Marburg: Tagung: (R)echten Eliten
Tagung:
(R)ECHTE ELITEN
Männerbünde, studentische Verbindungen und
antiegalitäres Denken in
Hochschule und Gesellschaft
Samstag - 3. Juli 2004, 10 - 18.30 Uhr
Marburg - Hörsaalgebäude - Biegenstraße
Programm:
10 - 12.30Uhr: Einleitung:
- Zur männerbündischen Verfasstheit von Hochschule und Gesellschaft (Dr.
Birgit Seemann - Frankfurt/Main)
- Dimensionen des Elitebegriffs (Prof. Dr. Morus Markard - Berlin)
12.30 - 13.30 Uhr: Mittagspause
13.30 - 16 Uhr: Hauptteil:
Block A: Männlichkeitsbilder
- Rechte Männlichkeitsbilder (Gruppe dissident - Marburg)
- Ritual, Gewalt und Männlichkeit (Marian Füssel, Münster)
- neoliberale Männlichkeiten (N.N.)
Block B : Elite
- konservative Bildungselite (Dr. Stephan Peters - Lyon)
- ideologiepolitische und bildungsökonomische Funktion des Elitenmotivs
(Thorsten Bultmann - Bonn)
- Wissenschaftliche Elite oder elitäre Wissenschaft? Wettbewerb,
Leistungsdenken und Elitenauslese in der Wirtschaft“ (Robert Erlinghagen)
Block C: rechte Institutionen
- Studienzentrum Weikersheim (Jörg Kronauer - Köln)
- rechtsextreme Tendenzen in Verbindungen (Gerhard Schäfer)
- Zeitung “junge Freiheit” (DISS - Duisburg)
16.00- 16.30 Kaffeepause
16.30 - 18.30 Uhr: Abschlusspodium:
Wie einflussreich ist antiegalitäres Denken im gesellschaftlichen Kontext?
- VertreterIn des DISS - Duisburg
- Dr. Alexandra Kurth
- Harald Pittel (fzs)
- N.N.
VeranstalterInnen:
AStA der Universität Marburg, AStA der Universität Giessen, freier
zusammenschluss der studierendenschaften (fzs), Gruppe dissident,
Demokratische Linke an der Uni Giessen, Projekt Konservatismus und
Wissenschaft e.V.
UnterstützerInnen:
Arbeitsgemeinschaft für gewerkschaftliche Fragen (AgF), Linke Fachschaft 03
(LiFa03)
Kontakt und Informationen:
e.mail: tagung-marburg@gmx.de
www.p-kw.de
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Für Verpflegung muss selber
aufgekommen werden. Wer eine Unterkunft benötigt, kann sich für weitere
Hinweise bei der e.mail-Adresse melden.
Anfahrt:
Bahn: stündliche Zug-Verbindung von Kassel und Frankfurt/Main. Vom Bahnhof
mit dem Bus zum Rudolfsplatz, von dort 200 Meter zurück in die Biegenstraße
- Hörsaalgebäude der Uni.
Auto: B3, Abfahrt Marburg Mitte, Richtung Innenstadt, über Erlenring, Lahn
überqueren, nun rechts über Rudolfsplatz in die Biegenstr., dort erste
rechts, Wolffstr., Parkplatz Uferstraße. Zu Fuß zurück, Biegenstr.
überqueren - Hörsaalgebäude der Uni.
Spenden für die Tagung:
Projekt Konservatismus und Wissenschaft e.V., Bankverbindung: Sparkasse
Marburg-Biedenkopf BLZ 533 50000
Konto-Nr. 110 101 48, Stichwort: Tagung (Spenden sind steuerlich absetzbar)
Abends: Sommerfest des Collegium Gentium (CG), Gutenbergstr. 18/ Marburg
(R)ECHTE ELITEN - Männerbünde, studentische Verbindungen und anti-egalitäres
Denken in Hochschule und Gesellschaft
Alle statistischen Erhebungen kommen zu dem gleichen Ergebnis: In höheren
Positionen von Wissenschaft, Politik und auch der Wirtschaft finden sich
weit weniger Frauen als Männer. Durch jahrzehntelange feministische Kritik
an männerbündischen Strukturen und das Erkämpfen von
Gleichstellungsregelungen hat sich der Ausschluss von Frauen aus
Spitzenstellungen zwar verringert, aber ist bei Weitem noch nicht beseitigt.
Nicht nur in rechten Kreisen hält sich nach wie vor der Mythos von
Interessens- und „Wesens“-unterschieden zwischen den Geschlechtern. Statt
den Ausschluss von Frauen aus der gesellschaftlichen Elite auf vermeintlich
natürliche Differenzen zurückzuführen, muss die männerbündische Verfasstheit
der Gesellschaft und ihrer Institutionen ins Blickfeld genommen werden.
Hierbei stellen studentische Verbindungen am deutlichsten dar, wie
männerbündische Prinzipien funktionieren. Auch wenn es einige wenige
Verbindungen gibt, die Frauen aufnehmen, bleiben klassische
geschlechtsspezifische Rollenvorstellungen bestehen. Verbindungen
reproduzieren nicht nur biologistische Festschreibungen in Bezug auf
Geschlechterverhältnisse, sondern auch auf essentialistische Vorstellungen
von Nationalität, Kultur oder „Rasse“. Unhinterfragte Traditionen,
konservative Grundeinstellung, das Lebensbundprinzip, Elitebewusstsein und
ausgeprägter Autoritarismus sollten ebenso in die Kritik genommen werden.
Korporationen treten mit dem Anspruch auf, zukünftige Eliten heranzubilden
und die Verbandsbrüder durch Protektionsmechanismen in führende Positionen
von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu bringen. Die
Kritik sollte aber nicht nur an Verbindungen, Männerbünden und
Elitenvorstellungen formuliert werden, sondern sie auch in den Kontext
gesellschaftlicher Zusammenhänge stellen.
In diesem Zusammenhang erscheint es angebracht, einen Blick auf die
Bildungseinrichtungen und die Rekrutierungsmechanismen von Eliten zu werfen
und Elitekonzepte kritisch zu hinterfragen. Sozialdemokratische
Bildungskonzeptionen gehen davon aus, dass die „Besten“ aus der „Masse“ zur
gesellschaftliche Elite werden. Dazu wird allenthalben der Mythos von der
Leistungselite beschworen.
Die Diskussion über die Einführung von sogenannten Eliteuniversitäten zeigt,
dass im gesellschaftlichen Mainstream der Konsens herrscht, dass Eliten
gebraucht werden. Außerdem wird die Überzeugung geteilt, dass der soziale
Aufstieg in die renommiertesten Positionen für jeden und jede möglich wäre.
Jedoch ist empirisch nachgewiesen, dass sich Kinder aus höheren Schichten
überproportional häufig in den Führungsetagen finden. So ist zu fragen, ob
es nicht doch auf dieses „gewisse Etwas“ ankommt. Der Untersuchung dieses
„Etwas“ wollen wir die diesjährige Tagung widmen.
In verschiedenen Blöcken soll neben der männerbündischen Verfasstheit von
Hochschule und Gesellschaft den Gründen für die Popularität eines
„bestimmten Gestus der Männlichkeit“ nachgegangen werden. Es wird die Frage
zu klären sein, ob Verbindungen noch bedeutende Organisationen sind, die
gesellschaftliche Eliten hervorbringen. Die Tagung soll Raum geben, einen
Blick auf die rechte, akademische Elite und ihre Institutionen zu werfen.
Wie einflussreich sind die anti-egalitären Ideologien, die von studentischen
Verbindungen und Institutionen der neuen Rechten hervorgebracht werden?
Die Tagung am 3. Juli 2004 in Marburg will jenen WissenschaftlerInnen ein
Forum bieten, die sich kritisch mit Männerbünden und Eliten(-rekrutierung)
auseinandersetzen. Dort sollen sie die Möglichkeit erhalten, ihre
Forschungsergebnisse zu präsentieren und sie gemeinsam zu diskutieren. Der
Kongress will jedoch auch kritisches Wissen zu diesen Themen vermitteln,
Forschungen anregen und richtet sich deshalb an alle Interessierten.
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