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Hamburg: Protest gegen Antisemitismus

Forscht nicht beim Juden!

oder

Antisemitismus an der Hamburger Universität

-zum Fall Edmondson-




Kommilitonen und Kommilitoninnen!


Ein Fall..........................

Im April des Jahres 2002 erschien in der britischen Tageszeitung „Guardian“ ein offener Brief, der dazu aufrief, Israel auf kultureller und wissenschaftlicher Ebene zu isolieren. Unterzeichnet wurde der Brief anfangs von 125 vornehmlich britischen Akademikern. Bestehende Verbindungen mit Israel aus wissenschaftlichen Bereichen sollten sowohl auf nationaler, wie auch auf europäischer Ebene abgebrochen werden, bis die israelische Regierung „ernsthafte Verhandlungen“ mit „den Palästinensern“ anstrenge und sich an UN-Resolutionen hielte. Umgehend wurde, vor allem in Großbritanniens Universitäten, die Zusammenarbeit und der Austausch mit israelischen Wissenschaftlern und Institutionen eingestellt. In einigen britischen Universitäten hatten israelische Studenten Probleme, einen Prüfer oder Diplomarbeitengutachter zu finden, auch wurden israelische Universitätsmitarbeiter entlassen. In der Folgezeit unterzeichneten mehr und mehr europäischen Wissenschaftler den Boykottaufruf. Gegenwärtig zählt er ca. 300 Unterzeichner, u.a. der in Hamburg Lehrende Dr. Willis Edmondson (FB: Angewandte Sprachlehrforschung). In welch illusterer Gesellschaft er sich befindet, beweisen einige Statements anderer Unterzeichner. So erklärte Prof Michael Sinnott(Manchester), Israel sei ein „Spiegelbild des Nationalsozialismus“. Einige Studenten übertrafen - angespornt von unterzeichnenden Professoren - noch deren Vorgaben, so, dass es in einigen Universitäten keinen Studentenaustausch mit Israel mehr gibt und kein koscheres Essen mehr in den Mensen ausgegeben wird. Schlussendlich haben sich auch einige Berufverbände dem Boykott angeschlossen.

..............................und seine Bedeutung

Israel ist nicht irgendein Staat. Er ist die weltweite Heimstatt der von Antisemitismus und Antisemiten Verfolgten. Dieser grundlegende Zusammenhang muss allen Kritikern Israels bewusst sein. Nicht nur nimmt der Aufruf, wie vor allem dessen Kritiker aus dem bürgerlichen Lager bemerkten, die gesamte israelische Bevölkerung in „Sippenhaft“ für die vorgeblichen „Verbrechen“ ihrer Regierung, sondern er präsentiert eine wahrhaft ver-rückte Perspektive. Die eigentliche Ursache des Konflikts wird konsequent ausgeblendet: der Terror palästinensischer Islamisten. Die Verfasser und Unterzeichner des „offenen Briefes“ fordern von der israelischen Regierung „ernsthafte Verhandlungen“ - ganz so, als hätte sich Israel die letzten Jahre nicht immer wieder um eine friedliche Lösung des Konflikts mit den Palästinensern bemüht. Als Israel in den Verhandlungen von Camp David (1996) den palästinensichen Vertretern u.a. anbot, 95% der im 1967er Sechs-Tage-Krieg eroberten Gebiete aufzugeben und auf große Teil der Jerusalemer Altstadt zu verzichten, lehnten diese ab. Hätte die Palästinensische Seite angenommen, wäre der Status von 1967 wiederhergestellt. Stattdessen erklärten Palästinensische Terrorgruppen im Jahr 2000 mit der Al-Aksa-Intifada, Israel einseitig der Krieg. Ein Krieg, der sich vor allem gegen die israelische Zivilbevölkerung richtet. Auch die jüngsten Friedensbemühungen wurden von den Al-Aksa-Brigaden, der PLO und anderen islamistischen Gruppen immer wieder mit Terror beantwortet. Wer aber mit dem Verschweigen historischer, geographischer und aktueller politischer Zusammenhänge „Politik machen“ will, (wie die Unterzeichner dieses offenen Briefes) der hat andere Absichten. Da hilft dann auch das ewige Verweisen auf UN-Resolutionen wenig. Was man von der UN im Zusammenhang mit Israel erwarten darf, bewies die Antirassismus-Konferenz der Vereinten Nationen im südafrikanischen Durban im Jahr 2000 eindrucksvoll. Dort durften semifaschistische, diktatorische und von Antisemitismus getriebene Staaten wie Syrien und Libyen mitabstimmen, ob in Israel ein Apartheidregime herrsche. Dass Israel die einzige bürgerliche Demokratie in der Region ist und mithin das einzige Land im Nahen und Mittleren Osten, dass all jenen, die nicht in die (Wahn-) Welt der Islamisten passen, ein Recht auf Leben garantiert, wurde in Durban nicht erörtert.

Ein Antisemit neuerer Couleur, so haben Horkheimer und Adorno in ihrer Studie zum Antisemitismus bereits 1944 festgestellt, wird sich subjektiv nie als Antisemiten sehen, auch wenn er objektiv einer ist. Auch wenn die Unterzeichner des Aufrufs dies weit von sich weisen würden - ihr Aufruf trägt offen antisemitische Züge.

1. –Wer zum Boykott Israels aufruft, fordert zum Boykott von Juden auf, zum Boykott des letzten Schutzraums vor Antisemitismus nach Auschwitz.

2. –Wer zum Boykott Israels aufruft, begibt sich in eine historische Analogie zum nationalsozialistischen Boykott am 1.April 1933: "Deutsche, wehrt Euch - Kauft nicht beim Juden".

3. –Wer zum Boykott Israels aufruft, verteidigt den antisemitischen, islamistischen Terror, da die militärischen Aktionen Israels lediglich Selbstverteidigung des Staates Israel sind.

4. –Wer zum Boykott Israels aufruft, befindet sich in einer Allianz mit Neonazis und Islamisten.

So kann der Boykott also nur objektiv antisemitisch sein. Wer von der offenkundigen Wirklichkeit der antisemitischen Suicidebombers abstrahieren kann, will die Juden treffen, wenn er Israel meint. Vielleicht sollten die Apologeten jenes Boykott-Pamphlets demnächst versuchen, in Saudi-Arabien, Libyen oder dem Iran eine „kritischen offenen Brief“ zu veröffentlichen um den Unterschied zwischen Israel ( wo man über diesen Brief diskutieren kann) und einem Folterkeller nachzudenken.

Wie weiter?

In Deutschland ist der „offene Brief“ glücklicherweise auf nicht ganz so positive Resonanz gestoßen, wie es sich die in Deutschland situierten Unterzeichner wünschten. Die Berlin-Brandenburger Akademie der Wissenschaften (BBAW) kritisierte im Mai 2002 die „unerträgliche“ Weise, in welcher der Brief israelische Wissenschaftler als „Geisel“ nimmt. Auch in den großen Tagezeitungen der Republik wurde der Brief negativ aufgenommen. Trotzdem steht der Boykottaufruf stellvertretend für einen immer virulenter und wilder werdenden Antisemitismus in Europa und in Deutschland. Dass Beschäftigte der Hamburger Universität dafür ihren Namen hergeben, ist ein Skandal. Die Empörung darüber könnte in Protest-E-Mails oder Faxen an die Universitätsleitung weitergetragen werden. An die Hamburger Unterzeichner des Aufrufs - wie Edmondson - haben wir keine Forderung. Wer ein solches Pamphlet unterzeichnet, verdient nicht mehr, noch ernst genommen zu werden. Vielmehr legen wir den Unterzeichnern nahe, sich statt mit „Weltpolitik“ mit Fallschirmspringen zu beschäftigen.

bad weather - [antifaschistische-gruppe]

juni 2003

>>>www.antifa-hamburg.com

Fotos der Aktion gibt es: hier >>>

 

03.07.2003
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