In der Regierungszeit von Kaiser Karl d. Gr. (742-814) beginnt die sogenannte Missionierung der Wenden, Tschechen, Abodriten und Elbslawen. Ziel ist die Erweiterung des Einflusses des Frankenreiches mittels der Verbreitung der christlichen Ideologie.
Unter Kaiser Otto I. werden 948 die Bistümer Havelberg und Brandenburg errichtet, die als Stützpunkte für die Expansion des Reiches nach Osten dienen.
983: Großer Slawenaufstand, in dem es gelingt, die brutale Unterdrückung durch die deutschen Feudalherren für nahezu 150 Jahre abzuschütteln.
1004: Im Krieg gegen Polen erobern die Truppen des Kaisers Heinrich II. Böhmen.
Im hohen Mittelalter verbessert sich im Zuge von technisch- organisatorischen Entwicklungen die landwirtschaftliche Produktivität in Mittel- und Westeuropa. Es setzt Bevölkerungswachtum ein, das die Grundlage für die vom Feudaladel betriebene Siedlungsbewegung nach Osten darstellt. Diese Bewegung kommt erst während der Zeit der großen Seuchen im 14. Jahrhundert zum Erliegen.
11./12. Jahrhundert: Verschiedene deutsche Territorialfürsten erweitern ihren Machtbereich im Nordosten des Reiches (Mecklenburg, Pommern, Schlesien). Um ihre Herrschaft gegenüber der slawischen Bevölkerung zu festigen und ihre Einkünfte zu steigern, veranlassen sie die Neugründung von Städten und Dörfern. Errichtet werden diese von deutschen SiedlerInnen aus dem Rest des Reiches, die in der ersten Zeit weitreichende Privilegien genießen. Teilweise werden deutsche SiedlerInnen auch von slawischem Feudaladel ins Land gerufen (Polen, Böhmen, Mähren, Ungarn).
Kaiser Friedrich II. erteilt 1226 dem Deutschen Orden den
Auftrag, das außerhalb des Reiches gelegene Gebiet der
'heidnischen' Pruzzen zu erobern. Bis 1230 werden im Baltikum
Kurland und Livland besetzt; ein Vorstoß nach Rußland scheitert
jedoch nach der Niederlage des Ordens gegen ein russisches Heer
auf dem zugefrorenen Peipussee (1242).
Der polnische Herzog
Konrad von Masowien bittet den Orden um Hilfe
im Kampf gegen die Pruzzen und überläßt diesem dafür das Kulmerland. Die
folgenden Feldzüge des Ordens sind von umfassenden Metzeleien gegen die
Urbevölkerung geprägt; bis 1283 sind die Pruzzen nahezu
ausgerottet. Zur Herrschaftssicherung werden in Preußen nach
bewährtem Muster planmäßig neue deutsche Siedlungen angelegt, im
Baltikum hingegen bilden die deutschen Eroberer nur eine dünne
Oberschicht, die von der Auspressung der einheimischen
Bevölkerung lebt.
Mit der Erwerbung von Pommerellen (1309) gerät
der Orden in den Konflikt mit Polen, darüberhinaus streben die
'christlichen' Ordensritter die Dominanz über den Ostseehandel an
und geraten so in Konkurrenz mit den Handelsherren der Hanse. Der
Niedergang des Deutschen Ordens wird durch dessen Niederlage
gegen das polnisch-litauische Heer bei Grunwald/Tannenberg 1410
eingeleitet. Nach dem Frieden von Torun/Thorn 1466 wird das
Ordensland der polnischen Krone unterstellt und 1525 in das
weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt. 1561 verliert der
baltische Ordensstaat seine Selbständigkeit.
Nach dem Tode des böhmischen Königs Wenzel III. wird Böhmen 1306 als Reichsgut eingezogen.
Nachdem der böhmische Prediger Jan Hus, der sich scharf gegen die
deutsche Oberschicht und die Privilegien von Adel und Klerus
wendet, 1415 während des Konzils in Konstanz als Ketzer verbrannt
wird, kommt es zu langanhaltenden Hussitenkriegen. Diese
Auseinandersetzungen werden überwiegend von städtischen
PlebejerInnen und unterdrückter Landbevölkerung getragen.
Das tschechisch-hussitische Volksheer, innerhalb dessen teilweise
eine Art 'Kommunismus' mit Gütergemeinschaft praktiziert wird,
wehrt dabei fünf Angriffe von Reichs- und Kreuzzugsheeren ab und
zieht seinerseits durch Sachsen, Schlesien, Brandenburg bis nach
Pommern. Der sozialrevolutionäre Impuls des Hussitentums wird
dabei auch in anderen Teilen des Deutschen Reichs aufgenommen, so
daß es zu verbreiteten Unruhen kommt.
14./15. Jahrhundert: Die Habsburger legen den Grundstein ihrer späteren Machtposition, indem durch den Einsatz diplomatischer bzw. militärischer Mittel im Südosten des Reiches große zusammenhängende Territorien (speziell in Österreich, Ungarn und Böhmen) geschaffen werden.
Im 16. Jahrhundert ist das katholische Habsburg treibende Kraft der Gegenreformation, weil die religiöse Spaltung dem kleineren Feudaladel die Möglichkeit bietet, sich dem Machtanspruch der Habsburger zu entziehen. Als diese die von den Böhmen im Zuge der Hussitenkriege erkämpfte relative Autonomie angreifen, kommt es 1618 nach dem sogenannten Prager Fenstersturz, bei dem kaiserlich-habsburgische Gesandte aus der Prager Burg geworfen werden, zu einem Aufstand in Böhmen. Dies bildet den Anlaß für den Dreißigjährigen Krieg. Nachdem Böhmen den kaiserlichen Truppen 1623 unterliegt und direkt an die Habsburger Dynastie gebunden wird, kommt es zu einer gewaltsamen Rekatholisierung und Regermanisierung.
1618 fällt das frühere Ordensland und jetzige polnische Herzogtum Preußen an das Kurfürstentum Brandenburg.
Nachdem im späten Mittelalter das türkisch-osmanische Reich auf dem Balkan kontinuierlich nach Nordwesten expandierte, erklärt sich das Haus Habsburg zur 'Verteidigerin des Abendlandes' gegen die 'Ungläubigen'. Die zum Ende des 17. Jahrhunderts einsetzenden Angriffe der habsburgischen Truppen erobern weite Gebiete des Donauraums (Ungarn, Serbien, Kroatien, Teile von Rumänien) und bilden die Grundlage des österreichischen Vielvölkerstaates, in dem die Deutschen die dominierende Gruppe sind. In der Folge veranlaßt Habsburg erneut deutsche Siedlungszüge in den Balkan.
Die von der Machtpolitik rivalisierender polnischer Fürstencliquen bedingte Schwäche des polnischen Zentralstaates bewirkt eine zunehmende Einmischung ausländischer Mächte in die polnischen Angelegenheiten. Zwischen 1772 und 1795 kommt es schließlich zur Zerschlagung und Aufteilung Polens zwischen Preußen, Österreich und Rußland. Österreich sichert sich dabei Galizien, Preußen bringt große Gebiete in Nordwestpolen in seine Gewalt.
Als 'Gegengift' zu den Ideen der Französischen Revolution, die die Privilegien des Feudaladels angreifen und die Herrschaft der Bourgeosie vorbereiten, fördern und verbreiten die Machthaber der deutschen Staaten antiaufklärerisch-reaktionäres Gedankengut. Dabei entsteht u.a. die kulturelle Strömung der Romantik, in der sich die Grundzüge der völkischen Ideologie herausbilden. Diese dient den Herrschenden dazu, eine angeblich homogene Nation zu konstruieren und bildet gleichzeitig ein konstituierendes Moment des spezifischen Chauvinismus, Rassismus und Antisemitismus im entstehenden deutschen Zentralstaat.
Im 19. Jahrhundert kommt es immer wieder zu politischen Unruhen
und militärischen Aufständen in Polen, Böhmen und Ungarn gegen
die deutsch-österreichische Vorherrschaft.
Nach der Niederlage Österreichs im Krieg gegen Preußen 1866 wird Ungarn
eine formale Gleichberechtigung zugestanden, in den anderen Regionen wie
Böhmen wird die österreichische Dominanz aber kaum angetastet.
Das ständisch-autoritäre Preußen betreibt in den besetzten
polnischen Gebieten eine antipolnische Politik auf der Basis von
deutschem Großgrundbesitz (Junkertum) und Kampf gegen die
polnische Sprache und Kultur.
(1) Es sollte klar sein, daß von der Existenz einer 'Deutschen Nation' keine Rede sein kann; sie ist nichts als ein ideologisches Konstrukt. Die Anführungszeichen im Titel sollen das verdeutlichen.