Berlin: Pazifismus als Lösung?
Pazifismus als Lösung?
Chirac und Schröder sind sich einig: Nein, man wolle diesen Krieg nicht,
wenigstens nicht ohne Resolution der UNO. Selten spiegelte die Politik auch
die Stimmung in weiten Teilen der europäischen Bevölkerung wider. Die
Opposition gegen den Krieg ist das einigende Element der sich formierenden
Anti-Kriegs Bewegung, aber wie sieht diese Kritik aus und wo bleibt sie
stehen? Ist es schon eine Opposition gegen Krieg im Allgemeinen (also dass
was gerne und oft als Pazifismus verstanden wird) oder geht es vielmehr
darum, dass nicht "unsere Leute" in den Krieg geschickt werden, dass nicht
"unser Geld" verbrannt wird? Gerade unter Jugendlichen zeichnet sich eine
pazifistische Haltung deutlich ab, wenn es um Fragen von Krieg und Frieden
geht. Natürlich ist dieser Reflex aus der (indirekten) Konfrontation mit den
Gräuel und Schrecken jedes Krieges mehr als verständlich. Bleibt die
Anti-Kriegs Bewegung aber hier stehen, lässt sie einerseits die Türen für
jedwede Instrumentalisierung offen, verschließt sich aber andererseits einer
echten Analyse der kriegerischen Ursachen.
Selbstverständlich muss immer unterschieden werden, wer denn hier von
Pazifismus spricht. Sind es die PolitikerInnen der EU, dann ist die
Verlogenheit ihrer Stellungnahmen schon im Ansatz zu erkennen. Der Grund,
warum Frankreich und Deutschland gegen den Krieg opponieren, ist keineswegs
das humanistische Erbe Frankreichs, das es zu verteidigen gilt, sondern
einzig und allein die militärische Schwäche des europäischen
imperialistischen Blocks der natürlich keinerlei Interesse daran hat, seine
kostbaren Direktinvestitionen im Irak im Bombenhagel des US-Imperialismus
untergehen zu sehen. Geht es dagegen um die Militarisierung der EU, ist es
mit dem Pazifismus des "alten Europa" nicht weit her. Europäische Polizei,
Grenzregime und Aufstocken der Militärbudgets sprechen eine deutliche
Sprache.
Reden AntikriegsdemonstrantInnen von Pazifismus liegt die Sache zwar anders,
bleibt aber ambivalent. Geht es hier nur darum, die "eigenen Leute" zu
schützen und das "eigene Geld" für Wichtigeres einzusetzen, handelt es sich
um eine patriotische Position, die in anderen Situationen mit Sicherheit
keine Probleme mit kriegerischen Interventionen hätte. Nicht umsonst lautet
der Slogan von Teilen der US-Anti-Kriegsbewegung "Peace is patriotic". Wir
sollten uns doch lieber um die Probleme im eigenen Land kümmern als
Weltpolizei zu spielen, lautet der Tenor.
Handelt es sich um die Meinung, Gewalt sei in jedem Fall als Mittel der
Konfliktlösung abzulehnen, steckt meist eine reduzierte Analyse der Ursachen
von Kriegen dahinter. Es ist ja nicht so, dass die Welt grundsätzlich in
Ordnung wäre, würden die Menschen nur endlich erkennen, dass militärische
Konfliktlösung nichts bringt. Krieg ist und bleibt im Zeitalter des
Imperialismus immer Ausdruck der Interessen einer herrschenden Klasse, die
diese Interessen mit Hilfe des militärischen Staatsapparates durchsetzen
will - als "die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln." Krieg ist ein
notwendiges Symptom der imperialistischen Wirtschaftsordnung mit all ihren
Widersprüchen, und wird solange unter den verschiedensten ideologischen
Nebelschwaden als "einzige Lösung" verkauft werden, solange diese Ordnung
intakt bleibt.
Gegen den Krieg zu sein, bedeutet gegen seine Ursachen anzukämpfen. Kampf
gegen Unterdrückung ist nicht nur "gerechtfertigt", sondern auch notwendig.
Im gegenwärtigen Irak-Konflikt sind wir nicht neutral, sondern beziehen
Stellung auf Seiten halbkolonialen Irak. Pazifistische Ideen sind, so
nachvollziehbar sie auch sein mögen, kein adäquates Mittel, um militärische
Konflikte zu verstehen oder gar dagegen ankämpfen zu können. Pazifistische
Neutralität heißt letztlich Stärkung der Herrschenden. Sie dient dazu,
bedeutende Teile der Antikriegsbewegung mit den Interessen der herrschenden
Klasse in Einklang zu bringen. Die herrschenden Klassen, die jetzt gerade
keinen Krieg wollen, können aber unter anderen Umständen sehr wohl großes
Interesse an einer militärischen Konfliktlösung haben. Nur die radikale
Opposition der ArbeiterInnenklasse gegen das imperialistische Weltsystem und
damit gegen den Kapitalismus ist fähig, die Ursachen von Kriegen zu
begreifen und ohne Illusionen alles zu tun was notwendig ist, um dieses
System zu zerschlagen. Die Vorbedingung dafür ist der Aufbau einer
revolutionären Organisation.
Alexander Roedel und Johannes Wolff, AGM-Jugend
(Teil 3 der neuen AGM-Flugschrift)
Kommt morgen alle zu den Antikriegsdemos!
Genoss/inn/en der AGM werden sich in den folgenden Städten beteiligen:
Berlin: 12.00, Alexanderplatz
Amsterdam: 13.00, De Dam
Bern: 13.30, Schützenmatte
Wien: 14.00, Westbahnhof
Imperialistischen Krieg stoppen!
Weg mit dem Embargo!
Für die Niederlage der imperialistischen Kriegstreiber!
Weitere Texte der AGM: www.agmarxismus.net
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