Absender : S.ENGELHARDT@LINK-MA.CL.SUB.DE (Sabine Engelhardt)
Betreff : Reps in Mannheim (1)
Datum : Mo 15.05.95, 14:53 (erhalten: 18.05.95)
folgendes stand im Mannheimer Morgen Nr. 111 vom Montag, dem
15. Mai 1995, Seite 18 (Mannheim):
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*Parteitag ohne großes Echo*
Erwartete Großdemonstration am Luisenpark blieb aus
Weitgehend friedlich verlief die Demonstration der "Mannheimer Antifaschistengruppe" gegen den Landesparteitag der Republikaner in der Festhalle Baumhain. Zu der Kundgebung versammelten sich rund 150 Teilnehmer am Haupteingang des Luisenparkes an der Theodor-Heuss-Anlage. Drei von ihnen überwanden den Zaun des gesperrten Parks. Sie wurden vorübergehend festgenommen.
Bereits in den frühen Morgenstunden des Samstags zeichnete
sich ab, daß die Beteiligung an der Demonstration weit unter
den erwarteten 1500 Teilnehmern bleiben werde. Die Polizei
hatte alle Eingänge zum Luisenpark besetzt. Erst nach einiger Zeit wurde klar, daß die Delegierten des Parteitages
nicht den Haupteingang passierten, um zum Baumhain zu gelangen, sondern die Lieferantenzufahrt etwa 100 Meter entfernt.
Dorthin begaben sich dann auch die Demonstranten, um den Republikanern ihren Protest kundzutun. Hier und dort bildeten
sich einzelne Grüppchen von Polizeibeamten und Teilnehmern
der Kundgebung, um sich beim Gespräch die Zeit zu verkürzen.
Offensichtlich mischten sich unter die Demonstranten auch
junge Menschen, die auf Zoff aus waren. Da sie sonst nicht
zum Zuge kamen, versuchten sie kurzfristig ein Feuerwehrfahrzeug zu blockieren, das den Luisenpark verließ. Nach
kurzem Zureden durch den Einsatzleiter, ließen sie davon
schließlich ab.
Kurz vor Mittag blieb nur noch eine Gruppe von 30 jungen zum
Teil vermummten Frauen und Männern übrig. Sie zogen - begleitet von etwa 50 Polizisten - um den ganzen Luisenpark auf
der Suche nach einem Zugang. Nachdem sie sich überzeugt hatten, daß zum Baumhain nicht durchzukommen war, verließen sie
die Stätte.
Die Polizei blieb bis zum Ende des Parteitages vor Ort, gegen 18.35 Uhr verkündete eine Stimme aus den Funkgeräten:
Ende des Einsatzes. Bis dahin waren auch die drei jungen
Männer wieder auf freiem Fuß, die über den Zaun geklettert
waren. Sie müssen mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch
rechnen. jan
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folgendes stand im Mannheimer Morgen Nr. 111 vom Montag, dem
15. Mai 1995, Seite 18 (Mannheim):
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*Ungewohnte Gäste im Park*
Hunde, Pferde, viel Polizei und Feuerwehr standen bereit
"Das sind für uns ungewohnte Gäste", mußte Stadtpark-Geschäftsführer Joachim Költzsch am Samstag eingestehen. Für
Hunde und Pferde ist Mannheims grüne Oase nämlich normalerweise tabu. Doch jetzt hallte plötzlich kräftiges Bellen
über die Wiesen des ansonsten menschenleeren Parks. Polizeihunde und die Reiterstaffel sicherten von innen den Zaun
des Stadtparks gegen Demonstranten. Zudem flitzten Beamte
der - gerade erst aufgestellten - Radfahrertruppe die Wege
um und um den Park entlang, um mögliche Eindringlinge zu
entdecken.
Im Park standen mehrere Hundertschaften bereit. Dazu waren
aus Bruchsal, aber auch aus Lahr und Göppingen Bereitschaftspolizisten nach Mannheim beordert worden. Die Schwaben und Südbadener hatten schon um drei Uhr in der Früh
losfahren müssen. Gegen sechs Uhr empfingen sie dann ihre
Mannheimer Kollegen mit einem Frühstück in jenem Unterstand,
in dem sonst die Gondoletta-Boote überwintern. Hier, verborgen hinter dem Baumhain, hatte die Polizei auch ihre mobile Funkleitstelle geparkt, während - für alle Fälle - zwei
Wasserwerfer beim Carl-Benz-Stadion postiert waren.
Költzsch blickte erleichtert auf die starken Polizeikräfte:
"Man muß auf alles vorbereitet sein", meinte er. Mögliche
Parkbesucher ließ er auf dem Parkplatz Friedensplatz per
Flugblatt von der Sperrung des Parks wegen der Demonstration
informieren und empfahl ihnen (mit genauer Wegbeschreibung)
den Herzogenriedpark als Ausflugsziel. Wegen des starken Regens gab es für die Flugblätter aber kaum Abnehmer. Viel
mehr sorgte Költzsch sich, daß gewalttätige Demonstranten
Pflanzen beschädigen oder gar auf die Tiere losgehen könnten. Das wäre nämlich auch von der Kaution der Republikaner
nicht abgedeckt gewesen, da diese sich - laut Gerichtsbeschluß - nur auf Schäden an der Halle beziehen durfte. Der
Oberbürgermeister ließ daher vorsorglich die Feuerwehr mit
zwei Tanklöschfahrzeugen zum Baumhain und dem Strohlager des
Bauernhofs ausrücken, sollten dorthin Brandsätze fliegen. Da
dadurch Einsatzkräfte gebunden waren, mußten die Abteilungen
Nord und Innenstadt der Freiwilligen Feuerwehr die Wachen
verstärken. Die Feuerwehrleute hatten sich in den Luisenpark
aber wenigstens einen Absetzcontainer mit heizbarem Aufenthaltsraum und Toilette gestellt. Viele Polizisten dagegen
froren - bei neun Grad - stundenlang im Regen. pwr
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