Im folgenden veroeffentlichen wir ein Flugblatt:
Zweiter Prozess gegen einen totalen Kriegsdienstverweigerer
Zivildienstleistende gehoeren als Teil der Gesamtverteidigung zur
Kriegsvorbereitung und im Fall des Falles zur Kriegsunterstuetzung. Im
Verteidigungsfall koennen anerkannte Kriegsdienstverweigerer zum
unbefristeten Zivildienst herangezogen werden. Wer gedacht hat, durch
seine Kriegsdienstverweigerung aus der Kriegsmaschinerie herauszukommen,
hat sich getaeuscht. Jeder darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst ohne
Waffe gezwungen werden!
Die einzige konsequente Moeglichkeit, keinerlei kriegsunterstuetzende
Dienste zu leisten, ist deshalb die totale Kriegsdienstverweigerung, d.h.
keiner Art von Wehrpflicht nachzukommen.
- Zivildienstleistende und Kriegsdienstverweigerer raus aus der
Kriegsplanung!
- Freilassung aller inhaftierten Totalverweigerer!
- Schluss mit der Kriminalisierung von Totalverweigerern!
--------------------------------------------------------------------KOMMT ZUM PROZESS!
Montag, den 03.04.1995 um 13 Uhr
Amtsgericht HH-Altona, Max-Brauer-Allee 91, Raum 107
Einstellung aller Verfahren gegen totale Kriegsdienstverweigerer!
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Prozesserklaerung:
Ich sehe mich in diesem Prozess nicht etwa als Angeklagter, und verstehe
nicht warum ich hier sitze, und nicht die, die fuer den Krieg
verantwortlich sind.
Ich kann, kein Opfer, keinen Geschaedigten meiner Tat erkennen.
Dieser sogenannte Rechtstaat, der mit einschraenkenden Massnahmen
versucht, seinen wehrpflichtigen Buerger zur Erfuellung seiner Wehrpflicht
zu noetigen, unabhaengig von seinen politischen und moralischen
Wertmassstaeben und -vorstellungen, gegen sein Gewissen, unter Androhung
empfindlicher Geldstrafen und sogar Knast.
Am 21.03.1989 wurde ich als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Damals
dachte ich der Zivildienst waere eine Alternative zum Kriegsdienst.
1991 waehrend des Golfkrieges wurden in der BRD in Krankenhaeusern Betten
fuer verletzte Soldaten zur Verfuegung gestellt. Dabei ging es ihnen bei
den verletzten Soldaten um ihre schnellstmoegliche Wiederherstellung ihrer
militaerischen Einsatzfaehigkeit. Da im Kriegsfall anerkannte
Kriegsdienstverweigerer zum unbefristeten Zivildienst herangezogen werden,
ist mir bewusst geworden, dass der Zivildienst keine Alternative ist,da
ich als Zivildienstleistender in der militaerischen Gesamtkonzeption ein
unverzichtbarer Faktor bin.
Hier werde ich gegen mein Gewissenzum Kriegsdienst ohne Waffe gezwungen,
dies ist eine Hintergehung meines Gewissens. Obwohl ich anerkannter
Kriegsdienstverweigerer bin, werde ich zum Kriegsdienst gezwungen.
Vom 04.11.1991 bis zum 31.01.1993 haette ich im Kreispflegeheim Pinneberg
Zivildienst leisten muessen.
Den Dienst habe ich nicht angetreten, da ich aus Gewissensgruenden
gehindert bin, den Zivildienst zu leisten.
Der Entschluss zur totalen Kriegsdienstverweigerung liegt einer an den
Kategorien von Gut und Boese orientierte Entscheidung zugrunde, die fuer
mich bindend ist und mich innerlich verpflichtet, sodass ich nicht ohne
ernsthafte Gewissensnot Zivildienst leisten kann.
Als anerkannter Kriegsdienstverweigerer habe ich das Recht den
Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern, nicht aber den Kriegsdienst ohne
Waffe.
Um es deutlich zu sagen, mir geht es nicht um die Taetigkeit im
Kreispflegeheim Pinneberg, Menschen zu pflegegn. Da ich selbst drei Jahre
und achteinhalb Monate als Altenpfleger in drei verschiedenen Altersheimen
taetig gewesen bin, sondern mir geht es darum, dass Zivildienstleistende
als Teil der Gesamtverteidigung zur Kriegsvorbereitung gehoeren.
An dieser Stelle nenne ich jetzt noch einige Gruende gegen den
Zivildienst.
Zivildienstleistende nehmen Arbeitsplaetze weg, weil sie Stellen fuer
Fachkraefte besetzen und damit auch arbeitslosen Pflegekraeften die
Aussicht auf einen Arebitsplatz nehmen.
Zivldienstleistende werden als billige Arbeitskraefte ausgenutzt
Sie werden auch schlechter als ihre ArbeitskollegInnen bezahlt, obwohl sie
oft die gleiche Arebit wie Fachkraefte verrichten.
Oft sind Zivildienstleistende ueberfordert, weil sie fuer den Job nicht
ausgebildet sind.
Zivildienstleistende haben nicht die gleichen Rechte wie festangestellte
Fachkraefte. Diese sind mit allen Rechten des Arbeitnehmers ausgestattet.
Zivildienstleistende haben auch kein Streikrecht.
Zivildienstleistende sind rechtlose, unausgebildete, befristet
beschaeftigte Hilfskraefte.
Ich lehne den Dienst auch ab, weil ich selbstbestimmt leben moechte.
Beim Zivildienst habe ich eine Meldepflicht, darf keine politische
Betaetigung betreiben, meine Meinungsaeusserung ist eingeschraenkt, ich
habe keine freie Wahl meiner Arbeit und meines Wohnortes. Die oben
genannten Gruende sind genau das Gegenteil vom selbstbestimmten Leben.
Der Staat schreibt mir vor oder zwingt mich was ich machen soll,
Bundeswehr oder Zivildienst. Dagegen wehre ich mich, ich spreche dem Staat
das Recht ab, mich in einen Dienst zu pressen. Ich begreife mich als
freier Mensch und bin diesem Staat nicht verpflichtet, und lasse mich
nicht zum Kriegsdienst zwingen.
Ich habe erkannt, Zivildienst ist kein Friedensdienst, sondern
Kriegsdienst ohne Waffe.
Ich verweigere alle Zwangsdienste, fuer mich steht fest, die einzige
konsquente Moeglichkeit keinerlei kriegsunterstuetzende Dienste zu leisten
ist deshalb die totale Kriegsdienstverweigerung, d.h. keiner Art von
Wehrpflicht nachzukommen.
--r.
Infogruppe Hamburg (ifghh@krabat.comlink.de)
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