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Pirna: Aufruf zur Antifa-Demo "Kein schöner Land - linke Strukturen stärken" am 12.06.

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Autonome Antifa Dresden

Aufruf zur Antifa-Demo "Kein schöner Land - linke Strukturen stärken"

am 12.Juni 04 in Pirna

Treff: 13.30 Bahnhof Dresden-Neustadt


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Pirna - Das "Tor zur Sächsischen Schweiz" schließen!

Pirna ist immer ein Grund zum Demonstrieren. Es ist die größte Stadt im Landkreis Sächsische Schweiz und von Dresden aus gesehen der Beginn dieses unsäglichen Landstriches. Daneben ragt Sebnitz, die zweitgrösste Stadt des Landkreises. Die Nazi-Hochburg Sebnitz "bewies" ihre kollektiven Unschuld nach dem rassistischen Mord an Joseph Kantelberg-Abdulla und liess sich dafür gut belohnen. In den Dörfern ringsum tobt der alltägliche Naziterror - kontinuierliche Gegenwehr scheint dort undenkbar.

Immer wieder entlädt sich in der Sächsischen Schweiz Rassismus und Antisemitismus. Alles was nicht ins deutsche Weltbild passt, wird angegriffen und damit nicht selten vertrieben. Hinter dem "Tor Pirna", in der ländlichen Idylle der Sächsischen Schweiz, verbirgt sich eine extrem zurückgebliebene Provinzler-Gemeinschaft, die nahezu abgeschottet von äußeren Einflüssen vor sich hinlebt und mit den Ideologien der Nazi-Zeit nie wirklich gebrochen hat. Nazi-Aktivitäten werden hier nicht von einer lokalen Szene getragen, sondern von breiten Schichten der Gesellschaft, die Nazis agieren nur militanter bzw. offener als die meisten anderen. Diejenigen, die nicht in deren Bild passen sind z.B. Asylbewerberinnen, die ohnehin in Sammelunterkünften dem staatlichen Rassismus ausgesetzt sind. Andere, wie z.B. afrodeutsche Familien, organisieren sich, um an die Öffentlichkeit zu treten oder gemeinsame Entspannungs-Ausflüge zu veranstalten. Auch die autonome Linke in Pirna organisiert sich nun stärker, um offensiver gegen Nazis, wie z.B. die immer noch aktiven Skinheads Sächsische Schweiz, vorzugehen.

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Pirna: Antalya Grill rausgehasst

Vor zwei Jahren verließen die Betreiberinnen des Antalya Grill die Stadt Pirna. Sechs Jahre lang hatte die Familie dort gelebt und den Imbiss betrieben. Systematischer Nazi-Terror der Skinheads Sächsische Schweiz und der darauf folgende Boykott der Pirnaer Bürger haben dazu geführt, dass die Familie nach Berlin zurückkehrte, um wieder normal leben zu können. Noch in den letzten Wochen ihres Aufenthaltes in Pirna wurden Prozesse gegen sie geführt, weil sie sich bei Nazi-Angriffen nicht haben zusammenschlagen lassen, sondern sich wehrten. Die Anzeigen waren gestellt worden von SSS-Mitgliedern bzw. deren Symphatisanten.
Angefangen hatten die Angriffe am 1. Mai 1998, als Pirnaer Nazis aus Leipzig vom Nazi-Desaster zurückkamen und den Antalya Grill stürmten. Sie zerstörten das Inventar und schlugen die anwesenden Betreiberinnen zusammen. Die Polizei machte zwar Festnahmen, aber verurteilt wurde niemand. Seitdem gab es regelmässige Angriffe der SSS nach diesem Schema, die Polizei kam stets zu spät. Dass sich die Familie dagegen wehrte, heizte in Pirna zusätzlich die rassistische Hetze an, die zur Isolierung führte. Selbst in linken Kreisen (Zivilcourage,...) solidarisierte sich kaum jemand mit dem Antalya Grill. Ein Leben in ständiger Angst, bleibende Schäden nach Verletzungen und finanzieller Ruin waren die Folgen für die Familie. Die Pirnaer hatten ihr Ziel erreicht: Die Familie zog aus Pirna weg und es war wieder "Ruhe" - oder eher eine tödlich lauernde Stille.

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Sebnitz: rassistischer Mord und Entschädigung für angeblichen Image-Schaden

"Ein perfekter Mord? Noch ein Mord unter den vielen rassistischen Morden? Wohl kaum! Sieht man genau hin, entdeckt man eine Einmaligkeit in der Nachkriegsgeschichte dieses Landes: Sie besteht einzig und allein darin, dass all das, was von den schärfsten Kritikern dieser Population ANGENOMMEN wurde EINGETRETEN ist: Der nüchterne, sanfte, ruhige und von ALLEN im ausgeglichenem Verein verrichtete, spontane (da nicht logistisch geplante) Kollektivmord an einem Kind, das in die Landschaft der eliminatorischen Strukturen der Deutschen erst durch sein Ende passte." (Café Morgenland in "Joseph-Fälle")

Zwei Jahre lang haben es die Sebnitzer geschafft, den rassistischen Mord an Joseph Kantelberg-Abdulla in aller Öffentlichkeit (Petzold-Bad) zu decken. Schon allein damit haben sich die örtlichen Strukturen als denen einer sizilianischen Omerta überlegen gezeigt. Als dann im November 2000 die Bild mit dem Mord titelt - anlässlich der Verhaftung von Tatverdächtigen - berichten bundesweit Tageszeitungen über die Sebnitzer Zustände, in denen die Familie Kantelberg-Abdulla seit ihrer Ankunft rassistisch angegriffen wurde. Die Sebnitzer und ihre Unterstützerinnen bis hin zur sächsischen Staatsregierung schlagen zurück. Die Polizei beschlagnahmt die Akten, Zeugen werden bedroht bis sie ihre Aussage zurückziehen. Plötzlich seien keine Beweise für den Mord mehr da. Nun geht Sebnitz erst recht in die Vollen - Entschuldigungen und Entschädigungen werden verlangt. Die überregionale Presse zieht mit. Trotzdem bleibt für die Sebnitzer das Bild einer Verschwörung bestehen: Eine "Fremde" (die Mutter des ermordeten Jungen) habe die "bösen Mächte" (Presse ausserhalb von Sebnitz) aktiviert, um der beschaulichen Kunstblumenstadt Sebnitz zu schaden.

Was nun passiert, macht die eigentliche Besonderheit des "Fall Sebnitz" aus. Dreist und skrupellos halten die Sebnitzer die Hand auf, um sich für die angebliche Rufschädigung ihrerseits entschädigen zu lassen. Dabei heisst es, es gäbe in der Nazi-Hochburg keine Nazis und schon gar keinen Rassismus. Hilfsbedürftig aber seien die Sebnitzer, die durch die Zustandsbeschreibungen der überregionalen Presse einen Schock erlitten haben und dafür nun durch satte Geldsummen und sonstige Geschenke "Wiedergutmachung" erlangen. Nicht zuletzt gewannen sie dabei den "Tag der Sachsen 2003", der sonst eigentlich nur an grössere Städte vergeben wird.
Das Mobbing gegen die Familie Kantelberg-Abdulla verstärkte sich. Nach finanziellem Ruin bot die Stadt an, das Haus der Familie für ein paar Mark zu kaufen, damit sie schneller wegziehen könnten. Kantelberg-Adullas flohen aus Sebnitz an einen unbekannten Ort.

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antifascist counter-drives

Ein Ziel der SSS war, Pirna "zeckenfrei" zu halten, doch dies hat nie funktioniert. So gibt es (schon lange) eine alternative Kultur und Party-Szene, eine Punk-Szene und nicht zuletzt eine organisierte Antifa, die [AFA13]. Es ist geplant, mit einem Hausprojekt ein alternatives Zentrum zu schaffen, welches klar antirassistisch ausgerichtet ist. Auch gegen den Wahlkampf der Nazis zur Kommunalwahl im Juni 04 soll einiges unternommen werden.
Anzeichen einer zunehmenden Offensivität der politischen Linken in Pirna gab es z.B. im Februar dieses Jahres, als eine nächtliche Spontandemo laut Parolen brüllend durch die Stadt zog - angesichts der herrschenden Realität in Pirna ein kleines Wunder, welches für gehörige Irritation bei den Nazis sorgte.
So gesehen ist es nicht überraschend, wenn sich jetzt die Nazis fast überschlagen, wenn es um die Demo geht. So heißt es in einem Flugblatt, welches auch im Internet zu sehen ist: "Deutschlands Feinde "begrüssen"! (...) Bildet Gruppen und greift die Antifas an!". Wir wissen, dass diese Drohungen ernst zu nehmen sind, aber stehen dem gelassen gegenüber, DENN WIR SIND AUCH VIELE WENN WIR KOMMEN!

Autonome Antifa Dresden

... weitere Infos in der Broschüre der [AFA13] Pirna zur Demo

 

30.05.2004
Autonome Antifa Dresden   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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