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Tue Aug 8 03:27:24 1995
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Die Neue Akropolis (NA) wurde 1957 in Argentinien von Jorge Angel Livraga Rizzi (1930-1991) gegründet. Nach eigenen Angaben ist diese Organisation mittlerweile in 50 Ländern an 200 Standorten präsent. Sitz des NA-Dachverbandes ist Brüssel, die internationale Leiterin ist zur Zeit Delia Steinberg Guzman. Die 1978 gegründete deutsche Sektion hat Filialen in München (Schwerpunkt), Hamburg und Stuttgart. Der Hamburger Vereinszweig existiert seit ca. 1990. Er organisiert schätzungsweise 20 Mitglieder. Über die Vernetzung der Hamburger NA mit ähnlich ausgerichteten Organisationen ist nichts bekannt. In Frankreich arbeitet die NA mit Propagandisten der sogenannten "Neuen Rechten" zusammen.
Die Doktrin
Strikt zu trennen ist bei der NA das Auftreten nach außen und die intern propagierte Doktrin. An die Öffentlichkeit tritt die NA als Vorträge und Seminare veranstaltender philosophisch-kulturell orientierter Verein, der sich besonders esoterisch gefärbter Themen annimmt. Schwerpunkte dieser öffentlichen Tätigkeit sind Seminare zur Religionsphilosophie, zur Archäologie und zu Philosophen der Antike, speziell zu Platon, dessen quasi-totalitäre Staatsphilosophie einen wesentlichen Bezugspunkt der Vereinsdoktrin bildet. So bietet der Hamburger Zweig der NA, neben einem mehrmonatigen Kurs "Einführung in die praktisch Philosophie" (s.u.), Veranstaltungen über Alchemie, Buddhismus, grundlegende Texte zum Hinduismus, Keltenkulten, aber auch zum kreativen Schreiben, etc. an. Die NA ist stets darauf bedacht, sich durch die Werbung von mehr oder weniger prominenten und akademisch betitelten Gastreferenten, die der Organisation nicht unbedingt nahestehen, einen Anstrich von Seriosität und Professionalität zu geben.
Intern ist die NA streng hierarchisch gegliedert. Als Mitglied wird nur aufgenommen, wer die öffentlich zugänglichen Seminare "Einführung in die praktische Philosophie" und ein persönliches Gespräch mit dem Kursleiter absolviert hat. Erst mit dem langsamen Aufstieg in der NA-Hierarchie werden Mitglieder in die Kerndoktrin der NA initiiert.
In ihrer Dokrin vermengt die NA Versatzstücke aus esoterischen Geheimlehren (Theosophie), altägyptischen, altindischen Religionen und klassischer Philosophie mit Führerkult und Pimpfgehabe. Ausgehend von der Feststellung, daß die moderne Welt materialistisch-dekadent sei und der Mensch sein spirituelles, inneres Ich verdränge, bzw. negiere, strebt die NA eine Rückwendung zu den vermeintlichen Werten alter Zivilisationen an. Ziel ist die Schaffung von Übermenschen, die einen integralen Staat mittels einer aristokratisch-totalitären Regierung führen, die völlige Indoktrinierung des Menschen (integrale Erziehung von Jugend an) sowie eine starke Militarisierung der Gesellschaft (Militärdienst im Alter von 19 bis 26 Jahren).
Ebenso strebt die NA die Bildung von uniformierten Frauen- und Arbeitsbrigaden an sowie die Bildung von paramilitärischen Sicherheitsdiensten, die z.B. dem Staat im Falle von Streiks zur Verfügung gestellt werden sollen.
Interne Dokumente der NA weisen eine hohe Affinität zur faschistischen Symbolik auf (Propagierung des Hitlergrußes, etc.).
In Deutschland sind Informationen zur NA spärlich vorhanden; sie wird allerdings in kirchlichen Publikationen2 als Sekte geführt. Für weitere Informationen wird auf drei französische Adressen verwiesen:
Centre de documentation d'éducation et d'action contre les manipulations mentales/Centre Roger Ikor. 19, rue Turgot, 75009 Paris
Association de défense de la famille et de l'individu. 10, rue du Père Julien Dhuit, 75020 Paris
Association Daguerrosectes. Tel. (0033) 1 - 45 45 54 03 (befaßt sich speziell mit der NA)
1Stand 1983 laut Guggenberger /Schweidlenka (Mutter Erde, Magie und Politik, Wien 1987, S. 150) 30.000 Mitlieder in 35 Ländern.
2 Gasper/Müller/Valentin (Hg.): Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen, Freiburg/Basel/Wien 1990
[Aus: Antifaschistische Informationen, Rechte Organisationen in Hamburg, Nummer 1; Erscheinungsdatum: 2. Juni `95; Herausgegeben von: Bündnis keinen Fußbreit den Faschisten, c/o Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg; e-mail: kfdf@krabat.nadir.org]