Berlin: Bundeswehr ehrt Kriegsverbrecher am 20. Juli
DFG-VK
Deutsche Friedensgesellschaft-
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
Landesverband Berlin-Brandenburg
Presseerklärung
12. Juli 2004 verantwortlich: Frank Brendle
Bundeswehr ehrt Kriegsverbrecher am 20. Juli
Im Vorfeld des Bundeswehrgelöbnisses zum 60. Jahrestag des 20. Juli 1944
wird deutlich, dass sich die Bundeswehr in einem Rückzugsgefecht befindet:
Wider besseres Wissen versucht sie, den Mythos vom "sauberen 20. Juli" zu
retten.
"Den führenden Köpfen des militärischen Widerstandes wurde die Beteiligung
an Kriegs-verbrechen im Osten vorgeworfen", erklärte der stellvertretende
Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Hans-Heinrich Dieter, auf
einer Tagung, die vergangene Woche in Berlin und Potsdam stattfand. Dieter
bezieht sich auf Ergebnisse der historischen Forschung, die zum Schluss
kommen, dass die Attentäter des 20. Juli nicht die Lichtgestalten sind, als
die sie beim Gelöbnis am 20. Juli dargestellt werden.
Dieters Vortrag dient der Abwehr dieser Erkenntnisse und versucht, hinfällig
gewordene Geschichtsmythen zu retten.
Mit keinem Wort geht Dieter darauf ein, dass Henning von Tresckow als
verantwortlicher Leiter der "Partisanenbekämpfung" im besetzten Weißrussland
mehrfach für Massaker an der Zivilbevölkerung verantwortlich wurde.
Stattdessen behauptet Dieter, die Attentäter hätten "das Bewusstsein ihrer
eigenen Schuld als Antrieb verstanden, dem Unrecht ein Ende zu setzen". Doch
dass die Attentäter aus ihren Verbrechen gelernt hätten, muss in den Bereich
der Legendenbildung verwiesen werden. Unzweifelhaft versuchte etwa Tresckow
bereits im März 1943, Attentatspläne umzusetzen, doch ebenso unzweifelhaft
hat er noch danach Kriegsverbrechen angeregt bzw. angeordnet: So etwa sein
Vorschlag, große Gebiete Weißrusslands zur "toten Zone" zu erklären (April
1943), seine Anordnung, SowjetbürgerInnen, die sich der Zwangsarbeit
verweigerten, als "bandenverdächtig" anzusehen, was einem Todesurteil
gleichkam (April 1944), oder sein Bemühen, im Rahmen der "HEU"-Aktion
sowjetische Kinder "einzusammeln" und ins Reichsgebiet zu verschleppen (28.
Juni 1944!).
Wir empfehlen Generalleutnant Dieter, seine eigenen Worte ernst zu nehmen:
"Es ist die Aufgabe aller Angehörigen der Bundeswehr, aus den gewonnen
historischen Erkenntnissen nach den heutigen Wertmaßstäben solche Personen
und Ereignisse auszuwählen, die als vorbildlich und traditionswürdig
verstanden werden.
Unter einer solchen Perspektive verbietet sich die positive Bezugnahme auf
Offiziere wie Tresckow, Wagner, Stülpnagel, Hoepner und viele andere. Statt
solche Kriegsverbrecher zu ehren, sollte die Bundesregierung endlich die
Kriegsdienstverweigerer und Deserteure des Zweiten Weltkrieges angemessen
ehren.
Informationen zu einzelnen Tätern des 20. Juli auf http://www.geloebnix.de
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