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Ffm: "vom ns-mustergau zur verfolgten minderheit" die sudetendeutschen und die benes-dekrete: ein deutscher opfer-mythos

"vom ns-mustergau zur verfolgten minderheit"

die sudetendeutschen und die benes-dekrete: ein deutscher opfer-mythos

veranstaltung und diskussion mit erich später (konkret)

[donnerstag | 3. juli | 19:30 | café KoZ | uni-campus | frankfurt]

eine veranstaltung der gruppe sinistra!


nach dem zusammenbruch des ostblocks und der
sogenannten wiedervereinigung intensivierte sich das
großmachtstreben der deutschen enorm. der von den
alliierten aufgezwungenen zivilisatorischen
errungenschaften, welche dazu dienen sollten den furor
teutonicus zu zähmen, entledigte man sich zusehends. im
inneren fiel das asylrecht, nach außen hin wurden
kriegseinsätze der bundeswehr möglich. mittlerweile hat
deutschland die führungsrolle in der sich immer offener
antiamerikanisch gebenden eu inne. dazu war und ist es
notwendig, sich in eine "normale nation" umzulügen. die
deutsche schuld wird dabei im offiziellen erinnerungsdiskurs
durchaus nicht per se zurückgewiesen, sondern unter
umständen gar als moralischer trumpf ins spiel gebracht.

verbrechen nationalsozialistischen ausmaßes werden
jedoch zusehends außerhalb deutschlands verortet,
während sich die deutschen immer aggressiver als opfer
stilisieren: so werden angebliche "kzs" nach jugoslawien
und hitler nach amerika projiziert, "dresden" als deutscher
leidensmythos aufgebaut und die versenkung des mit
wehrmachtssoldaten und flüchtlingen besetzten
truppentransporters und ehemaligen "kraft durch freude"
schiffes "wilhelm gustloff" zum kriegsverbrechen umgelogen .

besonders widerwärtig ist diese verkehrung historischer
tatsachen, wenn aus den ehemaligen opfern täterinnen
konstruiert werden, ein "israelischer vernichtungskrieg"
herbeifantasiert oder der tschechoslowakei "genozid an den
sudetendeutschen" ( sudetenfunktionär h.r. übelacker)
unterstellt wird.

die umsiedlung der "sudetendeutschen", die den
nationalsozialismus mehrheitlich aktiv unterstützt hatten,
und ihre sich nach dem krieg vollziehende reorganisierung
als aggressives kollektiv, wird erich später genauer unter
die lupe nehmen. der konkret-autor wird die historischen
abläufe darstellen, den schwerpunkt jedoch auf die
revanchistischen bestrebungen der nachkriegszeit und die
zeit seit 1989 legen.

hauptakteure in diesem feld sind die vertriebenenverbände
mit ihrem prominentesten vorreiter, der jegliche schuld
leugnenden sudetendeutschen landsmannschaft, die ihre
völkische wut aktuell vor allem an den benes-dekreten
austobt. ideologisch und materiell massiv gefördert wird
dieses revisionistische projekt sowohl von der bayrischen
landesregierung als auch von der rot-grünen
bundesregierung. an ereignissen wie der eröffnung einer
sogenannten "sudetendeutschen botschaft" in prag lässt
sich ablesen, wie die infragestellung der tschechischen
souveränität und versuche einer "regermanisierung"
osteuropas weiter intensiviert wurden.

bei der "vertriebenenfrage" handelt es sich also keineswegs
um das hobby einiger seniler, isolierter nazis - ein problem,
das sich in den nächsten jahren ohnehin biologisch lösen
würde - sondern um einen bedeutenden politischen
knotenpunkt, an dem die selbstfindung der deutschen auf
den alten wunsch nach völkisch begründeter expansion
trifft. trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - zeigt die
linke bisher kaum interesse am thema. mit dieser
veranstaltung wird aber alles anders werden.

kleines feature zu den benes- dekreten hier:

 http://www.copyriot.com/sinistra/news/texte03/spaeter.html

 

23.06.2003
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