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Wed Sep 13 00:27:23 1995
 

Die REPs in Hamburg

Der Hamburger Landesverband der REPs wird nach außen nur selten aktiv. Deshalb ist uns über ihn auch nur relativ wenig bekannt. 1989 gaben die Hamburger REPs ihre Mitgliederzahl mit 200 an, davon 50 im Kreisverband (KV) Eimsbüttel. (Interview in NDR 1, 16.9.1989) Eimsbüttel und Wandsbek sind die traditionellen Schwerpunkte der REPs. Für 1993 gibt der Verfassungsschutz Hamburg die Mitgliederzahl mit immer noch 200 an. Es gibt danach KVs in Altona, Mitte/Bergedorf, Wandsbek und Altona. Voraussetzung zur Bildung eines KVs ist die Mindestmitgliedszahl von 20. Diese Zahl wird in Nord und Harburg nicht erreicht. (VS-Bericht Hamburg für 1993 - Hamburg führt die REPs im VS-Jahresbericht im Gegensatz zum Bund auf.) Seit März/April `95 geben die REPs den "Alster Report" als Mitgliederzeitung heraus; ein vierseitiges schlecht gemachtes Blättchen, das v.a. um den Nachweis der eigenen Verfassungstreue bemüht ist. ("Alster Report" Nr. 1, März/April `95)

Die REPs führen hamburgweit monatliche offene Mitgliederversammlungen durch, zu denen 40-50 TeilnehmerInnen erscheinen; bei prominenten Gästen oder zu bedeutenden Themen kommen schon mal 90 Rechte zusammen. (VS-Bericht Hamburg für 1993)

Eines dieser Treffen fand am 22.5.'91 im Restaurant `Fong Hee', Bandwirkerstraße 47 in Wandsbek, statt. Kurz vor der Bürgerschaftswahl handelte es sich um eine getarnte Wahlkampfveranstaltung zu der auch Franz Schönhuber erschien. Trotz solch hohen Gastes erschienen nur 50 TeilnehmerInnen, denn vor dem Restaurant demonstrierten 200 AntifaschistInnen. Aufgrund des mal wieder massiven Polizeischutzes, konnte die Veranstaltung zwar stattfinden, aber viele InteressentInnen machten beim Anblick der Antifas auf dem Absatz kehrt. (Broschüre `Nazis raus!')

Weitere bekanntgewordene REP-MVs fanden statt im Restaurant `Münster', Siemersplatz/Ecke Julius-Vosseler-Straße in Lokstedt, und bis Ende 1994 in der Gaststätte `Klinker', Schlankreye 69 in Hoheluft. Beide Treffpunkte konnten durch AntifaschistInnen für die REPs geschlossen werden. (Anonyme Flugblätter)

Darüber hinaus versuchten die REPs nur zweimal mit öffentlichen Aktivitäten, die über Flugblattverteilen hinausgehen, auf sich aufmerksam zu machen:

Am 9.4.1990 sollte ein Hamburger Parteitag im Hamburg-Haus, Doormannsweg in Eimsbüttel, stattfinden. Dies mußte als besondere Provokation gesehen werden, denn das Hamburg-Haus ist eine Art Stadtteilzentrum mit Bücherei, verschiedenen Beratungsstellen, verschiedenen Initiativen und einem Jugendzentrum, in dem selbstverständlich auch Jugendliche ohne deutschen Paß verkehren. Aufgrund massiver öffentlicher Proteste, u.a. von BetreiberInnen und TrägerInnen des Hamburg-Hauses sowie einer zu erwartenden Großdemo sagten die REPs den Parteitag ersatzlos ab. (`Nazis raus!') Ein weiterer Landesparteitag flog am 19.3.1995 auf. Ca. 60 REPs (überwiegend Männer aller Altersstufen) trafen sich im Clubheim des SC Union 03, Waidmannstraße 17 in Altona. Aufmerksamen AntifaschistInnen, aber nach einiger Zeit auch den REPs, erteilte der Wirt Hausverbot, das die Polizei durchsetzte. (Anonymes Flugblatt)

Am 5.5.1990 wollten die REPs die Anti-Hafenstraßen-Hysterie, die in den Medien geschürt worden war, auf ihre Mühlen lenken. Sie machten eine Barkassenfahrt, die zwischen den Landungsbrücken und den Hafenstraßen-Häusern hin und her ging. An der Barkasse war ein Transparent angebracht mit der Aufschrift "Steine sind keine Argumente".

Allerdings mochten sich lediglich 8 deutsche Helden so weit in Feindesland begeben. (`Nazis raus!')

Seit die REPs sich 1984 auch in Hamburg konstituierten, ist der mittlerweile über 80jährige Werner Jamrowski ihr Vorsitzender. Jamrowski war bereits 1951 Mitgründer des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten. Er saß 4 Jahre für die CDU in der Bezirksversammlung Wandsbek. 1972 trat er aus der CDU wegen deren Zustimmung zu den Ostverträgen aus. 2. Vorsitzender ist Elmar Bruhn. (HR 7.5.1992) Seit einiger Zeit sind Ernst-Ulrich Böttcher und Hans Ehlers stellvertretende Landesvorsitzende. 1990 war Rolf Leppert Beisitzer im LaVo; er war Redakteur der rechten Zeitschrift Horizont und ist Mitarbeiter im Deutschen Rechtsbüro des Jürgen Rieger, das dazu dient Neonazis mit Rechtsberatung und -beistand zu unterstützen. (taz-HH 9.8.1993) Im Adreßbuch des verstorbenen Nazi-Führers Michael Kühnen tauchen Jamrowski und der Landesverband der "Jungen Republikaner" auf. (Interim Nr. 178)

Ihren letzten größeren Auftritt hatten die REPs anläßlich der Bürgerschaftswahlen am 19.9.1993. Sie warben an Litfaßsäulen mit dem Konterfei Schönhubers sowie mit der REP-Raute. Vereinzelte Stellschilder fielen rasch antifaschistischen StadtreinigerInnen zum Opfer. 800000 Flugblätter wurden, laut dem aus Baden-Württemberg importierten Wahlkampfleiter Christian Käs, überwiegend per Postwurfsendung unters Wahlvolk gebracht. Schwerpunkt der Flugblätter waren Kriminalität und Rassismus sowie die Abgrenzung zur gleichzeitig kandidierenden DVU. "Wir wollen, daß Hamburg das Tor zur Welt bleibt, aber auch eine deutsche Stadt mit freiheitlich-hanseatischen Traditionen." Obwohl Unterstützer von außerhalb rangekarrt wurden, blieb das öffentliche Auftreten gering. Wahlveranstaltungen wurden nur kurzfristig und in eher klandestinem Rahmen abgehalten. Am Wahlabend selbst `feierten' 300 REPs im EKZ Farmsen. (VS-Bericht Hamburg für 1993, REP-Flugblätter, Lokalberichte Hamburg Nr. 18, 19 und 20/93)

Hamburgweit scheiterten die REPs an der 5%-Hürde, konnten aber in die Bezirksversammlungen Mitte (3 Abgeordnete, siehe Extra-Bericht) und Harburg (4 Mandate, aufgrund zu weniger Kandidaten konnten sie aber nur 3 wahrnehmen) einziehen. Ende April 1994 traten die 3 Harburger Abgeordneten aus den REPs aus. Die Begründung lag allerdings nicht in einer Kritik faschistischer Positionen, sondern in der "undemokratische(n) Verhaltensweise" sowie in der "mangelnde(n) Unterstützung in allen Bereichen", trotz einer Arbeitsfraktion für die REP-Bezirksabgeordneten. Desweiteren werden Betrügereien bei KandidatInnenwahlen und verhinderte Mitgliederversammlungen genannt. Martin und Angelika Geidel sowie Helmut Jackstell wollen als Unabhängige Fraktion Harburg weitermachen. (MoPo 2.5.1994)

REP-KandidatInnen

Bundestagswahlen 2.12.1990 (unvollständig)

Erststimmen:

Hans Fiedler, Steinbeker Hauptstr. 147, 2 HH 74; Dr. Klaus Barnbeck, Häußlerstr. 32e, 2050 HH 80

Zweistimmen:

Ernst-Ulrich Böttcher; Marlene Hagen

Hans-Joachim Wloch; Kirsten Dau

Bürgerschaftswahlen 3.6.1991 (unvollständig)

Bezirksversammlung:

Rudi Erismann, Wendlohstr. 135, 2 HH 61

Hamburg:

Marlene Hagen; Hans Fiedler; Dieter Koop; Dieter Haubold

Bürgerschaftswahlen 19.9.1993

Hamburg

Ernst-Ulrich Böttcher, Gertrud-Bäumer-Stieg 70, 21035 HH; Hans Ehlers, Kielortallee 26, 20144 HH; Dieter Koop, Im Allhorn 11B, 22359 HH; Ute Behrens, ABC-Str. 44, 20354 HH; Werner Jamrowski, Rhiemsweg 57A, 22111 HH; Dieter Haubold, Bekassinenau 130 C, 22147 HH; Dr. Bodo Zartmann, Julius-Vosseler-Str. 45, 22527 HH; Otto Callies, Am Sumpfgraben 11, 22547 HH; Hans Damm, Hermelinweg 35, 22159 HH; Frank Fiedler, Steinbeker Hauptstr. 147, 22115 HH; Dieter Georg Markowski, Op de Elg 77, 22393 HH; Jan Pigors, Gertrud-Seele-Kehre 11, 21035 HH; Gerhard Kräft, Buchenallee 13C, 22529 HH; Michael Schwingel, Bräsigweg 7, 22177 HH; Bernd Erich Krüger, Isestr. 47, 20144 HH; Hans-Jürgen Nitsche, Willi-Hill-Weg 24, 22547 HH; Mustafa Tasyaran, Berner Heerweg 356B, 22159 HH; Peter Scharnow, Neßkatenweg 16, 21129 HH; Heinz Böhmecke, Brückwiesenstr. 28, 22453 HH; Karl-Heinz Lisker, Von-Sauer-Str. 3D, 22761 HH; Detlef Schwenkler, Averhoffstr. 28, 22085 HH; Helmut Jackstell, Bremer Str. 23, 21073 HH; Karla Kmiesch, Im Grünen Grunde 26, 22335 HH; Andreas Krygier, Roßberg 30, 22089 HH


Bezirk Mitte

Ute Behrens, s.o.; Thomas Behrens, s. Ute Behrens; Peter Weidner, Steinbeker Hauptstr. 147, 22115 HH; Dieter Karl Schneider, Talstr. 4, 20359 HH; Josef Saller, Culinstr. 6, 22111 HH; Bezirk Altona; Otto Callies, s.o.; Karl-Heinz Lisker, s.o.; Wolfgang Dombrowski, Mechelnbusch 1, 22559 HH; Hans-Jürgen Nitsche, s.o.; Hildegard Ferner, Behnstr. 61, 22767 HH;Bezirk Eimsbüttel; Hans Ehlers, s.o.; Dr. Bodo Zartmann, s.o.; Gerhard Kräft, s.o.; Anja Springer-Kräft, s. Gerhard Kräft; Heinz Detje, Flaßheide 29, 22525 HH; Bernd Krüger, s.o.; Werner Ziegler, Wiben-Peter-Str. 2, 22529 HH; Holger Geske, Grundstr. 21, 20257 HH

Bezirk Nord

Detlef Schwenkler, s.o.; Heinz Böhmecke, s.o.; Karla Kmiesch, s.o.;Heinz-Dieter Hansen, Maria-Louisen-Str. 39A, 22301 HH; Bezirk Harburg

Martin Geidel, Holtknebel 32, 21149 HH; Angelika Geidel, s. Martin Geidel

Helmut Jackstell, s.o.

Bundestagswahlen 16.10.1994

Hans Ehlers, s.o.; Dieter Markowski, s.o.; Otto Callies, s.o.; Dieter Haubold, s.o.; Josef Saller, s.o.; Michael Schwingel, s.o.; Ute Behrens, s.o.; Ralph Klemptner-Fabritz, Grevenhorst 5, 24803 Erfde; Hans-Jürgen Erichsen, Wibischenkamp 42A, 22523 HH; Hans Fiedler, s.o.

Die REP - Abgeordneten in der Bezirksversammlung Mitte

Seit dem Herbst 1993 haben die REPs drei Abgeordnete im Bezirksparlament Mitte. Wie aus den Lokalberichten Hamburg Nr. 21 (14.10.1993) zu entnehmen war, handelt es sich um Peter Weidner (Taxifahrer), Ute Behrens (Exportkauffrau) und Thomas Behrens (Ehemann). Anwesend waren in den monatlich stattfindenen, öffentlichen Sitzungen der Bezirksversammlung zumeist Ute Behrens und abwechselnd einer der Männer. Ihr Auftreten dort war auffallend zurückhaltend. So waren Wortmeldungen sehr selten und auch nur zu eigenen Anträgen. An den übringen Debatten beteiligten sie sich nicht. Die 2- 3 Anträge der REPs pro Sitzung waren, wie andere auch, ideologisch rechts, fielen aber niemals extrem aus dem Rahmen. Sie reichten von, Verlegung einer Bus- und Taxispur, bis zur Abschaffung des Drogenmobils in Billstedt . Von den übrigen Abgeordneten in der Bezirksversammlung wurden die REPs im großen und ganzen behandelt wie jede andere Fraktion. Es gab keine Provokationen, keine Aufforderungen zu Stellungnahmen. Inhaltliche Diskussionen fanden wegen beiderseitiger Zurückhaltung sehr selten statt und nur zu Anträgen seitens der REPs. Verwunderlich ist jedoch, daß alle Wortbeiträge der REPs, ausschließlich von Ute Behrens gehaten wurden. Sie übrigens seit dem 17/18.12.1994 Beisitzerin des Bundesvorstands der REPs. Verwunderlich deshalb, weil es ausgerechnet eine Frau ist, die sich in einer ideoligisch frauenfeindlichen Partei so engagiert. Und deshalb, weil diese Partei doch lieber Heimchen am Herd, statt Karrierefrauen sehen würde. Das Bezirksparlament Mitte hatte in der ersten Sitzung nach der Wahl, die Minderstabgeordnetenzahl zur Bildung einer Fraktion, von dato zwei auf nunmehr vier erhöht, wodurch die REPs keinen Fraktionsstatus bekamen, was ein eingeschränktes Rede - und Informationsrecht, keine Sitze in wichtigen Ausschüssen und keine Fraktionsräume bedeutet. Dieser Beschluß wurde am 2.3.1995 vom Oberverwaltungsgericht aufgehoben. Wie sich der neu gewonnene Fraktionsstatus, der REPs auf ihre Bezirksversammlungsarbeit auswirken wird, bleibt abzuwarten.

[Aus: Antifaschistische Informationen, Rechte Organisationen in Hamburg, Nummer 1; Erscheinungsdatum: 2. Juni `95; Herausgegeben von: Bündnis keinen Fußbreit den Faschisten, c/o Schwarzmarkt, Kleiner Schäferkamp 46, 20357 Hamburg; e-mail: kfdf@krabat.nadir.org]