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Thu Jun 19 21:15:23 1997
 

ZEGGsismus

Inhaltsverzeichnis

Nachwort

Die Entwicklung des ZEGG läßt sich für uns nur schwer einschätzen, ebenso wie die Frage, wieviele Leute nun tatsächlich dahinter stehen und was nur Eigenwerbung des ZEGG ist.

Wenn z.B. im ZEGG-Magazin Gruppen in anderen Städten als Kontaktgruppen genannt sind, ist für uns nicht nachzuvollziehen, wie groß oder klein sie sind und ob sie tatsächlich als Gesamtgruppe das ZEGG unterstützen oder ob es nur einzelne Kontakte gibt. Trotzdem haben wir einige Adressen nicht zuletzt deshalb in diese Broschüre aufgenommen, um die Auseinandersetzung in euren Städten anzustoßen.

Was für uns klar auffällig ist, ist die breite Werbekampagne fürs Sommercamp, wo BRD-weit plakatiert worden ist, der neue "Nachbarschaftstreff" in der Friedelstraße 27 in Berlin-Neukölln, wo mit Veranstaltungen massiv für das ZEGG geworben wird und die Kampagne zu Meiga 3000 bzw. dem Planetarischen Heilungsbiotop I, wo bisher ca. die Hälfte der benötigten Summe gesammelt ist (eigene Angaben im ZEGG-Magazin) und bereits ein Gelände ausgesucht ist.

Hier wäre es wichtig, noch mehr Informationen zu sammeln und die vorhandenen besser zu koordinieren.

Eine Frage, die während der Diskussion am Ende der Info-Veranstaltung auftauchte, war, was das ZEGG für viele Leute so attraktiv macht, was sie suchen und dort zu finden glauben.

Bei einem ZEGG-Werbe-Video fielen uns dazu die vielen netten Bilder über gemeinsames Arbeiten und Leben in Belzig auf. Immer wieder fröhliche Menschen, die im Sonnenschein gemeinsam arbeiten, sich etwas aufbauen, Dinge miteinander teilen.

Also eigentlich die netten Bilder von Zusammenleben, die wir auch im Kopf haben, an deren Umsetzung wir aber auch oft scheitern. Auf der Suche nach einem Weg dahin mag ein in Belzig verbrachtes Wochenende die Illusion entstehen lassen, hier sei schon alles besser.

Auch der Wunsch nach mehr Offenheit, körperlicher Nähe und Freundschaft scheint sich hier problemloser erfüllen zu lassen, als es in unserem Alltag meistens der Fall ist.

Auf der anderen Seite steht das Wissen um die reaktionäre Ideologie des ZEGG, wo Hierarchien als natürlich hingenommen werden und nur noch transparent gemacht, aber nicht mehr abgebaut werden sollen und wo von einer einzigen natürlichen und damit richtigen Lebensform ausgegangen wird sowie um den extremen Sexismus, der vom ZEGG als angebliche Befreiung propagiert wird.

Daraus ergeben sich verschiedene Fragen im Umgang mit den Menschen aus unserem Umfeld, die ins ZEGG gehen. Einerseits die Frage, warum wir in unseren eigenen Strukturen keinen besseren Umgang miteinander hinkriegen, andererseits die, wo das Verständnis aufhören und die Kritik anfangen sollte. Zugespitzt könnte mensch fragen: Sehen wir den Aufenthalt in Belzig und das Engagement im ZEGG als bedauerlichen Irrtum, aber auch als Privatsache jeder/jedes Einzelnen an oder glauben wir, daß hier Leute eine reaktionäre Ideologie propagieren und unterstützen und daß diese deshalb in unseren Zusammenhängen nichts (mehr) zu suchen haben.

Wir haben keine definitive Antwort auf diese Frage gefunden. Einig waren wir uns nur darin, daß die Reaktion stark vom Verhalten der einzelnen Leute abhängig ist und darin, daß wir es auf jeden Fall wichtig finden, die Leute überhaupt mit den Inhalten des ZEGG und unserer Kritik daran zu konfrontieren, weil viele zwar hinfahren und dann mehr oder weniger begeistert wiederkommen, sich aber gar nicht erst mit der Ideologie beschäftigen.