'Das ist doch die falsche Richtung, die Psychobullen stehen hinter dir...' 'Ach, der Heinemann ist nicht so richtig fotogen. Ich filme lieber die Holzplaktette!' |
Da nur wenige Leute die Radtour vorbereitet haben, waren diese vorwiegend mit organisatorischen Fragen vor Ort beschäftigt. Beispielweise war der Reader zur inhaltlichen Vorbereitung der TeilnehmerInnen erst zu Tourbeginn fertig.
Diese Gruppe recherchierte die Orte entlang der Grenze, wo der BGS Streife läuft bzw. mit Wannen die 30-km-Zone abfährt. Außerdem wurden unterwegs Interviews gemacht, u.a. in Aurith, einem Ort zwischen Frankfurt/Oder und Eisenhüttenstadt, wo immer wieder Flüchtlinge aufgefunden werden, die beim Versuch, die Oder zu überqueren, ums Leben kommen. Auf diese Art und Weise gelang es uns, einen, wenn auch oberflächlichen Eindruck von der Grenze zu bekommen. Vorteilhafter wäre es gewesen, mit noch mehr Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen und die Behauptungen einzelner, daß sie nichts hören und sehen würden, beharrlicher zu hinterfragen.
Es wurden Videoaufzeichnungen gemacht, die jedoch zum großen Teil wenig aufschlußreich und für eine Dokumentation kaum brauchbar waren. Nach dem Motto "Wild drauflos!" wurde alles gefilmt, was lief, schwamm oder flog. Leider hat es die Dokugruppe noch nicht geschafft, eine verwendbare Version zusammen zu schneiden.
2. Aktionsgruppe
zum anklicken... |
Trotz vieler vager Ideen kam die Aktionsgruppe nie so recht zum Zug. So gab es nächtliche Spaziergänge an der Grenze mit dem Ziel, die Situation vor Ort mitzukriegen und den BGS zu irritieren. Wurde das ersten Ziel im Ansatz erreicht, blieb der zweite Aspewkt aufgrund mangelnder Beteiligung unsererseits auf der Strecke. Über die politische Wirksamkeit solcher Aktionen kann also auch noch nichts abschließendes gesagt werden. So war insgesamt während unserer Tour mehr BGS präsent, so daß konkret vielleicht mehr Grenzübertritte vereitelt als ermöglicht wurden.
3. Theatergruppe
Leider interessierten sich für die Theatergruppe...
... nur die Zivi-bullen. |
Wir haben zahlreiche Informationen gesammelt über die Situation von Flüchtlingen und die Vorgehensweise des BGS im Grenzbereich. Wir haben in den Orten an der Grenze Gruppen und Menschen getroffen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen bzw. haben andere dazu angeregt (z.B. Flüchtlinge im Abschiebeknast in Görlitz zu besuchen). Uns hat die Fahrradtour ein realeres Bild der deutschen Ostgrenze vermittelt, als wir es vorher z.B. durch die Medien hatten. Nicht Mauern und Stacheldraht, sondern wie unbemerkt aus dem 30-km-Grenzstreifen herauszukommen, scheint hier das Problem zu sein. Wir haben einen Eindruck vom Erscheinungsbild diser Grenze gewonnen, die - auf den ersten Blick fast "beschaulich" - für Menschen auf der Flucht oft tödlich ist. Der BGS scheint hier ungehindert operieren zu können und diese Praxis könnten nur vielfältige Aktionen und permanente Beobachtungen mildern.
Wir haben unsere Erfahrungen an der Grenze nicht für uns behalten sondern in unseren Städten, auf Demos und in alternativen Medien weitergetragen und so andere für die Situation an der Ostgrenze interessiert. Wir konnten Kontakte untereinander und vor Ort für eine weiterführende Arbeit gegen die Grenze knüpfen.
Auf der Fahrradtour ist undurchsichtig geblieben, wie die Situation an der Grenze aus der Sicht der Flüchtlinge ist, genauso wenig wissen wir, wie es auf der polnischen Seite aussieht.
Es muß jedoch an dieser Stelle auch gesagt werden, daß wir unsere "Besuche" in den verschiedenen Orten vorher nicht angekündigt hatten - mit Ausnahme von Frankfurt/Oder und Cottbus, wo die Resonanz jedoch auch nicht größer war. Auch wäre es gut gewesen, mehr Informationsmaterial zu verteilen, z.B. wie Flüchtlinge konkret unterstützt werden können und darüber mit Leuten zu reden.
Während der Tour wurden fünf Presseerklärunen verschickt, die sowohl auf anstehende Aktionen aufmerksam machten als auch uns zugänglich gewordene Informationen über die Situation vor Ort verbreiten sollten. Leider nahm die Presse dieses "gewaltfreie" Angebot kaum an und widmete der Tour erst Aufmerksamkeit, als der BGS sich über einen nicht vereinbarten Grenzdurchbruch (Schlauchbootüberquerung der Oder) empörte. Ausschließlich die inzwischen als "kriminelle Vereinigung" verfolgte Zeitschrift "radikale" veröffentlichte Auszüge der Abschlußerklärung, welche der bürgerlichen Presse in die Hände gefaxt wurde. Allerdings spielte für viele auf der Tour die Pressearbeit nur eine untergeordnete Rolle. So gab es zu diesem Thema weder Diskussionen noch ein Konzept.
Ein besonders deutliches Beispiel für dieses Versäumnis war unser gemeinsamer Abend mit Flüchtlingen in Eisenhüttenstadt, die wir an der ZAST getroffen und spontan zum Abendessen in das dortige Gemeindezentrum eingeladen hatten. Der Abend wurde insofern ein Reinfall, als sich ein Großteil der Gruppe zurückzog und eine Handvoll GastgeberInnen mit etwa 50 Gästen allein ließ. Einige waren einfach müde und fühlten sich von der Situation überfordert, viele Frauen hatten keinen Bock auf die Anmache der ausschließlich männlichen Flüchtlinge. An dieser Stelle wäre es angebracht gewesen, innerhalb der Gruppe ein Gespräch über unsere Vorstellungen und Erfahrungen in der Arbeit mit Flüchtlingen zu führen und uns mit bestehenden Hierarchien zwischen Flüchtlingen und weißen Deutschen (Rassismus) und über den Umgang mit sexistischen Verhaltensweisen von Flüchtlingsmännern gegenüber Frauen auseinanderzusetzen.
Schade, daß diese und viele andere Gespräche ausblieben...
Also: Auf zur Grenze - die Grenzen auf!