Wien: Kritik aus der Tierbefreiungsbewegung an PETA's Kampagne "Der Holocaust auf Ihrem Teller"
Wien, 25. März 2004
Presseinformation
Morgen, Freitag, macht die Kampagne "Der Holocaust auf Ihrem Teller" der Tierrechtsorganisation PETA
Station in Wien. Auf großflächigen Plakaten und einer Website werden
dabei Fotografien von nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern Abbildungen der
Gefangenhaltung und industriellen Totung sogenannter Nutztiere gegenübergestellt.
Während in Deutschland aufgrund einer vom Zentralrat der Juden erwirkten einstweiligen Verfügung von
den insgesamt acht Bildmotiven nur mehr eines gezeigt werden darf, werden in Wien voraussichtlich
alle Plakate präsentiert werden.
Die Gleichsetzung des Holocaust mit der Ausbeutung und Ermordung von Tieren stößt aber auch in
Teilen der Tierbefreiungsbewegung auf entschiedene Ablehnung und Kritik, die sich allerdings im
Unterschied zur dominanten öffentlichen Meinung nicht auf eine vermeintliche Minderwertigkeit
tierlicher Individuen bezieht.
Parolen wie "Der Holocaust auf Ihrem Teller" relativieren die nationalsozialistischen Verbrechen an
JüdInnen, dem Holocaust wird durch diese Gleichsetzung die Singularität abgesprochen.
Aus einigen Bildern, die auf den ersten Blick ähnlich aussehen, wird eine Analogie konstruiert ohne
die jeweils komplexen Hintergründe, die viele grundlegende Unterschiede deutlich machen würden, mit
einzubeziehen. So wird beispielsweise der eliminatorische Antisemitismus als Ursache für den
Holocaust vollig ausgeblendet.
Gerade in einer Gesellschaft, in der Antisemitismus noch immer nicht der Vergangenheit angehort und
weitaus ofter ein Vergessen und Verdrängen der NS-Verbrechen zu beobachten ist als eine kritische
und verantwortungsvolle Auseinandersetzung damit, tragen Aussagen wie jene von PETA zur
Verharmlosung des Holocausts bei.
Ein weiterer Grund für unsere Kritik an der Kampagne ist, dass PETA damit die Opfer des Holocausts
zu Werbezwecken instrumentalisiert. Bei den gezeigten Bildern geht es nicht um jene Menschen, die
darauf zu sehen sind, um ihr Leben vor dem nationalsozialistischen Terror und ihr individuelles
Leiden und Sterben in den NS-Lagern, sondern die zur Schau gestellten Menschen werden benutzt um
mittels Provokation die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema, nämlich die Gewalt Tieren gegenüber,
zu lenken.
Wir sind der Meinung, dass die derzeit herrschenden Einstellungen und Praktiken Tieren gegenüber,
ihre Verdinglichung und Nutzung, prinzipiell in Frage gestellt und grundsätzlich bekämpft und
verändert werden müssen. Aber die Befreiung der Tiere aus dem gesellschaftlichen
Unterdrückungsverhältnis, das Eintreten gegen Speziesismus und für die Respektierung von Tieren als
individuelle und autonome Lebewesen kann nur in einem emanzipatorischen Kontext und unter der
Voraussetzung der Achtung der Rechte und der Würde der Menschen erfolgen.
BaT Basisgruppe Tierrechte:
http://www.8ung.at/bat - email: bat@8ung.at
Stellungnahme: http://www.tan.claranet.de/texte/peta.html
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