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Thu Jun 19 21:21:02 1997
 

ZEGGsismus

Inhaltsverzeichnis

Das Frauenbild im ZEGG

Die "befreite Sexualität" ist laut ZEGG der Weg, um alles Übel von der Erde zu verbannen. Dieses Kernstück seiner Ideologie reicht zurück bis zu den Anfängen der AAO, wonach nur beim Orgasmus die Energie frei fließen kann. (Starke Anlehnung an die Gedanken von Wilhelm Reich!)

Blindäugig und völlig undifferenziert wird die Ursache für gesamtgesellschaftliche Probleme in der Unterdrückung der Sexualität gesehen. Außer acht gelassen werden Unterdrückungsmechanismen, die durch Besitz- und Machtstrukturen entstehen, die zwischen den Geschlechtern existieren und die von weißen Metropolen auf Trikontländer ausgeübt werden.

Rassismus und die als "Ökokatastrophe" bezeichnete Verschlechterung der Umweltbedingungen sind für die "Vögeln-wir-die Welt-frei"-PropagandistInnen ebenfalls Probleme, die durch die Unterdrückung der Sexualität bedingt werden.

Sie entwickeln ein neues Konzept der Liebe - einer Liebe, die für sie nur zwischen Mann und Frau existiert - welches die Lösung all unserer Probleme sein soll. In diesem Konzept kommt den Frauen eine ganz besondere Rolle zu.

Sabine Lichtenfels, evangelische Theologin und ehemalige Prostituierte, die neben Dieter Duhm eine der führenden ZEGG-RepräsentantInnen und TheoretikerInnen ist, beschäftigt sich vor allem mit der Rolle der Frau im ZEGG sowie mit "Spiritualität und Eros".

Sie veröffentlichte im Meiga-Verlag die Bücher "Der Hunger hinter dem Schweigen. Annäherungen an sexuelle und spirituelle Wirklichkeiten" und "Rettet den Sex. Ein Manifest von Frauen für einen neuen sexuellen Humanismus" sowie eine Kurzbroschüre über "Das Wüstencamp. Projekt für zeitgemäße Spiritualität und Lebensforschung. Ein Ort für alle sinnvollen Fragen des Überlebens" (Gemeint damit ist Lanzarote, wo sich ebenfalls die Eros-Akademie befindet.)

Sie macht in ihren Publikationen ständig Aussagen über die "wahre Natur der Frau" - in ihren Vorstellungen geht es vor allem darum, daß Frauen sich verändern. Der "neue Weg", den die Frauen gehen sollen, beinhaltet jedoch keinesfalls eine Auseinandersetzung der Männer mit den patriarchalen Verhältnissen oder gar eine Infragestellung der gesellschaftlich zur Norm erhobenen Heterosexualität.

Obwohl wir den durch ZEGG verbreiteten Theorien lieber kein breites Forum geben wollen, werden wir im folgenden ausführlich mit längeren Zitaten arbeiten. Denn immer wieder kommt der Vorwurf an ZEGG-KritikerInnen, daß Zitate aus ihrem Zusammenhang gerissen werden. Dies wollen wir damit vermeiden.

Aus Sabine Lichtenfels: "Der Hunger hinter dem Schweigen":

"Solange die Frau kein positives Verhältnis zum Sex hat, solange sie nicht annimmt und bejaht, daß sie ganz wesentlich aus Sex besteht, purem Sex, solange sie hier ihre Verantwortung nicht sieht, sondern dem Mann die Regie und Verantwortung übergibt, solange wird sie nie aus ihrem Schuld-Dilemma austreten können. Fast alle Frauen wehren sich immer noch gegen ihre sexuelle Grundnatur. Hier liegen ihre Scham und Verurteilung sich selbst gegenüber. Der eigentliche Vorwurf der Frau an den Mann heißt nicht: Du benutzt mich ja nur als dein Objekt! Das ist der Vorwurf, der aus der größten Verdrängung erwächst. Der eigentliche Vorwurf heißt: Warum tust du es nicht endlich? Warum tust du es nicht endlich ganz? Ich will dein Lustobjekt sein. Viel mehr, als du glaubst. Wenn nur ein Mann dies ganz verstünde! Erst dann fühle ich mich ganz gesehen und erkannt als Frau. Erst dann fühle ich mich erweckt. Da, wo er mich ganz zu behandeln versteht als "sein Stück" ohne Gewalt und ohne Verachtung, erst da trifft und berührt er mich ganz.

Eine Frau guckt ungern bis in diese innere Wahrheit. Ein ungeheures Abhängigkeitsgefühl steigt in ihr auf, wenn sie bis in diese Tiefen ihrer Seele hinabsteigt. Sie fühlt sich innerlich unentrinnbar abhängig davon, daß er es tut. Diese Abhängigkeit haßt sie zunächst, und deshalb wehrt sie sich mit aller Kraft gegen diese innere Wahrheit.

Erst wenn sie auf dem Grund dieser inneren Wahrheit angekommen ist, kann sie aufhören, ständig unbewußt einer Spur der Selbsterniedrigung zu folgen, erst dann kann sie ihre eigentliche Erhöhung und Freiheit entdecken, die in ihrer sexuellen Natur liegt. Erst unter Einbeziehung ihrer Grundnatur kann sie wirkliche Unabhängigkeit erreichen." (S.77/78)

Eine etwas andere Umschreibung derselben Ideologie:

"Eigentlich bin ich erst im Sex ganz Frau. Hier ist meine Quelle der Offenbarung. Und die ist sehr elementar, unsentimental und eigentlich sehr wenig mystisch. Hier liegt mein eigentliches Selbstvertrauen, mein Verlangen und meine Erfüllung. Warum erkennt und akzeptiert der Mann es nicht, daß mein Leib ganz und gar nach dieser elementaren, objektiven, rein materiellen Erfüllung schreit? Dementsprechend möchte er gepflegt, bedient, behandelt und voll benutzt werden.

Manchmal bezweifle ich, daß Männer und Frauen nur das Eine wollen. Ich glaube, die Frauen wollen es unendlich viel mehr." (S.79)

Eines der unzähligen Beispiele für ihre Fixierung darauf, daß weibliche Sexualität ausschließlich in Bezug auf das männliche Geschlechtsorgan gedacht werden kann. Welcher Druck hierbei auch auf Männer ausgeübt wird, ist wohl zu erkennen!

"Eine sexuell erwachte Frau wünscht das Zeichen des Mannes, daß sich sein Phallus erhebt allein durch ihre Präsenz und seine Lust. Letzlich wünscht sich eine Frau beim Mann eine "anständige Errektion". Wenn dies nicht so kompliziert wäre auf beiden Seiten, verstellt durch Stress, Versagerängste, Scham und vieles mehr, wie erfrischend klar und einfach wäre der Kontakt. Hier liegt die Quelle ihrer Anerkennung, deshalb wird sie dafür sorgen, daß sie sie bekommt. Denn wenn sie es für längere Zeit nicht bekommt, fehlt ihr etwas Entscheidendes." (S.83)

Und ein letztes Zitat aus ihrem Buch, was für Sabine Lichtenfels "weibliche Identität und Sexualität" heißt:

"Lassen wir die Frau aus tiefster Seele sprechen: Um es pathetisch zu sagen, im Sex erst liegt meine eigentliche Würde als Frau. Die Würde der Frau hat immer ein Loch. Hier liegt nicht meine Entwürdigung, sondern meine Würdigung." (S.78)

Diese Zitate sprechen für sich. Die Frau besteht im Weltbild von ZEGG ausschließlich aus Sex, dieses Grundbedürfnis würde aber von ihne verdrängt werden, sie weigerten sich, sich dieses einzugestehen. Erst dann, wenn frau dies akzeptieren und zulassen würde, könnte sie sich selbst bejahen. Aufgrund der bisherigen Verdrängung ihrer Grundnatur entstünden bei Frauen Schuldgefühle und Verachtung für die Männer.

Wenn Frauen es endlich schaffen würden, sich das einzugestehen, müßten Männer und Frauen sich nicht mehr verachten, denn Anerkennung und Bestätigung erfahren Frauen laut Sabine Lichtenfels nur in der Begierde des Mannes.

Mit solchen Aussagen werden Frauen gesellschaftlichen Klischees entsprechend auf ein Objekt, einen willigen Körper reduziert. Wieder einmal werden Aussagen darüber gemacht, was die Natur der Frau sein solle. Solche Zuschreibungen dienten bisher immer der Stabilisierung patriarchaler Unterdrückungsmechanismen.

Die Darstellung der Frau als willige Sexualpartnerin entspricht genau dem Trend der Zeit. Noch in diesem Jahrhundert hatten die Frauen keine sexuellen Lustgefühle zu haben. Mit der Thematisierung des weiblichen Orgasmus in den 70er-Jahren stellte sich die Vorstellung der orgasmusfreudigen Frau - natürlich mittels Penetration - ein. Eine sexuell attraktive Frau hat einen Orgasmus zu haben beim Vögeln!

All dies in Kombination mit der ständigen Darstellung von Frauen als Lustobjekten führt dazu, daß Frauen ständig sexuell unter Druck stehen und im eigenen Selbstwertgefühl von männlicher Anerkennung abhängig sind. Die Ursachen für diesen gesellschaftlichen Status quo sind natürlich noch wesentlicher komplexer - laut Sabine Lichtenfels ist diese Abhängigkeit jedoch in der Grundnatur der Frau verankert.

Erkenntnisse feministischer Theoretikerinnen werden so mittels platter biologistischer Aussagen vom Tisch gefegt. Den Frauen wird ein selbstgewählter Objektstatus zugeschrieben. In einer männlich geprägten, genital-fixierten Vögelsexualität hat frau zu funktionieren. Ein Nicht-damit-klarkommen wird als ein Verdrängen der eigenen Grundnatur gesehen. Frauen werden dadurch unter Druck gesetzt, daß ihnen ständig gesagt wird, wie sie sind und was sie wollen, nämlich sich hingeben.

Die Theorie: Frauen als natürliche Anlaufstellen für alle Männer

Viele der ZEGG-Mitglieder haben eine linke bzw. alternative Vergangenheit. So auch der Begründer und Chefideologe des ZEGG, Dieter Duhm. Der Ex-Sozialist, Aktivist der 68er-Studentenbewegung und Autor des damals in linken Kreisen zum Bestseller gewordenen Buches "Angst im Kapitalismus" geriet bereits Mitte der 70er Jahre ins Kreuzfeuer linker Kritik, als er sich der umstrittenen AAO-Kommune "Friedrichshof" des österreichischen Aktionskünstlers Otto Mühl anschloß.

Dort wurde schon 1977 von Duhm das Konzept zur Gründung des ZEGG entworfen. 1978 gründete er das Projekt "Bauhütte", in dem er die ideologischen Grundgedanken der AAO übernahm, die auch heute noch, wenn auch in moderater Form, im ZEGG vertreten werden. Zu einer persönlichen Distanzierung von Otto Mühl sieht sich Duhm auch heute nicht genötigt.

Zu seinen bekanntesten Publikationen - erschienen im Meiga-Verlag - gehören "Politische Texte für eine gewaltfreie Erde", "Der unerlöste Eros", "Das Buch Sidari. Ein Kunstband mit Texten und Gemälden", "Aufbruch zur neuen Kultur - Von der Verweigerung zur Neugestaltung. Umrisse einer ökologischen und menschlichen Alternative" sowie "Synthese der Wissenschaft. Der werdende Mensch".

Auch Dieter Duhm weiß in seinen "Politischen Texten" von 1992 etwas über Frauen zu sagen:

"Wenn eine Frau sich an einen Mann bindet, dann wird sie entweder an sexueller Frustation verwelken oder sie wird diesen Mann mit ihrer Mütterlichkeit ersticken. In beiden Fällen konnte dieser innere Überschuß an Kraft, der ihrer universellen Natur innewohnt, nicht untergebracht werden. Keine Frau kann diese innere Mitgift von Sexualität, Liebeskraft, Pflege und Gärtnerschaft, die ihr die Schöpfung überreicht hat, in der Beziehung zu einem einzigen Mann entfalten. Allein ihre sexuelle Kraft, die dauernde Präsenz ihrer sexuellen Natur und ihrer Lust, deutet auf eine ganz andere Bestimmung hin ...

Könnten Frauen ihre gesellschaftliche Rolle ganz erfüllen, dann wäre wohl keine Therapie mehr nötig. Eine Frau ist, wenn sie ihre weibliche und universelle Identität gefunden hat, eine natürliche Anlaufstelle für alle Männer. Eine reife Frau ist in einer Gemeinschaft ein sexueller und ein seelischer Pol für alle. Sie ist dies ganz einfach durch ihr authentisches Dasein. In einer organischen Gemeinschaft wird sie z.B. ganz von selbst die Liebeslehrerin vieler junger Männer sein. Nicht, weil sie darin ihre eigene Sucht nach Jugendlichen stillen muß, sondern weil es ihre natürliche Funktion ist und weil sie natürlicherweise in dieser Funktion aufgesucht wird." (S.85)

Dieter Duhm dehnt hier die existente Frauenrolle noch weiter aus. Bisher diente die Frau und ihre Sexualität als Reproduktionsquelle in Familie und Beziehung. Diese Funktion soll auf die gesamte Gesellschaft ausgedehnt werden: die Frau als sexueller und seelischer Ruhepol für alle. Die universelle Natur der Frau wird als lustvoll, pflegend, liebend, hegend bestimmt. So werden auch im ZEGG Frauen auf die gesellschaftlichen Stereotypen von Wärme, Nachgiebigkeit und Umsorgen reduziert. Wieder ein Schlag ins Gesicht von Frauen, die versuchen, sich aus genau diesen ansozialisierten Verhaltensweisen zu befreien.

Laut ZEGG ist eine Hauptursache unserer gesellschaftlichen Misere, daß Frauen ihre sexuelle Grundnatur verdrängen würden. Frauen haben die Aufgabe, dies zu erkennen, sich selbst zu verändern und damit einen gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen, was quasi gleichbedeutend damit ist, daß die Frauen an der jetzigen Situation der Gesellschaft schuld sind. Damit kommt ihnen zwar eine bedeutende Rolle in der Geschichtsschreibung zu, in der sie ja sonst eher nicht existent sind - aber eben eine eher negative, als Allein- bzw. Hauptverantwortliche und Schuldige.

Diese Schuld, oder in ihren Worten "Verantwortlichkeit", finden wir sehr ausführlich bei Sabine Lichtenfels in "Der Hunger hinter dem Schweigen" wieder:

"Sie aber hat begonnen, sich als geschichtliches Wesen zu sehen und zu verstehen. Sie weiß, daß ihr Aufbruch ein geschichtlicher Aufbruch ist und eine Wende einleitet im Selbstbild und Selbstverständnis beider Geschlechter. Dieses Selbstbild ist keineswegs beliebig, sondern es folgt einer inneren Wahrheit und natürlichen Erotik." (S.84)

"Sie unterwirft sich nicht mehr dem Richterblick fremder Autoritäten. Sie weiß, daß das gesamte gesellschaftliche System der Unterdrückung des Eros dient und daß für seine Entfaltung ein vollkommen neues System erforderlich ist.

Nichts Geringeres, als das vorzubereiten und zu ermöglichen, hat sie sich zur Aufgabe gemacht. Natürlich weiß sie, daß sie damit nicht alleine ist, sondern daß im Grunde ihres Herzens unzählig viele dasselbe ersehnen und erhoffen. Wichtig ist nur, daß es Menschen gibt, die damit beginnen. Sie hofft, daß sich daraus eine leise Revolution vorbereiten wird, die Revolution der sinnlichen Liebe.

Wenn sie als "schwarzes Schaf" der Gesellschaft hingestellt wird, dann gibt ihr das eher Kraft als Entmutigung, denn im Grunde ihres Herzens ist es ihr ein Zeichen, daß ihr etwas gelungen ist. Es gibt keinen Grund mehr, sich den gesellschaftlichen Normen und Urteilen zu unterwerfen. Ihr sicherster Schutz davor liegt darin, daß sie etwas Besseres vorhat." (S.85)

"Es wird keinen Frieden geben auf diesem Planeten ohne diesen deutlichen und bewußten Wandel der Frau." (S.??)

Die Ideologie: Vögel dich frei und alles wird gut

Die Verantwortlichkeit aller Menschen, speziell aber der Frau, liegt darin, ihre Sexualität frei auszuleben. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, daß sämtliche Probleme von dieser Welt verschwinden, z.B. Hunger, Armut, Rassismus, Krieg..., wie es uns auch diese ZEGG- Zitate erklären:

"Der reale Hunger in den Trikontländern wird nicht beseitigt werden, solange der Hunger nach Liebe in Europa und Amerika nicht gestillt ist." (ZEGG-Magazin 4/92)

Mit solchen Aussagen werden Ausbeutungsverhältnisse verharmlost und entschuldigt und Menschen in den Metropolen von ihrer Verantwortung entbunden.

Auch Rassismus trägt angeblich seine Wurzeln in der Unterdrückung von Sexualität. Janine Müller legt ihre Theorie von "Rassismus und Sexualität" im ZEGG-Magazin 2/92 dar. Sie geht dabei von folgendem Zitat von Nancy Friday aus ihrem Buch "Die sexuellen Phantasien der Frauen" aus:

"... der Neger ist für sexuelle Phantasien wie geschaffen. Alles an ihm, real oder nicht, gießt Öl in die Flammen: wegen der Farbe ist er verboten, und seinem Schwanz schreibt man mythische Proportionen

zu."

Hieraus folgert Janine Müller folgendes:

"Für Frauen werden demnach Ausländer zu einer Projektionsfläche der eigenen verpönten Sehnsucht nach Sexualität. Die damit verbundene Verachtung wird auf die Ausländer verschoben.

Für Männer sind sie der Inbegriff des potenten und nicht faßbaren Liebhabers und dadurch eine immer präsente Bedrohung der eigenen Ehe. Das gilt besonders für junge Männer, die gerne zu den Frauen hinwollen, aber noch nicht wissen, wie. Meistens fehlt ihnen eine positive Orientierung ihrer Männlichkeit und sie brauchen für ihre Lust einen Ausweg. Ausländer sind eine willkommene Zielscheibe ihrer Wut."

Für Janine Müller gibt es anscheinend keine AusländerInnen, die rassistischem Terror ausgesetzt sind, zum anderen scheinen Frauen für sie ausschließlich weiß zu sein. Wie bei klassischen RassistInnen geht eine (bei ZEGG angeblich sexuelle) Bedrohung weißer Frauen ausschließlich von Ausländern aus. Diese beiden rassistischen und sexistischen Ansichten kommen aus der gleichen Grundhaltung: der Leugnung der sexuellen Bedrohung von weißen und schwarzen Frauen durch weiße Männer.

Im ZEGG ist die Frau ja allseits parate Liebeslehrerin - würde sie endlich ihre Rolle annehmen, könnte sie damit Rassismus verhindern.

ZEGG verschleiert und verharmlost gesellschaftliche Realitäten und schiebt dazu noch die Schuld bzw. Verantwortung den Frauen zu - Sexismus auf der ganzen Linie!!!!

Die Konsequenz:

Vergewaltigung und sexueller Mißbrauch als Produkt gestauter Sexualenergie

Sowohl Sabine Lichtenfels als auch Dieter Duhm ignorieren bei ihren "Gesellschaftsanalysen" völlig die Existenz von patriarchalen Machtstrukturen und Sexismus. Somit stellt sich die Frage "Lust oder nicht", auf die ZEGG das Geschlechterverhältnis reduziert, für Frauen völlig anders. Eine solche, die patriarchalen Gewaltverhältnisse zwischen den Geschlechtern ignorierende Haltung nimmt ZEGG auch zum Thema sexueller Mißbrauch und Vergewaltigungen an Mädchen und Frauen ein.

Zunächst mal zum Thema Vergewaltigung: Wir zitieren hier ausführlich aus einem Vortrag von Babette (Sabine Kleinhammes = Lichtenfels) auf der Ostertagung der Erotischen Akademie im März 1989:

"Viele Frauen träumen in der Phantasie davon, vergewaltigt zu werden. In der Wirklichkeit erschrecken sie dann über das, was sie da erregt und ihnen Lust macht. In der Phantasie sind es oft fremde Männer, manchmal mehrere, einer nach dem anderen. Derselbe Vorgang, der in der Wirklichkeit Angst und Entsetzen hervorruft, erzeugt in der Phantasie Lust und Verlangen. Was stimmt nun? Es hat keinen Sinn mehr zu sagen, Phantasien seien eben nicht die Wirklichkeit. Denn diese Phantasien zeigen eine Wirklichkeit des Verlangens, eine Wirklichkeit der sexuellen Sehnsucht. Und solange diese Wirklichkeit der sexuellen Wünsche nicht gesehen wird, nicht akzeptiert wird, nicht positiv integriert wird in den realen sinnlichen Kontakt der Geschlechter, so lange bleibt unsere sexuelle Welt gespalten in die Welt der Phantasie und die Welt der viel langweiligeren Alltäglichkeit. Und solange diese Spaltung andauert, staut sich etwas an Unzufriedenheit und Gewalttätigkeit in der menschlichen Gesellschaft, denn auch der Mann hat ja entsprechende Phantasien. Und so kommt es, daß diese Phantasien jeden Tag auf der Erde auf brutalste Weise irgendwo in die Tat umgesetzt werden. Es wird gefoltert, vergewaltigt, verstümmelt, wo immer die moralischen Dämme brechen und die Gesellschaft, zum Beispiel im Krieg, die Gelegenheit dafür gibt. Oder wenn jemand persönlich ausrastet und die lang gestaute Sexualität in ihm wie Dynamit explodiert. Die Zeitungen sind voll von solchen Berichten.

Diese sexuellen Phantasien von Frauen, die ganz genau ihre Entsprechung haben zu den Phantasien von Männern, sie weisen hin auf eine Wirklichkeit der Lust, die bisher noch nirgendwo öffentlich einbezogen wurde in ethische, soziale und politische Fragen mit dem ernsthaften Interesse, hier humane Lösungsformen zu finden außerhalb von Verbot und bisheriger Moral. Gibt es Möglichkeiten, wo das, was Lust macht, keinen Schmerz mehr verursacht? Gibt es eine Möglichkeit, wo Frau und Mann sich über diese Punkte der Phantasie, die eigentlich eine Entsprechung haben und deshalb zu einer Möglichkeit des Kontakts führen könnten, daß sie sich hierüber verständigen und es integrieren in einen sinnlichen, positiven, wollüstigen Kontakt? In dem vollen sexuellen, bewußt erlebten und bejahten Kontakt zwischen Mann und Frau, wo auch solche Phantasien einbezogen sind ohne reale Unterdrückung und Grausamkeit, liegt ein wesentlicher Transformationspunkt der Gewalt überhaupt. Dieser Satz scheint mir für den Aufbau einer humanen Gesellschaft so wichtig, daß man ihn dreimal wiederholen sollte. ... An nicht gelebter bzw. nicht integrierter Sexualität sterben mehr Menschen als an Autounfällen. Die gestaute Sexualität, die sich irgendwann Bahn bricht, ohne daß sie jemals ins Bewußtsein und ins Leben integriert wurde, führt täglich zu Vergewaltigungen, Morden, Folterungen. Hier beginnt die wirkliche Emanzipation der Frau, wo sie im Begreifen dieser Zusammenhänge ihre sexuelle Rolle annimmt und gestaltet. Das ist ihr wesentlicher Beitrag zu einer neuen Form der Humanität. Wenn sie das tut, dann kann die Mythologie des Alten Testamentes umgeschrieben werden. Die Sexualität, die im Urhebräischen das gleiche Wort ist wie Erkenntnis, ist dann nicht mehr die Vertreibung aus dem Paradies, sondern ist die Hineinführung und der Eintritt. Die Frau läßt den Mann auf ganz einfache Weise wissen, wie sie genommen werden möchte, ohne daß er vor ihr beben müßte in dem Sinne, daß er denkt: bin ich schon der große Eroberer? Und sie läßt ihn auf ebenso einfache Weise auch wissen, was ihr nicht gefällt, denn das gehört ja zur sexuellen Kommunikation. Aber sie hört auf, ihn kleinzuhalten und ihn zu bemuttern."

Hier werden Vergewaltigungsphantasien von Frauen, die es ohne Zweifel gibt, in einen realen Wunsch umgedeutet. Dies ist eine Herangehensweise, wie sie gang und gäbe ist. Selbst in der Justiz erleben wir ja weiterhin, wie Opfern einer Vergewaltigung die Verantwortung für diese zugeschoben wird, "da sie es ja eigentlich gewollt oder herausgefordert hätten."

Vergewaltigungsphantasien stellen aber einen Verarbeitungsmechanismus von Frauen mit der alltäglichen männlichen Gewalt dar. In einer Phantasie führt die Frau - im Gegensatz zur Realität - selbst Regie, und kann dadurch Ohnmachtsgefühle bewältigen.

Es ist unglaublich und eine Verhöhnung der Opfer, die Ursache für männliche Gewalt damit zu begründen, daß Frauen ihren Wunsch nach frei ausgelebter Sexualität nicht verwirklichen - und sich deshalb bei Männern sexuelle Energien stauen, die dann mittels Gewalt ausgelebt werden.

Sie geht sogar noch weiter, indem sie behauptet, daß Frauen ihre sexuellen Erlebnisse, oftmals erst im Nachhinein, als z.B. Vergewaltigung interpretieren.

"Ich möchte, bevor ich auf das ganze Thema Liebe und Sexualität eingehe, einen Eindruck geben von meiner eigenen Geschichte. Ich weiß, daß sie klassisch ist und stellvertretend für die Geschichte vieler Frauen steht. Ich weiß, daß viele Frauen bei ihrer Einweihung ins sexuelle Leben ähnliches erlebt haben wie ich mit 14 Jahren. Um vor sich und anderen später einigermaßen gut dazustehen und um es mit dem weiteren Liebesleben vereinbaren zu können, wird aus so einer Geschichte in der Erzählung eine Vergewaltigung. Der eigene Teil der Lust und Neugierde wird einfach unterschlagen." (Der Hunger hinter dem Schweigen, S. 30)

Nochmal Sabine Lichtenfels in "Der Hunger hinter dem Schweigen":

"Sie erkennt, daß sie in diesem Wissen auch harten Männern gegenüber eine Macht hat, die höher steht und die auf der Stelle eine echte Gewalttat unmöglich macht. Es ist ihre weibliche, erotische Macht. Sie versteht auf einmal, wie sehr die Frau durch ihr aktives und unbewußtes Opferverhalten den Männern gegenüber an den vielen sexuellen Gewaltverbrechen beteiligt ist. Sie sieht, wie die Frau instinktiv dazu herausfordert, solange sie den Eros nicht bewußt in ihr Leben integriert.

Sie erkennt, in welchem Ausmaß es ihre Aufgabe ist, einen Beitrag zu leisten, daß diese Art der Gewalt von der Erde verschwindet."

Eine Frau ist also an ihrer Vergewaltigung mit Schuld, sie fordert durch die Unterdrückung ihres Eros sogar intuitiv dazu auf.

Sobald eine Frau ihren Eros bewußt lebt, kann sie nicht vergewaltigt werden.

Vergewaltigungen sind also nicht durch patriarchale Herrschaftsstrukturen bedingt - nein, es ist die Schuld der Frauen.

Es wäre derselbe Vergleich, daß ein Mordopfer selbst an seinem Tod Schuld ist, weil es sich zu sehr als Opfer, zu passiv verhalten hat.

Auch zum Thema Mißbrauch fährt ZEGG ganz auf der immer stärker werdenden "Mißbrauch- mit dem- Mißbrauch"- Linie. In dem ZEGG- Sonderheft "Sexualität und Kinder" distanzieren sie sich zwar von Mißbrauch, bezeichnen aber Frauen, die sich für die Öffentlichmachung des Themas engagieren, als durchgeknallte Radikalfeministinnen, die

a) ihrem Männerhaß fröhnen und

b) sich Jobs im Mißbrauchsberatungsbereich sichern wollen.

Im gesamten Heft stellen sie sich auf die Seite von Tätern und argumentieren mit dem "Mißbrauch- mit dem- Mißbrauch"- Argument: Nach diesem benutzen Mütter in Trennungssituationen den Vorwurf des Mißbrauchs an ihren Kindern, um sich somit das Sorgerecht und den Einfluß auf ihre Kinder vor den Vätern zu sichern. Es werden diese wenigen Einzelfälle hervorgehoben, in denen Mütter tatsächlich Väter zu Unrecht des Mißbrauchs beschuldigten. Diese Kampagne "Mißbrauch mit dem Mißbrauch", die diese Einzelfälle hervorhebt und verallgemeinert, führt dazu, daß den Opfern von sexuellem Mißbrauch weiterhin nicht geglaubt wird und ihre Aussagen angezweifelt werden.

Dieter Duhm geht sogar noch weiter:

"Kinder sind manchmal in einer Weise sexuell offensiv, daß es einem biederen Erwachsenen den Atem verschlägt. Ohne den Erwachsenen von der Verantwortung für seine Handlungen zu entbinden, wette ich einen hohen Einsatz, daß viele Ereignisse von sogenanntem sexuellem Kindesmißbrauch von Kindern ausgelöst worden sind. Wie ich, ebenfalls ohne die Gewalttat in irgendeiner Weise zu entschuldigen, einen ebenso hohen Einsatz wette, daß viele sogenannten Vergewaltigungen von den sogenannten Opfern ausgelöst worden sind. Das sind Tatsachen der sexuellen Welt, die wir gerne voreilig verurteilen, nur weil wir sie nicht verstehen." (ZEGG-Extra Sexualität und Kinder, S. 28)

Er fordert:

"Die Angst vor der Frauenmafia und ihren Ablegern in der Presse muß ein Ende haben. Im Namen der Kinder!" (ebd., S.30)

ABSATZ ZUM DURCHATMEN ...

Wie ZEGG selbst zu Sexualität von Erwachsenen mit Kindern steht, bleibt schwammig. Einerseits wird "Kein Sex mit Kindern" gefordert, andererseits redet Duhm von einer "behutsamen Einführung der Kinder in die Sexualität", was immer das heißen mag, bedeuten kann es auf jeden Fall viel...

Diese recht ausführlichen Zitate der Position des ZEGG zum Geschlechterverhältnis, zu sexuellem Mißbrauch und Vergewaltigung halten wir für notwendig, um aufzuzeigen, welche frauenverachtende und ignorante Ideologie sich hinter dem scheinbar progressiven Konzept der "Freien Liebe" und den schönfärberischen Floskeln vom "gegenseitigen Vertrauen zwischen den Geschlechtern" verbirgt.