderswo !

 

22.08.2002
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