Lüdenscheid: Naziüberfall mit Messerstich am Mittwoch
Dokumentation:
Der 19.05.2004 - ein Wendepunkt in Lüdenscheid- Rechte Gewalt eskaliert!
Naziüberfall am Mittwoch 19.05.2004 in Lüdenscheid
Gegen 11.00 Uhr wurde ein Jugendlicher in unmittelbarer Nähe des Autonomen Zentrums in der Friedrichstrasse von 3 Neonazis gezielt überfallen. Ein älterer roter VW Polo (MK-Kennzeichen) mit drei Personen fuhr zuerst an dem Jugendlichen vorbei und hielt dann vor einer Ampel. Als die drei Nazis den Jugendlichen als Linken erkannten, setzten sie zurück und parkten den Polo auf dem Parkplatz an der Friedrichstrasse. Die Nazis stiegen schnell aus dem Auto und liefen hinter dem Jugendlichen her, der dies allerdings zu spät bemerkte. Ein Nazi trat ihn direkt mit seinen Stiefeln in die Seite, worauf der Jugendliche zu Boden ging und in ein Gebüsch fiel. Am Boden liegend wur-de der Jugendliche von allen drei Nazis mehrfach brutal getreten und geschlagen. Der Jugendliche versuchte aus dem Gebüsch herauszukommen und sich zum Bürgersteig vorzurobben, in der Hoff-nung, dass andere Autofahrer, die die Situation mitverfolgten, ihm helfen würden. Doch geholfen wurde ihm nicht, obwohl andere Autofahrer die Situation beobachteten. Einer der Neonazis trat mit seinen Springerstiefeln und mit voller Wucht auf die Hand des Jugendlichen, als dieser seine Hand gerade an der Bordsteinkante hatte. Dies führte zu erheblichen Verletzungen im Bereich des Armes und der Hand (der Stiefelabdruck auf der Hand war beim Arzt noch zu sehen!). Als er abließ wurde der Jugendliche von einem der Dreien mit einem Messer in die Seite des Bauches gestochen, glück-licherweise konnte das Opfer den Angreifer aus den Augenwinkeln erahnen und sich im letzten Moment zur Seite rollen. Dies hat ihn wahrscheinlich vor einer sogar lebensgefährlichen Verletzung bewahrt. Das Messer ging durch den Pullover und hinterließ eine blutende Fleischwunde. Glückli-cherweise bemerkten die Angreifer nicht, dass die Waffe nicht, wie wohl beabsichtigt, tiefer in den Körper eingedrungen war und rannten zu ihrem Auto um zu fliehen.
Ohne die Hilfe von Passanten begab sich der Jugendliche zu einem Arzt.
Nachdem der Arzt den Jugendlichen versorgt hatte, ging dieser zur Polizei, um eine Anzeige gegen Unbekannt zu stellen. Der Polizeibeamte bezweifelte allerdings die Angaben des Opfers trotz des ärztlichen Attestes und öffnete den frischen Verband um zu schauen, ob wirklich eine Wunde vor-lag. Deutlich wurde, dass die Beamten trotz der eindeutig lebensgefährlichen Situation für den Ju-gendlichen nicht sonderlich motiviert waren die Täter zu verfolgen; sie würden „mal rumfahren und sich wenn was ist bei ihm melden“. Dieses Verhalten steht in einer Linie mit der Aussage der Stadtoberen, es gäbe keine rechte Szene in Lüdenscheid. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Vorfall ein anderes Bild in der Öffentlichkeit zeichnen wird, oder ob wirklich erst jemand sterben muss bis die Politik reagiert.
Für uns stellt der Angriff auf einen Linken und Mitglied der SchülerInnen-Initiative gegen Rechts mit einem Messer einen klaren Mordversuch dar. Dieser bisher schlimmste Übergriff von Nazis auf Linke steht in einer langen Reihe von Angriffen gegen die Linke Szene in Lüdenscheid.
So wurde z.B. am 24.04.04 in Schalksmühle (Nachbarstadt) ein Jugendlicher von mehreren Neona-zis, die gerade NPD Aufkleber verklebten, zusammengeschlagen. Er erlitt dabei mehrere Rippen-prellungen und eine Verletzung am Kopf. Einen Tag zuvor führte die NPD einen Infotisch in Schalksmühle durch.
In den letzten Wochen gab es zahlreiche Auseinandersetzungen von Antifas und ausländischen MitbürgerInnen mit den Nazis in Lüdenscheid. Als Reaktion auf den gestrigen Übergriff gab es am Abend heftige Auseinandersetzungen zwischen Antifas und Nazis in der Innenstadt.
Einer der Nazis wird vom Opfer wie folgt beschrieben:
Dunkle kurze Haare, an den Seiten abrasiert, leicht hochstehend, dunkler Hautfarbentyp, weiße Nikes, Lonsdale Jacke (beige mit blauen Streifen), Jeanshose. Der Nazi trug einen Pullover mit der Aufschrift: „Crna Legija“ (Schwarze Legion, eine nationalistische Gruppierung in Kroatien)!
Die beiden anderen Angreifer trugen eindeutiges Outfit aus der rechten Szene, unter anderem Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln und Bomberjacken.
An die Aktionen der letzten Wochen anknüpfend, besteht trotz allem die reale Chance, die Nazis in Lüdenscheid wieder zurückzudrängen. Das bedeutet die Aktionen gegen NPD/ Freie und gegen die Gabberszene zu intensivieren!
Den Faschisten organisiert entgegentreten- zusammen kämpfen, mit den ausländischen KollegIn-nen gemeinsam gegen die Nazis in Lüdenscheid vorgehen.
Autonome Antifa Lüdenscheid [AAL], Mai 2004
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