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Sat Jul 1 19:09:37 1995
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NACH WIE VOR FASCHISTEN IN HETENDORF
HETENDORF - EIN KLEINES VERTRÄUMTES DORF IN DER S&Uunl;DHEIDE,
CA. 30 KM NÖRDLICH VON CELLE
HETENDORF - EIN ZENTRUM MILITANTER NEONAZIS UND ALTFASCHISTEN AUS DER
NEUHEIDNISCH-RASSISTISCHEN ECKE
NUN STEHT PFINGSTEN WIEDER VOR DER TÜR, DAS DATUM, AN DEM DIE
WIKING-JUGEND REGELMÄSSIG ZU DEN "TAGEN VOLKSTREUER JUGEND" EINLÄDT.
ANLÄSSLICH DIESER TRAURIGEN TRADITION WOLLEN WIR ERNEUT AUF HETENDORF
UND DIE VORGÄNGE IM HAUS NR. 13 AUFMERKSAM MACHEN.
In dem knapp 200 EinwohnerInnen zählenden Hetendorf, auf dem Grundstück
Nr. 13, tummeln sich nach wie vor die Faschisten. Das Gelände ist mit
Stacheldraht und Natodraht umzäunt. Neugierigen, wie es z.B. einer
Journalistin der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung Anfang dieses Jahres
passierte, wird unmissverständlich nahegelegt zu verschwinden. Was
passiert/e eigentlich in diesem Faschisten-Zentrum?
HETENDORF - EINER DER BEDEUTENDSTEN TREFFPUNKTE DER FASCHISTEN
1980 wurde das Gelände von den Faschisten erworben, und zwar vom
"FREUNDESKREIS FILMKUNST E.V.", dem es heute zu zwei Dritteln gehM-vrt,
zu einem Drittel gehM-vrt es der "GESELLSCHAFT FÜR BIOLOGISCHE
ANTHROPOLOGIE, EUGENIK UND VERHALTENSFORSCHUNG E.V."(GFBAEV). Träger
der Anlage ist laut Niedersächsischem Verfasungsschutzbericht von
1992 der "HEIDE-HEIM E.V. HAMBURG"., der das Objekt als "Einrichtung
aller Kultur- und Jugendveranstaltungen des rechten Lagers" ansieht. Das
Ehepaar Koch hat dort Hausmeisteraufgaben - Frau Ilse Koch kandidierte
1990 für die NPD zur Landtagswahl im Wahlkreis Celle-Land und Herr Otto
Koch spielt schon mal zum Volkstsanz auf, wenn die WIKING-JUGEND
sich trifft.
Laut R. Hesse vom Niedersächsischen Verfassungsschutz, treffen sich im
Schulungszentrum Hetendorf Nazis, die weit über 80 Jahre alt seien,
wie junge, gewalttätige Neonazis und teilweise sogar Kinder (Celler
Kurier vom 24.10.93).
Hetendorf ist regelmässig Treffpunkt der ARTGEMEINSCHAFT (eine
Organisation, die versucht, Rassismus pseudowissenschaftlich zu
begründen), seit 1991 der jährlichen HETENDORFER TAGUNGSWOCHE
und seit
mindestens 1986 auch der WIKING-JUGEND (WJ). Die "HETENDORFER
TAGUNGSWOCHEN" finden immer im Juni statt, mit bekannten
Revisionisten. Höhepunkt ist jeweils die Sonnenwendfeier. Ausrichter
waren 1992 der "HEIDE-HEIM E.V.", die GFBAEV, die "GESELLSCHAFT FM-\R
FREIE PUBLIZISTIK - ARBEITSKREIS HAMBURG", der "HEINRICH ANACKER KREIS
E.V.", der "NORDISCHE RING E.V." und die "NORTHERN LEAGUE".
Die WJ führt in Hetendorf regelmässig Herbst- und Sommerzeltlager
durch. Zu Pfingsten finden schon traditionell die "TAGE VOLKSTREUER
JUGEND" statt, zu dem die WJ einlädt. Zu dem treffen der WJ kommen
"Kameraden" aus dem In- und Ausland, auch Mitglieder anderer
faschistischer Parteien und Organisationen (FAP (...), NL (= Nationale
Liste, 1989 gegründete Organisation mit CHRISTIAN WORCH an der Spitze
...), BUND DER HEIMATTREUEN JUGEND, Wehrsportgruppen und NF
(= Nationalistische Front). Die NF führte in Hetendorf 1988 ihr
drittes Ausbildungslager für Kaderanwärter durch, mit Sport,
politischer Schulung, Geländekunde und einer 2-tägigen
Abschlussprüfung. 1989 stellten die Kader der NF den Schutz bei den
"36. Tagen Volkstreuer Jugend" in Hetendorf. 1992 führte die NF in
Hetendorf ihren letzten Bndesparteitag durch, danach wurde sie
verboten.
OFFENE PROVOKATIONEN DER WJ
Die Faschisten halten sich nicht immer versteckt hinter ihren
Stacheldrahtzäunen: so hat z.B. am 31.05.93 aus einer Veranstaltung der
WJ mit 300 Teilnehmern heraus ein Umzug von ca. 60 WJ-lern in
Uniformen, mit Fahnen, Trommelwirbel und Gleichschritt von Hetendorf
nach Bonstdorf, dem knapp 2 km entfernten Nachbardorf, stattgefunden.
Bereits 1990 fand anlässlich des Pfingstlagers ein militärischer
Aufmarsch zum Dorfplatz mit anschliessender Kranzniederlegung statt.
Während des Pfingstlagers kam es zu einer Messerattacke gegen einen
Journalisten von dem vermummten Rechtsradikalen DETLEV BRM-\EL, Mitglied
der WJ und FAP-Funktionär.
IRVING TROTZ EINREISEVERBOT IN HETENDORF
Erwähnenswert ist auch noch, dass im März 1992 der Revisionist und
Hobbby-Historiker DAVID IRVING als Redner auf einer Veranstaltung der
Hamburger "NATIONALEN LISTE" auftrat, obwohl Irving seit März 1990
Einreiseverbot in der BRD hat! Irving ist ein eifriger Vertreter der
sog. "Auschwitz-Lüge", so hat er vor ein paar Jahren noch behauptet,
Hitler hätte von der Völkermordpolitik gegen die Juden nichts gewusst
und sie somit auch nicht angeordnet, mittlerweile streitet er die
Massenmorde an den Juden ganz ab.
WEHRSPORTÜBUNGEN
Von dem Faschistentreffpunkt heraus sollen auch schon Wehrsportübungen
auf dem nahegelegenen Truppenübungsplatz stattgefunden haben.
Aus der Beantwortung einer Anfrage über "Wehrsportübungen von Neonazis
im Landkreis Celle" der Grünen vom Mai 1993 an die Niedersächsische
Landesregierung ging hervor, dass seit November 1990 mindestens acht
Wehrsportübungen im und um den Landkreis Celle stattfanden, davon zwei
in Hetendorf. die anderen fanden in Suroide, Meissendorf, Eschede,
Steinbeck/Evendorf statt. Die beiden in Hetendorf fanden vom
23.11.-25.11.1990 und am 08.08.1992 statt. Das Treffen vom 08.08.92
wird in der Beantwortung folgendermassen beschrieben: "Bekannt wurde
ein "Ordnerlager" unter Beteiligung Hamburger Neonazis (...). Etwa 25
Gesinnungsgenossen nahmen daran teil. Zur Einweisung der Beteiligten in
"Ordnerfunktionen" sollen die Gebiete Formalausbildung, Nahkampf,
politische Argumentation, Umgang mit Polizeibeamten, Durchsetzen von
Ordneranweisungen angesprochen werden". Geübt wurde für die
"Rudolf-Hess-Kundgebung" ...
Zu diesen Übungen kommen noch die Übungen der WJ, die die
Landesregierung nicht zu den Wehrsportlagern zuzählte, obwohl auch
dort
sog. Wehrkämpfe durchgeführt werden.
DIE WIKING - JUGEND
Die WJ ist hierzulande eine der grössten rechtsextremen
Jugendorganisationen. Charakteristisches Merkmal ist die
"Nordland-Ideologie" und eine extreme Ausländerfeindlichkeit - ihr
höchstes Ziel ist ein grossgermanisches "Nordland". Die WJ entstand
1952 durch Vereinigung der "REICHSJUGEND" (RJ = Jugendorganisation der
1952 als NSDAPO-Nachfolgeorganisation verbotenen SRP, Sozialistische
Reichspartei), der "DEUTSCHEN UNITARIER JUGEND" und dem
"VATERLÄNDISCHEN JUGENDBUND", WALTER MATTHAEI wurde erster
Bundesführer. 1954 wird RAOUL NAHRATH, der Vater von WOLFGANG NAHRATH,
Bundesführer, seitdem ist die WJ, was die Führung angeht, im
Wesentlichen ein Familienunternehmen der Familie Nahrath.
VERBINDUNGEN DER WJ
Schon kurz nach der Gründung werden von der Familie Nahrath Kontakte
zur HIAG (ehem. Waffen-SS) und auch zu anderen rechtsextremen
Jugendbünden geknüpft. So ist die WJ nicht nur bei Veranstaltungen
von SS-Veteranen dabei, auch werden zu den regelmässig stattfindenden
Lagern der WJ alte SS-Leute als Gäste eingeladen. Gelegenheit sich mit
Altnazis zu treffen bieten auch immer wieder die Veranstaltungen der
DVU. Die "Heldengedenkfeiern" am sog. Volkstrauertag - z.B. in Essen
bei Allertal - feiern die WJ und Altnazis in trauter Eintracht mit
Anhängern weiterer militanter Neonazi-Gruppen, wie z.B. der FAP.
Weitere Kontakte bestehen u.a. zur HNG (= HILFSGEMEINSCHAFT FM-\R
NATIONALE GEFANGENE), VAPO (= VOLKSTREUE AUSSERPARLAMENTARISCHE
OPPOSITION), NPD, DFF (= DEUTSCHE FRAUEN FRONT). M-\ber
Schwesterorganisationen verfügt die WJ in Spanien, den Niederlanden,
Frankreich, Grossbritannien, Norwegen, Australien, Neuseeland, der
Schweiz.
Die WJ ist streng hierarchisch organisiert. Kinder ab 6 Jahren können
schon die "Erziehung" der Faschisten "geniessen": von >der
Brauchtumspflege, der Gesunderhaltung des Körpers durch gesunde
Lebenshaltung, Erziehung zur Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit<,
über >Willens- und Selbstzucht< bis hin zur >Gesittungspflege der
weiblichen Jugend und der Erziehung zum Wehrwillen der männlichen
Jugend< (Zitat W.Nahrath Wikinger 1979).
WEHRSPORTMÜBUNGEN DER W J
Nun it die WJ bei weitem keine braune "Pfadfinderorganisation", sondern
eine militamnte faschistische Organisation: lt. Niedersächsischer
Landesregierung führte die WJ in den letzten Jahren regelmässig
Veranstaltungen durch. An diesen Treffen nahmen regelmässig bis zu 300
Personen teil, vorwiegend Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16
Jahren, teilweise in Begleitung ihrer Eltern. es wurden u.a.
"Wehrkämpfe" durchgeführt, die einen 15-km-Orientireungsmarsch, die
Bewältigung einer Hindernisbahn und Schiessübungen
beinhalteten.
Es ist auch bekannt, dass die WJ für viele Faschisten die Basis für
ihre politische "Karriere" gebildet hat.
HETENDORF NR. 47 - EIN AUSBREITEN DER FASCHISTEN
IM DORF WURDE VERHINDERT
Am 17.01.1990 wurde im Amtsgericht Celle ein grosses Gutshaus in
Hetendorf Nr. 47 mit 800 qm Grundstück versteigert. Die GFBAEV,
Vorsitzender ist der Nazi-Anwalt JÜRGEN RIEGER
aus Hamburg, bot mehr
als alle Mitbewerber. Die Gesellschaft erhielt aber nicht den Zuschlag,
die Bank bot sich eine Woche Bedenkzeit aus, als sie von den
Hintergründen erfuhr. Die Hetendorfer und Hermannsburger Bevölkerung
übte u.a. durch Unterschriftenlisten, LeserInnenbriefe, Appelle im
Dorf und Landtag so starken Druck aus, dass ein Verkauf an die
Faschisten verhindert werden konnte.
Was 1990 so wichtig war und auch gelang - das Verhindern des weiteren
Ausbreitens der Faschisten in Hetendorf - ist heute immernoch genauso
aktuell und angesichts des Erstarken der Faschisten wichtiger denn je.
...
Den Behörden sind angeblich die Hände gebunden, solange aus dem
Faschistentreff heraus keine Straftaten passieren. Aber das soll und
kann uns nicht hindern, weiterhin gegen faschistische Zentren
vorzugehen!
Schlimm genug, dass Hetendorf 13 schon seit so vielen Jahren ein so
bedeutender Treffpunkt der Faschisten ist, es darf jedoch nicht zur
selbstverständlichkeit werden.
Im Gegenteil! Es muss alles getan werden, was möglich ist, um die
Faschisten zu behindern und ihre Treffen zu verhindern: die
Faschisten beobachten, ihre Aktivitäten öffentlich machen und
verurteilen, die PolitikerInnen und die Behörden in die Pflicht nehmen,
LeserInnenbriefe schreiben, informieren, demonstrieren, einfach alles,
was ein Klima schafft, das die Verantwortlichen zum Handeln zwingt und
die Faschisten zum Verschwinden.
Datum: April 1994
Quelle:
Antifaschistischer Arbeitskreis Celle
c/o Celler Zündel
Postfach 1591
29205 Celle