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Berlin: Gelöbnix-Aufruf der DFG-VK Berlin: Gegen die Bundeswehr und ihre antisemitischen Vorbilder!

DFG-VK
Deutsche Friedensgesellschaft-
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
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Aufruf der DFG-VK Berlin-Brandenburg zum Gelöbnix am 20. Juli 2003

Gegen die Bundeswehr und ihre antisemitischen Vorbilder!


Am 20. Juli findet in Berlin wieder einmal das "feierliche Gelöbnis" der
Bundeswehr statt. Seit 1999 wird das Militärspektakel jedes Jahr am Tag des
Attentats auf Hitler zelebriert.

Der Bundeswehr geht es darum, den Widerstand gegen Hitler zur
Traditionssäule zu machen. Das ist aus zweierlei Gründen praktisch:
Nach innen, in die Bundeswehr hinein, bietet der 20. Juli eine Reihe von
Anknüpfungspunkten für verschiedene Fraktionen. Das war auch nötig, nachdem
die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht die Gründungslegende der
Bundeswehr dekonstruiert hat, wonach die Wehrmacht eine "sauber kämpfende
Truppe gewesen sei.
Die "Modernisierer" der Truppe, die ohnehin der Ansicht sind, man könne mit
Wehrmachtsklamotten nicht gut Auslandseinsätze durchführen, können also mit
der Wahl des 20. Juli zufrieden sein, lässt sich das Attentat doch als Bruch
mit der unseligen autoritätshörigen Tradition in deutschen Streitkräften
interpretieren. Und den "Traditionalisten" in der Bundeswehr kommt man auch
entgegen: Immerhin handelt es sich nach wie vor um Offiziere der Wehrmacht,
die als Vorbilder gehandelt werden. Die Art und Weise der Interpretation des
20. Juli räumt zwar ein, dass die Wehrmacht Verbrechen begangen hat, aber
sie weist darauf hin, dass die Wehrmacht eben auch solche Leute wie die
"Männer des 20. Juli" hervorgebracht habe. Der 20. Juli wird so zum Alibi
für die Wehrmacht.
Mythos 20. Juli

Nach außen, der Gesellschaft im In- wie im Ausland gegenüber, lässt sich der
20. Juli noch besser verkaufen: Als angeblich antifaschistische Tat.
Soldaten gegen Hitler - dagegen können doch nicht einmal notorische
AntimilitaristInnen etwas haben? Nicht zufällig war es exakt diese
Begründung, mit der deutsche Bomber 1999 erneut über Jugoslawien hergefallen
sind: Um den "Wiedergänger Hitlers" in Form des eher durchschnittlichen
Despoten Milosevic zu entmachten, ja um "Auschwitz zu verhindern".

So hätten es die Offiziere des 20. Juli auch gewollt, wird suggeriert.
Nachdem der Mythos Wehrmacht sich überlebt hat, tritt nun der Mythos 20.
Juli an dessen Stelle.
In der Tat hat sich die Bundeswehr richtig deutsche Traditionsstifter
gewählt: eine Bande fanatischer, semifaschistischer Antisemiten, die mit dem
Widerstand gegen Hitler tatsächlich vor allem dies meinten, nämlich den
Widerstand gegen die Person Hitler.


Massenmörder im Widerstand

Die ehrenvollen Offiziere haben sich an den ganz "normalen" Kriegsverbrechen
ebenso beteiligt wie andere Offiziere auch.
Erich Hoepner, dem als angeblichen Widerstandskämpfer eine Gedenktafel am
Bundeshaus in Berlin gewidmet ist, sprach bereits am 2. Mai 1941 davon, der
bevorstehende Überfall auf die Sowjetunion müsse "zur Abwehr des jüdischen
Bolschewismus" mit "unerhörter Härte geführt werden" und vom "eisernen
Willen zur erbarmungslosen, völligen Vernichtung des Feines geleitet sein."
General Carl-Heinrich Stülpnagel, der sich am 20. Juli 1944 als
Militärbefehlshaber in Frankreich am Putschversuch beteiligte, war bis
Februar 1942 Oberbefehlshaber der 17. Armee in der Heeresgruppe Süd. Er
bezeichnete als Grundlage seiner Politik den "Kampf gegen den Bolschewismus
und das vor allem in seinem Sinne wirkende internationale Judentum". Das
Vernichtungs-Sonderkommando 4b lobte die Arbeit von Stülpnagels Truppe mit
den Worten "Wehrmacht erfreulich gute Einstellung gegen Juden".
Von Stülpnagel stammt eine Anordnung, die besagte, in Fällen, in denen die
Urheber von Partisanenanschlägen sowie passiven Widerstandes nicht zu
ermitteln waren, "unverzüglich kollektive Gewaltmaßnahmen" durchzuführen
sowie "in erster Linie jüdische und kommunistische Einwohner" zu erschießen.
Oberst Henning von Tresckow, einer der Motoren der Offiziersverschwörung,
konzipierte 1941 und 1942 die Strategie der "Partisanenbekämpfung" im
besetzten Weißrussland. Dabei setzte er wiederholt eine SS-Kavalleriebrigade
ein, wohlwissend, dass diese die der "Strafaktion" ausgelieferten
Ortschaften restlos massakrierte.

Das Ideologem des "jüdischen Bolschewismus" wurde von der
Offiziersopposition geteilt; und auch die Mitverschwörer aus dem zivilen
Umfeld gingen allesamt davon aus, es gäbe eine "jüdische Frage", die
irgendwie gelöst werden müsse. Die Motivation für das Attentat speiste sich
in erster Linie aus der Unzufriedenheit der Offiziere mit dem Umstand, dass
der Gefreite Hitler nicht in der Lage war, den Krieg zu gewinnen.


Die richtige Tradition!

Wir wollen der Bundeswehr nicht empfehlen, sich andere Vorbilder zu suchen -
das hier sind schon die richtigen. Ein mörderisches Pack, das sich für kein
Massaker zu schade war, wenn es nur der Sicherung der deutschen
Vormachtstellung in Europa diente, und dabei vollmundig von der "Ehre
Deutschlands" sprach.

Wenn wir am 20. Juli gegen das Gelöbnis demonstrieren, dann geht es uns
nicht darum, der Truppe Korrekturvorschläge zu unterbreiten - in Deutschland
gibt es keine militärische Tradition, die aus emanzipatorischer Sicht
tragbar wäre. Es geht uns ausschließlich darum, aufzuzeigen, wes Geistes
Kind die Truppe ist und sein muss und ihre Auflösung zu fordern.

Wo sich ein uniformierter bewaffneter Haufen unter einer deutschen Fahne
versammelt, muss sich der Rest der Welt auf das Schlimmste gefasst machen.
Deutschland aus dem Gleichschritt bringen!
Gegen das Gelöbnis am 20. Juli!


Demo: 20. Juli, 16 Uhr Brandenburger Tor.

Mehr Infos:  http://www.geloebnix.de

 

09.07.2003
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