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Tue Aug  8 03:27:26 1995
 

Die "Unitarier"

Deutsche Untitarische Religionsgemeinschaft

Die DUR wurde nach 1945 von hochrangigen Altnazis gegründet. Zu den Altnazis der Gründungszeit gehören unter vielen anderen Wilhem Hauer (in den 20-er/ 30-er Jahren Ideologe der "Deutschgläubigen"), Eberhard Achterberg (Amt Rosenberg der NSDAP), Elisabeth Achterberg, Herbert Böhme (SA-Führung, Reichspropagandaleitung der NSDAP) und Herbert Grabert (Reichsministerium der besetzten Ostgebiete, später Gründer des neofaschistischen Grabert-Verlages).

In der DUR arbeiteten seither zahlreiche andere Faschisten mit. Die Ehrenvorsitzende der DUR war bis 1988 Sigrid Hunke, eine ausgewiesene Neurechte, die immer noch als Chefideologin der DUR gilt. Den geistigen Rat der Unitarier leitete kurzzeitig Prinzessin Reuß zur Lippe, Chefredakteurin der "Bauernschaft", der Zeitschrift des Auschwitz-Leugners Thies Christophersen.

Der Bürgermeister der schleswig-holsteinischen Gemeinde Kronshagen Thomas Darsow (CDU) wurde 1990 zum Rücktritt aufgefordert, weil er 1980 in den "Unitarischen Blättern" geschrieben hatte, in der BRD werde auf alle mögliche Weise versucht, "den Menschen anderer rassischer Zugehörigkeit und Mischlingen, die Eingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen". Er warnte, "bei anhaltender Zuwanderung von Millionen Südeuropäern, Afrikanern und Asiaten" führe die "Rezessivität ihrer artspezifischen Erbanlagen "bei den Nordeuropäern zu einer "langfristig nicht mehr rückgängig zu machenden Umwandlung". (Zitiert nach "Markt am Sonntag", Kieler Anzeigenblatt vom 10.04.1991). Darsow hatte 1975-79 auch für die neofaschistische Zeitschrift "Tendenz" geschrieben, die 1979 auch den "Kameraden" Hoffmann, Leiter der Wehrsportgruppe Hoffmann, eingeladen hatte. Danach wurde er stellvertretender Schriftleiter der "Unitarischen Blätter". Im Juni 1993 war er als CDU-Funktionär in Mecklemburg-Vorpommern tätig.

Inhaltlich

Die Unitarier treten nach außen moderat auf und legen eine starke Betonung auf Toleranz und Demokratie.

Ihre geistigen Wurzeln liegen jedoch laut H.Kramer ("Unitarische Blätter" 1986) in der "Deutschen Glaubensbewegung", deren Ideen es gewesen sei, "völkische Religiösität und indogermanische Glaubensinhalte zu verbinden". In Sigrid Hunkes "Europas andere Religion" (1969) wird Unitarismus so umrissen: Glauben an eine "artgemäße" Religiösität, die in Mittel- und Nordeuropa im Widerspruch zum "asiatischen" und "unnatürlichen" Gleichheitsgedanken stünde. "Artgemäß" sei es hier eher, sich im "Schicksal sieghaft zu bewähren". Gut und Böse haben dabei keine Bedeutung. Darum dürfen die Unitarier auch als "aus dem Nazi-Kirchenkampf entstandene völkisch-rassistische Sekte" (Landgericht Bonn und Landgericht Berlin 1990) bezeichnet werden. Dem Landgericht Hamburg (9.November 1990) stellte sich sogar die Bezeichnung der DUR als "Nazi-Sekte" als zulässige Meinungsäußerung dar.

1988-91 tobte im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) ein Streit um die Mitgliedschaft des "Hilfswerks" (Sitz: Hamburg) der DUR im DPWV, nachdem die Bonner Initiative "Gemeinsam gegen Neofaschismus" den Ausschluß der DUR vom DPWV gefordert hatte. Trotz der juristischen Erfolge der Initiative (s.o.) erfolgte jedoch kein Ausschluß des Hilfswerks der DUR.

In Hamburg

In Hamburg ist das "Hilfswerk der Deutschen Unitarier" als Träger der freien Jugendpflege anerkannt.

Hamburg ist auch Sitz der "Unitarischen Akademie", deren Veröffentlichungsreihe von Eberhard Achterberg geleitet wurde, u.a. veröffentlichte hier auch der Kieler Altfaschist Fritz Castagne (NSDAP-Reichstagsabgeordneter, Reichsamtsleiter der "Deutschen Arbeitsfront", später Kandidat der "Kieler Liste für Ausländerbegrenzung" und DUR-Mitglied).

Der Grundschullehrer Günther Pahl aus Pinneberg (ehemaliger Schriftleiter der "Unitarischen Blätter") betreibt ein Tagungshaus, in dem auch der neofaschistische "Bund Heimattreuer Jugend" tagt.

Das "Hilfswerk der Deutschen Unitarier" betreibt das "Psychosoziale Zentrum für ausländische Flüchtlinge" (Wartenau 13, Tel. 251 43 44), welches als "psychologische Beratungsstelle" "Beratung und Therapie für ausländische Flüchtlinge" anbietet. Zumindest in einem Fall ist bekanntgeworden, daß der Psychologe in einem vor Gericht verwendeten Gutachten die psychischen Schwierigkeiten einer afrikanischen Frau mit ihrem Aufenthalt in Deutschland begründet hat. Die Abschiebung wurde damit erheblich erleichtert.

Im Juni 1993 versuchten die "Deutschen Unitarier", sich an der Veranstaltung "Vielvölkerstadt Hamburg" auf dem Rathausmarkt zu beteiligen. Dies wurde durch das öffentliche Eingreifen von AntifaschistInnen verhindert.

Quellen

- "FaschistInnen wollen mit New Age-Image leichtgläubige Menschen ködern" von der Bonner Initiative gegen Neofaschismus, Römerstraße 59, 5300 Bonn 1

- "`Deutsche Unitarier': Völkisch rassistische Sekte aus Wohlfahrtsmarken finanziert", Peter Kratz in "Der Rechte Rand"

- Resolution der 11. landesweiten Konferenz der antifaschistischen Initiativen und Organisationen Nordrhein-Westfalens, 02.12.1989 in Bochum zur DUR

- "Nazi-Sekte der `Vielvölkerstadt'", Lokalberichte Hamburg, Nr.12/ 93

[Aus: Antifaschistische Informationen, Rechte Organisationen in Hamburg, Nummer 1; Erscheinungsdatum: 2. Juni `95; Herausgegeben von: Bündnis keinen Fußbreit den Faschisten, c/o Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg; e-mail: kfdf@krabat.nadir.org]