Würzburg: Demoaufruf - NPD-Kundgebung verhindern!
auschwitz ist nicht vergessen. keine träne für würzburg!
NPD-Kundgebung verhindern! Würzburg 13.3.2004
Am 13.3.2004 will die NPD in Würzburg der "deutschen Helden" und der Opfer
des britischen Bombenangriffs am 16.3.1945 gedenken. Treffpunkt der NPD ist
um 16.30 Uhr am Husarenwäldchen (südlich vom Bahnhof, Nähe Residenz).
Damit greift die NPD Würzburg eines ihrer Lieblingsthemen auf: die
Bombardierung Würzburgs. Bereits am sog. „Volkstrauertag" hatte sie unter
Führung von Uwe Meenen (und unter Teilnahme von Horst Mahler) die
offiziellen Feiern gestört, um auf das angebliche Kriegsverbrechen
aufmerksam zu machen. In einer Pressemitteilung hatte Meenen danach der
Oberbürgermeisterin Beckmann (CSU) vorgeworfen, sich bei den Alliierten für
die Besetzung ihres „Vaterlandes" bedankt zu haben.
Das sind die Äußerungen von Leuten, denen es ganz Ernst ist mit dem
Anliegen, den 2. Weltkrieg noch rückwirkend zu gewinnen. Aber diese an sich
lächerliche Attitude trifft zusammen mit der in Deutschland und namentlich
Würzburg verbreiteten Haltung, sich als unschuldiges Opfer der Alliierten zu
fühlen.
Keine Träne für Würzburg
Als deutlich wurde, dass die deutsche Bevölkerung sich nicht gegen das
Dritte Reich erheben würde, sondern dieses (dessen Verbrechen allgemein
bekannt waren) bis zur letzten Patrone verteidigen würde, versuchte die
britische Air Force, den Widerstandswillen der deutschen Gesellschaft zu
brechen. Die Flächenbombardements, die in Air Force und Parlament immer
umstritten blieben, waren die einzige Möglichkeit. Die Deutschen ließen ihr
keine andere Wahl.
Selbst als allen die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in ganz Europa, die
Ausrottung der europäischen Jüdinnen und Juden, der Sinti und Roma, die
Massenmorde unter der Bevölkerung Osteuropas bekannt waren, hielten die
Deutschen unverbrüchlich zu Hitler. Die Befreiung Europas vom Faschismus
musste gegen die Deutschen erkämpft werden. Ohne die Flächenbombardements
wäre sie unmöglich gewesen. Die Deutschen haben die Verbrechen von Auschwitz
zu verantworten. Sie haben den Alliierten, die Europa vor dem mörderischen
Wahnsinn des NS retten wollten, fanatischen Widerstand entgegengesetzt.
Diese Deutschen haben nicht das Recht, sich über die Alliierten zu beklagen.
Die Opfer dieser Deutschen, nahezu die ganze Bevölkerung Europas, hat allen
Grund, den Alliierten dankbar zu sein. Für diejenigen Deutschen, die den
Alliierten die Befreiung vom Nationalsozialismus nicht verziehen haben, gab
es Dresden und Würzburg. Wenn man so etwas nicht haben will, soll man halt
nicht versuchen, die Welt zu erobern. Es war ein Glücksfall für die
Menschheit, dass die Deutschen 1945 aufgehalten worden sind.
Unconditional Surrender
Wir rufen dazu auf, den Nazis in den Weg zu treten. Uwe Meenen, der
Organisator des „Deutschen Kolleg", soll wieder mit einer Niederlage
heimfahren. Aber das reicht uns noch nicht. Gleichzeitig muss, zur Schande
Deutschlands und Würzburgs, klargezogen werden: der Krieg der Alliierten
traf die Zivilbevölkerung nur, weil sie der deutschen Mordmaschine keinen
Widerstand leistete, sondern ein Teil von ihr waren. Von einer Gemeinschaft,
die sich an Würzburg erinnert, aber für Auschwitz kein Wort übrig hat,
außer, dass man es nicht gewusst hat, ist nur eins zu fordern: unconditional
surrender, die bedingungslose Kapitulation. Wir vergessen nicht, was Thomas
Mann gemeint hat mit der Frage, „wie überhaupt noch in Zukunft "Deutschland"
in irgendeiner seiner Erscheinungen es sich soll herausnehmen dürfen, in
menschlichen Angelegenheiten den Mund aufzutun".
Deshalb lehnen wir es ab, mit der würzburger Zivilgesellschaft gemeinsame
Sache zu machen. Weder die HüterInnen der Volkstrauer, noch die deutsche
„Friedensbewegung" sind akzeptabel. Wir werden nicht nur gegen die Nazis
protestieren, sondern gegen die deutsche Unkultur der Erinnerung insgesamt.
Wir protestieren nicht mit der deutschen Mitte gegen ihre missratenen
Kinder, sondern gegen beide. Denn was wir von Deutschland haben wollen,
passt in einen Satz: es soll sein Maul halten.
Postscriptum aus gegebenem Anlass
Ausdrücklich machen wir darauf aufmerksam, dass der Protest gegen die
Nazidemo vielfältig sein wird und von verschiedenen Gruppen unabhängig
voneinander ausgeübt wird. Wenn, wie es in der Vergangenheit schon der Fall
war, eine bestimmte Gruppe aus der ferneren Umgebung glaubt, gegen ihr
ideologisch nicht genehme Formen des Protestes gewalttätig vorgehen zu
müssen, fühlen wir uns dafür zuständig, dem entgegenzutreten. Jedes Vorgehen
gegen einzelne Gruppen dieser Stadt läuft darauf hinaus, die
antifaschistische Position in dieser Stadt zu schwächen, und das werden wir
nicht dulden.
Autonome Antifa Würzburg - Infoladen Würzburg - Gruppe 16. März
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