Dortmund/Brechten: Antifa Demo
12.07.03|12:00|U-Bf Wittichstraße|Dortmund-Brechten
Infos zur gemeinsamen Anfahrt,Pennplätze,Plakate etc auf der
Mobilisierungsseite
https://www.no-nazis.de
*ES WAR, IST UND BLEIBT RICHTIG:
KRIEG DEN DEUTSCHEN ZUSTÄNDEN!
NAZISTRUKTUREN ANGREIFEN!
Darf man den Versprechen der Dortmunder Naziszene Glauben schenken, werden
diesen Herbst regelmäßig Demonstrationen und Kundgebungen gegen die
Ausstellung 'Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-44' stattfinden,
welche am 19.09.2003 in Dortmund eröffnet wird. Das erste mal ist die
Wehrmachtsausstellung nun auch im Ruhrgebiet. Bisher kam es an nahezu jedem
Ort, an dem die Ausstellung gezeigt wurde, zu organisierten Protesten von
Neonazis, teilweise offen unterstützt durch Rechtskonservative bspw. die
CDU.
Bevor die Nazis ihre Kampagne starten, wollen wir in Dortmund gegen
Deutschland auf die Straße. Wir wollen mit dieser ersten Demonstration
Grundlagen für radikalen Antifaschismus schaffen und somit denen das Terrain
streitig machen, die sich Frieden für die Zustände wünschen und ohne
Unbehagen in zivilgesellschaftlicher Allianz gegen die Nazis als
Staatsfeinde demonstrieren.
Im Gegensatz zu den Nazis nutzte die Antifa und radikale Linke ihre Proteste
gegen Naziaufmärsche bisher kaum um eigene Inhalte zu artikulieren, und
verschwand so hinter den Bierständen der aufständigen Zivilgesellschaft.
Der Glaube, der kleinste gemeinsame Nenner mit den massenkompatiblen
Bündnispartnern, nämlich 'gegen Nazis' zu sein, erlaube es ein
Agitationsfeld für Antifaschismus zu finden, zeugt von totaler
Verständnislosigkeit für die Realität des gesellschaftlichen Mainstreams.
Die Tatsache, dass das einzige Ergebnis war, sich nun im Einklang mit dem
'deutschen Konsens' zu befinden, bewirkte nur bei den wenigsten Misstrauen.
Die Folge: Antifaschismus 'light', Unfähigkeit zu begreifen, dass nicht nur
Neo-Nazis sondern auch Deutschland allgemein und im Besonderen keinen
Frieden verdient hat.
Eine Linke, die es vollbringt ihre Kritik von einem Standpunkt aus
anzubringen, welcher das Wesen der objektiven Zustände der kapitalistischen
Gesellschaft nicht verschleiert und gleichzeitig diese angreifbar macht, ist
das Ziel unser Bemühungen
*MEIN OPA WAR VÖLKERMÖRDER...
Die Wehrmachtssoldaten waren 'das einfache Volk' an der Front, kämpfend für
die Umsetzung des kollektiven Vernichtungsprojektes, das keinesfalls allein
Projekt der Nationalsozialisten war, sondern Unterstützung durch alle
Deutschen erfuhr, die ihre Freiräume zur Verweigerung absichtlich nicht
nutzten.
So wird die Ausstellung von rechtskonservativer Seite als
„Vernichtungsfeldzug gegen das deutsche Volk“ (Bayernkurier) angesehen und
auch aus der 'Mitte' der Gesellschaft heraus angegriffen, von denjenigen,
die wie Gerhard Schröder ihren Papas und Opas in Wehrmachtsuniformen
verzeihen wollen, und für die weiße Weste der deutschen Soldatenehre
einstehen.
Diese revanchistischen Pöbeleien sind allerdings nur die eine Hälfte.
Die Wehrmachtssaustellung funktioniert ebenso perfekt im
Vergangenheitsdiskurs eines 'aufgeklärten' Deutschlands. Der Umgang mit ihr
erzeugt Geschichtsbilder, historisiert
NS-Verbrechen, versucht diese aufzurechnen oder durch Einordnung des NS in
ein 'Jahrhundert der Gewalt' vergleichbar zu machen.
Die Debatten, in deren Kontext der Wehrmachtsaustellung auch von offizieller
Seite Anerkennung zukommt, stehen unter dem Zeichen von 'Verantwortung' und
'Aussöhnung zwischen den Generationen' oder den 'Völkern'.
Verständnis für Opferschicksale bedeutet hier aber auch gleichzeitig
Verständnis für Täterschicksale; alles wird munter in einen bunten Matsch
aus 'Verbrechen' gemischt, von dem Deutschland sich nun positiv absetzen
kann, und welcher im Anschluss an den Krieg gegen Jugoslawien es Deutschland
zum Beispiel erlaubt „nicht trotz, sondern wegen Auschwitz“ Kriege zu
führen, eben standortgerechte Instrumentalisierung der deutschen Geschichte
für militaristische (Außen-)Politik zu betreiben.
So ersetzt ‚deutsche Verantwortung’ den Begriff der Schuld. Verantwortung
ist interpretierbar und verwendbar für eigene Zwecke, als Imperativ um,
jeweils der Situation entsprechend, sich für Krieg oder Frieden stark zu
machen. Deutschlands Täterschicksal bedeutet, dass es nun aufgrund seiner
Vergangenheit handeln muss, allerdings nicht im Sinne der Opfer, sondern aus
eigener Perspektive. Plakativ demonstrierte Abgrenzung zum 'schlechten'
Deutschland des Nationalsozialismus erlaubt neue nationale Selbstfindung.
Dieser Komplex ist kein Modell der 'Eliten' oder der 'Kriegstreiber' sondern
ein gesamtgesellschaftlich verankerter. Schuldabwehr funktioniert
schließlich am besten bei denen, die selbst genau wissen, dass sie im
Notfall sich dem Täterkollektiv zuordnen würden.
' Verantwortung & Frieden' aus dem Deutschen übersetzt, bedeutet
Schuldabwehr mit dem Ziel der Wiedergeburt des Kollektivs, dessen Verbrechen
nicht zu leugnen sind.
Die Konsequenz, welche die Deutschen daraus ziehen ist denkbar einfach. Man
betrauert sich selbst und erstarrt selbstmitleidig in unterwürfiger
Lethargie der Besiegten bis zur nächsten Gelegenheit, wie nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs. Spätestens in Kriegs- und Krisenzeiten dann (wie jüngst
angesichts des 3. Golfkrieges oder der Flutkatastrophe), bricht das
(Nicht-)Bewusstsein der Krise wieder durch, man rekurriert in Deutschland
ganz real zum „wir sind ein Volk“, der Verschmelzung von Staat und
Gesellschaft, zur autoritären, antisemitischen oder antiamerikanischen
Gemeinschaft, in der Überzeugung endlich aus dem permanenten Opfer und
Krisenstatus ausbrechen zu können.
Ziel der Angriffe werden dann die als 'Kriegsverbrecher' titulierten
alliierten Befreier.
Die Bombardements von deutschen Städten werden von SPIEGEL und Jörg
Friederichs Bestseller ‚Der Brand’ zum ‚Krieg gegen die Deutschen’ erklärt,
der militärisch sinnlos gewesen sei. Fakt ist, dass, ausgehend von der
These, dass es in Deutschland keine wesentlichen Unterschiede zwischen
Führer und Geführten gebe, die massiven Luftangriffe den Durchhaltewillen
der Deutschen, welche fest geschlossen im Luftschutzkeller auf den Endsieg
warteten, brechen sollten. Jene hatten allerdings anderes im Sinn als
aufzugeben.
Man trauert der verlorenen Heimat im Osten nach, beklagt den 'hinterhältigen
Angriff' auf die 'Wilhelm Gustloff' und empfindet Mitgefühl für die
deutschen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in der Sowjetunion.
Empört wird sich über alles, was nach der militärischen Wende an der
Ostfront in Stalingrad den Volksdeutschen und Wehrmachtssoldaten
wiederfahren ist. Die Bombardierung Dresdens steht hier als „Symbol des
Untergangs, des Grauens und des Leidens (...), das jener Krieg über die
Menschheit brachte" wie es der Intendant der Dresdener Musikfestspiele
ausdrückte.
Ob nun Luftkrieg oder Vertreibung, jedes dieser Ereignisse war notwendig, um
Deutschland in die Knie zu zwingen, jedes war Teil des Programms
antifaschistischer Gegenwehr.
Dass gerade an diesen Themen sich aktuell der Volkszorn bricht, beweist die
Notwendigkeit antifaschistischer Intervention, neben militanter Gegenwehr
gegen Nazis, die Deutschen niemals ihre Niederlage vergessen zu lassen, sie
in ihrer nationalen Schmach klein zu halten, als unterwürfige, lethargische
Wesen einer permanenten Nachkriegsgesellschaft deren Horizont hinter ihrem
Gartenzaun aufzuhören hat. Aufklärung funktioniert hier nicht; das Gegenteil
hätte innerhalb der letzten 58. Jahre bewiesen werden können.
*..ALWAYS ANTIFASCIST!
Mit unserer antifaschistischen Demonstration gedenken wir des Sieges der
Alliierten über Deutschland und bedanken uns dafür, dass die Wehrmacht dabei
letzten Endes zerstückelt wurde, deutsche Soldaten ihren wohlverdienten
'Heldentod' starben, und so die militärische Niederlage des
nationalsozialistischen Deutschlands ermöglicht wurde.
Die kommenden Kundgebungen der Nazis betrachten wir als Kriegserklärung,
welche als solche notwendigerweise auch in dieser Form beantwortet werden
müsste.
*WHERE TO GO?
Direktes Ziel dieser Demo wird das Nest Dortmund-Brechten sein. Neben
anderen Dortmunder Stadtteilen zeichnet sich dieser Nazi-Wohlfühl-Vorort
durch ein friedliches Zusammenleben von militanten Neonazis und "guten
Deutschen" aus. Dass diese sich nicht im Weg stehen, sondern sich vielmehr
hervorragend ergänzen, wird in Brechten immer wieder deutlich.
Wichtige dort wohnende Neonazi-Kader, die im gesamten Bundesgebiet und
international aktiv sind, sehen Brechten als ihre Rückzugsstätte an, in der
sie ungestört wohnen können.
Zum Beispiel Marco Gottschalk (wohnhaft Im Pfahlstück 8), Leadsänger der
Band "Oidoxie". Diese Gruppierung, die als Band gute Kontakte zu den
Strukturen der Dortmunder Kameradschaft um Siegfried Borchardt
("SS-Siggi")pflegt, beherrscht es wie wenig andere aus diesem Metier,
rechtsextreme Gedanken in mehr oder weniger schlechtes Liedgut zu verpacken
und dieses international zu vermarkten. Dabei helfen ihnen unter anderem
ihre guten Beziehungen zu dem internationalen Neonazi-Musik-Netzwerk "Blood
and Honour", welches in Deutschland zwar pro forma verboten ist,
nichtsdestotrotz aber auch und gerade hier fröhlich weiteragiert. Durch
diese Hilfe haben Oidoxie bisher mehrere Platten herausgebracht (u.a. "Weiss
und Rein"), organisieren internationale Konzerte (wie z.B. im März 2002 in
Dortmund, als 1500 Neonazis beschützt von der Polizei "Sieg Heil" grölen
durften) und wirken bei Nazidemonstrationen mit, ob als Organisatoren,
Teilnehmer oder als auftretende Band. Dass es sich bei "Oidoxie" nicht um
Mitläufer handelt, sondern um hochkarätige Neonazis mit eindeutigen Zielen
wird noch einmal verdeutlicht durch einen Auftritt für die finnische
Videoproduktion "Kriegsberichter Volume V", wo sie das "Hakenkreuzlied"
spielen.
Auch Carsten Jährling (Brechtener Heide 119), der sich durch diverse
Aktivitäten im Umfeld der Dortmunder Kameradschaft hervortut und als
Anführer der 15-20köpfigen Gruppe der organisierten Brechtener Neonazis
gesehen wird, fühlt sich in Brechten wohl. Seine Wohnung war vielgenutzter
Treffpunkt für Nazis aus der Umgebung, woraufhin er dieselbige räumen
musste - seine Brechtener Nachbarn wollten ihn aber nicht missen; so zog er
nur wenige Straßen weiter in eine neue Wohnung. Auf von ihm angemeldeten
Demonstrationen in Bochum im Dezember 2002 und im Januar 2003 marschierten
bis zu 200 Neonazis - Anlass waren polizeilich untersagte Partys, unter
anderem von Jährlings Geburtstag, wo auch Oidoxie spielen sollten. Bei der
zuletzt genannten Demo spielte Nico Schiemann, Nazibarde aus Frankfurt an
der Oder, eine wichtige Rolle und schlechte Musik. Auch ihm bot die
Brechtener Volksgemeinschaft ein schönes Plätzchen; Anfang 2003 zog er in
die Brechtener Heide, um kurz darauf ins benachbarte Lünen umzusiedeln.
*"BRECHTEN- STOLZ UND TREU"
(Transparent auf Düsseldorfer Nazidemo)
Die Neonazis um die bereits genannten Kader unternehmen vielerlei, um das
Projekt "Brechten = National Befreite Zone" voranzubringen; sie stören
öffentliche Veranstaltungen, grölen die üblichen Nazi-Parolen und ziehen
auch schon mal leger mit Baseballschlägern durch die Straßen, um Brechten
vor MigrantInnen, Linken, Schwulen und allem anderen, was ihnen nicht ins
Weltbild passt, zu "schützen" - kein Wunder, dass das Ortseingangsschild
kurzerhand eigenhändig umgeändert wurde: von "Brechten" zu "Willkommen bei
den Rechten".
Das Brechtener Dorfvolk stört dies nicht im Geringsten; im Gegenteil, sie
kommen gut mit ihren Neonazi-Nachbarn aus. Kein Wunder; sie treffen sie ja
täglich beim Einkaufen, auf dem Spielplatz oder in fröhlichem Einvernehmen
am Kneipentresen. Sie sehen sie nicht als Nazis an, sondern als "ihre Jungs
", die ihren Spaß haben wollen und das in die Tat umsetzen, was der spießige
Brechtener Zahnarzt mit Reihenhaus plus Gartenzwerg im Vorgarten und Frau am
Herd nur am Stammtisch zu formulieren wagt. Wenn in Brechten Neonazis mit
Kampfhunden "auf Patrouille gehen", um den deutschen Vorort ganz im Sinne
von Oidoxie "Weiß und Rein" zu halten, wird dies nicht als bedrohlich
gewertet, sondern als Bürgerwehr zum Schutz der deutschen Volksgemeinschaft
eher positiv aufgenommen. Hier wächst zusammen, was zusammen gehört; der
konservative deutsche Mob, der seine privaten sowie die nationalen
Interessen gewahrt sehen will, findet in den benachbarten "nationalen
Sozialisten" willige Vollstrecker. So bekommt der Begriff "Kameradschaft" in
Brechten eine völlig neue Bedeutung - Hand in Hand arbeiten hier "normale"
Deutsche mit bekennenden Neonazis zusammen. Die von den Neonazis um
C.Jährling auf einem Transparent propagierten Attribute "stolz und treu"
beziehen sich also auf das gesamte Brechtener Vorortvölkchen.
Die um Deutschland besorgten Bürger stört weniger die militante
Neonazi-Szene vor ihrer Haustür, vielmehr machen sie sich Sorgen um
Punktabzug beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden". So gründete
sich aus Anlass eines Naziaufmarsches in Dortmund-Brechten nicht etwa ein
"Bündnis gegen Rechts", sondern ein "Bündnis gegen Extremismus", welches
sich besonders dadurch auszeichnete, vor Ort gegen die angereisten
AntifaschistInnen zu agieren, indem sich deutlich von den mitgebrachten
Transparenten distanziert wurde und verbale Anfeindungen mit körperlichen
Drohgebärden einhergingen.
Ebenso forderten sie bei einer kleinen, ohnehin unspektakulären und
sinnlosen "Reclaim The Streets-Party" in Brechten des Dortmunder Bündnisses
gegen Rechts, die Antifa solle doch bitte zu Hause bleiben, man hätte keine
Lust auf Randale. 20 an diesem Tag in der Nähe der "antifaschistischen Party
" befindliche Neonazis dagegen wurden nicht behelligt.
Versprochen sei eins: Am 12. Juli wird alles anders!
*KEINE GNADE FÜR BRECHTEN-
KRIEG DEN DEUTSCHEN ZUSTÄNDEN!
Aufrufende Gruppen: Antifa [x] Recklinghausen, Antifa Essen Z, Autonome
Antifa Moers, Antifaforum Rheinberg, [doja] Jugendantifa Dortmund,
antifajugend.dorsten, Antifaschistische Aktion Gelsenkirchen,
Antifaschistische Aktion Aurich, KI Dortmund, Bündnis gegen Antisemitismus
und Antizionismus Berlin, Autonome Antifa Nordost Berlin (AANO), Offene
Antifa Münster, adf-berlin.de, [a:ka] Göttingen, sinistra! ffm, bad-weather
antifaschistische gruppe hamburg, Antifa Ratschlag im AZ Mülheim
|