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Wed May 19 15:23:13 2004
 

Abtreibung mit Holocaust gleichgesetzt

Johannes Dyba, seines Zeichens Erzbischof von Fulda, ist im Laufe seiner Amtszeit immer wieder durch »gnadenlose« Intoleranz und rechtsextreme Äußerungen aufgefallen. 

Geboren 1929 in Berlin studierte er Jura und Philosophie in Bamberg und Heidelberg und schloß dann ein Studium in katholischer Theologie in Bonn ab. Die Priesterweihe erfolgte 1959. Während seines Studiums war er Pressesprecher im Bundesvorstandes des Rings Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), der CDU-nahen studentischen Organisation. Er ist Mitglied des Cartellverbandes katholischer deutscher Studentenverbindungen (CV), dem er in seiner Studentenzeit beitrat und bei dessen Veranstaltungen er immer wieder als Redner in Erscheinung tritt. Nach längerer Tätigkeit für den Vatikan wurde er 1983 Erzbischof von Fulda und bemüht sich seitdem, den Papst in Hetzschriften gegen Andersdenkende zu übertreffen.

Abtreibende Frauen, Schwule, Geschiedene und HIV-Positive stehen gleichermaßen auf seiner Abschußliste. Seine Vergleiche von Abtreibung und den Verbrechen des Holocaust („Kinderholocaust“) sind beschämend:

„Die Todesfabriken von heute haben mit denen der Vergangenheit eines gemeinsam. In ihnen wird eine institutionalisierte Massentötung unschuldigen Lebens, das uns nicht paßt, vollzogen.“

Solche Aussagen verhöhnen die Opfer des »Dritten Reiches«. Und dazu kriminalisieren sie Frauen, die Anspruch auf Entscheidungsfreiheit über sich und ihren Körper erheben.

Kein Wunder also, dass Frauen in seinen Reden und Predigten nicht als eigenständige, selbstbestimmte Menschen vorkommen, sondern nur in ihrer Funktion als Mütter und Ehefrauen. Das Motto »Kinder, Küche, Kirche« ist noch lange nicht ausgestorben! So schreibt Dyba im Bistumsblatt Bonifatiusbote: „(...) die Mütterlichkeit gehört zur Wesensbestimmung der Frau, und wo sie nicht zur Entfaltung kommen kann, da beginnt seelische Verkrüppelung, da beginnt Degeneration in Kirche, Kultur und Volk.“

Das ist deutlich. Ebenso deutlich ist die Haltung des Bischofs gegenüber HIV-positiven und an AIDS erkrankten Menschen: „So ist vielleicht auch der Ausbruch von AIDS ein Zeichen dafür, daß Gott den Menschen unserer Tage in seiner Verwirrung nicht aufgibt, sondern ihn auf dramatische Weise zurückruft zur Würde der Liebe.“

AIDS als Geißel derer, die einen »unchristlich-schändlichen« Lebenswandel führen oder sich zu „widernatürlicher Unzucht“ hinreißen lassen. Für Dyba vor allem Homosexuelle: „diese Formation aggressiver und zumeist HIV-infizierter Homosexueller“ schreibt er über eine Gruppe der AIDS-Initiative act up, die gegen die kirchliche Politik gegenüber der Krankheit demonstrierte. Übrigens unter dem Motto „Die Kirche geht über Leichen“, was angesichts dieser Zitate zutreffend scheint.

Allerdings ist ein Zusammenleben von Menschen ohne die Vorherrschaft des Christentums für den Bischof wohl sowieso nicht denkbar. Denn: „Ein Staat ohne Gott ist im besten Falle eine gutorganisierte Räuberbande.“

Na dann...

Zitate aus Lothar Klemm »Gnadenlos intolerant – Bischof Johannes Dyba«