Wuppertal: Zur Aktualität von Judenfeindschaft in Alltag, Medien und Politik.
Zur Aktualität von Judenfeindschaft in Alltag, Medien und Politik.
6. November 19.30 Uhr
City-Kirche Barmen/ Gemarker Gemeindehaus
Veranstaltung mit:
- Dr. Lars Rensmann, Politikwissenschaftler, Otto Suhr-Institut Berlin
- Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal
- Moderation: Prof. Heinz Sünker, Bergische Universität
Gesamthochschule Wuppertal
VeranstalterInnen: ASTA Bergische Universität Wuppertal, Bündnis
"Wuppertal stellt sich quer!"
Die bewusst provozierenden Äußerungen von Jürgen Möllemann zur
Verteidigung seines damaligen Parteifreundes Jamal Karsli, der
Vergleiche zwischen der israelischen Politik und der Vernichtung der
Juden im Nationalsozialismus gezogen hat und die antisemitischen
Anspielungen gegen Michel Friedmann waren nicht zufälliger Natur. Sie
dienten nicht zuletzt der Aktivierung des latenten antisemitischen
Potenzials in der deutschen Gesellschaft auf dem Wege neue
Wählergruppen zu binden, und Antisemitismus wieder
"gesellschaftsfähig" zu machen. Spätestens seit Martin Walsers
"Friedenspreisrede" von der "Moralkeule Auschwitz" sind die
gesellschaftlichen Dämme gebrochen. Entgegen dem offiziell politischen
Konsens, der Antisemitismus als politische Haltung ächtet und die
Instrumentalisierung von Judenfeindschaft als Volksverhetzung verp F6nt,
sind traditionelle Vorurteile und Feindbilder weit verbreitet und werden
unwidersprochen in der D6ffentlichkeit und sogar bei den
Zusammenkünften der Regierungseliten hingenommen. Die Erfahrung von
Ignatz Bubis, dass keiner der versammelten Honoratioren dieses Staates
bei Walsers Rede das Maul zum Widerspruch aufgemacht hat, hat sich vor
kurzem für Paul Spiegel wiederholt, als in einer Düsseldorfer
Prominentenrunde in seiner Gegenwart der Holocaust geleugnet wurde, ohne
das jemand widersprach. Die heutige Judenfeindschaft kristallisiert sich
an Themen wie Wiedergutmachungs- und Entschädigungsleistungen für
Holocaustopfer oder Zwangsarbeiter, an der Politik Israels und am
Auftreten von Vertretern des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Dieser sekundäre Antisemitismus, der als deutsche Spielart der
Judenfeindschaft nach dem Holocaust entstand, äußert sich im Alltag
vor allem als verbale Aggression gegenüber Juden in Deutschland mit
Hilfe gängiger Stereotypen, deren Funktion und Wirkung an diesem Abend
thematisiert werden sollen.
9. November 2002 Naziaufmarsch verhindern!
Treffpunkt 10.30 Uhr Barmer Bahnhof
10. November 2002 11.00 Uhr Jüdischer Friedhof Am Weinberg
Gedenkfeier zur "Reichspogrom"-Nacht in Wuppertal
Wuppertal stellt sich quer ! Teil 3
9. November 2002 Naziaufmarsch verhindern!
Treffpunkt 10.30 Uhr Barmer Bahnhof
www.wuppertal-dichtmachen.de
Mobilisierungsveranstaltung: 6. November City Kirche Barmen 19.30 Uhr
Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft. Veranstaltung mit Lars
Rensmann, Politikwissenschaftler Otto Suhr-Institut Berlin und Leonid
Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal
Alternativtreffpunkt und Sammlungspunkt wird den gesamten Tag die
Gemarker Kirche/ der Neubau der jüdischen Synagoge sein.
Ausgerechnet für den 9. November, dem Jahrestag der
Reichsprogrom-Nacht haben die Nazis um Sascha Guderian und Mike Hilgert
eine Demonstration angemeldet. Es wird auch diesmal wieder bis zum
letzten Augenblick unklar bleiben, ob die Nazis von Staats wegen
marschieren dürfen.
Wir wollen nicht zulassen, das diese Nazigruppe , die in der
Vergangenheit verantwortlich war für den brutalen DCberfall auf
TeilnehmerInnen einer Gedenkfeier am KZ Mahnmal Kemna, für
antisemitische Schmierereien an dem Neubau der jüdischen Synagoge und
für den Menschenleben verachtenden Brandanschlag auf das
Flüchtlingsheim in Wichlinghausen, zum ersten Mal nach dem Ende des
Faschismus durch Wuppertal marschieren. Deswegen ruft das Bündnis
"Wuppertal stellt sich quer" erneut alle WuppertalerInnen auf, sich den
Nazis entgegen zustellen.
Weil es beim letzten Mal so gut geklappt hat, laden wir wieder zum
pünktlichen Anreisen per Zug auf die Bahnsteige des Barmer Bahnhofs
ein. Unsere Parole "Kein Nazi-Aufmarsch in Wuppertal" wird so durch die
vorzeitige antifaschistische Besetzung des Bahnhofs Wirklichkeit.
Wenn die Nazis nicht marschieren, werden wir eine Demonstration durch
Barmen durchführen und an die Ereignisse von 1938 erinnern. Eine
Station unserer Demonstration wird die neue Synagoge sein, die am 8.
Dezember feierlich eingeweiht wird und der historische Ort der
niedergebrannten Synagoge am Scheuren. Ein weiterer Schwerpunkt wird
dieses Jahr das Gedenken an Karl-Heinz Rohn sein, dessen Ermordung sich
zum zehnten Male jährt.
Karl-Heinz Rohn wurde am 12.11.1992 in der Gaststätte "Laternchen" in
Unterbarmen von Wuppertaler Straßenfaschisten, die in der
Nationalistischen Front (NF) organisiert waren, ermordet. Sie hielten
Rohn für einen Juden, schlugen ihn nieder, traten ihm mit
Springerstiefeln die Rippen ein. "Juden müssen brennen" schrie der
Gastwirt der Kneipe und die Nazis übergossen den schwerverletzten Rohn
mit Schnaps und zündeten ihn an.
Karl-Heinz Rohn starb nur wenig später an den Folgen der
Misshandlungen. Die M F6rder warfen ihn in Venlo aus dem Auto.
Mit dem ungeheuerlichen Hinweis, Rohn sei ja kein "richtiger" Jude, er
hätte eine katholische Mutter und einen evangelischen Vater, versuchte
der Wuppertaler Staatsanwalt Rosenbaum die internationale
D6ffentlichkeit zu beruhigen und die Wuppertaler Polizei und
Staatsanwaltschaft machte aus der faschistischen und antisemitischen
Mordtat schnell eine unpolitische Kneipenschlägerei mit t F6dlichem
Ausgang. Das Gericht entzog sich aber dieser Wertung in dem späteren
Strafprozeß. Wegen gemeinschaftlichen Mordes wurden die Täter 1994
zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.
Wir wollen erneut eine breite gesellschaftliche Allianz gegen den
Naziaufmarsch auf die Beine stellen. Gehen wir zusammen mit den
Flüchtlingen auf die Straße, die für ein Bleiberecht kämpfen und
die es satt sind, auf den Straßen angemacht und bedroht zu werden.
Unterstützen wir die jüdische Kultusgemeinde, die sich fast allein
gegen die jüngsten antisemitischen und antiisraelischen Ausfälle
eines Herrn M F6llemann wehrt.
Die Neonazis und ihre Organisationen sind nur die organisierte
extremistische Speerspitze einer gesellschaftlichen Entwicklung, in der
Antisemitismus und Rassismus wieder durch Spitzenpolitiker der "Mitte"
hoffähig gemacht werden. Die Entsolidarisierungsprozesse in der
Gesellschaft, die Durchsetzung neoliberaler Gesellschaftsentwürfe und
das propagierte Recht des Stärkeren; die zur Hetze gegen MigrantInnen
und Flüchtlinge, genauso wie zu Angriffen auf Arbeitslose und
SozialhilfeempfängerInnen führen, sind der Boden für das Erstarken
faschistischer und rechtspopulistischer Bewegungen. Der Kampf um soziale
Gerechtigkeit und lebenswürdige Verhältnisse auf der ganzen Welt ist
dagegen unser Bezugspunkt auch in unseren Kampf gegen die organisierte
Naziszene.
In diesem Sinne: Eine andere Welt ist m F6glich!
Bleiberecht für alle Flüchtlinge! Solidarität mit den von
Abschiebung bedrohten Roma im Camp in Düsseldorf
Alle auf die Straße! Wuppertal stellt sich quer Teil 3!
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Hier die Zugempfehlung:
aus dem Westen:
Aachen Hbf 8:50, Aachen West 8:55, Herzogenrath 9:03, Geilenkirchen
9:11, Lindern 9:16, Hückelhoven-Baal 9:21, Erkelenz 9:27, Reydt Hbf
9:36, M F6nchengladbach Hbf 9:42, Neuss Hbf 9:56, Düsseldorf Hbf
10:08, Wuppertal Vohwinkel 10:22, Wuppertal Hbf 10:28, Wuppertal Barmen
10:31
aus dem Osten:
Münster Hbf 9:07, Drensteinfurt 9:18, Hamm 9:31, B F6nen 9:38, Unna
9:45, Schwerte 9:55, Hagen Hbf 10:08, Ennepetal 10:16, Schwelm 10:20,
Wuppertal-Oberbarmen 10:25, Wuppertal Barmen 10:27
Bündnis "Wuppertal stellt sich quer"
Antisemitismus in Deutschland
Zur Aktualität von Judenfeindschaft in Alltag, Medien und Politik.
6. November 19.30 Uhr
City-Kirche Barmen/ Gemarker Gemeindehaus
Veranstaltung mit:
- Dr. Lars Rensmann, Politikwissenschaftler, Otto Suhr-Institut Berlin
- Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal
- Moderation: Prof. Heinz Sünker, Bergische Universität
Gesamthochschule Wuppertal
VeranstalterInnen: ASTA Bergische Universität Wuppertal, Bündnis
"Wuppertal stellt sich quer!"
Die bewusst provozierenden Äußerungen von Jürgen M F6llemann zur
Verteidigung seines damaligen Parteifreundes Jamal Karsli, der
Vergleiche zwischen der israelischen Politik und der Vernichtung der
Juden im Nationalsozialismus gezogen hat und die antisemitischen
Anspielungen gegen Michel Friedmann waren nicht zufälliger Natur. Sie
dienten nicht zuletzt der Aktivierung des latenten antisemitischen
Potenzials in der deutschen Gesellschaft auf dem Wege neue
Wählergruppen zu binden, und Antisemitismus wieder
"gesellschaftsfähig" zu machen. Spätestens seit Martin Walsers
"Friedenspreisrede" von der "Moralkeule Auschwitz" sind die
gesellschaftlichen Dämme gebrochen. Entgegen dem offiziell politischen
Konsens, der Antisemitismus als politische Haltung ächtet und die
Instrumentalisierung von Judenfeindschaft als Volksverhetzung verp F6nt,
sind traditionelle Vorurteile und Feindbilder weit verbreitet und werden
unwidersprochen in der D6ffentlichkeit und sogar bei den
Zusammenkünften der Regierungseliten hingenommen. Die Erfahrung von
Ignatz Bubis, dass keiner der versammelten Honoratioren dieses Staates
bei Walsers Rede das Maul zum Widerspruch aufgemacht hat, hat sich vor
kurzem für Paul Spiegel wiederholt, als in einer Düsseldorfer
Prominentenrunde in seiner Gegenwart der Holocaust geleugnet wurde, ohne
das jemand widersprach. Die heutige Judenfeindschaft kristallisiert sich
an Themen wie Wiedergutmachungs- und Entschädigungsleistungen für
Holocaustopfer oder Zwangsarbeiter, an der Politik Israels und am
Auftreten von Vertretern des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Dieser sekundäre Antisemitismus, der als deutsche Spielart der
Judenfeindschaft nach dem Holocaust entstand, äußert sich im Alltag
vor allem als verbale Aggression gegenüber Juden in Deutschland mit
Hilfe gängiger Stereotypen, deren Funktion und Wirkung an diesem Abend
thematisiert werden sollen.
9. November 2002 Naziaufmarsch verhindern!
Treffpunkt 10.30 Uhr Barmer Bahnhof
10. November 2002 11.00 Uhr Jüdischer Friedhof Am Weinberg
Gedenkfeier zur "Reichspogrom"-Nacht in Wuppertal
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