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Schwäbisch Hall: Demonstrationen | Keine Naziaufmärsche gegen Wehrmachtsausstellung!

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Kurz vorweg:
Entgegen irgendwelcher Gerüchte, dass die Nazis
jetzt doch eine gemeinsame Demo machen, sind
definitiv 2 Aufmärsche angemeldet.
Das bürgerliche Bündnis in Schwäbisch Hall wird
am 21.6. auf jeden Fall eine Gegendemo weit weg
von den Faschos machen, am 14.6. allerdings
nicht.
Es wird aber versucht, an beiden Tagen eine
Kundgebung um 11.00h am Bahnhof genehmigt zu
bekommen.
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Weitere Infos dazu in den nächsten Tagen.
Ansonsten alles auf  http://www.s-hall.ainfos.de

Gleich 2 mal wollen Neonazis in Schwäbisch Hall gegen die Wehrmachtsausstellung demonstrieren und ihre Verbundenheit mit den Mördern von damals zum Ausdruck bringen.
Am 14.6. und am 21.6. werden "Freie Kameradschaften", BDVG und NPD/ JN versuchen, für die Ehre der deutschen Wehrmacht einzustehen.
Während für den Aufmarsch am 21.Juni die NPD- Jugend "Junge Nationaldemokraten", die als Anmelder auch für das dämliche Demo- Motto ("Mein Opa war kein Verbrecher und ich bin stolz auf ihn!") verantwortlich ist, gemeinsam mit Kameradschaften mobilisiert, wird die Vorbereitung der Demo am 14. von den "Nationalen Kräften BaWü", einem Konglomerat parteiunabhängiger faschistischer Gruppen, geleistet.
Allen voran hierbei die in erster Linie von Heilbronn aus agierende "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft" (BDVG). Deren Aktivisten hatten sich 1999 im Streit von den JN getrennt, zunächst als "Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft" konstituiert und haben sich mittlerweile mit ihrem pseudointellektuellen Schulungskonzept zu einer der aktivsten Naziorganisationen in Süddeutschland gemausert.
Besonders hervor tat sich die selbsternannte Avantgarde der rechten Szene bisher durch massenhaft Vortragsveranstaltungen, die Herausgabe einer eigenen Propagandazeitung ("Volk in Bewegung") und zuletzt durch die Aktion "Junge Deutsche", bei der in ganz Baden Württemberg Schüler gegen die "Ausländerflut in Klassenzimmern" aufgestachelt werden sollten.
Die elitären BDVGler konnten anscheinend nicht über das persönliche Gezänk mit ihren ehemaligen JN- Kameraden hinwegschauen und konkurrieren nun mit diesen um den besseren Aufmarsch.

Einig sind sich alle aber darin, dass die Wehrmachtsausstellung, die von 31.Mai bis 13.Juli in der Gartenschauhalle in Schwäbisch Hall gezeigt wird, eine "Lügenausstellung" zum Zwecke "antideutscher Hetze" sei.
Wenn sie auch am 14.und am 21. unter sich bleiben werden, stehen die Nazis mit dieser Form des "Geschichtsbewusstseins" nicht alleine da. Seit der erstmaligen Veröffentlichung der Ausstellung 1995 haben sich Konservative, Hobbyhistoriker und andere stolze Deutsche um die Würde der Wehrmachtssoldaten besorgt gezeigt und sich der geschichtlichen Wahrheit verweigert, dass die Wehrmacht keine "normale Kriegsarmee", sondern aktiver Teil des rassenideologischen Eroberungsfeldzuges der Deutschen und des Vernichtungswahns gegen das europäische Judentum war.
Der Mythos der "sauberen Wehrmacht", deren Angehörige im Gegensatz zur "bösen SS" unideologisch und rein militärstrategisch gehandelt hätten, ist weit verbreitet und wesentlich für den Frieden mit den Tätern und das Geschichtsbild der "geläuterten Nation". Wer den Nationalsozialismus am liebsten dadurch "aufarbeitet", indem er ihn als Projekt einer radikalen Minderheit begreift oder von Auschwitz gar nichts mehr wissen will (Martin Walser), kann sich an einer Darstellung der Taten nur stören.
Diesen Holzköpfen die Fakten über die Verbrechen ihrer Väter und Großväter aufzählen und zum hundertsten Mal erklären zu wollen, wäre eine Verhöhnung der Opfer.

Die Wehrmachtsausstellung klärte und klärt die Deutschen über etwas auf, was alle Welt schon weiß.
Und dass man sich den Verbrechen der Vergangenheit nicht mehr völlig entziehen muss, um zur "nationalen Identität" zu gelangen, beweisen die Protagonisten der Berliner Republik.
Deren Grundlage ist - im Gegensatz zum Vergessen und Leugnen - ein neuer, offensiver Umgang mit der deutschen Vergangenheit und der bewusste Bezug auf den Holocaust, um sich als Experten für Menschenrechtsangelegenheiten weltweit einen Namen zu machen. Krieg wird nicht mehr trotz, sondern wegen Auschwitz geführt (Jugoslawien 1999) und damit das Land der Täter endgültig rehabilitiert.
Die "Aufarbeitung" der Geschichte läuft auf die Selbstinszenierung des "neuen Deutschland" als verantwortungsbewusste, geläuterte Nation hinaus.
Auschwitz und der deutsche Vernichtungskrieg werden als "Makroverbrechen" irgendwo zwischen Gulag, Hiroshima und der Bombardierung Dresdens historisch eingeordnet und somit ihrer Singularität entledigt.
Man will die Geschichte "bewältigt" haben, so dass jede Skepsis, jedes Tabu und jede angebliche "Bescheidenheit" unnötig wird. Was alles möglich ist, wenn die "selbstbewusste" moderne Nation erst mal loslegt, lässt sich an den Walsers, Blüms und Möllemanns oder auf den Demos der "Friedensbewegung" beobachten, wenn Hitler auf einmal Bush heißt, die Juden zuviel Macht haben und Israel einen "rassistischen Vernichtungskrieg" führt.
Die deutsche Zivilgesellschaft muss im Gegensatz zum konservativen Pöbel nicht gegen die Wehrmachtsausstellung agitieren, sie vollzieht die Versöhnung mit den Tätern nebenbei und niemand könnte die heiß ersehnte "Normalität" besser herbeireden als engagierte Ex-Linke und "aufgeklärte" patriotische 68er.

Bei aller Widerlichkeit der völkischen Idioten, die sich in Schwäbisch Hall am Bahnhof versammeln werden, um für ihre Opas zu marschieren, sollte man nicht vergessen, dass es diese Zivilgesellschaft ist, die im Erinnern die Geschichte verzerrt, Deutschland wiedergutmacht und seine Großmachtpolitik legitimiert.

Wir rufen darum alle auf , am 14. und am 21. antifaschistisch zu handeln und an allen anderen Tagen die Gesellschaftskritik nicht zu kurz kommen zu lassen!
Sorgen wir dafür, dass jeder Aufmarsch zu einem Desaster für die Kameraden wird!
Faschisten bekämpfen!
Kein Frieden mit Deutschland!


Um der nationalen Aktionswoche die hässliche Krönung aufzusetzen, veranstaltet die BDVG - ebenfalls gemeinsam mit den "Nationalen Kräften BaWü" - am 21.6. wieder einmal eine Sommersonnwendfeier "im Raum Stuttgart/ Heilbronn". Dort soll es für die Kameraden neben Vorträgen, Musik und Fackelschwingen auch die Möglichkeit geben, sich bei Geländespiel und Sportwettkampf auszutoben. Zur letzten Sommersonnwendfeier vor 2 Jahren kamen über 200 Nazis aus ganz Baden Württemberg in einen Heilbronner Vorort. We will rock you!


 http://www.s-hall.ainfos.de

 

05.06.2003
Antifa [z] Heilbronn   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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