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Wed May 19 15:23:18 2004
 


 
Burschenschafter gegen Wehrmachtausstellung

Im Zuge der Ausstellung »Vernichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944«, die seit März 1995 bundesweit in vielen Städten gezeigt wurde, gab es von Anfang an Proteste eines breiten Spektrums rechtsgerichteter Gruppierungen. Teile der CDU/CSU waren daran genauso beteiligt wie die REPs, die NPD und andere neofaschistische Gruppen.

Bei den Versuchen, das Stattfinden der Ausstellung zu verhindern oder sie zu stören ging es um Leugnung und Verharmlosung der Verbrechen und Greueltaten, die deutsche Soldaten im zweiten Weltkrieg begangen haben. Eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sollte wieder einmal vermieden werden und das Bild des »bösen« Führers und der unschuldigen Deutschen aufrechterhalten werden. Der Schulterschluß mit NeofaschistInnen hingegen war für viele konservative PolitikerInnen und BürgerInnen offensichtlich kein Problem. Die Aktivitäten gegen die Ausstellung gipfelten am 9. März 1999 in einem Sprengstoffanschlag in Saarbrücken, woraufhin die Ausstellung vorübergehend geschlossen werden mußte.

In die unrühmlichen Reihe der Geschichtsrevisionisten reihten sich auch viele Burschenschaften und deren Mitglieder ein. So veranstaltete die Deutsche Burschenschaft als größter Dachverband der Burschenschaften im April 1998 in Aachen eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit“, zu der unter anderem auch der Generalleutnant a.D. Dr. Franz Uhle-Wettler als Diskussionsteilnehmer geladen war. Uhle-Wettler ist Autor der rechtsradikalen Zeitung Junge Freiheit und seit 1995 Vorsitzender der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG), mit Republikaner Schlee an seiner rechten Seite. Er belebte die Debatte um die Ausstellung immer wieder mit provokanten Äußerungen. So sagte er im Februar 1999 in einem Interview: „Rommel war ein Krieger, wie ihn die Bundeswehr vielleicht bald wieder im Kosovo brauchen wird. (...) Die Bundeswehr könnte stolz sein, wenn sie einen ähnlichen Offizier in ihren Reihen hätte. Wenn wir nun sogar Rommel verwerfen, wird sich manch ein Radikalpazifist eines weiteren Erfolges freuen.“

In Marburg war die Wehrmachtaustellung im September 1997 zu sehen. Auch hier blieben Proteste von rechts nicht aus. Bei der Eröffnung fanden sich in der Runde der Ausstellungsgegner die Fördergemeinschaft für Soldatenverbände, NPD, REPs, militante Neonazi-Verbände wie die Sauerländer Aktionsfront (SAF) und Marburger Burschenschafter. Allen voran die beiden Wiederbegründer des Republikanischen Hochschulverbandes (RHV), Eike Erdel von der Normannia Leipzig und Daniel-David Schäfer von den Rheinfranken. Ebenfalls beteiligt waren »Berühmtheiten« der Neonazi-Szene wie Manfred Röder, und der Marburger NPD-Vorsitzende Alfred Horst.