Presseerklärung Dez. 1994
05.02.95-18:32:07
Bündnis gegen Rechts
Initiative zur Schließung des rechtsextremen Schulungszentrums
in Hetendorf
c/o Celler Zündel
Postfach 1591
29205 Celle
Konto: Info-Treff, Postbank Hannover, BLZ 250 100 30,
Kontonummer: 384 862-302, Stichwort:1995
Aufruf zur Unterstützung unseres Vorhabens zu Pfingsten 1995
gegen das Nazi-Zentrum in Hetendorf
Celle, Januar 1995
Seit dem 08.11.1994 treffen sich in Celle regelmäßig Leute, die
etwas gegen das Nazi-Zentrum in Hetendorf machen wollen.
Mitlerweilen hat sich ein Bündnis gegründet, an dem sich außer
zahlreichen Einzelpersonen auch folgende Celler Gruppen
beteiligen: Antifaschistischer Arbeitskreis, Arbeitsgemeinschaft
Bergen-Belsen, Arbeitskreis Aysl, Blau-Blau Bonstorf, Bündnis 90
/ Die Grünen, Deutsch-Kurdischer-Freundschaftsverein, Info-Café,
INK (Initiative Naafi Kulturhaus), INTI (Anti-AKW-Gruppe),
Jusos, VVN - Bund der AntifaschistInnen. Weitere nicht in Celle
organisierte Gruppen haben sich dem Bündnis angeschlossen:
Verband der Motorradclubs Kuhle Wampe Region Nord, Jugend gegen
Rassismus in Europa (JRE) und diverse autonome Antifagruppen aus
Norddeutschland. Das Bündnis nennt sich Bündnis gegen Rechts - Initiative zur Schließung des rechtsextremen Schulungszentrums
in Hetendorf.
Das Gelände in Hetendorf Nr.13 ist seit 1979 Treffpunkt der
Faschisten. Damals erwarb der Freundeskreis Filmkunst das
Gelände vom Bundesvermögensamt Soltau, bis 1990 gehörte das
Gelände dann diesem Freundeskreis Filmkunst e.V. zu 2/3. Das
andere Drittel gehörte der Gesellschaft für biologische
Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e.V. (GfBAEV).
Seit 1990 ist der Heide-Heim e.V. Besitzer des Zentrums. Als
Hintermann darf wohl der Hamburger Nazi-Anwalt Jürgen Rieger
bezeichnet werde, Vorsitzender der GfBAEV und stellvertretender
Vorsitzender des Heide-Heim e.V.
Eine der Gruppierungen, die das Heide-Heim am meißten genutzt
hat, ist wohl die im November letzten Jahres verbotene
Wiking-Jugend. Seit mindestens 1984 führte sie dort regelmäßig
ihre Pfingstlager durch. Sie traf sich dort aber auch zu Sommerund Herbstlagern, sog. Lichterdeels, Erntedankfesten,
Sonnwendfeiern. Zu ihren Veranstaltungen kamen auch Faschisten
aus anderen Organisationen, wie der FAP, der mitlerweilen
verbotene NF (Rieger war auch dort Mitglied), der NPD. Außer der
politischen Indoktrination fanden während der Treffen der
Wiking-Jugend auch Wehrsportübungen in Hetendorf statt.
Doch ist mit Verbot der Wiking-Jugend leider nicht erreicht, daß
die Strukturen der Faschisten geschwächt sind. Hetendorf ist
auch für andere rechte Gruppierungen ein beliebter und häufig
genutzter Tagungsort. Alte und junge Faschisten aus dem
völkisch-rassistischen ebenso wie aus dem militanten Lager
treffen sich dort. So wurde z.B. bekannt, daß 5 Tage nach Verbot
der Wiking-Jugend und der damit einhergehenden Hausdurchsuchung
in Hetendorf ein Landesverbandstreffen der NPD mit über 100
Personen stattfand. Hetendorf 13 ist ständig bewohnt von dem
Hausmeisterehepaar Ilse und Otto Koch, beide gehören der NPD an.
Das Bündnis hatte sich bereits vor Verbot der WJ darauf
verständigt, es um eine Destabilisierung des Zentrums geht, mit
dem Ziel, daß die Faschisten ihr Zentrum in Hetendorf aufgeben
müssen. Großangelegte antifaschistische Aktionstage gegen das
Tagungszentrum in Hetendorf werden vom Bündnis deshalb nach wie
vor als sinnvoll erachtet, da das Zentrum einen wichtiger
Bestandteil der Infrastruktur der Faschisten in Niedersachsen
und darüber hinaus darstellt.
Diese antifaschistischen Aktionstage haben auch zum Ziel, daß
alle Menschen und Gruppierungen, die bisher alleine auf jeweils
ihre Art etwas gegen das Zentrum gemacht haben, sich
zusammenfinden und durch diese gemeinsame Aktion alle Facetten
des Antifaschismus sichtbar werden lassen. Eine breite, sich
aufeinander beziehende antifaschistische Bewegung kann es
sicherlich eher schaffen, langfristig das Treiben der Faschisten
zu beenden. Die Aktion zu Pfingsten kann nur ein Schritt in
diese Richtung sein. Es ist daher wichtig, daß das Bündnis und
die geplanten Aktionen zu einer Verfestigung der
antifaschistischen Struktur beitragen um hierauf aufbauend einen
kontinuierlichen Kampf gegen das Zentrum führen zu können.
Um den Rahmen für eine gemeinsame Sache zu sichern, war
eigentlich ein Großer Zeltplatz gedacht und gewünscht, auf dem
und von dem aus alle Aktionen, wie Informations- und
Diskussionsveranstaltunen, Ausstellungen, Konzerte, Theater,
Demonstration und / oder Blockade, Besuch im ehemaligen
Konzentrationslager Bergen-Belsen, ... laufen sollten. Weiterhin
erschien es angebracht, eine "prominente" Musikgruppe für ein
Konzert gegen Rechts zu gewinnen, um einen großen Zulauf zu
gewährleisten.
Das antifaschistische Zeltlager soll die Öffentlichkeit
interessieren und informieren, soll die Solidarität der
AntifaschistInnen stärken und soll den Faschisten deutlich
zeigen, daß es mit ihrer ländlichen Idylle und Ungestörtheit ein
Ende hat. Der Platz für diese Veranstaltung sollte, um eine
direkte Auseinandersetzung mit den Faschisten auf dem Platz
nicht zu provozieren, nicht direkt in Hetendorf sein, er sollte
aber auch nicht allzuweit weg sein, damit der Bezug
offensichtlich bleibt.
Leider scheinen sich nicht alle Ziele realisieren zu lassen. Wir
fordern Rat, Verwaltung und Parteien der Gemeinde Hermannsburg
auf, uns einen Platz, z.B. den Örtzepark, zur Verfügung zu
stellen, sonst bliebe als Notlösung nur ein Campingplatz, ca. 10
km entfernt. Dieser Platz wäre ein reiner Übernachtungsplatz,
hätte also nicht die gewünschte Funktion der gemeinsamen Basis
für Veranstaltungen und Aktionen. Wir bitten auch um finanzielle
Unterstützung unserer Arbeit, weil es im Interesse der Gemeinde
Hermannsburg liegen sollte, dem faschistischen Treiben in
Hermannsburg ein Ende zu bereiten.
Dieses veränderte Konzept birgt die Gefahr, daß sich das oben
genannte Ziel der Annäherung aller antifaschistischen Kräfte
evtl. nicht verwirklichen läßt. Sicherlich ist es im Interesse
der politisch Verantwortlichen vor Ort, ein gemeinsames Handeln
der eher bürgerlichen Kräfte mit den sog. autonomen
AntifaschistInnen zu unterbinden und die bisher erfolgreich
betriebene Spaltung aufrecht zu erhalten. Vorurteile von allen
Seiten werden so nicht ausgeräumt!
Dennoch findet auf jeden Fall ein Konzert in kleinerem Rahmen
ist Faßberg mit regional bekannten Gruppen statt, eine
Diskussionsveranstaltungen in den Räumen der Heimvolkshochschule
Hermannsburg, evtl. ein Fußballturnier, ein Besuch in
Bergen-Belsen und eine Demonstration.
Wir hoffen auf die Solidarität vieler antifaschistischer
Menschen. Alle, die unsere Idee, gegen das faschistische Zentrum
in Hetendorf etwas auszurichten, richtig und wichtig finden,
sind aufgefordert uns zu unterstützen. Helft uns bei der
Beschaffung eines geeigneten Platzes, z.B. indem ihr die
Gemeinde Hermannsburg oder den Landkreis Celle unter Druck
setzt. Hört Euch um, ob es private Plätze von geeigneter Größe
gibt.
Da die Vorbereitung der Aktionstage und ihre Durchführung mit
erheblichen Kosten verbunden ist, bitten wir dringenst um
finanzielle Unterstützung.
Das Bündnis ist offen für Mitarbeit von und Unterstützung durch
weitere Einzelpersonen und Gruppen.
Für das Bündnis gegen Rechts - Initiative zur Schließung des
rechtsextremen Schulungszentrums in Hetendorf:
SYSOP
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