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Berlin: Angsträume beseitigen! Chauvinismus entgegentreten! Den Nazis ins Bier spucken!

Angsträume beseitigen! Chauvinismus entgegentreten! Den Nazis ins Bier
spucken!
Kundgebung und Picknick
20.05.2004 ab 14.00 Uhr
Petersburger Platz
Berlin-Friedrichshain


Friedrichshain - bunt und hip!?

Friedrichshain gilt als hip, alternativ, bunt. Yuppies wohnen im Einklang
mit Punks, Alteingesessene neben hinzugezogenen Studierenden, TouristInnen
trinken in der Simon-Dach-Straße, es gibt viele RenterInnen, junge Familien
treffen sich im Volkspark . Doch wer genauer hinsieht, merkt, dass die
Idylle trügerisch ist. Die vermeintlich bunte Schar der
FriedrichshainerInnen lebt nicht in solcher Harmonie. Zunehmend entstehen
Angsträume für Menschen, die nicht ins Bild deutscher Spießbürgerlichkeit
und rassistischen Denkens passen.

Es gibt Kneipen, in denen sich bekennende NPD-Kader aufhalten (z. B. Happy
Station Petersburger Straße / Straßmannstraße), in denen insbesondere Männer
es offensichtlich mögen, Kleidung zu tragen, die deutliche Aussagen
transportiert: KuKlux-Klan-Sweatshirts, in der rechtsextremen Szene beliebte
nordische Mythensymbolik und ähnliches.
Immer wieder gibt es Übergriffe auf als "nicht-deutsch" Eingestufte - einige
davon dokumentiert wie etwa der Übergriff auf vier vietnamesische
Jugendliche im Juli 2003, ausgegangen von Franks Relaxbar in der Pettenkofer
Straße. AntifaschistInnen werden auch in jüngster Zeit mehrfach im Umfeld
des Frankfurter Tors attackiert - am 11. Januar 2004 wird ein junger Mann
bis zur U5, U-Bahnhof Frankfurter Tor, gejagt, hinter ihm zwei Nazis, die
dem Mann in der abfahrenden U-Bahn "Du scheiß Jude" hinterherbrüllen und
gegen die Fenster trommeln, am 6. Februar 2004 werden zwei Linke durch vier
Nazis erheblich verletzt, ebenfalls am U-Bahnhof Frankfurter Tor, im Februar
finden sich dort Schmierereien mit SS-Runen, dem Nazi-Spruch "Arbeit macht
frei" und einem Hakenkreuz, an einem Eingang des U-Bahnhofs Weberwiese
prangt lange Zeit der Spruch "Rache für Heß". Am Krankenhaus Friedrichshain
versuchen am 22. Februar 2004 Mitglieder der in Friedrichshain gegründeten,
rechten und gewaltbereiten Kameradschaft Tor Horst Wessel zu gedenken,
jüngst macht die NPD Infostände am Ringcenter. Am 1. Mai ist eine Nazi-Demo
durch Friedrichshain geplant.
Berühmt-berüchtigt ist auch die Biermeile im August auf der Karl-Marx-Allee,
bei der sich insbesondere am Stand Odins Trunk immer wieder ausgemachte
Nazikader sammeln und treffen. Nicht zu vergessen die allgemeine aggressive
und bedrohliche Grundatmosphäre, die durch die Massen betrunkener Männer die
gesamte Umgegend für drei Tage dominiert.
Und auch der ganz alltägliche Rassismus mißtrauischer Nachbarn, die stets
wachsam andere Nachbarn beäugen, deren Hautfarbe ihnen zu dunkel ist, die
ihnen zu türkisch, zu asiatisch oder zu russisch oder schlichtweg zu anders
sind, ist präsent in so manchem Mietshaus Friedrichshains.

Vatertag ist Herrentag ist Himmelfahrt.
.ist rassistisch ist sexistisch

Alljährlich am sogenannten Herrentag können sich die beschriebenen
rassistischen und sexistischen Tendenzen entladen, denn da ist Vati richtig
frei. Am Herrentag ziehen landauf landab besoffene Männer und Nazis durch
die Städte und über die Felder. Auch in Friedrichshain werden sie
herumwanken und für alle Nichtdeutschen, Nichtweißen und NichtMÄNNER das
Leben an Himmelfahrt zur Hölle machen. Es entstehen Angsträume für all
diejenigen, die nicht ihr Bild passen (wollen).
Der Herrentag oder Vatertag geht auf religöse Wurzeln zurück- manche
HistorikerInnen gehen auch von germanischen Ritualen aus. Bereits seit dem
Mittelalter ist er eigentlich nur eine Sauftour grölender Männer. Seit 1914
als Gegenstück zum Muttertag begangen, eignet er sich heute vortrefflich als
Aktionstag für Nazis. Auch wenn saufende und grölend umherziehende Männer
nicht gleich Nazis sind, so finden diese doch in deren partriachalen,
männlich-heterosexuellem Weltbild beste Ankünpfungspunkte. Und so wundert es
nicht, dass Letztere im Schutz der herumziehenden Männerbanden ihre Angriffe
gegen Menschen durchführen.
So machten in Magdeburg 1994 ca. sechzig Deutsche am "Herrentag" Jagd auf
MigrantInnen und Flüchtlinge. Nur Ausländer und wenige Deutsche wehren sich.
Mehrere Verfolgte werden brutal geschlagen, erleiden Verletzungen und werden
sogar von der Polizei weiter misshandelt. Dieses Ereignis wird später
besonders bekannt. Doch jedes Jahr gibt es Meldungen aus verschiedensten
Regionen Deutschlands: Behinderte werden angefallen. Frauen bedroht. Vor
allem AusländerInnen werden krankenhausreif geprügelt. Es kommt zu Morden
wie etwa 1997 an dem 60jährigen deutschen, arbeitslosen Alkoholiker Augustin
Blotzki, der in seiner Wohnung in Königs Wusterhausen unter Zurufen wie
"Scheißausländer", "Bulgarensau" von fünf stadtbekannten Rechten zu Tode
geprügelt wird. Viele verlassen daher an jenem Tag besser nicht das Haus
oder wählen sehr umsichtig unter Angsteinfluss ihren Weg.

Solcherlei Vorkommnisse sind insbesondere auch wieder am 20. Mai 2004 zu
befürchten. Am diesjährigen Himmelfahrtstag werden wie überall auch in
Friedrichhain Nazis und rechte Männer saufend und grölend durch die Strassen
ziehen.
Wir wollen an diesem Tag in Friedrichshain präsent sein, um den öffentlichen
Raum nicht Nazis, Rassisten und Sexisten zu überlassen. Es wird am 20. Mai
2004 ab 14 Uhr daher eine Kundgebung und ein Picknick am Petersburger Platz
(an der Ecke Petersburger Straße / Straßmannstraße) stattfinden. Alle die,
die Lust haben, an diesem Tag den Nazis ins Bier zu
spucken, aber auch die, die Angst haben oder einfach kein Bock auf die
üblichen Pöbeleien haben, seien eingeladen! Lasst uns zusammen einen
angstfreien öffentlichen Platz ohne Sexismus und Rassismus beanspruchen an
diesem Tag! Kommt zahlreich!!


Weitere Infos unter  http://antifa-fh.de.vu bzw.
 http://www.schoenerfriedrichshain.de

 

02.05.2004
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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