Am Donnerstag, 27. Juli hat die Gesellschaft für Bedrohte Völkische das
ehemalige Konzentrationslager Buchenwald "besetzt", um mit dieser Aktion
die Aufhabung des Waffenembargos gegen Bosnien zu fordern. Der Presse wurde
ein Transparent gezeigt, auf dem behauptet wurde, "Hitler, Stalin, Karadzic
und Milosevic" seien "Europas Totengräber".
Wir protestieren energisch gegen diesen Mißbrauch des KZ Buchenwald für
Kriegspropaganda. Wir fordern den Rücktritt des Leiters der Gedenkstätte
(Knigge)der diesen Mißbrauch nicht nur geduldet, sondern aktiv unterstützt
hat. Wir kündigen an, daß wir die weite Reise nach Buchenwald demnächst auch
kurzfristig unternehmen werden, um solche Mißbräuche in Zukunft
unterbinden, wenn wir rechtzeitig davon erfahren.
Die Gesellschaft für bedrohte Völkische hat jahrelang gutmeinende Menschen
der Bundesrepublik mit ihrem Einsatz für unterdrückte Menschen in anderen
Kontinenten gewinnen können. Erst als ein führender Funktionär und
Vordenker der "Neuen Rechten" Funktionen in der "Gesellschaft" ausüben
durfte (gemeint ist Henning Eichberg), wurde Kritik an der "Gesellschaft"
laut. Der Kurs dieser Leute wurde aber klar, als plötzlich "Deutsche" in der
UdSSR und anderen Ländern des sogenannten Ostblocks als "unterdrückte
Völker" den Indianern Lateinamerikas oder den Aborigines Australiens
gleichgestellt wurden.
In der Wahl ihrer Bündnispartner sind die "Gesellschaft" und namentlich
ihr Vorsitzender Zülch nicht pingelig. In der Hetze gegen Serbien gab es
immer eine nach rechts offenen Flanke, insbesondere in gemeinsamen
Erklärungen mit dem Antisemiten und Neofaschisten Rullmann. Zülch ließ es
sich nicht nehmen, in Kroatien ein Denkmal für die faschistische Wehrmacht
zu enthüllen.
Daß ausgerechnet das ehemalige KZ Buchenwald für die Kriegspropaganda der
"Gesellschaft" herhalten muß ist ein Skandal. Die ehemaligen Häftlinge
hatten dort anläßlich ihrer Selbstbefreiung geschworen, für eine Welt des
Friedens einzutreten. Nachdem Neonazis die Gedenkstätte schon mehrfach
geschändet haben, ist der Anschlag der Gesellschaft für bedrohte Völkische
noch schlimmer. Es ist nicht schwer zu entscheiden, ob die Dummheit des
Transparents oder die Frechheit des Mißbrauchs schwerer wiegt. Jedenfalls
hätte eine verantwortliche Leitung der Gedenkstätte diese Schändung
verhindern müssen. Die bisher geäußerte Kritik der Geschichtsfälschung
(KZ ohne Faschismus) kann jetzt besser die Zielrichtung der neuen
"Geschichtsauffassung" erkennen: indem das KZ von seinem gesellschaftlichen
System künstlich getrennt wird, können die Faktoren, die Voraussetzung für
das KZ waren, aus der Kritik herausgenommen werden. Deutsche Kriegsvor-
bereitungen und deutsche Ostexpansion, die Antreiber, Finanziers und
Nutznießer des Faschismus wurden aus der alten Ausstellung eliminiert und
so der Weg freigemacht für eine neue Ostexpansion und erneute
Kriegsvorbereitung. Die "technische Hilfe" der Nachfolgeorganisation der
Wehrmacht bei den Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Selbstbefreiung war
ein Schritt in diese Richtung, den aber nur die AntifaschistInnen als
solchen erkannt und kritisiert haben.
Fazit: Es ist gelungen, eine KZ-Gedenkstätte für Kriegspropaganda zu
mißbrauchen, ohne daß die Verantwortlichen dafür zur Verantwortung gezogen
wurden. Sie wurden hofiert. Ein weiterer Schritt in den Krieg.
Die Stimmen des Friedens und der Demokratie können trotz der Formierung der
Gesellschaft zur Volksgemeinschaft nicht unterdrückt werden. Der
Antifaschismus ist ein störendes Element dieser Formierung. Herr Knigge und
die jetzige Gedenkstättenleitung sind Teil dieser Formierung.