Hamburg: Kundgebung gegen die "Staats-
und wirtschaftspolitische Gesellschaft"
Dienstag, 26. Oktober
Gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus und großdeutsche Ansprüche!
Treff: 17.30 Uni-Campus/vorm WiWi-Gebäude Kundgebung: 18.30 Uhr nahe dem
Hause der Burschenschaft Germania Königsberg (Heimhuder Straße 34/ Ecke Johnsallee)
Am 26. Oktober 2004 kommt der ehemalige NPD-Funktionär Bernd Kallina als
Referent nach Hamburg. Auf einer Veranstaltung der erzreaktionären "Staats-
und wirtschaftsoplitischen Gesellschaft" spricht er zum Thema "Information
als Waffe - der Psychokrieg in unserem Land." Damit bietet sich die
parteiübergreifende Bildungsvereinigung wieder einmal als Diskussionsforum
für einen Protagonisten der sogenannten "intelleltuellen Rechten" an. Im
Dezember plant die SWG noch eine weitere Veranstaltung mit dem
österreichischen Antisemiten Richard Melisch, der über die jüdische
Bevölkerung Israels behauptet: "In einer neuen Periode friedlicher und
gleichberechtigter Nachbarschaft wäre kein Raum mehr für ein Volk, das sich
aufgrund seiner selbstproklamierten Auserwähltheit besondere Vorrechte
anmaßt"; was in der Quintessenz auf: Juden raus aus Palästina, hinausläuft.
Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Hamburg haben gegen beide
Veranstaltungen Proteste angekündigt, denn großdeutsche, rassistische und
geschichtsrevisionistische Inhalte sind unserer Meinung nach keine zu
tolerierenden Meinungsäußerung, sondern stellen eine nicht zu akzeptierende
Verharmlosung schlimmster Verbrechen dar. Demgegenüber setzten wir uns
dafür ein, dass endlich Schluß gemacht wird mit der Infragestellung der
Shoah und der Verharmlosung von Kriegsverbrechen durch Einsatzgruppen,
SS-Verbände und die deutsche Wehrmacht.
Wir demonstrieren vor dem Ort der Veranstaltung, dem Haus der
"Burschenschaft Germania Königsberg zu Hamburg", weil die Referenten wie
auch ihre Anhänger das Licht einer kritischen Öffentlichkeit scheuen. In
den vergangenen Jahren führten bereits antifaschistische Proteste zusammen
mit der Berichterstattung in verschiedenen Hamburger Zeitungen dazu, dass
der SWG die Überlassung von Räumlichkeitnen der Führungsakademie der
Bundeswehr entzogen wurde. Werden wir also aktiv: Geschichtsrevisionismus,
Antisemitismus, Rassismus, Revanchismus und "Kriegsschuldlüge" gehören
gesellschaftlich geächtet!
Wer und was ist die SWG ?
Gegründet wurde die SWG von den ehemaligen NS-Funktionären Karl-Friedrich
Grau, Arthur Mi=DFbach und Hugo Wellems. Letzterer war bis zu seinem Tode
1995 Vorsitzender und konnte auf eine lange NS-Karriere zurückblicken:
Mitglied der Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg, Referent im
Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda sowie Leiter des
Propagandaamtes in Kauen. In den 80er Jahren stand Prof. Emil Schlee,
Spitzenfunktionär der REP, als stellvertretender Vorsitzender Wellems zur
Seite.
Nach dem Ableben von Wellems trat Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler
als Preuße und eingefleischter Militarist, der schon immer für eine
Entlastung der deutschen Wehrmacht eintrat, in die vorgeebneten Pfade. Herr
Uhle-Wettler kokketiert mit der ,Auschwitz-Lüge': "Wir haben zwar bis heute
- anders als für die Vertreibung und die Kriegsgefangenen - noch keine
amtlichen Dokumente über den Massenmord an den Juden."
In der Gesellschaft sind sowohl alte wie neue Nazis unterwegs. Es
referieren und schreiben für die SWG aber auch eine Vielzahl "honoriger"
Personen: Konservative Professoren, Diplomaten, Militärs,
Wirtschaftvertreter und Politiker. Heraus kommt dabei eine
unverdauliche Mischung von Referenten und Autoren wie...
- Hans Filbinger, ehemaliger NS-Marinerichter: "Was damals Recht war,
kann heute nicht Unrecht sein.", nach 1945 Funktionär am rechten Rand der CDU.
- Wilfred van Oven, ehemaliger Pressereferent von Josef Goebbels, der
auch in der aktuellen Goebbels-Doku der ARD nichts bereut.
- Paul Schmidt-Carell, eigentlich Paul Karl Schmitt, ehemaliger
Pressesprecher von Hitlers Reichsaußenminister Ribbentropp, nach dem Krieg
Bestseller-Autor von geschichtsrevisionitischen Büchern.
- Armin Mohler, ehemaliger Privatsekretär von Ernst Jünger, Ziehvater der
bundesdeutschen Neuen Rechten, der noch kurz vor seinem Tod 2003 behauptete:
"Ich bin ein Faschist".
- Karlheinz Weißmann, Stamm-Autor der Jungen Freiheit und Vordenker
der Neuen Rechten
- Dieter Stein, Chefredakteur der völkisch-nationalistischen Jungen
Freiheit.
- Gisa Pahl, Rechtsanwätin für Neonazis und Mitarbeiterin im Deutschen
Rechtsbüro, einer Organisation des berüchtigten Neonazis Jürgen Rieger.
Die nunmehr seit 40 Jahren stattfindenden Vorträge der SWG werden von
teilweise mehr als 100 Personen des konservativen bis neofaschistischen
Spektrums besucht. Laut Rechtsextremismus-Experten Prof. Wolfgang
Gessenharter ist die SWG ein wichtiges Scharnier zwischen Konservativen und
Rechtsextremisten. 2001 waren dem Hamburger VS-Vize Manfred Murck
"personelle Überschneidungen zu rechtsextremistischen Organisationen bekannt
Who the Hell is?
Der Referent am Dienstag den 26. Oktober, Bernd Kallina, wird als Redakteur
beim Deutschlandfunk, Abt. "Hintergrund" vorgestellt. Nicht erwähnt aber
vielleicht als bekannt voraus gesetzt wird, dass er seine seine politische
Karriere 1973 als Pressereferent im Bundesvorstand der "Jungen
Nationaldemokraten", der Jugendorganisation der NPD, startete. Später
setzte er sie als Funktionär der NPD fort und wurde 1986 in den
Bundesvorstand des völkischen Witikobundes gewählt.
Eine seiner letzten Veröffentlichungen lautet: "Mit der
`Revanchismuskeule gegen die deutschen Heimatvertriebenen und ihre
Verbände". Ein besonderer Coup gelang ihm ausgerechnet zum 8. Mai 1995 mit
der versuchten Reinwaschung von Theodor Oberländer in der offiziellen und
staatlich finanzierten Zeitschrift "Das Parlament". Oberländer war Führer
des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten,
Bundes-Vertriebenen-Minister und musste 1960 wegen seiner
Nazi-Vergangenheit zurücktreten. Oberländer wurde selbst von Adenauer als
"tiefbrauner Herr" bezeichnet.
Im Jahr 2000 referierte Bernd Kallina gleich zweimal bei der
neofaschistischen Burschenschaft Danubia in München, welche zuletzt in die
Schlagzeilen kam, weil sie Neonazi-Schlägern bei der Flucht vor der Polizei
half.
Antifaschistische Kundgebung vor der "Staats- und
wirtschaftspolitischen Gesellschaft": Schluß mit der
völkisch-nationalistischen Propaganda der Hamburger SWG!
Die Kundgebung wird unterstützt (Stand 17.10.):
Arbeitskreis AK-Distomo, , Anarchistische Gruppe/ Rätekommunisten (AG/R),
SDAJ Hamburg, Antifa Infotelefon Hamburg, Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes (VVN-BdA), Antifa Infopool Hamburg Avanti Projekt
undogmatische Linke
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