Der Anspruch des ZEGG, in seinen Projekten der Erde "positive Informationen" zu geben und so die drohende Katastrophe abzuwenden, wirft die Frage auf, was mit denen ist, die "negative Informationen" produzieren, d.h. nicht den Vorstellungen Dieter Duhms und des ZEGG entsprechend leben. Im Zusammenhang mit ihrem universalistischen Weltrettungsanspruch liegt die Schlußfolgerung zumindest nahe, diese notfalls auch mit Gewalt daran zu hindern. Auch wenn dies von den ZEGGlern selbst bisher nicht so gefordert wird, zeichnet sich hier die Möglichkeit einer totalitären Wendung der von ihnen verbreiteten Ideologie deutlich ab.
"Natur" läßt sich nicht allgemeingültig definieren. Tatsächlich wird der Begriff eher zur Legitimation des Weltbildes des/derjenigen, der/die ihn benutzt, herangezogen, als dazu, ein klar bestimmbares Phänomen zu beschreiben. Der Natur werden je nach den eigenen Interessen wechselnde "ewige Gesetzmäßigkeiten" zugeschrieben, denen der Mensch sich im Sinne einer "naturgemäßen", also "guten" Lebensweise zu unterwerfen habe. Hier bleibt weder Platz für individuelle Freiheit in der Wahl der Lebensform noch für historische Entwicklungsprozesse in der Vergesellschaftung von Menschen. Wenn alles seine natürliche Ordnung hat, sind demokratische Entscheidungsprozesse fehl am Platze. Wenn jede/r seinen/ihren Platz in einer natürlichen Hierarchie hat, ist ein Kampf gegen Unterdrückung sinnlos oder gefährlich, weil er sich gegen die "natürliche Ordnung" richtet.
Duhms Theorie stellt insofern eine modernisierte Form desselben Natur-Konzepts dar, die auch völkisch-faschistischer Ideologie zugrundeliegt. Er greift zwar nicht auf Konstruktionen von "Volk" oder "Rasse" zurück, aber seine "funktionierenden Alternativgemeinden" oder "Planetarischen Heilungsbiotope" erfüllen letztlich einen ähnlichen Zweck:
Ist der Mensch ein Teil des lebendigen Gesamtorganismus Erde, mit dem ihn ein gemeinsamer Informationsfluß verbindet, in den er "richtige" und "falsche" Informationen eingeben kann, so läßt dies keinen Raum mehr für eigene Entscheidungen. Wenn sowieso nur eine kleine Gruppe Menschen "geistig kompatibel" ist mit dem "System Erde" und so eine Chance hat, die ökologische Katastrophe zu überleben, so sind die Interessen und Lebensbedingungen der Mehrheit völlig unwichtig.
Sie können höchstens zum Störfaktor werden, der falsche Informationen produziert. Wichtig ist nicht mehr das Individuum, sondern die jeweilige Gemeinschaft, weil erst diese den Bezug des Einzelnen zum Gesamtorganismus herstellt. Wenn Duhm schreibt, daß eine Mindestanzahl an Menschen nötig sei, um eine entsprechende Veränderung der Gesamtinformation herbeizuführen, so ist klar, daß Einzelinteressen eine untergeordnete Rolle spielen.
Auch Hierarchien und Führertum sind "natürlich". Im ZEGG sollen sie lediglich aufgedeckt, nicht abgebaut werden. Und wenn Duhm oder Lichtenfels ihre Erkenntnisse besonderen spirituellen Einsichten verdanken, so steht es weniger Eingeweihten nicht zu, sie zu kritisieren. Zusammen mit dem Anpruchs des ZEGG, seine Ideologie als Religion zu begreifen (da der Mensch angeblich Religion braucht), zeigt sich hier klar der totalitäre Charakter dieses Weltbildes.
Bezüglich seines Naturbegriffs und den daraus folgenden Konsequenzen weist das ZEGG damit eine große Nähe zu ökofaschistischen und völkischen Argumentationen auf. Auch sie begreifen sich häufig als politische Religion mit dem Ziel, den Glauben an die natur- oder art-(rasse-)gemäße Lebensweise zu verbreiten.
Am Beispiel des Nationalsozialismus läßt sich zeigen, wie diese Ideologie dazu benutzt werden kann, Gewalt bis zum Mord gegen diejenigen anzuwenden, die ihr wirklich oder vermeintlich nicht entsprechen.
Zwar ist das ZEGG bisher weit davon entfernt, seine Ideologie so zu wenden und über die Macht zu verfügen, diese Wendung durchzusetzen, aber sie verbreiten eine solche Sichtweise gerade bei Menschen, die den konservativen Spielarten solcher Ideologien eher abgeneigt gegenüberstehen. Darum sehen wir das ZEGG nicht einfach als eine Gruppe von Menschen, die auf mehr oder weniger abstruse Weise versuchen, ihr persönliches Leben zu verbessern, sondern als eine, wenn auch nicht unbedingt die typische Erscheinungsform des konservativen Rollbacks.
Hinzu kommt noch, daß eine Pseudopolitisierung des persönlichen Verhaltens, wie sie im ZEGG propagiert wird, einer Erfassung der politischen Dimension der als persönliches Leiden empfundenen gesellschaftlichen Mißstände zuwiderläuft. Der Blick wird auf das eigene Innere oder bestenfalls noch auf den Gruppenprozeß verlagert, ohne daß das Gesehene mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen in Verbindung gebracht wird. Statt politischem Handeln bleibt hier nur die diffuse Hoffnung, daß alles irgendwie besser werden möge, z.B. durch die "positive, richtige Information" (s.o.).
Das beides und die Verwendung von ehemals in linken Zusammenhängen entwickelten Schlagworten und Argumentationen (kollektive Lebensweise etc.) bringt die Ideologie des ZEGG und anderer New Age - Gruppierungen in die Position einer Vorfeldideologie, an die sich, wenn die Grundannahmen einmal akzeptiert sind, problemlos rechte Schlußfolgerungen anknüpfen lassen. Wer ein hierarchisches und elitäres Weltbild akzeptiert, ist damit nicht unpolitisch, sondern reaktionär.