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DRR Nr. 32 Dez.94/Jan.95

"Hermannstag der Goden" in Hetendorf

05.02.95-22:41:30

" Hermannstag" in Hetendorf

Hermann der Cherusker ist fuer viele voelkisch denkende Gruppen der Inbegriff

des Widerstandes gegen Romanisierung und Fremdbeherrschung ueberhaupt. Der

Sage nach schlug er in der Naehe von Detmold im Teutoburger-Wald die

roemischen Legionen der Varus. Zwar gehen Archaeologen inzwischen davon aus,

dass das historische Schlachtfeld eher in der Region oestlich von

Osnabrueck liegt, doch voelkisch denkende haelt dieser Umstand nicht davon ab,

in der Region um Detmold jenen vermeintlich heidnischen Geschehen zu gedenken.

Auf einen arteigenen ( germanischen) Glauben berufen sich die " Goden" und

stellen sich damit im Kampf gegen " Ueberfremdung" und " Fremdbestimmung"

in eine Reihe mit Hermann dem Cherusker. Um diese Tradition wachzuhalten

und um die rechten Kraefte zu einigen, hoben die Goden vor 3 Jahren den

Hermannstag aus der Taufe. Ort dieser Zusammenkunft war in den letzten

Jahren das Cafe Roog in Horn Bad Meinberg bei Detmold. Dieser Ort liegt in

unmittelbarer Naehe der fuer Heiden und " Naturreligioese" wichtigen

Externsteine und des Hermannsdenkmals.

Antifaschististen ist das Cafe Roog schon lange als regelmaessiger

Treffpunkt und Tagungsort von heidnisch-faschistischen Gruppen wie den

" Armanen" oder den " Goden" bekannt. Eine antifaschistische Demonstration

vor dieser Gaststaette am Hermannstag 1993 scheint allerdings dazu beigetragen

zu haben, dass der Wirt zu neofachistischen Heidengruppen auf Distans ging.

Auch andere Versuche der Goden, im Raum Detmold Raeume zu mieten, scheiterten.

Dazu duerfte auch ein Brief der Polizei beigetragen haben, welche durch die

Demo 1993 auf die Goden aufmerksam geworden waren. Die Polizei verschickte

ueber den Gaststaettenverband Informationen zum faschistischen Character

der Goden. So kam es, dass die Goden ihren Hermannstag aus Raumnot fernab

des Namensgebers ihres Gedenktages im " Heideheim" verschiedener Nazigruppen

abhalten musste.

Die Goden

Bei den 1957 von Franz Hermann Musfeld gegruendeten Goden handelt es sich

zunaechst um einen Orden. Heute sind die Goden als eingetragener Verein

organisiert. Folgendes Bild haben die Goden von sich selbst:

" Die Gemeinschaft: Die Goden sind eine religioese Erneurerungsgemeinschaft

auf artgemaesser Grundlage, welche im Dienste zum Wohle der gesamten Menschheit , insbesondere aber der weissen Rasse steht." Weiter streben die Goden

nach einem sich an vermeintlich " kosmischen Gesetzmaessigkeiten "

orientierten Glauben. So gilt fuer sie: " Fuerchte dich nicht ! Die Gottheit ist in dir. Erstrebe die bewusste Einheit mit ihr, so wird sie dich

erfuellen."

Als diese Glaubenssaetze dienen jedoch nur dazu, gesellschaftliche Herrschaft

als " natuerlich" oder " kosmisch" zu legitimieren und so als gottgegeben

unangbreifbar zu machen. Oder, was beim Konzept der Selbstvergoettlichung

der Fall ist und sich als Motiv auch bei anderen pantheistischen Gruppen

wiederfindet, eigene Taten unhinterfragbar zu machen. Wer sich als Teil des

Goettlichen versteht, fuer den gilt die menschliche Fehlbarkeit eben nicht

mehr.

Neben diesem religioesen Bereich, scheuen sich die Goden aber auch nicht auf

Ideologen wie den Biologisten und Vordenker des Oekofaschismus Walter Hauer,

oder den wohl wichtigsten Rasseideologen den NS-Faschismus, F. K. Guenther

zurueckzugreifen. Zum Teil werden Reden oder Schriften der beiden in der

Zeitschrift der Goden, der " Kosmischen Wahrheit" abgedruckt, z.T. wird

Werbung fuer ihre Buecher gemacht. Der in der Oeffentlichkeit wohl bekannteste

Gode ist K. O. Schmidt, desen esoterische Buecher sich heute in fast jeder

Esoterikbuchhandlung finden. Seine Buecher werden vom Drei Eichen-Verlag

und vom Bauer-Verlag, unter der Ueberschrift " Ein Klassiker des positiven

Denkens" vertrieben. Interessant vielleicht noch, das der 1977 verstorbene

K. O. Schmidt sein Bundesverdienstkreuz auf Vorschlag von Hans Filbinger verliehen bekam.

1989 spalteten sich die Goden wegen interner Streitigkeiten. Die eine Teilgruppe um Adolf Persin kann mehr als ideologieorientiert bezeichnet werden,

die Gruppe, welche sich " Bund der Goden - Arbeitsgemeinschaft des erweiterten

Godenrates der religionswissenschaftlichen Vereinigung 'Die Goden e.V.'"

nennt und sich um Adolf F. Ventker aus Grosshansdorf gruppiert ist mehr

praxisorientiert, vertritt einen offeneren Rassismus und verfuegt ueber

beste Verbindungen ins NS-Spektrum.

A. F. Ventker und " Der Bund der Goden"

Vorsitzender der Abstpaltung " Bund der Goden" ist A. F. Ventker. Ventker

ist Alter Herr der Burschenschaft Askania Hamburg, welche auch gelegentlich

Tagungen der Goden besucht. Gute Verbindungen bestehen auch zu Dieter Korell,

dem Vorsitzenden der " Deutschen Gesellschaft fuer Vor- und Fruehgeschichte",

jenem Verein, indem neben Altnazis und Denkmalspflegern z.B. auch der Kopf der

franz. Rechten, Alain de Benoist Mitglied ist. Ventker ist gleichzeitig noch

2. Bezirksleiter der " Deutschen Volksversammlung", deren Vorsitzender ebenfalls D. Korell ist. Desweiteren ist Ventker noch Mitglied des Heimatvereins

seines Wohnortes Grosshansdorf und Mitglied in der "Sozialwissenschaftlichen

Gesellschaft 1950". Mitglied der Goden scheint auch der Rechtsterrorist Manfred Roeder zu sein, , der 1982 wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und wegen Anstiftung zu 7 Sprengstoff- und Brandanschlaegen zu 13 Jahren

Haft verurteilt wurde. Roeder war auf dem Hermannstag in Hetendorf anwesend

und hielt auf der Fruehjahrstagung in Stadtoldendorf einen Vortrag zum Thema

"Recht und seine Handhabung in der heutigen Zeit".

Der Hermannstag

Fuer den Hermannstag, der schließlich vom 22.-23.10.94 im Heideheim in Hetendorf stattfand hatte A.F. Ventker die Unterstuetzung der "Artgemeinschaft" des

neofaschistischen Rechtsanwalt Juergen Rieger, des "Nordischen Ring" und der

"Deutschen Buergerinitiative" des M. Roeder angekuendigt. Von Rieger war

allerdings nichts zu sehen, M. Roeder aber war vor Ort. Insgesamt fanden sich

ca. 40-50 Gaeste ein. Die grosse Unterstuetzung blieb also aus. Der Gesellschaft, deren Altersdurchschnitt bei ca. 60 Jahren liegen duerfte, scheint es

nicht gelungen zu sein ihre ideologischen und personellen Verflechtungen umzusetzen.

Abschliessende Bewertung

Die Goden als Organisation scheinen ihrem (biologischen) Ende zuzugehen,

sowohl Art als auch Inhalt ihres Auftretens sind ueberholt. Viele ihrer

Inhalte und Glaubenssaetze sind inzwischen an andere Gruppen oder

Organisationen weitergegeben. So entstammen z.B. die beiden fuehrenden

Personen der Armanen, Sigrund Schleipfer und ihr Mann Adolf Schleipfer,

der im Moment wohl bedeutendsten heidnisch/neofaschistischen Gruppierung,

den Goden. Andere Inhalte haben in breiten Kreisen der Esoterikbewegung

Einzug gehalten. Hier sei nur an Führertum, positives Denken und Regionalismus-Konzepte erinnert. Auch die Armanen pflegen enge Kontakte zur

militanten Szene, besonders zum Personenkreis um den Leiter der inzwischen verbotenen NF, Meinolf Schoenborn.

Ideologisch bildet das "Neuheidentum" inzwischen eine nicht zu unterschaetzenden Saule der Ideologie der Neuen Rechten um Alain de Benoist,

welcher mit seinem Buch "Heide sein zu einem neuen Anfang" die Wirklichkeit religioeser Elemente unterstreicht. Leider fand gerade der ideologische Teil dieses Denkens bei AntifaschistInnen wenig Bedeutung.


Der Rechte Rand Nr.32 Dez.94 / Jan.95

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