wir haben uns ausgezogen, ich habe selbst die4 Unterhose ausgezogen, damit nichts naß wird. es war Oktober, und wir haben alle gezittert vor Kälte.
Normalerweise bin ich viel lungenkrank, aber der liebe Gott hat mich beschützt. Du mußt dir vorstellen: Auf der anderen seite des Flusses, 13 Leute, die anfangen: "Wo sind meine Schuhe, wo ist meine Hose...?" 20 Meter weiter war die Straße. 2 Autos waren schon vorbeigefahren. Wir gingen los, aber irgendwie sind wir im Kreis gelaufen. Wir kamen am selben Platz wieder aus. Da war ein Friedhof, und wir wollten nachsehen, ob wir wirklich in Deutschland waren. Wir haben uns die Graninschriften angesehen, und ich habe gesagt: "Das sind deutsche Namen." Dieser Friedhof, vielleicht kennst du ihn, liegt halb in Polen, halb in Deutschland. Dann mußten wir eine Straße überwueren. Ach, es war wieder furchtbar! 13 Leute, keiner konnte das Laufen durchhalten, wir mußten aber schnell sein und zusammen bleiben. Ein Autofahrer hat ein paar von uns gesehen....
Wir kamen immmer wieder am Friedhof raus. 6 Leute sind zum Bahnhof gegangen und wollten mit dem Zug weiterfahren. Ich habe mit der anderen Gruppe - es wurde langsam hell - ein Versteck gesucht. Nach ein paar 100 Metern haben wir uns in einer Grube auf einem Feld versteckt. In 200 m entfernung konnte man schon Häuser sehen. Wir haben ein Feuer gemacht, hatten aber nichts mehr zu essen. die anderen 3 Männer, die mit uns waren, hatten noch andere Kleidung zum Umziehen. Sie wollten in die Stadt gehn und gucken, wie' sda so läuft. 2 von ihnen waren zu auffällig, zu laut. Sie wurden überprüft und festgenommen. Der 3. ist zu uns zurückgekommen, hatte kese gekauft, aber nicht genügend. Er hatte nur noch 50,- DM und wollte mit dem Taxi fahren. Wir konnten natürlich nicht alle mit. wir entschlossen uns, bis abends zu warten und ein Auto zu knacken, um ein bißchen weiter von der Grenze wegzukommen. 30 km weiter ist es schon kein Problem mehr. Wir haben Hubschrauber gesehen, auch ein kleines Flugzeug, die häufig kreisten. Wir wußten nie, ob sie uns sehen, wir kannten uns nicht aus. Aber unter dem Baum fühlte wir uns ganz sicher. Es fing an zu regnen...
Am Abend haben wir versucht, einen Lada oder einen Wartburg zu knacken. Wir versuchten es 3 oder 4 Mal, es klappte nicht. Bei einem Auto war hinterher das ganze Lenkrad kaputt, aber er hat es nicht geschafft. Wir sind also noch einen Tag auf dem Feld geblieben, ohne was zu essen. Abends haben wir es nochmal versucht. Es mußte doch klappen! Es hat aber nicht geklappt.
Die beiden Brüder haben gesagt, sie gehen jetzt einfach los. Wenn sie geschnappt und zurückgeschickt werden, dann wüßten sie wenigstens, daß sie eine Wohnung und etwas zu essen hätten... Man kommt in so einen wahn, wenn nichts klappt, ist es am besten, wenn sie einen erwischen.
Aber ich habe durchgehalten. Ich wollte nicht zurück. Ich habe versucht, es ihnen zu erklären. Ich weiß auch gar nicht, wie wir das geschafft haben...
wir sind dann um 2 Uhr nachts durch die Stadt gelaufen, durch's Zentrum. Einmal kam von vorne ein Auto, einmal von hinten. Unglaublich, wir waren 4 Leute und sonst kaum einer auf der Straße.
wir brauchten wegen Umleitungen unheimouch lange Zeit, bis wir aus der Stadt raus waren. Wir kamen zu kleinen Häuschen, die wahrscheinlich am Wochenende benutzt werden. Wir wollten nur schlafen, waren auch nicht interessiert an sonstigen Mobiliar; etwas zu trinken, etwas zu essen - das war fas wichtigste. Wir hätten auch jemand gefragt danch, aber es war 3 Uhr nachts... es war auch keiner da. Wir fanden ein paar Decken, aber einige von uns hatten Angst, drinnen zu schlafen, weil die Bewohner ja zurückkommen könnten.
Wir sind mit den Decken, was zu trinken und ein paar Keksen 100 m weiter gegangen und haben uns dort ohne Zelt hingelegt. Ich war so müde, daß ich einschließ. Aber ein bißchen später mußte ich meine Augen mit den Händen öffnen, zugedeckt war ich auch nicht mehr...
Wir aßen ein paar Konserven - ich glaube Pfirsische - es ging uns schon bessser, die Sonne kaum raus. Wir haben beschlossen, die Straße weiterzugehen, die 200 m weiter war. Dort stand ein Minibus der Polizei. Sie haben uns wieder nicht angehlaten. es gab keinen Weg für Fußgänger, also habenwir uns entschieden, über die Bahnschienen zu laufen. Alle, die uns sahen, guckten merkwürdig - 4 Leute über die Schienen - wer macht schon sowas? Insgesamt sind wir 50 km gelaufen. mal Straße, mal schienen. Zwischendurch ein paar Häuschen, wo wir reingegangen sind. Wir haben aber nicht viel gefunden. Wir haben die Kleider gewechselt und immer ein paar Kekse gefunden. Die letzten 3 oder 5 km hat uns ein Bus mitgenommen. Ich habe ihm gesagt, daß wir kein Geld haben, es fing an zu regnen...
Ach ja, die Nacht hatten wirr in einem Haus geschlafen. Am Morgen waren wir gerade am Stadtrand angekommen - niemand hatte mehr einen Pfennig. Die anderen 3 wollten in einen Zug einsteigen, sich ganz oben im Zug verstecken. Ich wollte meinen Bruder in Berlin erreichen. Wir haben uns dann getrennt. Ich bin in die Stadt und habe einigen Menschen erklärt, daß ich meine Brieftasche verloren hätte und Geld zum Telefonieren bräuchte. Aber das hat nicht geklappt.
Dann habe ich gesagt, daß ich 2 Tage nichts gegessen und Hunger hätte. daraufhin bekam ich 2 DM und habe erstmal telefoniert. Ich habe meinen Bruder erreicht, und er hat mich abends nach Berlin gebracht. (...)